Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Auf dem Weg zur Inklusion

Innenpolitik Auf dem Weg zur Inklusion

bukamary
bukamary
Mitglied

Re: Behindertenfeindlichkeit
geschrieben von bukamary
als Antwort auf olga64 vom 25.08.2015, 17:17:04
Olga,
mit Ihrem Beitrag exkludieren Sie fast schon die Menschen mit Handicap Es war familiär gut eingebunden, finanziell befand er sich damals schon in einer anderen Liga wie viele andere mit Handicap. Beruflich war er fest verankert und konnte seinen Job weitermachen. Dazu hatte er noch einen Promibonus.
Wissen Sie eigentlich wie viele Menschen mit Handicap, deren Angehörigen immer wieder z.B. um Hilfen, Behandlungen kämpfen müssen, sich dem zermürbenden Auseinandersetzungen mit den KV´s und anderen Versicherungen, dem Jobcenter oder dem Sozialamt stellen müssen um einfach die Dinge zu bekommen, die ihnen das Leben erleichtern und vielleicht sogar erst die Inklusion ermöglichen?
Längst nicht jeder hat die Kraft diese Auseinandersetzungen durchzustehen. So ganz nebenbei braucht jeder mit einer Behinderung einiges an Kraft,um mit seinem Handicap klar zu kommen.

bukamary
olga64
olga64
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Re: Behindertenfeindlichkeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf bukamary vom 25.08.2015, 22:41:38
Ich höre z.B. von körperlich Behinderten, dass diese das Beispiel Schäuble oft als motivierend für sich selbst empfinden, nicht aufzugeben und weiterzumachen.
Gerade bei Schäuble und den Intrigen seines früheren Idols Kohl und teilweise auch Frau Dr. Merkel bewundere ich die grosse Kraft, die dieser Mann in seinem politischen Leben bis heute aufbringt.
ABer ich hätte es natürlich wissen müssen: sage nie ein gutes Wort über einen aktiven Politiker, auch wenn dieser behindert ist. Politiker kommen in unserem Land erst in den Genuss guter Worte, wenn sie fast 100 Jahre alt sind,bzw. gestorben.
Bei lebenden werden sich sofort die Truppen der Politikerbeschimpfer rüsten, ohne Ansehen der Person eines Politikers.
Schon ziemlich lächerlich manchmal. Olga
Gillian
Gillian
Mitglied

Re: Behindertenfeindlichkeit
geschrieben von Gillian
als Antwort auf olga64 vom 26.08.2015, 17:35:13
Hier wurde kein Politiker beschimpft.
Das Attentat auf Herrn Dr. Schäuble vor 25 Jahren hat wohl jeden Bundesbürger entsetzt und erschüttert, und wie er sein weiteres Leben mit der Behinderung meisterte wird auch jeder anerkennen.
Es wurde hier lediglich zum Ausdruck gebracht, dass er es leichter hatte als jemand aus der großen Masse der Bevölkerung.
Wie viel Bürokratie und Hindernisse ein behinderter Mensch überwinden und bewältigen muss, um einigermaßen normal leben zu können, wurde ebenfalls von Usern zum Ausdruck gebracht, die es besser wissen als Frau Olga.
Den Sinn eines Diskussionsthemas zu erfassen ist nicht jedem gegeben, aber mit etwas Einfühlungsvermögen erlernbar.
Gi.

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mane
mane
Mitglied

Re: Behindertenfeindlichkeit
geschrieben von mane
Nur ein Kind mit Behinderung

Ihre Mutter und ihr Bruder Ben wissen, dass Lotta so einiges kann: sitzen, sehen, „Mama“ sagen. Ben denkt sogar, Lotta habe Superkräfte.
Doch andere sehen oft nur ein Kind mit Körper- und Sehbehinderung. Sogar die Frage, ob Lotta – in Zeiten der Vorsorgeuntersuchungen, Pränataldiagnostik und Abtreibungen – überhaupt eine Daseinsberechtigung, hat steht im Raum:

»Wann hat man das denn festgestellt?«
»Die Fehlbildung? Im neunten Monat, 33. Woche.«
»War es da zu spät?«
»Wofür?«
»Um was dagegen zu machen.«
»Das kann man nicht im Mutterleib operieren.«
»Nein, aber…«


Nur ein Kind mit Behinderung
Edita
Edita
Mitglied

Re: Behindertenfeindlichkeit
geschrieben von Edita
als Antwort auf olga64 vom 26.08.2015, 17:35:13
Ich höre z.B. von körperlich Behinderten, dass diese das Beispiel Schäuble oft als motivierend für sich selbst empfinden, nicht aufzugeben und weiterzumachen.
Olga


Das halte ich für ein an den Haaren herbeigezogenes und unhaltbares Gerücht! Jüngere, an den Rollstuhl gefesselte Leute, werden sich wohl eher an Samuel Koch orientieren, der wie jedermann weiß, vom Halswirbel an abwärts gelähmt ist, oder an Rumer Willis oder an Michael Teuber usw.!

Gerade bei Schäuble und den Intrigen seines früheren Idols Kohl und teilweise auch Frau Dr. Merkel bewundere ich die grosse Kraft, die dieser Mann in seinem politischen Leben bis heute aufbringt.
geschrieben von Olga


Ohne Zweifel haben Sie da Recht, aber......diese zwei Personen, Kohl und Merkel werden sich gehütet haben, Schäuble wegen seiner Behinderung zu mobben oder zu diskriminieren, und ......auch die Krankenkassen werden sich in dem Fall gehütet haben, irgendwelche Hilfsmittel oder Maßnahmen anzuzweifeln und zu streichen, wird bei Samuel Koch übrigens auch so gewesen sein, denn sein Unfall geschah ja spektakulär vor einem Millionenpublikum! Aber........nicht jeder Behinderte wird so vorzüglich von den Krankenkassen betreut, da gibt es sehr, sehr viele unrühmliche und diskriminierende Fälle, einige wurden mal bei Maischberger aufgezeigt, .......und darum geht es, es geht um Leute, die nicht bekannt oder berühmt sind, die in der Öffentlichkeit keinen Namen haben, und auch nicht von öffentlichem Interesse sind, denn da passieren oftmals die Schweinereien!
ABer ich hätte es natürlich wissen müssen: sage nie ein gutes Wort über einen aktiven Politiker, auch wenn dieser behindert ist. Politiker kommen in unserem Land erst in den Genuss guter Worte, wenn sie fast 100 Jahre alt sind,bzw. gestorben.
geschrieben von Olga


Das ist einfach nur lächerlich was Sie da von sich geben, und zeigt Ihr verletztes Ego, wenn man Ihnen sachlich fundiert auf Ihre teilweise sehr unsachlichen und fadenscheinigen Statements antwortet und sie richtigstellt! Denn Egon Bahr zum Beispiel, den ich immer sehr schätzte, taten sie einfach ab mit " Adlatus " von Willy Brandt, und erklärten mir, was der Begriff bedeutet, " vergaßen " dabei aber auch zu erwähnen, daß man diesen Begriff heutzutage nur noch benutzt, wenn man jemand lächerlich machen will!

Jegliche Kritik an Politikern immer nur mit
" Politikerbeschimpfung " abzutun, zeigt mir, daß Sie es für eine unerhöhrte Zumutung halten, wenn man Sie, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, bittet!

Edita
mane
mane
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Re: Behindertenfeindlichkeit
geschrieben von mane
als Antwort auf Edita vom 22.08.2015, 17:59:02

Ganz offene Diskriminierung unserer geistig behinderten Tochter habe ich zwei mal erlebt, das erste Mal wie gesagt von den Ärzten, und das zweite Mal von einem heute berühmten Fernseh - und Sternekoch, damals war das in seinem allerersten eigenen Restaurant und er hatte noch keinen Stern,
und das dritte aber versteckte Mal war ganz eindeutig vor 2 Jahren in der damaligen Werkstatt, als man sie " bearbeitete ", um sie dann als nicht gruppenfähig einstufen zu können, um sie in einer " Pflegegruppe " der eigenen Kranken- und Rentenversicherung berauben zu können, aber die eigene Kasse wegen des höheren staatlichen Pflegezuschusses aufbessern zu können!
Edita


Liebe Edita,

neben den offenen, für (fast) jeden erkennbare Diskriminierungen, gibt es noch die kleinen Stiche, die den behinderten Menschen, aber auch die Angehörigen verletzen können. Diese geschehen oft aus Unwissenheit und Gedankenlosigkeit und sind meistens gar nicht böse gemeint.

In dem oben eingestellten Link erzählt Sandra Roth im Video von ihrer blondgelockten, gerne Pizza essenden, im Rollstuhl sitzenden Tochter Lotta und deren fußballbegeisterten Bruder Ben.
Sie spricht von den Menschen, denen sie begegnen und wie diese auf ihre Tochter reagieren: Die einen gaffen, die anderen gucken weg, um nicht zu gaffen, wieder andere zeigen Mitleid und dann gibt es noch die, die auf ein Lächeln von ihr zurück lächeln.

Am unangenehmsten sind ihr die Menschen, die mitleidig sind. Sie meint: "Mitleid ist immer von oben, wie Schadenfreude - nur umgedreht."

Empfindest Du das auch so? Wie geht Deine Tochter damit um?

Gruß Mane

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mane
mane
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Re: Die Grenzen der Inklusion
geschrieben von mane
als Antwort auf Mareike vom 22.08.2015, 08:58:34
Wer über Inklusion spricht, kommt nicht daran vorbei über diese Grenzen zu sprechen, mitunter ist dies fast schon ein Tabu - dabei gibt es Barrieren noch und nöcher.
Schon die Tatsache, dass man nur mitreden kann, in dem man sich darauf beruft, was die Nachbarin, die Lehrerin ist, dazu zu sagen hat, zeigt, dass über vielen Jahren "erfolgreich" ex-kludiert wurde.

Es ist kaum möglich diese Thematik einigermaßen "salopp" zu erörtern,
salopp im Sinne von locker, DonRWetter hat das aus meiner Sicht gut hingekriegt. Ich schaffe das nicht.

Deshalb verlinke ich mal wieder.

Wo liegen die Grenzen der Inklusion?

Zitat:
"Wo liegen die Grenzen der Inklusion?

Die Barrieren liegen in den Köpfen der Menschen, die die Inklusion nicht wollen und in der Gliederung des Bildungssystems. Diese Barrieren muss man Stück für Stück beseitigen. Die Inklusion an sich hat keine Grenzen. Der Begriff Inklusion schließt ja gerade Grenzen aus! Inklusion bestreitet die Existenz von zwei Sorten Menschen, nämlich von behinderten und nichtbehinderten Menschen. An die Stelle der Dichotomie „normal“ versus „behindert“ tritt in der inklusiven Schule die Anerkennung der Vielfalt der Kinder."
Mareike


Liebe Mareike,

sind die Grenzen der Inklusion auch erreicht, wenn es um Kinder geht, die umfangreiche körperliche und geistige Behinderungen haben? Ich bin mir da unschlüssig.
Es gibt Länder, z.B. das Vorbild Italien, wo alle Schüler gemeinsam in Regelschulen unterrichtet werden - und das seit über 35 Jahren. Damals wurde, im Rahmen einer Schulreform beschlossen, Sonderschulen zu schließen, weil auch Kinder mit Behinderung mitten in die Gesellschaft gehörten.
Das ging/geht nicht ohne Konflikte ab, doch man lernte aus Fehlern und kann es sich heute nicht mehr anders vorstellen. Auch dort werden Kinder, die anders sind, geärgert. Diese lernen jedoch in diesem Umfeld sich Situationen zu stellen, die sie in Sonderschulen so nie kennengelernt hätten. Auch wenn die Kinder manchmal nur dabeisitzen, ist dieses Zuschauen und passive Lernen nicht zu unterschätzen.

Mareike, in Deinem Link macht Prof. Dr. Wocken von der Uni Hamburg den einen Vorschlag, den ich gut finde. Er empfiehlt, die Förederschulen für Lernen. Sprache und Verhalten aufzulösen und alle Kinder gemeinsam in einer allgemeinen Schule zu unterrichten.
In den Förderschwerpunkten Sehen, Hören, körperliche und motorische, sowie geistige Entwicklung, sollten auf absehbare Zeit weiterhin Förderschulen erhalten bleiben.

Gruß Mane
olga64
olga64
Mitglied

Re: Behindertenfeindlichkeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf Edita vom 27.08.2015, 10:45:00
Der Unterschied zwischen Samuel Koch und Herrn Schäuble besteht darin, dass sich der junge Samuel Koch freiwillig in Gefahr begeben hatte und bitter dafür bezahlen musste. Bei Herrn SChäuble war es ein politischer Attentäter - er hätte sich davor nie schützen können.
Mit den "jüngeren " BEhinderten, die sich Herrn Schäuble zum Vorbild nehmen, meinte ich die ca 30 - 40-jährigen, deren Zukunftsperspektive nicht eine wie auch immer geartete Schauspielertätigkeit oder TV-Auftritt sind. Diese Leute haben studiert und arbeiten mittlerweile als Juristen, Betriebswirte usw. - ein Motiv, hier nicht aufzuhören, war Herr Schäuble und sein Berufsweg bis heute.
Er ist immerhin 72 Jahre alt und spielte nach dem Attentat mit dem Gedanken, sich umzubringen. Kürzlich kam eine sehr gute Doku über ihn und sein Leben von Herrn Llamby, die mich sehr nachdenklich stimmte.
Aber Sie, liebe Edita, werden sicherlich wieder viele Gegenargumente zu meiner mir zustehenden persönlichen Meinung haben. Ich werde mich aber weigern, darauf bis aufs Detail einzugehen -. Olga
mane
mane
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Re: Behindertenfeindlichkeit
geschrieben von mane


Hier liegt wohl wieder mal die "Goldwaage" rum!
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Die Grenzen der Inklusion
geschrieben von Mareike
als Antwort auf mane vom 27.08.2015, 15:08:47

sind die Grenzen der Inklusion auch erreicht, wenn es um Kinder geht, die umfangreiche körperliche und geistige Behinderungen haben? Ich bin mir da unschlüssig.
geschrieben von Mane

Liebe Mane,
versuchen wir den Faden wieder aufzugreifen:
Inklusion bedeutet im Grunde, das es keine Grenzen gibt, keine Grenzen weil alle Mensch sind ... so einfach ist das.

Kinder sind da sehr unkompliziert, solange sie nicht verbogen wurden durch fragwürdige Erziehungs- und Bidungs-maßnahmen, welche nur oder vorwiegend auf Leistung ausgerichtet sind.

So erklärt es sich auch, dass Inklusion in Kindergärten gut gelingt, vorausgesetzt das Personal ist offen dafür.

In den Regelschulen mit einseitiger Ausrichtung auf intellektueller Leistung kann es nicht funktionieren.
Da darf allenfalls in den Pausen mal gelacht und gespielt werden.
Gegenseitiges Helfen in allen Bereichen?! Vielleicht hier und da mal, aber eher als Ausnahme.

Das Einhalten des Lehrplans hat Priorität.

Stände "das Lernen fürs Leben (für alle Lebensbereiche, auch in emotionaler und sozialer Hinsicht)" an erster Stelle, dann gäbe es die Frage nicht, ob Grenzen der Inklusion erreicht sind, wenn es um Kinder geht, die umfangreiche körperliche und geistige Behinderungen haben.
Dann gäbe es womöglich auch den Begriff "unterstützte Kommunikation" nicht, weil das alltägliche Zusammensein in irgendeiner Form ein gemeinsames Verständigungssystem hervorbringt.

Für alle Kinder gilt folgendes: Was Wirtschaft und Bildungseinrichtungen als optimale Erziehung verkaufen, hat nur wenig mit den Bedürfnissen der Kinder zu tun.
Mit großer Leidenschaft appelliert Herbert Renz-Polster (Kinderarzt assoziierter Wissenschaftler am Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg) an Eltern, sich einzumischen, ihr eigenes Denken und Handeln zu überprüfen – bevor das ökonomische System das Leben von Kindern und Familien vollends bestimmt.

Je mehr sich Staat und Gesellschaft den Märkten unterwerfen,desto größer wird der Druck auf unsere Kinder

LG
Mareike

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