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Innenpolitik Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland

miriam
miriam
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Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
geschrieben von miriam
Heute habe ich in meinen Notizen einen Beitrag gefunden, den ich vor genau zwei Jahren geschrieben habe. Es handelt sich dabei um eine soziologische Studie – und als ich sie wieder gelesen habe, war ich erstaunt über die Ergebnisse zu denen diese kommt, da diese sich in vielen Punkten stark von dem unterscheiden, was wir hier in einigen Themen über Migranten und deren Integrationswilligkeit, deren Lebensmilieu etc… geschrieben haben.

Ich stelle diesen Text hier so ein wie ich ihn vor zwei Jahren verfasst hatte, vielleicht finden einige die Ergebnisse der Studie lesenswert, hauptsächlich in Vergleich zu dem was wir zum Thema in der letzten Zeit geschrieben haben.


Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland

Dies ist der Titel einer umfangreichen Studie die durch Sinus Sociovision durchgeführt wurde und die zu sehr interessanten Ergebnissen kommt.

Die Auftraggeber der Studie kommen aus Politik, Medien sowie unterschiedlichen Verbänden, es sind unter anderen:

– Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
– Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Abteilung Kultur
– MW Malteser Werke gGmbH
– Statistisches Amt / Schulreferat der Landeshauptstadt München

Die Studie versteht sich als eine qualitativ-psychologische Erfassung der Lebenswelten der Menschen in Deutschland, die einen Migrationshintergrund haben und soll die aktuellen Lebenswelten bzw. die Lebensstile die sich bei diesen Gruppen in Deutschland entwickelt haben analysieren.

Mit gesellschaftswissenschaftlichen Methoden nahm sich diese Studie vor, einen unverfälschten Blick, bzw. ein Kennenlernen der Welt(en) der Migranten hierzulande zu ermöglichen, dazu gehören u.a. ihre Werte, Lebensziele, Wünsche und Zukunftserwartungen.
Die Studie basiert auf zahlreichen und umfangreichen Interviews.

Das wichtigste das diese Studie festhält: sie widerlegt das vielerorts verbreitete Negativ-Klischee, hauptsächlich über die Existenz einer Parallelwelt der Migranten.

Hier einige der wichtigsten Ergebnisse der Studie:

- sie zeigt ein sehr facettenreiches Bild der Menschen mit Migrantionshintergrund

- durch diese großen Unterschiede, durch die Tatsache, dass man keine homogene Milieulandschaft erkennt, kann man von acht Migranten-Milieus sprechen die sich durch ihre Lebensweise unterscheiden

- es ist nicht in erster Linie die ethnische Herkunft die zu diesen Unterschieden führt, sondern ihre Wertvorstellungen. Bei unterschiedlichen Herkunftskulturen aber einen ähnlichen Milieu, erkennt man "gemeinsame lebensweltliche Muster".

Zitat:

Man kann also nicht von der Herkunftskultur auf das Milieu schließen. Und man kann auch nicht vom Milieu auf die Herkunftskultur schließen.
Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, Religion und Zuwanderungsgeschichte beeinflussen die Alltagskultur, sind letzten Endes aber nicht milieuprägend und identitätsstiftend.
Der Einfluss religiöser Traditionen wird oft überschätzt.

- Die meisten Migranten-Milieus sind – jeweils auf ihre Weise – um Integration bemüht und verstehen sich als Angehörige der multikulturellen deutschen Gesellschaft.


- Der Integrationsgrad ist wesentlich bildungs- und herkunftsabhängig:
Je höher das Bildungsniveau und je urbaner die Herkunftsregion, desto leichter und besser gelingt eine Integration in die Aufnahmegesellschaft.

- Häufig beklagt wird – quer durch die Migranten-Milieus – mangelnde Integrationsbereitschaft der Mehrheitsgesellschaft und geringes Interesse
an den neuen Mitbürgern.


Fortsetzung folgt

miriam
miriam
Mitglied

Re: Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
geschrieben von miriam
als Antwort auf miriam vom 13.10.2009, 09:10:50
Fortsetzung:

Die Studie von Sinus Sociovision in ihrer kürzeren Fassung kann im folgenden Link nachgelesen werden:

(Link funktioniert nicht)

http://www.sinus-sociovision.de/Down...e_16102007.pdf

Die Studie in ihrer ganzen Ausführlichkeit beträgt 72 Seiten – hier der Link dazu:

http://209.85.129.132/search?q=cache...&ct=clnk&gl=de

Was zeigt uns aber diese Studie?

Die Menschen die in Deutschland leben und einen so genannten Migrationshintergrund haben, leben zum allergrößten Teil in keiner Parallelwelt, sondern sind in erster Linie um Integration bemüht. Immerhin sprechen wir dabei von 19% der Bevölkerung Deutschlands – anders ausgedrückt es sind 15,3 Millionen Bewohner dieses Landes.

Außerdem scheint es mir wichtig festzuhalten, dass nicht so sehr das Herkunftsland für die verschiedenen Lebensmuster prägend ist, sondern eher die Wertvorstellungen – und diese sind in erster Linie milieubedingt.

Spiegel-online begrüßt die Studie von Sinus Sociovision und hält fest:

Zitat:

"Einwanderer sind bereit, mehr und härter zu arbeiten - und haben damit Erfolg: Nach einer neuen Sinus-Studie zählen heute viele Migranten zu einer Elite."

--
miriam
Karl
Karl
Administrator

Re: Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
geschrieben von Karl
als Antwort auf miriam vom 13.10.2009, 09:26:28
Herzlichen Dank, Miriam. Ein differenzierter Blick ist wie immer mühsamer als das Wiederkauen von Klischees, aber notwendig für ein gerechtes Beurteilen und für sinnvolles politisches Handeln.
--
karl

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Karl
Karl
Administrator

Re: Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
geschrieben von Karl
als Antwort auf Karl vom 13.10.2009, 09:45:07
Hallo Miriam,


leider funktionieren Deine Links nicht. Ich habe jetzt folgenden Link gefunden:
--
karl
arno
arno
Mitglied

Re: Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
geschrieben von arno
als Antwort auf miriam vom 13.10.2009, 09:26:28
Hallo, miriam,

bedacht werden sollte,
daß jeder 4. Deutsche einen Migrationshintergrund hat.

Erfahrungen über die Integration müssen also vorliegen.

Viele Grüße
--
arno
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 13.10.2009, 09:45:07
Wir haben ja auch keine Probleme mit Menschen der (Migranten-)Minderheitsgesellschaften. Wir haben Probleme mit jenen, die laut lärmend sich als Mehrheitsgesellschaft gerieren und Unfrieden stiften (vgl. Sarrazin und die Sarrazin-Themen).

--
Wolfgang

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rello
rello
Mitglied

Re: Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
geschrieben von rello
als Antwort auf arno vom 13.10.2009, 09:53:37
bedacht werden sollte,
daß jeder 4. Deutsche einen Migrationshintergrund hat.(arno)


Wenn du die Hessen, Ostpreussen und sogar Bayern, die z.B. einmal ins Ruhrgebiet gekommen sind, als Migranten ansiehst, hast Du recht.
Dass es mehr werden, die einen Migrationshintergrund haben, bestreite ich nicht, aber 25% der Deutschen?

In meinem Stammbaum taucht in einem Zweig vor vier Generationen auch eine Polin auf, die ist aber in ihrer Heimat geblieben. Ergo sehe ich bei mir keinen Migrationshintergrund.

--
rello
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
geschrieben von schorsch
als Antwort auf miriam vom 13.10.2009, 09:10:50
Dummerweise handeln und denken die einheimischen Mit-Menschen nicht in diesen Regeln und interessieren sich für diese Untersuchungen, sondern: Kopftuch? Fremdländisches Aussehen? Raus damit!

--
schorsch
miriam
miriam
Mitglied

Re: Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
geschrieben von miriam
als Antwort auf arno vom 13.10.2009, 09:53:37
Erstmal zu den Links.

Dein Link Karl, führt nur zu einem Teil der Studie. Nun nochmals die Links - hoffentlich stimmen diese jetzt.

Für die kurze Fassung:

http://www.sociovision.de/uploads/tx_mpdownloadcenter/Zentrale_Ergebnisse_16102007.pdf

Endlich habe ich auch den Link zur langen Fassung (72 Seiten) wiedergfefunden:

http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/RedaktionBMFSFJ/Abteilung4/Pdf-Anlagen/migranten-milieu-report-2007-pdf,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf

Ich versuche diesen auch unten einzugeben - denke aber, dass er zu lang ist.

Was mich beim Lesen meines Beitrags - zur Sinus Studie in erster Linie auffält (nochmals: der Text ist vor zwei Jahren geschrieben): es ist ein Thema, bei dem man ganz leicht aneinander vorbeiredet. Denn es gibt unzählige Migrantenmilieus - jeder macht seine persönlichen Erfahrungen und sein Migrantenmilieu ist meist so zu sagen ein Zufallstreffer.

Ich gehöre ja auch zu einem dieser Migrantenmilieus - aber einem privilegierten, denn ich hatte einen Beruf der seinerzeit auch noch einen Markt hatte, außerdem sprach ich Deutsch - wenn ich die Sprache auch fast nicht schreiben konnte.
Und es fallen mir persönlich einige dieser Migranten ein, die zur Elite gehören - zur gleichen Zeit kenne ich oberflächlich! aber auch diejenigen die bei Ford arbeiten oder in den Wäschereien der Krankenhäuser, die Taxifahrer (Iraner - die meine besondere Sympathie haben), um nur einige Beispiele zu nennen.

Dies vorläufig als Ergänzung.

--
miriam

Ich kann es nicht fassen: der Link funktioniert!
Mitglied_5ccaf87
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Re: Studie: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.10.2009, 10:06:30
Vielleicht zäumen wir das Pferd völlig falsch. Ich möchte einen Grundsatz nennen: Deutschland ist in den vergangenen 2000 Jahren nachweislich schon immer ein Einwanderungsland gewesen, ist es noch heute und wird es in Zukunft sein. Wir sollten die Chance nutzen und damit die negative Geburtenrate kompensieren.

Zuerst müssen wir klären, was Migranten sind. Im Wikipedia lesen wir schon in der Einleitung folgendes:

Als Migranten werden jene Menschen bezeichnet, die von einen Wohnsitz/Land zu anderen Wohnsitzen/Ländern wandern bzw. durchziehen. Wechseln sie ihren Wohnsitz, um zu bleiben, so nennt man sie Immigranten. Der Begriff wird fast immer falsch verwendet, ob von Medien oder Organisationen. Sesshaft werdende Migranten sind also klar Immigranten (s.h. Wahrig!). Mittlerweile wird der Begriff jedoch fast ausschließlich für Einwanderer aus dem Ausland verwendet, also Immigranten. Die Umschreibung „Menschen mit Migrationshintergrund“ fasst somit Immigranten und ihre Nachkommen unabhängig von der tatsächlichen Staatsbürgerschaft zusammen. Die im Aufenthaltsort ihrer Eltern geborenen Kinder sind daher per Definition keine Migranten.

Folgt man dem zweiten Teil des Zitats, bin auch ich ein Bundesbürger mit Migrationshintergrund. Meine Großeltern (väterlicherseits) wanderten um 1910 aus dem polnischen Oberschlesien nach Sachsen ein, kannten kein Wort Deutsch und auch keines der Sächsischen Gesetze. Sie waren, wenn ihr so wollt, Wirtschaftsimmigranten. Trotzdem gelang es ihnen sich erfolgreich zu integrieren. Leider wurden Beide Opfer des Bombenterrors von 1945 auf Dresden.

Aus dieser Sicht finde ich die ganze Diskussion völlig absurd und hat für mich mehr oder weniger nur etwas mit dem nationalistischen Gesülze des braunen Packs gemeinsam. In hundert Jahren wird man einen dunkelhäutigen Menschen mit schwarzen Haar kaum noch nach seiner Herkunft und Religion beurteilen oder befragen. Möglicherweise wird eine kopftuch-tragende Frau dann sogar Kanzlerin sein. Unsere Ururenkel werden in Geschichtsbüchern etwas über Kopftuchgesetze lese und genau so den Kopf schütteln wie wir heute, falls wir zufällig etwas über noch immer gegenwärtige Inquisition lesen.

Als ich vergangenes Jahr die Türkei besuchte, hat in Alania uns ein ebissl deutsch sprechender Türke von der Strasse weg und ohne jegliche Vorwarnung zu einem Glas Tee eingeladen. Er wollte nur wissen, wie es sich in Deutschland jetzt lebt. Wann habt ihr das letzte Mal einen Türken eingeladen?

--
der hinterwaeldler

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