Innenpolitik Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
Das ist ja interessant.
Was die Spitzelei in der frühen BRD betraf, dass millionenfach Briefe, die in den Osten gingen, geöffnet und gelesen wurden, da gibt es ein schönes Buch von Josef Foschepoth:
Überwachtes Deutschland
Ich dachte bisher immer ,dass im Arbeiter- und Mauernstaat jedes SChreiben aus dem Westen, jedes Päckchen vom Klassenfeind und auch alle Telefongespräche akribisch von dieser Regentschaft und ihren Untergeordneten gelesen, gehört, konfisziert wurden?
Befürchtete wirklich die BRD, dass mehrheitlich die eigene Bevölkerung danach strebt, ein ähnliches Leben zu führen, also eingesperrt, bescheiden und folgsam, immer auch in der GEfahr, an der Grenze von eigenen Landsleuten abgeknallt zu werden, wenn man den Mut hatte, dieses Land zu verlassen?
Olga
Also, Reisefreiheit gibt es in China. Chinesen, die das nötige Geld und genügend freie Zeit haben, können nach Thailand, Vietnam, Taiwan, Japan, Frankreich, Deutschland usw. reisen. Sie können auch innerhalb ihres riesigen Landes, nach Gansu, Xinghai, Liaoning, usw. Gern nehmen sie teil an Reisegruppen, aber auch Privatreisen sind möglich. Auch Kinder können zu Freizeiten z. B. in Ferienlager in Thailand reisen, ohne dass sie dort ständig politisch überwacht und politisch indoktriniert werden.
Genau so ist es: Festland-Chinesen reisen auch gerne nach Hongkong oder Macau, wobei hier die Lust derzeit etwas nachlässt, weil man die Gefahren in diesem GEbiet nicht so recht einschätzen kann.
jacaré4
Wer das nicht glauben mag, sollte einmal nach Neuschwanstein fahren; diese Königsschlösser sind fest in chinesischer Hand. Dort müssen die Leute dann teilweise stundenlang warten, bis sie eingelassen werden und werden dann innerhalb 30 Minuten durch die Räume geschleust.
ABer das ist nur ein Mosaikstein auf einer Europareise für Chinesen: sie haben dafür oft nur 10 Tage Zeit (Rentner natürlich länger) und ein Hauptaugenmerk sind Einkäufe: z.B. die Töpfe von WMF, Klamotten, Taschen, Milchpulver usw.usw.
Unsere Grossstädte wären sehr verunsichert, wenn diese REiselust der Chinesen plötzlich nicht mehr gegeben wäre.
Die Chinesen machten nach der grausamen, blutigen Mao-Zeit einen Deal mit ihren KP-Regenten: diese versprachen ihnen ein besseres Leben und im Gegenzug sollten Chinesen auf Freiheit, Demokrtie usw. verzichten.
Die meisten akzeptieren dies auch und arrangieren sich damit.
Ausnahmen sind Uiguren, Tibeter und mittlerweile HongKonger.
Wenn man diese Zahlen aber in Relation zu insgesamt 1.4 Milliarden Chinesen setzt, sind es halt doch Minoritäten. Olga
Das Thema ist ja, was wir Deutsche von einem digitalen Überwachungsstaat wie Sozialpunkte, Gesichtserkennung etc. halten.
Kameras gibt es auch überall in Großbritannien, aber anders als in China wird Gesichtserkennnung etc. erst im Verdachtsfall und nach Vorfällen eingesetzt. In China werden die Bewegungsprofile aller Personen verarbeitet, es gibt null Datenschutz (eigentlich müsste Datenschutz ja Personenschutz heißen).
Es gibt zwischen unserer Kultur und der chinesischen einen großen Unterschied. Bei uns zählt das Individuum und dort vor allem das Kollektiv. Die Chinesen sind derzeit als Nation extrem erfolgreich. Persönlich glaube ich jedoch an den Vorteil individueller Vielfalt und bin überzeugt, dass Gleichschaltung Kreativität verhindert und vor allem gegenüber "Abweichlern" unfair ist.
Karl
Ja, Karl sehe ich ähnlich, zumal wir in Europa und Deutschland ja auch das grosse Glück haben, Demokratie zu leben und für unsere REchte als Individuum einstehen können,b zw. zu kämpfen, ohne dass wir in irgendwelche Arbeitslager lebenslang geworfen werden.
Andererseits denke ich oft, dass ein Land mit ca 1.4 Milliarden Einwohnern, so vielen ethnischen Gruppen, Religionen und Sprachen und der gigantischen Grösse nicht demokratisch regiert werden kann, weil vermutlich z.B. Chinesen an der Grenze zu Nordkorea sich nicht damit befassen, was in Peking bestimmt wird.
Ähnliches kann man - sachlich betrachtet - auch in Russland, Indien usw. betrachten.
Ob wir Deutsche empfänglich wären für Sozialpunkte und eine entsprechende Überwachung denke ich, dass dies heute noch nicht mehrheitlich der FAll ist. Andererseits, wenn es eine Partei darauf anlegt und die oft so gewünschten einfachen und simplen Antworten auf undurchschaubare, komplexe Vorgänge gibt, sähe dies schon anders aus.
Was mich hier auch verunsichert, ist die freiweillige Abgabe persönlicher Daten, wie es wir auch wir Deutsche seit Jahren machen, ohne darüber nachzudenken, was damit geschieht und wie sehr uns das schadet. Olga
Ich denke, kreative Köpfe werden im Gegensatz zu solchen, die sich gleichschalten lassen, sogar vom chinesischen Staat gefördert, wenn sie ihr tun unter dem Deckmantel der Kollektivität darstellen können, vor allem aber, wenn sie ordentlich Kohle machen. Die Chinesischen Führer tun alles, um Erfolge zu haben und zu bündeln, das Heer der Manipulierbaren sind wie beim Schach, die "Bauern".
Es gibt zwischen unserer Kultur und der chinesischen einen großen Unterschied. Bei uns zählt das Individuum und dort vor allem das Kollektiv. Die Chinesen sind derzeit als Nation extrem erfolgreich. Persönlich glaube ich jedoch an den Vorteil individueller Vielfalt und bin überzeugt, dass Gleichschaltung Kreativität verhindert und vor allem gegenüber "Abweichlern" unfair ist.
Karl
@karl ...wir sollten uns beschweren, dass die amis nicht auch in unserem ST-Konto schnüffeln wollen!
Der Hauptunterschied dürfte die Größe des Landes und der Bevölkerung sein.Wäre da das Verhältnis 1:1 wäre kaum ein unterschied
Hast Recht, das ist eine Riesensauerei, unglaublich. Da muß der UN-Sicherheitsrat sofort einberufen werden. Sowas geht ja nun garnicht. Uns hier so zu schneiden.
Empörend ist das...