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Internationale Politik Afghanistan - das Grab aller Imperialen

Mitglied_bed8151
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Afghanistan - das Grab aller Imperialen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
30-Jähriges ist bald. Denn in der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember 1979 landeten die ersten Truppen der extra für diesen Einsatz aufgestellten sowjetischen 40. Armee in Kabul (Afghanistan). Ein imperiales Regime war in kolonialer Absicht unterwegs und wollte - wie gesagt wurde - den Afghanen den "Fortschritt" bringen.

Die aber mochten den "Fortschritt" nicht und widersetzten sich. Zehn Jahre später war es aus mit dem kolonialen Traum der Sowjets. Die afghanischen Widerständler hatten die glorreiche Rote Armee geschlagen. Maßgeblich beteiligt an der Niederlage war ein anderes imperiales Regime - das der USA (das mit Geld und Waffen half, islamisch-fundamentalistische Terrororganisationen militärisch und politisch stark zu machen; auch ein gewisser Osama bin Laden stand damals auf der amerikanischen Lohnliste).

Heute ist das amerikanische imperiale Regime in eigener kolonialer Absicht dort unterwegs - wieder unter dem Banner des "Fortschritts" - und holt sich eine blutige Nase und steht vor der Niederlage.

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Wolfgang
carlos1
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Mitglied

Re: Afghanistan - das Grab aller Imperialen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.12.2009, 11:11:16
"Afghanistan - das Grab aller Imperialen." Wolfgang


Hallo Wolfgang, der von dir eingesetzte Link aus Newsweek ist von Inhalt, Stil und Thema etwas anderes als dein Posting. Du beschränkst dich auf Schimpfen (Imperiales Gehabe, Kolonisatoren), mithin Schwarzweißmalerei. Der von dir eingestellte Link versucht jedoch in einem sehr begrenzten Rahmen einen Vergleich herzustellen zwischen 1979 (sowjetische Invasion Afghanistans, dem sowjetischen Vorgehen in Afgh.) und den Fehlern des Westens heute aus der Sicht der sowjetischen Veteranen von damals. Nebenbei bemerkt: Der Begriff Imperialist wäre eigentlich passender als Imperialer.

Die Sowjetunion als eine imperiale Macht zu bezeichnen ist wenig hilfreich und ist auch keine Erklärung der Ursachen ihres Eingreifens. Das Eingreifen der NATO wird mit dem gleichen Begriff Imperialismus etc gegeißelt, obwohl andere Ursachen und Gründe vorliegen. Die Rolle Pakistans, Indiens, Usbekistans, Tadschikistans, Russlands, Saudiarabiens, Irans scheint dich überhaupt nicht zu interessieren, obwohl diese Regionalmächte keine geringe Rolle spielen. Die Taliban als Bürgerkriegspartei beginnen ab 1994 in Afgh. eine wichtige Rolle zu spielen, zu einem Zeitpunkt, als die sowjetrussische Invasion schon längst beendet war. Der Westen nahm damals eine sehr abwartende Stellung zu Afgh. ein.

Mehr als 30 Jahre alte Konflikte, die auf eine schwache Zentralregierung in Afghanistan zurückgehen und die ausländische Einmischung aus allen Himmelrichtungen lassen sich nicht mit Schlagworten wie "Kolonialismus" und "Imperialismus" und tapferes Widerständlertum erklären. Politik und vor allem Außenpolitik ist nicht ein Märchen, in dem die guten Mächte immer über die bösen siegen, einfach weil sie Widerständler sind.

Zumindest ist es von Vorteil und ein Fortschritt auf einen Zeitpunkt vor 30 Jahren zurückzublicken, wie du es tust und Vergleiche zu ziehen zwischen Sowjets und NATO (wenigstens im Link möglich). Es gibt Unterschiede, die leider aber in der lächerlichen Übersetzung nicht deutlich werden (die Übersetzung erledigt ein Computer!). Der Blick müsste aber noch weiter zurückreichen und vor allem sozioökonomische, ethnische und religiöse Gegebenheiten in Afgh. in Betracht ziehen. Vor allem muss im Zusammenhang mit Afgh. klar werden, warum ein Nationalstaat im klassischen europ. Sinne in Afgh. fast undenkbar erscheinen muss. Dies wird im Link erst auch gar nicht angesprochen. Die Frage, warum Demokratie mit Parlament und Wahlen (liberale westliche Demokratie) zunächst einmal wenig Anklang finden in Afgh. gehört dazu und ist wichtig. Welche Möglichkeiten und Schwierigkeiten die ethnische Zersplitterung, das Denken in tribalen und Clanstrukturen für die Errichtung einer starken Zentralgewalt in Afgh. haben, wird im Link nur kurz angeschnitten, wenn die Sowjets erwähnt werden und ihrem Versuch dem afghan. Volk eine Gehirnwäsche zu verpassen (a new mindset). Der Slogan der Kommunisten „Religion ist Opium des Volkes“ konnte dort nicht verfangen.

Im Link wird differenziert und Unterschiede werden deutlich gemacht im militärischen Vorgehen, das auch die Verluste geringer hält, aber leider nicht AUF Null reduziert. Ein quantitativer, aber kein qualitativer Unterschied. Im Ganzen scheint es so zu sein, dass die NATO in Afgh. sich lernfähiger zeigt, bereit ist Abstriche von den ursprünglichen Zielen einer Stabilisierung (von wem oder von was?) zu machen und auf die Gegebenheiten (s.oben) einzugehen.

Eine Befriedung wird es nur geben können, wenn jede Art von ausländischer Einmischung unmöglich ist. Damit hängt zusammen die Existenz einer starken (relativ starken) Zentralregierung. Afgh, darf nicht weiter Kampfplatz regionaler und überregionaler Mächte sein.

Deine Schlussfolgerung wird im Link auch nicht geteilt. Hinter den Taliban steht heute keine Supermacht, die sie mit modernen Waffen ausstattet, wie die USA die Mudschaheddin (nicht Taliban) mi Stinger-Raketen.

Die Überlegungen im Westen auch mit Taliban zu reden, zumindest solchen die gemäßigt sind, sollte die Sicht auf diese Gruppierung lenken und ihre Entstehung.. Sie sind eine Schöpfung Pakistans, nicht der USA. Vor Ort finden längst schon solche Kontakte mit Stammesältesten, Dorfältesten statt Sie sind keine in sich geschlossene, einheitliche Gruppierung. Aber das ist ein anderes Thema und ein weites Feld. Wichtig ist nur eines: Das Ziel des Abzugs aus Afgh. muss immer gegenwärtig sein. Ab Sommer 2011 soll mit dem Abzug begonnen werden.
lissi
lissi
Mitglied

Re: Afghanistan - das Grab aller Imperialen
geschrieben von lissi
als Antwort auf carlos1 vom 23.12.2009, 21:55:50
für mich ist afghanistan und auch irak und alle kriegsschauplätze nix weiter als abschaum vom menschlichem bewusstsein.

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hugo
hugo
Mitglied

Re: Afghanistan - das Grab aller Imperialen
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.12.2009, 11:11:16
Nach meiner Version bedeutet für die beteiligten imperialistischen Mächte Afghanistan das Ende all ihrer ursprünglichen Illusionen,,

Für unsere Regierung gibts nur zwei Möglichkeiten um dort zu einer Änderung oder gar einem Ende zu kommen,,entweder raus (möglichst sofort raus) oder mit einem Vielfachen an Soldaten, Material und Engagement hinein,,und zwar in Abstimmung mit den UN ,,,

ansonsten gibt es Schrecken ohne Ende, bzw ein endloses Gezerre, Töten, Abwürgen, der dortigen und Belügen der hiesigen Bevölkerung mit dem alleinigem Gewinner,,,der Militärlobby,,

längst haben die uniformierten Friedensstifter ihre Unschuld eingebüßt, da helfen auch nicht die vielen Nebelgranaten welche gegenwärtig aus dem Verteidigungsministerium über uns gezündet werden,, immer mehr Menschen sehen immer klarer,,,

hugo
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Afghanistan - das Grab aller Imperialen
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf carlos1 vom 23.12.2009, 21:55:50
@carlos

Manchmal scheint es mir, als seien Deine Beiträge wie Perlen vor die Säue. Du bemühst dich ein Thema umfassend und detailgetreu zu beantworten - aber das ist für die ungeneigte Leserschaft sowieso zu lang und außerdem haben sie ja schon sowieso ihre vorgefasste Meinung.

Trotz Allem möchte ich dir noch einige militärstrategische Aspekte hinzufügen, die zum Eingreifen der Sowjetunion in den 80er Jahren geführt haben. Zum Einen befinden sich die meisten der ICBMs der Russen (auch heute noch) im grenznahen Bereich zu Afghanistan. Das bedeutet eine Stationierung von AVACs der NATO oder USA war höchst unerwünscht und für die Russen sicherheitsrelevant - dann lieber einmarschieren.

Zum Anderen waren und sind hochsensible russische Flugzeug-, Hubschrauber- und U-Boot-Träger im Schwarzen Meer und besonders auf der Krim stationiert - auch Werften. Die wären somit auch im unmittelbaren Sicht- und Funkmessbereich gewesen. Russen und Ukrainer lassen sich - wie die Amis - nicht gern in die Karten sehen.

Was mir an den Afghanen allerdings besonders gefällt ist, dass sie Kolonialtruppen bislang immer rausgeworfen haben - schon vor mehr als hundert Jahren haben sie den Briten gewaltig in den Arsch getreten. Ob ihre Meinung, der Glaube und die Ideologie nun der unseren entspricht ist eine andere Frage - aber sie setzten sich bislang wirksam durch.
hugo
hugo
Mitglied

Re: Afghanistan - das Grab aller Imperialen
geschrieben von hugo
als Antwort auf dutchweepee vom 24.12.2009, 01:16:38
hm,,,und so wie unsere Einschätzung der dortigen Situation schon in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts war,,so hat sie sich auch bis heute gehalten,,

ja sie ist sogar noch miserabler und unsicherer geworden,,,(zu keiner Zeit hat es in Afghanistan politisch stabile Zustände gegeben, weder zig Jahre davor und auch danach bis jetzt,,und immer waren auch ausländische Interventionen maßgeblich daran beteiligt),,,das Land konnte nie zur Ruhe kommen,,

Was derzeit abläuft, der normale aber keineswegs zielführende Krieg einerseits und die behauptete und ebenfalls sinnlose, unnütze Terrorbekämpfung andererseits werden wieder zu keiner befriedigenden Lösung für die Menschen dort führen,,

dieser sowieso schon sehr konfliktreichen Region widerfährt gegenwärtig eine (hauptsächlich von außen aufgezwungene)Gewaltorgie, welche eindeutig zur weiteren Destabilisierung beiträgt und schon jetzt den Boden für zukünftige Bürgerkriege und ein fruchtbares Terrorumfeld bereitet.

hugo


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Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Afghanistan - das Grab aller Imperialen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.12.2009, 11:11:16
Imperiale meinen, sie seien unbesiegbar. Das hängt damit zusammen, dass ihnen ihre militärische Macht zu Kopfe steigt. Imperiale Führer (wie ihre Geführten) feiern sich und reden sich in einen Rausch rein. Im Rausch entfernen sie sich immer weiter von der Wirklichkeit. Während noch die Feierlichkeiten laufen, wachsen ihre militärischen und politischen Probleme. Die Geschichte ist voll von Beispielen gescheiterter Imperien (Linktipp).

Selbstbescheidung, rechtzeitiger Rückzug, Verzicht auf weitere Ausdehnung, Abschied vom Größenwahn, Abrüstung könnten den Zerfall des Imperiums in geordnete Bahnen bringen und das eigene Land retten. Dazu sind Imperiale regelmäßig nicht bereit. Seltene Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine seltene Ausnahme war Michail S. Gorbatschow - damals Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU, später Präsident der UdSSR. Mittels 'Glasnost' und 'Perestroika' schaffte er die Wende, rettete sein Land, vermied Blutvergießen dadurch, dass er für den Rückzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan sorgte.

Die Welt wartet auf einen amerikanischen 'Gorbatschow'.

--
Wolfgang
adam
adam
Mitglied

Re: Afghanistan - das Grab aller Imperialen
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.12.2009, 09:22:14
@wolfgang,

antwortest und redest Du jetzt nur noch mit Dir selber? Für Deinen Naivpazifismus wirst Du auch keine ernst zu nehmenden Gesprächapartner finden. Die reale Welt entspricht nicht Deinen Vorstellungen.

Glaubst Du, die Mächtigen dieser Welt haben nicht aus der Geschichte gelernt? Schon die Römer haben nach dem Motto "Teile und herrsche!" gehandelt. Ihr Pech war, daß sie auch erobert haben und das Erobern war schon damals im Motto nicht enthalten.

Wer Macht erhalten und behalten will, der teilt, intrigiert und lehnt sich zurück. Die anderen streiten sich und der Intrigant braucht nur hier oder dort ein wenig Unterstützung streuen, damit die Streithähne weiter machen können. Das ist im Kleinen so, wie im Großen.

Gorbatschow war nicht der Menschenfreund als den Du ihn hinstellen möchtest. Er hat versucht, einigermaßen, ohne zu großen Gesichtsverlust, eine totale Niederlage abzuwenden. Im eigenen Land wird ihm das heute noch übel genommen. Nirgends ist er so unpopulär wie in Russland und natürlich bei Menschen, die so denken wie Du, wolfgang. Und Du versuchst, für die andere Seite eine Niederlage herbei zu reden, indem Du Gorbatschow Ideale unterschiebst, die er nicht gehabt hat. Das ist auch eine Form der Intrige!

--

adam

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JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Afghanistan - das Grab aller Imperialen
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf hugo vom 24.12.2009, 08:45:20
Auch mir macht die Entwicklung in A. Sorge.
Insbesondere wegen der Gefahr, dass man Stabilisierungen gar nicht langfristig halten kann und vor allem, dass Pakistan immer mehr Teil des KOnfliktes ist.
Vietnam als Horror-Vision ist sicher nicht sehr weit hergeholt.
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: Afghanistan - das Grab aller Imperialen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.12.2009, 11:11:16
Bei eurer Diskussion vergesst ihr ein paar entscheidende Dinge:
1. Die Grenzen um Afghanistan sind nicht so wie in Europa historisch entstanden, sondern das Ergebnis des Zusammenbruchs des britischen Kolonialreiches in der Mitte des 20. Jahrhunderts und wurde nach dem Prinzip "Teile und Herrsche" gezogen.

2. Die Menschen, die wir Taliban nennen, ist die größte Volksgruppe dieser Region, welche zum Teil in Afghanistan und zum Teil in Pakistan seit Jahrhunderten wohnen.

3. Die Taliban besaßen bis 2001 schon mal die Macht und es gab keinen Bürgerkrieg, aus dieser Erinnerung resultiert die große Unterstützung der Bevölkerung für die Taliban.

4. Erst als die USA die den Saudi Osama bin Laden und die al-Qaida in diesem Land vermutete, kam es zu diesem fürchterlichen Krieg und fast jeder Taliban wurde von der US-Besatzer verdächtigt, Mitglied der al-Qaida zu sein.

5. Mittlerweile sind die Taliban aus unserer Sicht die sehr-sehr Bösen. Weshalb eigentlich?

Bitte lest dazu auch das Wiki in http://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan

Zur Festigung bzw Korrektur eures Wissens nehmt bitte diesen Beitrag von ArteTV zur Kenntnis : Mit Offenen Karten - Afghanistan weit entfernt. Dieser Sender wird wohl kaum in Verdacht geraten, kommunistische Propaganta zu verbreiten. Falls ihr in YouTube weiter in dieser Richtung recherchiert, werdet ihr noch weitere Beiträge von Arte finden, welche sich mit dieser Thematik befassen.

Anwender mit zu geringer Zugangsbandbreite zum Internet sollten diese kleinen Videos herunter laden und offline ansehen. Leider wird diese Sendereihe zur Hauptsendezeit der Tagesschau 20:00 Uhr gesendet und darum von den wenigsten deutschen Zuschauern beachtet.


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