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Innenpolitik Bildungswesen auf dem Prüfstand

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von Tina1
als Antwort auf Elmos vom 06.05.2018, 08:46:33
Hallo Edita,

ich glaube, das Benotung eigentlich nur den Schülern etwas bringt, bei denen die angeborene Lernbegeisterung schon in bestimmte Bahnen gelenkt wurde - und die schon nicht mehr von dem Stoff "per se" angezogen und animiert werden sondern die schon so weit "versaut" sind dass sie einen aufgesetzten Leistungsrahmen brauchen um sich zu engagieren und das halte ich persönlich für nicht richtig und nicht förderlich.
Hausaufgaben - nein, ich glaube nicht, dass sie für jedes Kind positiv sind - im Gegenteil. Natürlich ist es sinnvoll und positiv Stoff noch einmal zu wiederholen, aber das muss meines Erachtens nach keineswegs als Hausaufgabe erledigt werden. ICH habe auch Feierabend wenn ich die Arbeit verlassen habe. Und ich finde das Kinder das auch haben sollen. Also Stunden und Tage die nur ihnen gehören und in denen sie genau das tun können was sie tun möchten, sich mit Freunden treffen, mit der Katze schmusen, am Rechner abhängen, lesen, vor der Glotze sitzen... was auch immer. Aber - wenn ich mir den Stundenplan von manchem Kind so anschaue, dann kann ich nur mit den Ohren wackeln, schon Grundschulkinder müssen teilweise nach der Schule noch stundenlang nacharbeiten, vorarbeiten und haben nebenbei natürlich noch Sportunterricht, Musikunterricht, Logopaedie, und viele Kinder mit Migrationshintergrund zusätzlich Spanisch, Russisch, Arabisch oder Koranunterricht am Nachmittag/Wochenende.
Ob mit oder ohne helfende Eltern - auch Kinder sollten (viel) Zeit haben die gänzlich unverplant und frei ist. Und da finde ich es sinnvoll wenn die Nacharbeitung des Stoffes während der Schulstunden geschieht - allerdings bin ich auch eine grosse Anhängerin von Ganztagsschulsystemen, da dort wirklich alle Kinder die gleichen Möglichkeiten und Chancen erhalten dann in Ruhe noch mal durch den Stoff zu gehen und weil sie dann NACH der Schule einfach Zeit für sich selber haben.
Das "generelle Versagen" von Schülern halte ich für herbeigeredet, ich sehe dass die Kinder heute auch ne Menge lernen und wenn das eine oder andere von mir aus nicht gut kopfrechnen kann oder seine Rechtschreibung nicht perfekt ist (darüber wird sich ja immer gerne lustig gemacht) dann kann ich nur gegenfragen: wozu müssen sie das können, das können die Rechner. Die Kinder sollten lernen kretiv und lösungsorientierte Strategien für Problemstellungen zu entwickeln, sie sollten lernen lernen, sie sollten fremde Sprachen und Kulturen näher gebracht bekommen, natürlich sollten sie auch Naturwissenschaften kennen lernen und deren Prinzipien verstehen lernen - aber ich bin sicher, dazu braucht man weder das grosse 1x1 auswendig zu können noch eine perfekte Rechtschreibung.
Sondern einen wachen Geist. Und keinen, der nur lernt wenn er dafür am Ende ne schöne Note "einheimsen" kann - denn dadurch (und da bin ich wieder bei meinem Anfang angelangt) werden die Kinder dem Stoff entfremdet - denke ich.

Und was du über Schuldzuweisungen schreibst (also Lehrer vs. Elternhaus). Da stimme ich dir voll zu. Das ist Unsinn. Es nutzt den Schülern nichts wenn die Lehrer die Eltern für - was auch immer - beschuldigen und ebenso wenig die umgekehrte Richtung. Sondern es sollten, so weit möglich (!) alle an einem Strang ziehen.

Liebe Grüße
Andrea

 
Andrea, ich stimme dir voll zu, das sind auch meine Gedanken.
Tina  
olga64
olga64
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von olga64
als Antwort auf Elmos vom 08.05.2018, 08:38:20
 
Sollte nicht dazu übergegangen werden Lehrern auch finanzielle Anreize dazu zu geben, wenn sie an Schulen und in Gegenden arbeiten die anstrengend, unattraktiv und aufreibend sein können?
Aber ich mutmasse das hast du gar nicht gemeint - sondern es ging dir darum, dass die Lehrer in allen Bundesländern gleich viel verdienen sollten. Und da stimme ich dir vollends zu.

Liebe Grüße
Andrea
Das entspricht alles nicht der aktuellen Realität. Lehrer sind knapp und werden bundesweit gesucht. Diejenigen, die sich noch im Studium befinden, stehen dem Markt erst in einigen Jahren zur Verfügung, wenn sie dann diesen Beruf ausüben sollten oder sich nicht doch anderweitig orientieren (weil sie z.B. in der sog. Wirtschaft mehr verdienen).
Lehrern, die in Gegenden arbeiten, die "anstrengend, unattraktiv usw." sind,finanzielle Lockanreize zu geben. dürfte schon daran scheitern, weil sich diese Gegenden meist in ärmeren und verschuldeten Bundesländern befinden und die sich höhere Lehrergehälter gar nicht leisten können. Übrigens sind Lehrer oft in ihrer Gewerkschaft, dem recht starken GEW. Für die Gestaltung der Tarifverträge sind diese mit der sog. "öffentlichen Hand" zuständig.
Es muss den jungen Studienabsolventen frei gestellt werden, wo sie in welchem Bundesland arbeiten wollen. Die Ausbildung schreibt ihnen dann ja vor, ob es eine Grundschule oder ein Gymnasium sein wird.
Werden sie z.B. verbeamtet, haben sie dann auch Residenzpflicht und können nicht mehr so ohne weiteres umziehen.
Wohlhabende Bundesländer wie z.B. Bayern, Baden Württemberg, Hessen us.w werben seit längerem Lehrer ab. Es kam ja wie gerufen, das Sachsen die Verbeamtung für Lehrer aussetzte und diese dann auch dorthin gezogen sind, wo sie bessere Konditionen vorfinden. Viele versuchen ja, Jobs auf Privatschulen zu bekommen (auch in Internaten), wo immer besser bezahlt wird, der Schülerkreis selektiert wird und das Anforderungsprofil für Lehrer attraktiv erscheint.
Anstrengend ist dieser Beruf sowieso, aber auch attraktiv für junge Frauen, die z.B. Kinder haben möchten, weil sie den Beruf auch als Mutter gut vereinbaren können. Olga
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
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RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 08.05.2018, 10:03:20
Was mich wundert ist, dass sich viele Diskutanten aus dem Osten immer wieder mit dem damaligen System, das sie selber gestürzt haben, solidarisieren, wenn dieses angegriffen wird.
geschrieben von karl
Was erzählst du da für einen Müll? Das ist ja schon beleidigend. Wenn du olga, adam oder klaus wärst, würde ich es einfach ignorieren. Aber von dir kann ich es nicht.

Ich habe von 1945 bis 1989 in diesem Land gelebt. Es ist ein Teil meiner persönlichen Vergangenheit. Stelle dir mal vor, du müsstest 45 Jahre deines aktiven Leben auf den Müll werfen. Würde dir das etwa gefallen, einfach so mit Hilfe einer Gehirnwäsche? Uns Ossis war schon bewusst, das wir vor der Wende die Billiglohnarbeiter des Westens waren und sie sind es noch heute. Willst du mal einen Otto- oder Neckermann-Katalog aus den 80ern sehen. Es gibt sie noch als PDF im Web. Stichwort: Markenname Privileg! Macht es jetzt Klick? Das waren alles Produkte aus dem Osten.

Wir haben auch in den 45 Jahren Erfahrungen gesammelt und fanden, das im Vergleich vieles nicht so schlecht war. Das könnt ihr kaum beurteilen, denn ihr hattet nur Bild, Welt und Weltbild. Die paar Besuche über ein paar Tage des Einen oder Anderen von euch zählen nicht. Für euch war es wie ein Abenteuer im Safaripark: Scheiben hoch und durch. Eventuell auch mal auf dem Rastplatz paar Apfelsinen verteilen. Im Osten haben 15 Mio Menschen gelebt und nicht nur die paar Leuts auf dem Parkplatz.

Klar wollten wir auch einmal die Konsumgüter zu dem Preis kaufen, den ihr bezahlt habt und wir wollten nicht nur zum Urlaub an die Ostsee oder in den (Rest)Hartz fahren. Als unsere Industrie nach der Wende den Großhändlern erzählte, was sie nun in DM zahlen sollten, kauften nichts mehr. Es gab ja neue Billiglieferanten in Böhmen, Rumänien und Jugoslavien. Mein damaliger Arbeitsplatz wurde übrigens nach Brünn ausgelagert. Das war meine erste Erfahrung mit dem Westen.

Die wenigsten von uns Ossis wollte eine schnelle Wiedervereinigung. Wir wussten was auf uns zu kommt. Dann kam Kohl mit seinen blühenden Landschaften, von denen heute noch immer kaum etwas zu sehen ist und die meisten der 15 Mio Ossis glaubten ihm. Mit ihm kam auch die Birgit Breul mit ihrer Treuhandbehörde. (Übrigens die gleiche Breul, die paar Jahre später die Pleite der Weltausstellung in Hanover zu verantworten hatte.) Da war aber alles schon zu spät. Die DDR wurde für eine symbolische Mark an Heuschrecken verkauft. Die im Osten lebenden Menschen besaßen nach der Wende weniger als 1953. Diese Breul-Behörde hatte übrigens zur damaligen Zeit den höchsten Verbrauch an Dienstwagen - kein Verschleiß, nein wegen den mit Brechstangen verbeulte Karossen. Das war auch der Grund weshalb ich hier am Bodensee gestrandet bin.

Und jetzt kommst du mit unserer angeblichen Solidarität mit der DDR. Wir wussten schon was die Stasi war und sie waren glücklich darüber, das sie so glimpflich davon kamen. Du weißt überhaupt nicht was Solidarität ist. Eventuell liest du darüber mal im Duden oder bei Wikipedia nach.

Nun zum ursprünglichen Thema:
Als ich 1950 eingeschult wurde, gab es auch keine Lehrer. Die sind meist im Krieg geblieben. Meine erste Klassenlehrerin war die 19jährige Tochter des Biologielehrers und eine sogenannte Neulehrerin. Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern können. Neulehrer gab es an allen Schulen. Ihre Ausbildung bekamen sie für ein halbes Jahr an der Arbeiter- und Bauern-Fakultät. Danach wurden sie auf uns Erstklässler losgelassen und meisterten ihre Aufgabe hervorragend.
Ich erinnere mich noch oft an diese Zeit. Und ich bin nicht unwissend geblieben.

Vielleicht noch was aus meiner Erinnerung:
Wir hatten schon von Anfang an eine Schulspeisung. Diese Schulspeisung wurde im Wesentlichen vom Staat bezahlt und nicht aus Gnade einer karitativen Einrichtung oder aus Spenden der Vermögenden, die waren eh schon im Westen. Meine Eltern zahlten für den ganzen Monat so etwa 3-4 Mark. Es wurden auch keine Marken verlangt. Am Ranzen hing neben der Schiefertafel zusätzlich ein Essgeschirr aus Blech vom Militär. Darin nahm ich auch manchmal ein paar Löffel warmes Essen mit nach Hause für meine Mutter, wenn es übrig war.

Schulspeisung gab es übrigens auch für meine Kinder noch bis zum Jahr 1989. Dann wurde sie abgeschafft. Heute machen die Reichen Spendengalas, damit die Kinder der Hartz4er etwas zum Frühstück zu essen haben.

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olga64
olga64
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.05.2018, 17:12:03
Was mich wundert ist, dass sich viele Diskutanten aus dem Osten immer wieder mit dem damaligen System, das sie selber gestürzt haben, solidarisieren, wenn dieses angegriffen wird.
geschrieben von karl
Was erzählst du da für einen Müll? Das ist ja schon beleidigend. Wenn du olga, adam oder klaus wärst, würde ich es einfach ignorieren. Aber von dir kann ich es nicht.
.
Das eigentlich Verstörende für mich ist nicht diese seltsame Lebensgeschichte des Mannes aus dem hinteren Walde, sondern, dass er anscheinend auch nach 30 Jahren es nicht gelernt hat, mit anderen Meinungen souverän umzugehen. Dass er umgehend in persönliche Beschimpfungen ausweicht, die immer ein sicheres Zeichen dafür sind, dass jemand keine guten Argumente hat, um seinen Einzelstandpunkt gut verständlich zu artikulieren.
Aber so kennen wir ihn ja - aber so liebenswert, dass wir ihn auch mögen können, macht es ihn wiederum nicht. Es gibt sie ja die Menschen, denen man ihre Verbitterung nie nehmen sollte - was hätten sie sonst noch, was sie lebendig erhält? Olga
anni53
anni53
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von anni53

Ich würde gerne noch mal zum Thema zurückkommen und hier zur Lehr-/Lehrertätigkeit

1. Wie kann es sein, dass in NRW 2 Lehrkräfte den gleichen Unterricht bewältigen, einer von ihnen aber bis zu 1000,- € weniger im Monat verdient? Oder wie kann es sein, dass eine angestellte Schulleitung ebenfalls so deutlich weniger verdient als ihre Kollegen/-innen? 
2. Wie kann es sein, dass ausgerechnet die Kollegen, die sich außerhalb der Unterrichtszeiten um ihre schwierige Klientel bemühen müssen, das höchste Kontingent an Pflichtstunden haben und den relativ geringsten Lohn dafür bekommen? Hauptschullehrer = 28 Pflichtstunden
3. Die hinter Punkt 1 und 2 liegenden Denkschemata beeinflussen natürlich auch die Arbeitszeit eines Lehrers, welche immer von dem individuellen Engagement des einzeln abhängig ist. 
4. Die Umstände, die 1949 zum Grundgesetz geführt haben und hier auch zum Beamtenstatus einer Lehrkraft hingen im wesentlichen mit den Begriffen Loyalität und Neutralität zusammen. Unverständlich und auch nicht nachvollziehbar ist dann der immer wiederkehrende Effekt in den vergangenen Jahren, wenn die angestellten Lehrer streiken und die beamteten aus dem letzten Loch pfeifen um halbwegs einen Unterricht aufrecht zu erhalten.
anni53 

 

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von Tina1
als Antwort auf Elmos vom 06.05.2018, 19:50:11
Ich hab noch mal ein wenig die Tante Google betätigt und dabei stellte ich fest - es sind keineswegs nur die DDR-Nostalgiker die der Meinung sind dass das Schulsystem so wie es derzeit ist schlecht weiter funktionieren kann und dringend einer Vereinheitlichung bedarf.

Deutschland braucht einen neuen Bildungsstaatsvertrag

Mir scheinen die Argumente sehr schlüssig und es ist eigentlich das, was ich mir zum Schulsystem auch denke:

Mittelfristig sind die Bildungsstandards weiterzuentwickeln. Angesichts der demografischen Entwicklung und des Trends zu höheren Abschlüssen ist zu prüfen, ob es in 16 Ländern wirklich weiterhin 17 verschiedener Schulformen in der Sekundarstufe I bedarf, ob gleiche Schulformen nicht zumindest gleich benannt werden sollten, vor allem aber, ob die Entwicklung zu einem zweigliedrigen Schulsystem mit dem Gymnasium und einer integrativen Schulform Vorbild für alle Länder sein könnte...."

Ich finde durchaus bedenkenswerte Vorschläge.

Liebe Grüeß
Andrea

 

Andrea, genau um das geht es. Man sollte über die Vor.- u. Nachteile von Schulsystemen reden, man sollte sie vergleichen. In meinen Augen gab es vieles, was man hätte übernehmen können. Ich rede jetzt nur von dem Schulsystem, nicht über die politische Zielführung in den Schulen, die verheerend waren. Wir sind aus diesem Staat geflohen, wir haben das Regime abgelehnt, u damit auch das politische Instrumentalisieren der Schüler. Mir geht es hier nur um das Schulsystem, ohne es politisch zu sehen, damit hat das bei mir nichts mit DDR-Nostalgik zu tun, mit rechtfertigen des Regimes.

Da ich und meine Söhne beide Systeme real erlebt haben u. jetzt mit unserem Enkel das andere System kennengelernt haben, kann man alles gut vergleichen, was andere, die das alles nicht real erlebt haben, nicht können. Ich denke es lohnt sich zu diskutieren..

Ich nenne mal paar Punkte, die ich gut fand, das politische rausgenommen.

1. Ich fand es gut, dass es ein einheitliches Schulsystem gab, damit hatte jedes Kind die gleiche Chance. Was jetzt nicht ganz so ist, das Kind muss sich dem System anschließen, was in dem Bundesland herrscht. Ein Umzug in ein anderes Bundesland bringt schon Probleme.

2. Die Schüler konnten damals die Schulen besuchen, die in unmittelbarer Nähe waren, mussten nicht wählen, denn alles war gleich. Und damit mussten sie nicht schon als kleines Kind mit den Bahnen in die Schule fahren. Sondern sie konnten in ihre Schulen laufen. Damit waren die Schulfreunde, auch nach der Schule real erreichbar  Was ich jetzt bei meinem Enkelsohn ganz anders ist.

3. Dieses jetzige unterschiedliche Schulsystem hat m. E. auch zur Folge, dass nicht jedes Kind die Schule ab der 5. Klasse besuchen kann, die die Eltern ausgesucht haben, weil die Schulen mit einem positiven Ruf u vielleicht in der Nähe liegen, durch eine hohe Bewerbungszahl, die Plätze nicht ausreichen. Das ist meinem Enkel passiert, obwohl er ein sehr guter Schüler war. Er musste nun in eine Schule gehen, wo es noch Plätze gab. Damit ist das Recht auf freier Wahl in meinen Augen nichtig geworden. Die Eltern u. mein Enkel waren unglücklich mit dieser Entscheidung. Meine Friseuse (Geschäftsinhaberin) hat drei Kinder. Sie hat es nicht geschafft ihre drei Kinder in der Gesamtschule, die vor dem Geschäft liegt, unterzubringen. Die Plätze waren einfach nicht da. So ging jedes Kind in eine andere Schule. Sie hat sich damit nicht abgefunden u. solange gekämpft bis nach Jahren alle Kinder in der gleichen Schule, die sie ausgesucht hat, waren.

4. In meinen Augen ist es in der 4. Klasse viel zu früh, um sich für ein Gymnasium entscheiden zu müssen. Diese 4 Jahre genügen nicht um einschätzen zu können, ob das Kind sich tatsächlich für die Anforderung eines Gymnasiums eignet, ob es das überhaupt will. Es fehlen viele Fächer bis zur 4. Klasse, wo man erst sehen kann, wie weit ist das Kind, um in diesen Fächern mit guten Leistungen zu überzeugen? Wie weit ist es, den Stoff zu begreifen, selbstständig zu arbeiten? Wie weit ist das Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern? Fällt das Lernen leicht oder nicht? Das alles kann man in der 4. Klasse noch nicht beurteilen.

Deshalb fand ich die Lösung, dass sich Schüler erst in der 9. Klasse wegen Gymnasium  entscheiden müssen, sinnvoller, denn da weiß der Schüler, die Eltern, ob das Kind den Schulstoff in allen Fächern gut meistern kann, dann weiß man, ob dem Kind das Lernen leicht fällt oder nicht. Dann ist auch das Kind in der Lage selber zu entscheiden, ob es ein Abitur will oder nicht. Wenn man Eltern und Schüler zwingt sich in der 4. Klasse entscheiden zu müssen, dann hat das auch nicht viel mit Freiheit zu tun. Für die Eltern ist diese Entscheidung oft schwierig u. jeder versucht sein Kind ins Gymnasium zu stecken. Es bleiben nur die wirklich schlechten Schüler zurück.

5. Ich finde auch gut, wenn man als Kind u. Schüler bis zur 10 Klasse mit seinen Mitschülern gemeinsam lernen kann u nicht in der 5. Klasse herausgerissen wird. Es gab dann nur die Entscheidung mit der 8. Klasse die Schule zu verlassen, ab der neunten Klasse ins Gymnasium zu gehen, ansonsten blieben die 10 Klassenschüler bis zum Schluss zusammen. Und das ist für jeden Schüler angenehm, denn der Verbund ist in den vielen Jahre sehr zusammen gewachsen.

Genau das ist auch der Schulplan in Finnland, der in Bezug Bildung, Pisa die Nase vorn hat, die Kinder bleiben bis zur 9. Klasse zusammen. In dem Video hört man die Pädagogen sagen, das es nicht gut ist, wenn man so zeitig die Kinder trennt, in die, die man ab der fünften Klasse ins Gymnasium steckt u. die anderen die übrig bleiben. Die Pädagogen sagen wie ich, dass es viel zu früh ist die Schüler aus dem Verbund raus zu nehmen, denn sie sind noch Kinder u sie sagen auch, die Kinder können sich nicht mehr gegenseitig im Lernen befruchten. Es fehlt der Ansporn, die Vorbilder, dass man auch so gut werden will, wie die besten in der Klasse. Die Hilfe der sehr guten Schüler für die schlechteren, fehlt dann ganz.

Es gab damals schon die duale Ausbildung, also Facharbeiter mit Abitur.

Die Pflicht zur Vorschule, zur optimalen Vorbereitung für die Schule, war auch eine gute Sache. Vor allem für die Kinder, die nie einen Kindergarten besucht haben. Die skandinavischen Länder legen darauf einen großen Wert, es gibt für jedes Kind einen Platz.

6. Was das Fachwissen angeht, war es in keinster Weise schlecht. Das haben wir bei unserem Sohn erfahren. Nach unserer Flucht, vor der Wende, ist unser Sohn in die 9. Klasse eingeschult worden, so wie es sein musste. Viele haben gesagt, er sollte lieber noch mal die 8. Klasse wiederholen. Dann hat mein Sohn festgestellt, dass er das alles schon kannte, wusste, was im Lehrstoff der 9 Klasse vermittelt wurde. Er hätte durchaus eine Klasse überspringen können.

7. Die Kinder bekamen Nachhilfeunterricht nach der Schule, in der Schule, ohne das sie was bezahlen mussten. Heute muss das privat finanziert werden. Damit haben die Kinder aus ärmlichen Verhältnissen einen großen Nachteil.

Das sind meine Gedanken, nur meine, die niemand teilen muss. Es sind Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich sage nicht, ob meine Gedanken alle richtig sind, aber sie sind meine Vorstellungen von Schulsystemen. Und das alles nicht politisch gesehen. Es gibt auch gute Sachen im jetzigen System.

Ich stehe nicht allein mit diesen Gedanken, wie man im Link von Politikern lesen kann, wie man es im Video von Finnland hören kann.  Man sollte darüber diskutieren, wie man das Positive  von jedem Schulsystem verbinden könnte.
Tina

Sorry, leider ist mein Kommentar sehr lang geworden, kürzer ging es aber nicht. Niemand muss meinen Kommentar lesen, wenn er dem Diskutanten zu lang ist.

https://www.n-tv.de/archiv/Schule-in-der-DDR-war-besser-article76049.html


In den 60er Jahren brachen zahlreiche finnische Politiker und Lehrer zu einer Reise in die DDR auf. Sie waren auf der Suche nach Anregungen, denn Finnland wollte das Bildungssystem im eigenen Lande umkrempeln. Ausgerechnet das DDR-System wurde dabei zum wichtigen Stichwortgeber.

Kurz nach der Wiedervereinigung 1990 kamen auch interessierte Schulpolitiker aus Westdeutschland und besahen sich die Schulen "drüben". Doch die ideologisch indoktrinierte Pädagogik der DDR, ihre Staats- und SED-Treue, die Fahnenappelle und Pioniernachmittage verstellten den Blick. Das westdeutsche Bildungssystem wurde auf die neuen Länder übertragen. Vereinzelt ist nun der Rückzug zu spüren. Das Abitur, in der DDR nach 12 Jahren absolviert, wurde in fast allen Bundsländern zwischenzeitlich erst nach dem 13. Schuljahr abgelegt. Inzwischen setzt sich die 12-Jahresregel in West- und Ostdeutschland durch. Aber nicht nur die Schuldauer macht den Unterschied. "Die DDR-Struktur wäre für alle besser gewesen", sagt Marianne Demmer, Bildungsexpertin der GEW.

Aber auch in den alten Bundesländern gewinnen Eckpfeiler des einstigen DDR-Modells Anhänger. So sprach sich Schleswig-Holsteins Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave zu Beginn der Woche für eine Gemeinschaftsschule für alle Kinder bis zum zehnten Schuljahr aus. "Wir sollten etwas gegen den skandalösen Umstand unternehmen, dass Schulerfolge in Deutschland wie in keinem anderen Land vom sozialen Hintergrund der Eltern abhängen", sagte die SPD-Politikerin der "Berliner Zeitung". "Die frühzeitige Aufteilung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium ist nicht zukunftsfähig. Wir müssen das dreigliedrige Schulsystem überwinden und alle Schüler länger gemeinsam lernen lassen."
 

 

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Elmos
Elmos
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von Elmos
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.05.2018, 17:12:03

Hallo Hinterwäldler,
ich wollte mal sagen - obwohl ich denke, dass ich oftmals politisch mit dir durchaus einer Meinung bin - dass ich ebenso oftmals nicht gerne lese was du schreibst, weil es mir häufig etwas oberflächlich und zynisch erscheint.
Aber: dieser Beitrag von dir, den finde ich wirklich sehr ergreifend und bringt uns "Wessis" die Situation von Menschen die im Osten dieses Landes aufgwachsen sind auch emotional etwas näher.
Und ich denke, jeder, der ihn mit offenen Augen und offenem Herzen liest dem wirds genauso gehen.
Danke dir dafür.

Liebe Grüße
Andrea

Elmos
Elmos
Mitglied

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von Elmos
als Antwort auf olga64 vom 08.05.2018, 18:28:07
Das eigentlich Verstörende für mich ist nicht diese seltsame Lebensgeschichte des Mannes aus dem hinteren Walde, sondern, dass er anscheinend auch nach 30 Jahren es nicht gelernt hat, mit anderen Meinungen souverän umzugehen. Dass er umgehend in persönliche Beschimpfungen ausweicht, die immer ein sicheres Zeichen dafür sind, dass jemand keine guten Argumente hat, um seinen Einzelstandpunkt gut verständlich zu artikulieren.
Aber so kennen wir ihn ja - aber so liebenswert, dass wir ihn auch mögen können, macht es ihn wiederum nicht. Es gibt sie ja die Menschen, denen man ihre Verbitterung nie nehmen sollte - was hätten sie sonst noch, was sie lebendig erhält? Olga

Eigentlich müsstest du, so macht es den Anschein, vom Aufstehen morgens bis zum Zubettgehen Abends mit zwei Fingern die sich an deine Nase packen, herumlaufen.
Zumindest erweckst du diesen Eindruck

 
Karl
Karl
Administrator

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.05.2018, 17:12:03
Was mich wundert ist, dass sich viele Diskutanten aus dem Osten immer wieder mit dem damaligen System, das sie selber gestürzt haben, solidarisieren, wenn dieses angegriffen wird.
geschrieben von karl
geschrieben von hinterwaeldler:
Was erzählst du da für einen Müll? Das ist ja schon beleidigend.
Hallo hinterwaeldler,

habe ich Dich oder jemanden sonst mit obigem Satz persönlich beleidigt? Ich akzeptiere einfach Deine primitive Sprache nicht und verbitte mir zu schreiben, dass ich Müll erzähle. Du darfst mir jederzeit widersprechen, aber nicht so.

Niemals würde ich verlangen, dass Du alle deine persönlichen Erfahrungen auf der Müllhalde der Geschichte entsorgen solltest. Das habe ich nicht geschrieben und würde ich nie tun und lasse es mir auch nicht unterstellen.


Karl

 
Karl
Karl
Administrator

RE: Bildungswesen auf dem Prüfstand
geschrieben von Karl
als Antwort auf Elmos vom 08.05.2018, 19:23:56

Olga hat doch vollkommen Recht mit dem, was sie zu hinterwaeldler schreibt.

Hinterwaeldler kapiert nicht, dass eine Stellungnahme gegen das politische System DDR kein Angriff auf seine Person ist. Da er dies aber so empfindet, fühlt er sich wohl noch immer dem politischen System der DDR verbunden.

Dieses haben aber die DDR-Bürger selber abgeschafft, nicht die Wessis. 

Karl


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