Innenpolitik Protest

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Shenaya vom 16.04.2013, 15:38:46
@Shenaya

In dieser Sache denke und fühle ich wie Du. Deutschland betrachte ich völlig emotionslos. Ich habe genauso gerne in Holland gelebt und könnte wohl in einem skandinavischen Land auch heimisch werden ohne eine deutsch-patriotische Träne zu vergießen.
Re: Protest
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Shenaya vom 16.04.2013, 15:38:46

"Gesunder" Patriotismus, heißt, eine emotionale Bindung an "dein" Land, kann meiner Meinung nach nicht so einfach zerstört werden.

und wären nicht familiäre Bindungen mir sehr wichtig, würde ich genaus so gerne in einem anderen Land meiner Wahl meinen Lebensabend verbringen.

[/font]


Zwei Gedanken, zu denen ich auch meine Empfindungen beisteuern möchte.
Empfindungen...wohlgemerkt.

Bis vor ein paar Jahren hatte ich eine Bindung zu "meinem" Land.
Zwar mit der historischen Last, gelernt und begriffen im Geschichtsunterricht,
aber ich fühlte mich als nach dem Krieg Geborener nicht persönlich schuldig.
Ich fühlte mich nicht persönlich als "Täter", einem "Tätervolk" angehörig.

Mittlerweile, seit ich im ST lese, ist das anders.
Hier wird mir entschieden zuviel der Begriff "Nazi" und "braune Soße" verwendet.
Teilweise auch schon appliziert.
Das ist wie im wilden Westen, wo zu oft aus der Hüfte geschossen wurde.

Dem steht nur entgegen, dass Menschen die mich beruflich kennen lernten und die Nationen angehören,
welche im zweiten Weltkrieg von Hitlerdeutschland besetzt wurden, mich ganz anders sehen.

Wie ist das denn eigentlich heute, wenn die deutsche Staatsangehörigkeit erworben wird ?
Ist man dann diesen "Begriffen" zugehörig ? Wird man dann "Täter" ?
Fast scheint es mir so sein zu müssen, wenn ich hier so manche Argumentation lese.

Da frage ich mich doch, könnte ich diesem Makel für mich persönlich als Mensch entgehen,
indem ich Deinen Gedanken Nummer zwei aufgreife und
die Restlaufzeit woanders mit anderer, erworbener Staatsangehörigkeit verbringe?

Ich frage mich mittlerweile nur noch wo.

nordstern
olga64
olga64
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von olga64
als Antwort auf dutchweepee vom 16.04.2013, 16:22:14
Innerhalb Europas habe ich dies bei meinen Auslandsaufenthalten ähnlich erlebt (UK und Frankreich). Als ich dann aber ein Jahr in den USA lebte, stellte ich für mich sehr stark fest, dass ich Europäerin bin, was mir vorher gar nicht so klar war. Die kulturellen Unterschiede und die Mentalitäten zwischen den Amerikanern und mir waren doch sehr hoch und dies, wo ich doch an der Ostküste lebte, die ja sehr europa-nah ist. WAr aber auch eine gute ERfahrung, insbesondere, da ich Ausländerin war und seitdem nie auf die Idee käme, bei uns lebende Ausländer mies zu behandeln oder gar diesen Begriff Ausländer als Schimpfwort zu benützen. Olga

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luchs35
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Re: Protest
geschrieben von luchs35
als Antwort auf dutchweepee vom 16.04.2013, 16:22:14
Und ich sehe einen gesunden Patriotismus als ein gutes Bollwerk gegen den Nationalismus!
Dutch, Du verwechselt da vielleicht Deutschtümelei mit Patriotismus. Bei einem guten und positiven Empfinden für sein eigenes Heimatland, wie das bei Türken, Franzosen, Engländern , Italienern , Russen etc.etc. als ganz normal empfunden wird, ist für einen Deutschen schon schwierig, weil so viel Negatives damit verbunden wird.
Ich lebe seit 40 Jahren im Ausland, in der Schweiz -wie Du weißt, aber ich fühle mich noch immer mit meiner Heimat verbunden - und ähnlich aber nicht in gleicher Weise mit der Schweiz.

Dass ich auch nach 40 Jahren Abwesenheit heute bei einem Fussballspiel zwischen Deutschland und der Schweiz die Daumen für Deutschland drücke, würde mir kein Schweizer übel nehmen, sondern absolut verstehen. Schweizer haben dieses gesunde Gefühl für ihr Land und verstehen das.

Luchs35
olga64
olga64
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Re: Protest
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 16.04.2013, 16:44:51
Formalistisch ist es für Deutsche EU-Bürger viel einfacher, sich in Frankreich, England usw. anzusiedeln als in der SChweiz. Aber es ist auch für Deutsche einfacher, in der Schweiz zu leben: ähnliche Sprache, ähnliche Mentalität (wenn man aus dem Süden von Deutschland kommt) und geringe Entfernung zum deutschen Heimatland.
Das ist in Frankreich, England und USA schon eine andere Herausforderung, die ich allerdings damals auch suchte und mir auch getraute. Bereut habe ich es nie und für mein Berufsleben war es immer gut, diese Länder im C.V. aufführen zu können. Olga
Shenaya
Shenaya
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.04.2013, 16:27:07
Du fragst dich - und es sind wichtige Fragen, die du dir stellst und die du möglicherweise auch nur für dich selber beantworten könntest. Für mich kann ich sagen - ich habe einige Länder gesehen, europäische wie außereuropäische, bereist, dort gelebt, dort Menschen kennengelernt, in deren Mitte ich mich heute - trotz aller immer möglichen gesellschaftlichen und politischer Spannungen - wohl und sicher fühlen würde.

Als ebenfalls Nachkriegsgeborene, konservativ/liberal erzogen und im schönen Schleswig-H. aufgewachsen, habe ich für mich selber entschieden, im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten ein gewisses Maß an Verantwortungsgefühl zu entwickeln, um jenen Vertretern national-extremistischer Parolen u n d Taten! (wie auch immer du oder andere sie nun bezeichnen mögen) entschlossen entgegenzutreten, heißt, in meinem kleinen, begrenzten Wirkungskreis Zivilcourage zu beweisen und mich auch nicht zu scheuen, zu sagen, ja, ich fühle mich in meiner eigenen Entwicklung und der dieses Landes gefühlsmäßig und inhaltlich den sogenannten "Linken" der heutigen politischen Szene mehr verbunden als der politischen "Mitte".

Shenaya

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Re: Protest
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Shenaya vom 16.04.2013, 17:07:14
Shenaya, ich kann das alles sehr gut nachvollziehen, was du schreibst. Eigentlich sollte jeder mal für eine Zeitlang in einem anderen Land gelebt haben (ich habe das auch getan), um festzustellen, dass wir Deutsche nun wahrlich nicht das Land sind, an dem die Welt genesen muss. Im Gegenteil, plötzlich stellt man fest, dass Länder, gegen die man vorher in gewissen Bereichen Vorurteile hatte, ganz anders, vor allem positiver sind als dies so in den Klischees herumgeistert. Und dann sieht man, wie bereichernd diese Erfahrungen sein können und dass man immer auch von den anderen lernen kann.

Ich kann auch dem hier verteidigten Patriotismus auch dem sogenannten „gesunden“ nichts abgewinnen, auch wenn ich ihn nicht für gefährlich halte, solange es dabei bleibt und nicht rüberschwappt in weniger gesunden Nationalismus, dem ich nur Widerwillen entgegenbringe. Ich habe zwar auch im Ausland die Erfahrung gemacht, dass mir Deutschland trotz der bereichernden Erweiterung meines Gesichtskreises am Ende näher stand, aber das hat für mich schlicht und einfach damit zu tun, dass ich hier sozialisiert wurde und es mir vertrauter ist. Wenn ich länger dageblieben wäre (bei mir waren es jeweils zwei Jahre), hätte auch passieren können, dass ich mich irgendwann da mehr zu Hause gefühlt hätte, weil es mir dann noch vertrauter geworden wäre. Es war in beiden Fällen so, dass ich nach der Rückkehr in Deutschland plötzlich sehr viel Negatives hier wahrnahm und Deutschland gegenüber viel kritischer wurde, weil ich nun Unterschiede gesehen hatte, die nicht immer zu Gunsten Deutschlands ausfielen. In einem Fall war ich nach meiner Rückkehr hier so unglücklich, dass ich mich sofort wieder für eine Arbeitssstelle zurück beworben habe, weil ich mein Zurückkommen bereute. Letztlich bin ich aber dann doch hier geblieben, wie das dann so geht, aber mir fiel es damals sehr schwer, mich in Deutschland wieder einzugewöhnen.

Der Mensch ist eben auch ein Gewohnheitstier, und je länger man irgendwo lebt, desto vertrauter wird einem die Umgebung, und desto mehr mag man sie und die Leute, die man um sich herum kennengelernt oder mit denen man sogar Freundschaften geschlossen hat.
Patriotismus? Nee, nichts für mich.

Dein letzter Satz gilt auch uneingeschränkt für mich.
Wobei ich die Einschränkung mache, dass das für mich wirklich nur für die Linke, aber nicht für Linksextremismus gilt.
Re: Protest
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.04.2013, 11:40:40
persönliche Beleidigungen gelöscht. Digizar, niemand hat das Recht persönlich so ausfällig zu werden,
geschrieben von WM:


Den Rüffel, Karl, zieh ich mir gern an.

Denn irgendwann bin auch ich es leid, immer und immer wieder dusselige Agitatoren-Schlagworte, hinterf... Beleidigungen und Anmache unter die Gürtellinie, sehen zu müssen.
Und da halte ich auch mal grob dagegen.
Nicht, dass am Ende jemand meint, es hätte ja -wie üblich- keiner was gesagt.
Za mir -digi-
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.04.2013, 19:35:19
Marina, ich denke Charlotte Knobloch ist Dir ein Begriff und bestimmt unverdächtig, was das Gefühl für Heimat und Patriotismis betrifft.

Solange aber die Deutschen ihre Nation nicht lieben, werden sich diese Grundwerte in der politisch-juristischen Abstraktion einer Verfassung erschöpfen. Sie können nie zu einem Identifikationspunkt auch für Migranten werden. Denn wie sollen diese Loyalität gegenüber einem Gemeinwesen entwickeln, von dem sich selbst die Deutschen distanzieren? Die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion fragen mich oft, warum die deutschen Bürger eigentlich ihr Land nicht lieben. Vermutlich liegt das an den Schuldzuweisungen, die gerade junge Menschen bei der Holocaust-Vermittlung erfahren haben. Ihnen muss verdeutlicht werden, dass sie keine Schuld an den Verbrechen ihrer Großväter haben. Stattdessen tragen sie aufgrund ihrer nationalen Geschichte Verantwortung für die Gegenwart. Man muss ihnen zeigen, dass es vieles gibt in diesem Land, worauf sie stolz sein dürfen. Vaterlandsliebe ist keine Exklusiv-Domäne der Rechtsextremisten.
Doch auf dem Nährboden eines verletzten Nationalbewusstseins gedeiht ihre Ideologie besonders gut. Wenn wir es schaffen, den Patriotismusbegriff neu und positiv zu besetzen, können wir den Neonazis Raum entziehen.
geschrieben von Charlotte Knobloch


Nur mal zum besseren Verständnis meiner Meinung zum Patriotismus, der sehr weit von den "Dumpfbacken" jedes Couleurs entfernt ist.

Luchs35
weserstern
weserstern
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von weserstern
als Antwort auf luchs35 vom 16.04.2013, 21:56:33
Teilzitat von Fr. Knobloch...

Doch auf dem Nährboden eines verletzten Nationalbewusstseins gedeiht ihre Ideologie besonders gut. Wenn wir es schaffen, den Patriotismusbegriff neu und positiv zu besetzen, können wir den Neonazis Raum entziehen.

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Hatten wir da im Sport nicht bereits ein gutes Beispiel...

wenn ich an das sportliche Sommermärchen zurückdenke...

Sommermärchen 2006

weserstern

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