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Innenpolitik Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen

myrja
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Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen
geschrieben von myrja
Junge Bundesbürger haben eklatante Wissenslücken hinsichtlich der deutschen Geschichte: Einer Umfrage zufolge können 21 Prozent der unter 30-Jährigen nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen - und jeder dritte Deutsche weiß nicht, in welchem Land das ehemalige Konzentrationslager steht.
Spiegel.de
geschrieben von Spiegel.de:


Das ist wirklich erschreckend. Die unter 30jährigen kennen wichtige Details aus unserer Geschichte nicht mehr. Was lernen diese jungen Leute eigentlich über unsere jüngste Vergangenheit in der Schule und was erfahren sie noch von den Eltern und Großeltern?

Myrja
adam
adam
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Re: Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen
geschrieben von adam
als Antwort auf myrja vom 25.01.2012, 16:35:54

Man sollte sich allgemein keine Illusionen über die Allgemeinbildung der Leute machen. Ich glaube auch nicht, daß Eltern oder Großeltern besser als die jetzige junge Generation waren.

--

adam

olga64
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Re: Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen
geschrieben von olga64
als Antwort auf adam vom 25.01.2012, 16:54:02

Man sollte sich allgemein keine Illusionen über die Allgemeinbildung der Leute machen. Ich glaube auch nicht, daß Eltern oder Großeltern besser als die jetzige junge Generation waren.

--

adam


So ist es - den Anspruch der älteren Menschen, besser zu sein als die jüngeren, haben diese immer erhoben und darüber immer vergessen, dass Alter allein noch kein Beweis für WEisheit ist - erleben wir ja tagtäglich.
Im Titel steht ja etwas vom "Begriff Auschwitz" - wenn dies geografisch gemeint ist, ist es tatsächlich so,dass dorthin Schüler von Gymnasien fahren und keine Hauptschüler oder Realschüler. Als ich Auschwitz besuchte (als Erwachsene) war ich jedoch sehr überrascht über die sehr vielen jungen Menschen aus vielen Ländern dieser Erde und konnte nicht feststellen, dass kein Interesse bei jungen Leuten für diesen Teil der Geschichtsaufarbeitung bestehen sollte.
Als ich in Ulm lebte, wo noch immer Nachfahren der Geschwister Scholl wohnen, war ich auch immer positiv überrascht, wie viele junge Menschen zu den Vorträgen dieser älteren Leute kommen - meist haben diese dann weinend die Veranstaltungen verlassen - wie übrigens auch in Auschwitz (und auch in Dachau). Weise ältere Menschen sollten sich davon mal selbst überzeugen, die ja oft ihrerseits nie in Auschwitz oder Dachau waren. Olga


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dutchweepee
dutchweepee
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Re: Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf olga64 vom 25.01.2012, 16:58:50
Ich bin absolut Deiner Meinung olga und finde Deine Antwort ausgezeichnet. Ich war selbst mit meiner Klasse in Auschwitz und bin der Meinung, dass noch mehr Schüler da gar nicht durchgezogen werden können. Sicherlich sollte der Geschichtsunterricht allgemein interessanter gestaltet werden, denn genauso wenig wie die Doofen unter den Befragten etwas mit Auschwitz anfangen können, so werden sie mit Napoleon oder den Gebrüdern Humboldt etwas anfangen können.
myrja
myrja
Mitglied

Re: Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen
geschrieben von myrja
als Antwort auf olga64 vom 25.01.2012, 16:58:50

..............
Im Titel steht ja etwas vom "Begriff Auschwitz" - wenn dies geografisch gemeint ist, ist es tatsächlich so,dass dorthin Schüler von Gymnasien fahren und keine Hauptschüler oder Realschüler. Als ich Auschwitz besuchte (als Erwachsene) war ich jedoch sehr überrascht über die sehr vielen jungen Menschen aus vielen Ländern dieser Erde und konnte nicht feststellen, dass kein Interesse bei jungen Leuten für diesen Teil der Geschichtsaufarbeitung bestehen sollte.
.............
Olga


Olga,

das ist es ja, die, die eine höhere Schule besuchen, haben die Gelegenheit, etwas über Auschwitz zu erfahren. Haben aber nicht auch Haupt- und Realschüler das Recht etwas über unsere deutsche Geschichte zu erfahren?

Es steht auch nirgendwo, dass die jungen Menschen kein Interesse daran haben. Nein, es wird ihnen einfach nichts darüber vermittelt - leider!

Leider wurde auch während meiner Schulzeit das Dritte Reich im Geschichtsunterricht nur kurz gestreift und zu Hause wurde ebenfalls nicht darüber gesprochen. Ich habe mir mein Wissen darüber angelesen, habe Vorträge und Fortbildungen als Erwachsene besucht, und Menschen die es erlebt haben mit Fragen gelöchert, um mir ein Bild machen zu können.

Ich meine, wenn überall (Schule, Elternhaus, Freizeit) offener darüber gesprochen würde, würde vielleicht so manches rechte Gedankengut bei der Jugend erst gar nicht entstehen. Denn dann wüssten sie, wie gefährlich das ist und wohin es schon einmal geführt hat.

Myrja
Blaustrumpf
Blaustrumpf
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Re: Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen
geschrieben von Blaustrumpf
Ein Geschichtchen aus meiner Erfahrung: vor einigen Jahren kam der Film "Der Baader Meinhof Komplex" in die Kinos. Ich hatte aus Neugier zwei meiner damaligen jungen Kollegen (19 und 22 Jahre, beide nicht dumm, recht gute Schulnoten, Frau Olga...) gefragt, ob sie denn wüßten, wer die Baader-Meinhof-Gruppe sei. Antwort des einen: "Keine Ahnung". Antwort des anderen: "Baader-Meinhof-Gruppe? Wieso, wo spielen die denn"...
Ich gestehe, ich wurde von hilflosem Gelächter geschüttelt. Nach deren Wissen über KZs zu fragen hätte ich danach gar nicht mehr gewagt. Und es war pures Desinteresse, denn alles, was Politik und Geschichte betraf, war für die beiden schlicht langweilig. Leider keine Einzelfälle. Ich arbeite fast ausschließlich mit jüngeren Leuten zusammen und deren Allgemeinwissen und ihr Interesse daran ist kläglich...

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olga64
olga64
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Re: Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen
geschrieben von olga64
als Antwort auf myrja vom 25.01.2012, 17:23:05


Olga,

das ist es ja, die, die eine höhere Schule besuchen, haben die Gelegenheit, etwas über Auschwitz zu erfahren. Haben aber nicht auch Haupt- und Realschüler das Recht etwas über unsere deutsche Geschichte zu erfahren?

Es steht auch nirgendwo, dass die jungen Menschen kein Interesse daran haben. Nein, es wird ihnen einfach nichts darüber vermittelt - leider!

Leider wurde auch während meiner Schulzeit das Dritte Reich im Geschichtsunterricht nur kurz gestreift und zu Hause wurde ebenfalls nicht darüber gesprochen.


Myrja


Das sollten Sie vorsichtiger beurteilen: es ist richtig, dass Kinder, die ein Gymnasium besuchen, vermutlich mehr zu Hause gefördert werden - auch durch Bezahlung einer solchen Reise nach Auschwitz.
Woher möchten Sie wissen, dass in unseren heutigen Schulen keine Vermittlung der Nazi-Geschichte mehr erfolgt? Ich glaube dies nicht, da es ja - im Gegensatz zu uns damals - heute wirklich zum normalen Geschichtsunterricht gehört. (erfahre ich wenigsten von Familienmitgliedern, die Lehrer sind).
In unserer Generation wurde darüber geschwiegen - wer sich aber nicht eigenes Wissen beschaffte, wusste und weiss bis heute wenig Bescheid (oder hatte nie Interesse) und kann dies dann auch nicht Kindern und Enkeln vermitteln. Die Familie ist nun mal erste Adresse für die Kinder und trägt auch hierfür die volle Verantwortung. Olga
myrja
myrja
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Re: Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen
geschrieben von myrja
als Antwort auf olga64 vom 25.01.2012, 17:34:46
Woher ich das weiß Olga? Ganz einfach, ich habe vier Kinder, die wiederum sehr viele Freunde haben, die während der Schulzeit bei uns ein und ausgingen.

Außerdem habe ich eine zeitlang im Jugendbereich gearbeitet. Da sind ab und zu auch mal Hakenkreuz- und SS-Schmiereien aufgetaucht. In den Gesprächen hierzu, wussten die Jugendlichen oft gar nicht, was sie da an die Wände gersprüht haben. Traurig, aber wahr! Da war viel Aufklärungsarbeit notwendig.

Myrja
hobbyradler
hobbyradler
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Re: Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf olga64 vom 25.01.2012, 17:34:46
In unserer Generation wurde darüber geschwiegen - ........ Olga


Das ist nicht richtig. Gerade in Bayern wurde in den Schulen informiert und ein Buch verteilt:

Bilder und Dokumente
Zur Zeitgeschichte 1933-1945
Herausgegeben von der Bayerischen Landeszentrale für Heimatdienst.
Im Schäfer Verlag München Karlsstr. 54a (Ob es den heute noch gibt?)

Dieses nun bereits etwas zerfledderte 144 seitige Büchlein steht nach wie vor bei mir im Bücherschrank.

Ciao
Hobbyradler

pschroed
pschroed
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Re: Junge Bundesbürger können nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Blaustrumpf vom 25.01.2012, 17:30:46
Ein Geschichtchen aus meiner Erfahrung: vor einigen Jahren kam der Film "Der Baader Meinhof Komplex" in die Kinos. Ich hatte aus Neugier zwei meiner damaligen jungen Kollegen (19 und 22 Jahre, beide nicht dumm, recht gute Schulnoten, Frau Olga...) gefragt, ob sie denn wüßten, wer die Baader-Meinhof-Gruppe sei. Antwort des einen: "Keine Ahnung". Antwort des anderen: "Baader-Meinhof-Gruppe? Wieso, wo spielen die denn"...
Ich gestehe, ich wurde von hilflosem Gelächter geschüttelt. Nach deren Wissen über KZs zu fragen hätte ich danach gar nicht mehr gewagt. Und es war pures Desinteresse, denn alles, was Politik und Geschichte betraf, war für die beiden schlicht langweilig. Leider keine Einzelfälle. Ich arbeite fast ausschließlich mit jüngeren Leuten zusammen und deren Allgemeinwissen und ihr Interesse daran ist kläglich...


Hallo Blaustrumpf

Diese Erfahrung machte ich auch, in meinem Beruf arbeitete ich mit sehr jungen Leuten zusammen, auch viele Deutsche.

Wenn man gelegentlich über den Holocaust redete, war ich genau so überrascht über dieses Desinteresse.

Irgendwie kann ich diese Einstellung verstehen, ich könnte mir vorstellen daß in der Erziehung der Kinder nicht von diesen Ereignissen gesprochen wurde.

Phil.



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