Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Auf dem Weg zur Inklusion

Innenpolitik Auf dem Weg zur Inklusion

mane
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Re: Auf dem Weg zur Inklusion
geschrieben von mane
als Antwort auf Edita vom 03.09.2015, 11:10:55
Liebe Edita,

die verschiedenen Behinderungen/Schädigungen lassen sich schwer verallgemeinern und kaum vergleichen. Ob diese Menschen es merken oder sogar verstehen, hängt, wie Du schreibst, von dem Verhalten der Angehörigen ab - und gleichzeitig von der Form und dem Schweregrad der Behinderung.
Meiner Meinung nach wird das Gehirn eines Menschen mit starker geistiger Behinderung, nicht begreifen können, was mit ihm los ist. Was würde es bringen, wenn die Eltern es ihm versuchen zu vermitteln und sie gar nicht fähig sind, aus diesem Wissen einen Vorteil zu ziehen? Wenn sie nicht wirklich realisieren können, was es für sie bedeutet? Ist es da nicht besser, wenn sie sich um ihr Anderssein keine Sorgen machen müssen und in ihrer kleinen Welt soweit glücklich und zufrieden sind?

Ich denke, Du hast für Dich und Deine Tochter die richtige Entscheidung getroffen, weil sie in der Lage ist, damit umzugehen.

Der Gedanke, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam einen Platz inmitten der Gesellschaft haben, hat etwas sehr schönes für mich. Dann wäre Inklusion erreicht, weil anders sein normal wäre.
Doch sehe ich den Zeitpunkt noch nicht gekommen. Genau wie Förderschulen mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung z.Z. ihre Berechtigung haben, werden in den nächsten Jahren auch die Behindertenwerkstätten notwendig sein.

Ein Arbeitsplatz in einer Werkstatt ist sicher besser als arbeitslos zu sein und dauernd auf dem 1.Arbeitmarkt Ablehnung zu erfahren. Es geht natürlich auch darum, die Chancen des Einzelnen realistisch zu sehen und ihn nicht zu überfordern.

LG Mane
anjeli
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Mitglied

Re: Auf dem Weg zur Inklusion
geschrieben von anjeli
als Antwort auf mane vom 03.09.2015, 17:08:23
Mane,
ich habe heute morgen im WDR die Sendung "Eins zu eins" gesehen... Thema war
Inklusion...

Inklusion zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Ich fand das Gespräch interessant, denn es ging um die Kernfrage... ob das Glas halb voll ist oder halb leer ist... nach 6 Jahren...

Behinderung wird in 7 Klassen eingeteilt... und verschiedenen Gruppen profitieren von der Inklusion... andere wiederum nicht...

ich denke der Professor hat recht, wenn er sagt, dass es eine ganze Generation dauern kann, bis alles umgesetzt worden ist... ob wir es erleben werden?

Dann habe ich noch eine andere Anmerkung und Frage...

Was ist mit geistig behinderten Kinder, die keine Reinlichkeitserziehung vom Elternhaus bekommen haben...?
was ist mit Jungen in der Vorpubertät und Pubertät, die einen natürlichen Bedürfnis nachgehen... ihre Hose runterlassen und sich während des Unterrichts befriedigen...?
ich spreche aus den Erfahrungen meiner Freundin, die an einer Schule für
geistig Behinderte Kinder tätig war...

ich denke, sie hätte sich eine Schülerin wie Mausi ist, gerne gewünscht...
nicht alle Eltern können und wollen das leisten, was Edita geleistet hat... und immer noch leistet...

Deshalb denke ich Inklusion ja - aber immer mit Abstrichen...

anjeli
mane
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Re: Auf dem Weg zur Inklusion
geschrieben von mane
als Antwort auf anjeli vom 07.09.2015, 18:45:44
Liebe Anjeli,

danke für das interessante Interview. Wie Professor Kleem ausführt, ist zwar der Anteil der inkludierten Kinder von 18 auf 33% gestiegen, was aber nicht zu einer geringeren Anzahl in den Förderschulen geführt hat. Er meint: "Die Kinder werden immer schwieriger". Die Umstände, wie Kinder aufwachsen, hätten sich geändert.
Die Inklusion funktioniert immer weniger, je älter die Kinder werden.

Die weiteren Themen, die Du ansprichst, sind für Lehrer nicht so leicht zu händeln - da völlig ungewohnt. Aber auch damit lässt sich umgehen und sollte kein Hinderungsgrund für Inklusion sein.
Den betreffenden Schülern kann ein Helfer an die Seite gestellt werden, der pflegerische Tätigkeiten übernimmt. Diese Hilfen werden jedoch die wenigsten benötigen.

Raul Krauthausen bewältigt sein Leben auf bemerkenswerte Weise. Er hat für 12 Stunden am Tag einen Assistenten an seiner Seite, der Dinge für ihn erledigt, die er nicht leisten kann. Er wohnt in Berlin in einer WG mit Menschen zusammen, die keine Behinderung haben.
Seit fast 20 Jahren arbeitet er Vollzeit, darf jedoch nicht mehr als knapp 700€ verdienen und nicht mehr als 2600€ ansparen. Sonst müsste er die Assistenz, auf die er angewiesen ist, selber bezahlen. Um das zu ändern, arbeitet er mit am sog. Bundesteilhabegesetz, welches Menschen mit Behinderung befähigen soll, ein selbstbestimmtes Leben zu führen - mitten in der Gesellschaft.

"Ich bin ein bisschen anders und beim Anderssein stets humorvoll", sagt der Autor und Aktivist Raúl Aguayo-Krauthausen. Der 34-Jährige kam mit der Glasknochenkrankheit zur Welt. Er wünscht sich ein echtes, soziales Miteinander: in der Schule, auf der Arbeit, im Alltag. Krauthausen hat daher den Verein Sozialhelden gegründet. Das Ziel: So vielen Menschen wie möglich zeigen, wie sie unverkrampft mit Behinderungen umgehen.
geschrieben von Raul Krauthausen




LG Mane

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Edita
Edita
Mitglied

Re: Auf dem Weg zur Inklusion
geschrieben von Edita
als Antwort auf anjeli vom 07.09.2015, 18:45:44

Was ist mit geistig behinderten Kinder, die keine Reinlichkeitserziehung vom Elternhaus bekommen haben...?
was ist mit Jungen in der Vorpubertät und Pubertät, die einen natürlichen Bedürfnis nachgehen... ihre Hose runterlassen und sich während des Unterrichts befriedigen...?
ich spreche aus den Erfahrungen meiner Freundin, die an einer Schule für geistig Behinderte Kinder tätig war...
Deshalb denke ich Inklusion ja - aber immer mit Abstrichen...
anjeli


Liebe Anjeli,

" Erziehung vom Elternhaus mitbekommen " das ist so eine Sache.......
natürlich muß man geistig behinderte Kinder erziehen, ich habe z.B. bei Mausi viel strenger und eindringlicher auf " gute Erziehung und Sauberkeit geachtet " als bei meinem Sohn, weil meine Einstellung war und auch immer noch ist, daß die Umgebung mehr Lust, Nachsicht und Geduld für ein geistig behindertes Kind aufbringen wird, wenn es zumindest in Teilen nicht zu sehr abweicht von den Normen, also " bitte " und
" danke " ging sprachlich nicht, aber ein stimmlich erfreutes Grunzen mit strahlendem Gesicht und hypnotisierendem Augenaufschlag, am Tisch ruhig sitzen und sauber essen ohne zu schmatzen und zu sabbern war schwierig, aber mit viel Geduld und Spielerei, klappte das auch, sogar ziemlich altersgemäß, was sehr schwierig für mich war, war das " Sauberkriegen ", und ohne meinen Vater hätte ich das vielleicht nicht geschafft, " das " - damit hat sie ihm ein Geschenk gemacht, pünktlich zu ihrem 8. Geburtstag, damit Opi sie besuchen kommt, er hat ihr nämlich gesagt, daß er nicht so gerne kommen mag, weil sie immer so stinkt, wenn sie die Hosen voll hat ! Schwupps - war sie sauber.......aber Opi war wieder weg, und alles fing von vorne an, aber dann war Opi am Telefon so traurig und hat geweint , daß sie es sich doch anders überlegt hat, und endlich sauber blieb!
Das war wirkliuch eine schwere Geburt!

Ich persönlich denke, daß Inklusion nur Sinn macht, wenn Eltern auch und zu allererst versuchen, ihr Kind in die häusliche Umgebung mit allem Wenn und Aber zu inkludieren, dann ist Inklusion auch in einer erweiterten Gesellschaft möglich, aber daran hapert es halt auch sehr oft!

Edita
mane
mane
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Re: Auf dem Weg zur Inklusion
geschrieben von mane
als Antwort auf anjeli vom 07.09.2015, 18:45:44
Mane,
Dann habe ich noch eine andere Anmerkung und Frage...
was ist mit Jungen in der Vorpubertät und Pubertät, die einen natürlichen Bedürfnis nachgehen... ihre Hose runterlassen und sich während des Unterrichts befriedigen...?
ich spreche aus den Erfahrungen meiner Freundin, die an einer Schule für
geistig Behinderte Kinder tätig war...
Deshalb denke ich Inklusion ja - aber immer mit Abstrichen...
anjeli
geschrieben von anjeli


Anjeli,
das Thema Sexualität und Behinderung ist umstritten und wohl das letzte Tabu in der Behindertenarbeit. Auch Menschen mit einer geistigen Behinderung, ich denke, um die geht es in Deiner Frage, haben sexuelle Wünsche. Dürfen wir Ihnen diese absprechen oder sie daran hindern sie auszuleben? Geschieht das, verschwinden sie nicht einfach und die Menschen werden darunter leiden, sich möglicherweise selbst verletzen oder jene belästigen, die sich um sie kümmern.

Im folgenden Bericht erzählt die Mutter eines autisischen Jungen, über dessen sexuelle Bedürfnisse und welche Lösung sie für ihn gefunden hat.
"Satt und sauber" reicht nicht - Sexualität und menschliche Nähe sind etwas Normales.
Eine Sexualbegleitung gibt ihm, in Grenzen, das, was ihm gut tut.

Was tun mit diesem Wunsch?

Mane
Edita
Edita
Mitglied

Re: Auf dem Weg zur Inklusion
geschrieben von Edita
als Antwort auf mane vom 08.09.2015, 13:37:45
Mane,
Dann habe ich noch eine andere Anmerkung und Frage...
was ist mit Jungen in der Vorpubertät und Pubertät, die einen natürlichen Bedürfnis nachgehen... ihre Hose runterlassen und sich während des Unterrichts befriedigen...?
ich spreche aus den Erfahrungen meiner Freundin, die an einer Schule für
geistig Behinderte Kinder tätig war...
Deshalb denke ich Inklusion ja - aber immer mit Abstrichen...
anjeli
geschrieben von mane


Anjeli,
das Thema Sexualität und Behinderung ist umstritten und wohl das letzte Tabu in der Behindertenarbeit. Auch Menschen mit einer geistigen Behinderung, ich denke, um die geht es in Deiner Frage, haben sexuelle Wünsche. Dürfen wir Ihnen diese absprechen oder sie daran hindern sie auszuleben? Geschieht das, verschwinden sie nicht einfach und die Menschen werden darunter leiden, sich möglicherweise selbst verletzen oder jene belästigen, die sich um sie kümmern.

Mane
geschrieben von anjeli


Upps Anjeli und Mane, das ist ein ganz, ganz heikles Thema......und überhaupt nicht einfach zu beantworten, und wie ich finde, schon gar nicht hauptsächlich unter dem Aspekt,
" auch geistig Behinderte haben ihre sexuellen Bedürfnisse " oder wie Du schriebst Mane ihre " sexuellen Wünsche "!
Von vornherein muß man mal beachten, daß geistig behinderte Menschen genau so verschieden sind wie nicht Behinderte, und das trifft natürlich auch auf die Sexualität und ihre Ausprägung zu, Sexualität ist als solche nicht angeboren, sondern ist eine, ich sage mal, " angelernte " Praxis und Technik ", die hauptsächlich während der Kindererziehung und der Pubertät stattfindet, da lernen alle Menschen, egal ob behindert oder nicht und je nach Einstellung der Eltern, was
" pfui " und was " ganz normal " ist! Nicht geistig Behinderte gehen dann während oder nach der Pubertät selber auf Entdeckungsreise und beschaffen sich auch selber
" Infomaterial ", unterhalten sich mit
" Schonganzgenauwissenden " Gleichaltrigen oder Älteren,..... zur weiteren Aufklärung und auch zum Probieren,...... das ist der normale Weg, um auf den Geschmack von Sexualität zu kommen, oder nicht?
Geistig Behinderte können diesen Weg aber nicht gehen, sie bleiben vor der Tür der Sexualität stehen, und wenn man sie nicht durch diese Tür führt, bleibt Sexualität für sie ein unbedeutendes Thema, aber ........das bedeutet nicht, daß sie
nicht wissen, was Schwärmen, Freundschaft, Zärtlichkeit, Geborgenheit, etc. ist, und das auch einfordern, und hier ist es wichtig, wie man damit umgeht, das hat nämlich mit aktiver Sexualität reineweg gar nichts zu tun!
Als Mausi ihren 1. Freund hatte, hat mich sein " Hausvater ", das war der erste Betreuer des betreuten Wohnens, angerufen und mich gefragt, was ich davon hielte, daß die zwei sich verloben, denn dann könnten sie auch mal miteinander schlafen, ich bin aus allen Wolken gefallen, mein Mann auch, und dann habe ich ihm gesagt, daß er nicht alle Tassen im Schrank hat, und er solle sich einen Porno kaufen und sich dran hochziehen, also aktive Sexualität bei geistig Behinderten wird sehr oft von nicht Behinderten Erwachsenen provozierend eingefordert oder angelernt, ein beliebter Spruch ist auch, auch bei Betreuern, " die können und sollen's ja auch nicht durch die Rippen schwitzen ", und in Wirklichkeit befriedigen sie damit ihre eigene voyoristisch geprägte Sexualität!
Ich sage nicht, daß es nicht auch geistig behinderte Menschen gibt, die ihre aktive Sexualität von ganz alleine entdecken, und wenn sie das tun, dann soll man sie auch unterstützen, daß sie es in ihr Leben mit einbeziehen dürfen und können, aber in der Regel haben sie mit aktiver Sexualität nichts am Hut!

Edita

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mane
mane
Mitglied

Re: Auf dem Weg zur Inklusion
geschrieben von mane
als Antwort auf Edita vom 08.09.2015, 18:04:32
Hallo Edita,

In der »UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit
Behinderungen«, die seit 2009 auch für Deutschland gilt, wurde das
Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und das Recht auf Privatsphäre für
Menschen mit Behinderungen bekräftigt. Diese haben die gleichen
Rechte wie alle Menschen
pro familia

Sexualität ist als solche nicht angeboren, sondern ist eine, ich sage mal, " angelernte " Praxis und Technik ", die hauptsächlich während der Kindererziehung und der Pubertät stattfindet, da lernen alle Menschen, egal ob behindert oder nicht und je nach Einstellung der Eltern, was
" pfui " und was " ganz normal " ist!


Noch vor ein bis zwei Generationen wurde Sexualität (besonders nach christlichen Vorstellungen) als etwas "Unreines" bewertet. Ich erinnere mich noch an Aussprüche meiner Schwiegermutter im Umgang mit meinen Kindern was in ihren Augen alles "Pfui" und "Bäh" sei und hatte deswegen manchen Disput mit ihr. Ich konnte ihre antiquierten Vorstellungen nicht teilen und heutzutage sehen die jungen Eltern die Sexualität ihrer Kinder zum Glück viel ungezwungener.
Man weiß heute, dass Sexualität angeboren ist. Sie zeigt sich, wenn auch sehr unterschiedlich, in jedem Alter. Das Erleben und Erkunden der Sexualität gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen.

Geistig Behinderte können diesen Weg aber nicht gehen, sie bleiben vor der Tür der Sexualität stehen, und wenn man sie nicht durch diese Tür führt, bleibt Sexualität für sie ein unbedeutendes Thema, aber ........das bedeutet nicht, daß sie
nicht wissen, was Schwärmen, Freundschaft, Zärtlichkeit, Geborgenheit, etc. ist, und das auch einfordern, und hier ist es wichtig, wie man damit umgeht, das hat nämlich mit aktiver Sexualität reineweg gar nichts zu tun!


Geistig behinderte Jugendliche, die in die Pubertät kommen, können die Veränderungen ihres Körpers nicht einschätzen und brauchen dazu die Hilfe der Eltern und Lehrer. Sexualerziehung steht bei jedem Schultyp im Lehrplan.
Wie kommst Du darauf, dass diese Kinder nichts von "aktiver Sexualität" wissen wollen? Auch sie haben verstärkt einsetzende Hormonprduktion in der Pubertät. Ihre körperliche Entwicklung verläuft altersgemäß und lässt sich nicht verleugnen.
Auch für sie ist Sexualaufklärung wichtig, ebenso bei Mädchen der Gang zur Frauenärztin. Ich denke, das siehst Du auch so.

Dass geistig behinderte Mädchen häufiger zu Opfern sexueller Gewalt werden als nicht behinderte, ist richtig. Das ist jedoch eher bei nicht aufgeklärten jungen Menschen der Fall, die überbehütet und zum Gehorsam erzogen werden. (siehe den oben eingestellten Link über "Sexualität und geistige Behinderung von pro familia)

Gruß Mane
Edita
Edita
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Re: Auf dem Weg zur Inklusion
geschrieben von Edita
als Antwort auf mane vom 08.09.2015, 19:40:36

Geistig behinderte Jugendliche, die in die Pubertät kommen, können die Veränderungen ihres Körpers nicht einschätzen und brauchen dazu die Hilfe der Eltern und Lehrer. Sexualerziehung steht bei jedem Schultyp im Lehrplan.
Wie kommst Du darauf, dass diese Kinder nichts von "aktiver Sexualität" wissen wollen? Auch sie haben verstärkt einsetzende Hormonprduktion in der Pubertät. Ihre körperliche Entwicklung verläuft altersgemäß und lässt sich nicht verleugnen.
Gruß Mane
geschrieben von mane


Mane - die Pubertät eines jeden Menschen dient doch zur Persönlichkeitsfindung, auf sexueller Basis, auf sozialer Basis und auf psychischer Basis. Sexuelle Reife geht aber einher mit der Entwicklung der Persönlichkeit, und weil bei geistig Behinderten oftmals das Sexual-Alter nicht mit dem Intelligenz-Alter übereinstimmt, ergibt sich die Diskrepanz zum Sexualverhalten! Wie Du schon geschrieben hast, die körperliche Entwicklung ist da, oder sogar abgeschlossen, aber die geistige Retardierung hat die Intelligenz auf Höhe eines Zweitklässlers ausgebremst! Und.......hat ein Zweitklässler Lust auf Sexualität? Und.....zur sexuellen Reife gehört auch die psychische Reife, für geistig Behinderte ist aber das Erlangen der psychischen Reife äußerst schwierig, manchmal auch unmöglich!
Nun - Gottseidank gibt es auch geistig Behinderte, die die Prozesse zur Persönlichkeitsfindung mit Bravour gemeistert haben, und denen wünsche ich auch ein erfülltes Sexualleben, wenn es sein muß auch auf Rezept!

Edita
Klaro
Klaro
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Re: Auf dem Weg zur Inklusion
geschrieben von Klaro
als Antwort auf Edita vom 08.09.2015, 21:19:18
Und.......hat ein Zweitklässler Lust auf Sexualität?


Hallo Edita,

ich denke schon. Auch Kleinkinder verspüren Gefühle im sexuellen Bereich, viele Mütter eines Buben können darüber berichten und viele Kindergartenkinder und dann aufwärts wissen genau, wo sie sich tolle Gefühle verschaffen können.
Es ist halt nicht die Sexualität, die reife Menschen betreiben, sondern eben eine kindliche.

Klaro
mane
mane
Mitglied

Re: Auf dem Weg zur Inklusion
geschrieben von mane
Hallo Klaro,

so sehe ich das auch. Darüber hinaus denke ich, dass nicht nur Jungen, sondern auch Mädchen sexuelle Gefühle haben und sie ausleben.

Hallo Edita,

Du hast recht, die körperliche Reife von geistig behinderten Menschen geht der Persönlichkeitsfindung voraus, die manchmal sogar auf dem Stand eines Kindes stehen bleibt. Dies wird sie jedoch nicht daran hindern, sich sexuell betätigen zu wollen. Sind es noch Kinder, geschieht das über Selbstbefriedigung (falls sie dazu körperlich in der Lage sind). Erwachsene werden Sehnsucht nach einem Partner verspüren, was nicht immer zu realisieren ist.

Anjeli ist für eine Inklusion "mit Abstrichen". Sie hat Bedenken, weil "Jungen in der Vorpubertät und Pubertät" manchmal im Unterricht "einem natürlichen Bedürfnis nachgehen" und sich selbst befriedigen. Ich habe von solchen Vorkommnissen auch durch meinen Sohn gehört, der als Heilpädagoge arbeitet.

Seiner Meinung nach, sind solche Situationen ein Zeichen dafür, dass diese Kinder nicht rechtzeitig aufgeklärt wurden und ihnen zu Hause evtl. zu wenig Privatsphäre gelassen wird. Ihnen sollte vermittelt werden, dass Selbstbefriedigung völlig normal ist, aber nicht in die Öffentlichkeit gehört, sie aber zu Hause ihren Körper erkunden dürfen.
Ich verstehe, dass dieses Thema für viele Eltern unangenehm ist und sie es am liebsten totschweigen würden. Dann könnte eine sexualpädagogische Unterstützung hilfreich sein, die mit dem Jugendlichen/Erwachsenen Gespräche führt und Fragen beantwortet.

Gruß Mane

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