Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern

Innenpolitik Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern

Karl
Karl
Administrator

Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern
geschrieben von Karl
1. Chancen

- die Alleinherrschaft der CSU in Bayern würde dauerhaft beendet
- der Sonderstatus von Bayern würde beendet
- die CSU könnte sich bundesweit als Alternative zur AfD etablieren.

2. Risiken

- die Parteienlandschaft könnte endgültig ins Rutschen kommen und am Ende die Rechten eine Mehrheit erhalten (daran glaube ich persönlich aber nicht).

Welche Meinung habt ihr dazu?

Karl
Elmos
Elmos
Mitglied

Re: Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern
geschrieben von Elmos
als Antwort auf Karl vom 16.09.2016, 09:57:36
Hallo,

also ich finde es eigentlich schön, so wie es ist.

Die "Alleinherrschaft" der CSU in Bayern - die hat auch Vorteile. Einmal weil sie gar keine Alleinherrschaft ist (es gibt ja durchaus Städte die immer mal wieder SPD-Bürgermeisterinnen haben) und dann weil sich neben dieser "Eminenz" eine sehr bunte, andersdenkende alternative Gesellschaft etablieren konnte und etabliert hat.

Ich habe ja in Unterfranken studiert und die Tatsache, dass ich grade in Bayern einen Studienplatz bekommen habe, die hat mich am Anfang wirklich gequält. Mein Gott ich hab als ich am ersten Tag dort ankam und an der Touristeninfo jemanden nach dem Weg gefragt habe kein Wort verstanden!
Aber ich habe in den Jahren in denen ich dort lebte festgestellt, dass es sehr viele "Andersdenkende" dort gab, es wurde deutlich mehr für den Umweltschutz getan als ich es vorher oder nachher hier (in NRW) erlebt habe, es wurde viel auch alternative Kultur gefördert etc. ...

Ich glaube das liegt daran, dass alle Andersdenkenden einen grossen, übermächtigen Feind haben, gegen den sie sich zusamemnrotten können

Vielleicht idealisiere ich das jetzt auch, aber ich habe das damals so empfunden. Von daher ist die CSU für Bayern doch eigentlich ideal. Die ganzen Gruftis finden eine Heimat und lassen alle anderen in Ruhe.

Liebe Grüße
Andrea
Edita
Edita
Mitglied

Re: Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern
geschrieben von Edita
als Antwort auf Elmos vom 16.09.2016, 10:12:34

Aber ich habe in den Jahren in denen ich dort lebte festgestellt, dass es sehr viele "Andersdenkende" dort gab, es wurde deutlich mehr für den Umweltschutz getan als ich es vorher oder nachher hier (in NRW) erlebt habe, es wurde viel auch alternative Kultur gefördert etc. ...
Ich glaube das liegt daran, dass alle Andersdenkenden einen grossen, übermächtigen Feind haben, gegen den sie sich zusamemnrotten können
Liebe Grüße
Andrea


Ist das in alten gewachsenen Universitätsstädten nicht generell so? Ich hatte damals das gleiche Gefühl in Mittelfranken,
in Universitätsstädten, besonders in den kleineren, leben immer mehr, vor allem jüngere, "Andersdenkende" und "Anderslebende" als Einheimische, aber ...sie arrangieren sich, oder sie haben es gelernt sich zu arrangieren und sogar neugierig aufeinander zu sein, so lernt man Toleranz und dann auch Akzeptanz!

Edita
(hat sich damals bei ihrem ersten leberkäse beschwert, daß das kein käse sei und schon gar nicht mit leber)

Anzeige

barbarakary
barbarakary
Mitglied

Re: Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf Elmos vom 16.09.2016, 10:12:34
Bayern werden immer anders bleiben, auch wenn sich die CDU auf das Land ausdehnen würde. Sie sind besondere, mal liebenswerte, mal weniger liebenswerte Menschen (die Urbevölkerung), sind oder waren zwar einerseits streng katholisch, früher hieß es aber, es müsse erst ein Kind unterwegs sein, damit man weiß, ob das auch klappt mit dem Kinderkriegen! Wallfahrten lieben sie auch, wobei zum Abschluss das Bayernlied gesungen wird. Trotz allem Urtümlichen ist München eine Weltstadt mit Herz - ich glaube, die Urbayern haben mehr einzuwenden gegen einen Preußen als gegen einen Afrikaner!

Ob wir es nun lassen, wie es ist oder die CDU nach Bayern schicken - es wird sich wohl kaum was ändern. Wobei mir der Rechtsruck überhaupt nicht gefällt - würden sie es sogar fertigbringen, die CDU weiter nach rechts zu rücken???

LG barbarakary
Edita
Edita
Mitglied

Re: Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern
geschrieben von Edita
als Antwort auf Karl vom 16.09.2016, 09:57:36
1. Chancen
- die Alleinherrschaft der CSU in Bayern würde dauerhaft beendet
- der Sonderstatus von Bayern würde beendet
- die CSU könnte sich bundesweit als Alternative zur AfD etablieren.
2. Risiken
- die Parteienlandschaft könnte endgültig ins Rutschen kommen und am Ende die Rechten eine Mehrheit erhalten (daran glaube ich persönlich aber nicht).
Welche Meinung habt ihr dazu?
Karl
geschrieben von karl


Soweit ich weiß, ist der Sonderstatus kein unverrückbares und in Stein gehauenes Gebilde, sondern muß nach jeder Bundestagswahl neu vereinbart werden.
Gute oder bessere Chancen an der Schraube zu drehen ergeben sich leichter wenn die CSU ihre absolute Mehrheit verpaßt, so wie das 2008 der Fall war, 2013 hatte sie sie wieder, und nun muß man auf 2017 warten, vielleicht ergibt sich ja eine Chance auf eine neue Verhandlungsbasis, ich wäre auch dafür, denn dieser Sonderstatus beinhaltet ja jede Menge Privilegien mit denen man aufräumen könnte oder sollte, die CSU stellt z.B. immer den Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden in der Bundestagsfraktion und hat eine Art Vetorecht.
In wichtigen Fragen dürfen die CSU-Bundestagsabgeordneten von ihren CDU-Kollegen in der Fraktion nicht überstimmt werden, Die Selbstständigkeit beinhaltet zudem eigene Organe, eigene Sitzungen der Landesgruppe, finanzielle Autonomie, eine eigene Pressestelle sowie eine besondere Berücksichtigung bei der Besetzung von Ausschüssen und Gremien sowie der Verteilung der Redezeiten im Bundestag. Die CSU Landesgruppe hat weitere Sonderrechte......
Also - das sind alles Sachen die m.M.n. überhaupt nicht kompatibel in der Gleichwertigkeit mit den anderen Parteien sind!

Edita
JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern
geschrieben von JuergenS
Möglicherweise würden sehr sehr viele prominente CSU-Funktionäre von der CSU zur CDU wechseln, somit die nach Bayern ausgedehnte CDU prägen, Karl.
Wie die Wähler in Bayern, die man ja ausserhalb Bayerns meist in einen Topf schmeisst, mehrheitlich reagieren würde, ist völlig offen. Schliesslich haben "die Bayern" ja seinerzeit auch nichts unternommen, um den Ludwig den Zweiten vor seiner Absetzung zu retten.

Ein nettes Spiel also, so eine Überlegung, aber nicht wichtig im eigentlichen Sinn.

Anzeige

Edita
Edita
Mitglied

Re: Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern
geschrieben von Edita
als Antwort auf JuergenS vom 16.09.2016, 13:02:54

Ein nettes Spiel also, so eine Überlegung, aber nicht wichtig im eigentlichen Sinn.


Findest Du das wirklich?
Ich meine hingegen, daß eine bayrische Regionalpartei, die per Vertrag bundesweiten Anspruch auf Vorrangigkeiten genießt, vorrangig die CDU schwächt, denn das ist ja wohl seit 1976 das Hauptziel, oder etwa nicht!?

Edita
hobbyradler
hobbyradler
Mitglied

Re: Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern
geschrieben von hobbyradler
Wenn ich es richtig sehe, gehört Bayern neben Baden Württemberg und Hessen zu den Geberländern innerhalb Deutschlands. Das ist neben dem Verdienst der jeweiligen Bevölkerung natürlich auch Verdienst der jeweiligen Regierung.

Auch in Bayern ist nicht alles Gold was glänzt, doch die soziale Komponente kann mit anderen Bundesländern sicherlich mithalten.

Ich fühle mich nicht in einem Bundesland wohnend, in dem „rechte Auffassungen“ zur Allgemeinheit gehören. Zu schreiben, die CSU könnte eine Alternative zur AFD sein, somit die CSU in die Nähe der AFD-Kasperl zu rücken, ist völlig aus der Luft gegriffen und weit jeder Realität.

Franz Josef Strauß meinte zwar, rechts von der CSU dürfe es keine demokratische Partei geben. Aber an AFD, NPD oder Pegida hat er dabei sicherlich nicht gedacht.
Bei einer Annäherung an diese Parteien würde die CSU sicherlich ihre Mehrheit verlieren.

Ich habe es 2013 wegen Seehofer, nicht wegen der CSU, mit einer Protestwahl versucht. Die Linken kamen mir dazu gelegen, weil in Bayern unbedeutend.
Im Augenblick wüsste ich nicht was in Bayern „rechter“ sein sollte als in anderen Bundesländern. Im Gegenteil – gerade bei dem Flüchtlingszustrom wurde enormes geleistet.

Sollte es jemanden interessieren, kann ich gerne nochmals wiederholen welch inhumanes, beschämendes Verhalten Frau Merkels heroischen Worten folgte.

Mich würde es interessieren, an welchen Gegebenheiten man Bayern als „Rechts“ ausmacht.

Es wäre mir völlig egal ob sich die CSU in anderen Bundesländern positioniert. Würde sich die CDU in Bayern aufstellen, wäre es für die CSU lebensnotwendig in anderen Bundesländern zu kandidieren.

Ciao
Hobbyradler

@Elmos – hoffentlich ist dir bekannt, dass in Würzburg die Fremdsprache nicht „Bayerisch“ ist, sondern „Fränkisch“. Um Würzburg herum nicht ganz einfach.
Mit Würzburg hattest du es aber wirklich gut getroffen.
Elmos
Elmos
Mitglied

OT
geschrieben von Elmos
als Antwort auf hobbyradler vom 17.09.2016, 16:43:06
Hallo,


@Elmos – hoffentlich ist dir bekannt, dass in Würzburg die Fremdsprache nicht „Bayerisch“ ist, sondern „Fränkisch“. Um Würzburg herum nicht ganz einfach.
Mit Würzburg hattest du es aber wirklich gut getroffen.


Ja, das hatte ich. Und mir ist natürlich später bekannt geworden, dass ich ja eigentlich gar nicht in Bayern studiert habe

Ich hab aber das Fränkisch Anfangs genauso wenig verstanden wie später das Niederbayrisch des WG-Mitbewohners eines Freundes.

Liebe Grüße
Andrea
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Risiken und Chancen einer Ausdehnung der CDU auf Bayern
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf hobbyradler vom 17.09.2016, 16:43:06
Wenn ich es richtig sehe, gehört Bayern neben Baden Württemberg und Hessen zu den Geberländern innerhalb Deutschlands. Das ist neben dem Verdienst der jeweiligen Bevölkerung natürlich auch Verdienst der jeweiligen Regierung.

Was die achso wohlhabenden und großmütig gebenden Bayern gern unterschlagen oder vergessen wollen ist, dass der Wandel Bayerns vom reinen Agrar- zum Agrar- und Technologieland durch die Solidarität anderer Bundesländer möglich gemacht wurde.

Von 1950 bis 1987 bekommt der Freistaat durchweg Geld aus dem Ausgleichstopf – insgesamt 3,39 Milliarden Euro, sonst wurden dort noch immer die Milchkühe auf den Feldwegen umher getrieben und eine moderne Infrastruktur, die eine Industrialisierung des Agrarlandes möglich machte, gäbe es noch immer nicht.

Anzeige