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Internationale Politik Der große libysche Revolutionsführer on Tour

hafel
hafel
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Der große libysche Revolutionsführer on Tour
geschrieben von hafel
Der libysche Staatschef Gaddafi war wohl zum ersten Mal auf Einladung von Berlusconi zu Gast in Italien. Es sollte ein Zeichen der Aussöhnung sein. Doch zunächst vermasselte es der Revolutionsführer mit äußerst bizarren "Operettenauftritten". Mit großer militärischer Interimsspange und einem Foto aus der Kolonialzeit aus dem Jahre 1921 an seiner Operettenuniform, sorgte er für das notwendige Aufsehen.
Ein gestern geplanter Besuch Gaddafis im römischen Senat, in dem der Libysche Revolutionsführer eine Rede halten wollte, musste wegen starker Proteste der linken Oppositionsparteien abgesagt werden. Spruchbänder und Rufe waren im internationalen TV zu sehen und zu hören. "Gaddafi respektiert weder die Demokratie noch Menschenrechte". Und Menschenrechtsgruppen kritisierten den Besuch als eine "Feier für ein schmutziges Abkommen".

Der italienische Staatschef Berlusconi ist aber nun nicht der Erste, der Gaddafi hofiert und den roten Teppich ausrollt. Auch der deutsche „Basta-Kanzler“ G. Schröder "zeltete" im Oktober 2004 in der Wüste …. Und da ging es mal wieder um Öl. Auch der franz. Staatschef N. Sarkozy statte Gaddafi 2007 einen Besuch in Tripolis ab, wo es um friedliche Nutzung von Atomkraft ging. Aber auch die damalige amerikanische Außenministerin C. Rice besuchte im September 2008 Libyen. Unser neuer Wirtschaftsminister K.T. zu Guttenberg besuchte erst vor Kurzem das nordafrikanische Land.

Vergessen scheint der Anschlag auf die Berliner Discothek "La Belle" (1986) zu sein, mit dem Gaddafi in Verbindung gebracht wird. Vergessen der Terror von Lockerbie, an dem alle 260 Passagiere des Pan Am-Fluges starben. Gaddafi hatte ständig Terrorismus als Mittel der Politik eingesetzt und war einer der schlimmsten antiwestlichen Lautsprecher. Noch vor Kurzem hatte er die EU mit der zu Unrecht verurteilten bulgarischen Krankenschwester erpresst.

Aber Berlusconi nennt Gaddafi seinen Freund. Vielleicht weil beide die gleichen Leidenschaften haben zum Fussball und zu Frauen. Gaddafi ist zweitgrößter Aktionär des FC Juventus Turin. Während Berlusconi derzeit in der Kritik wegen seiner Beziehung zu einer 18-Jährigen steht, umgibt sich Gaddafi Tag + Nacht mit schönen jungen Frauen, der er weibliche Leibwache nennt.

Gaddafi mag nicht mehr ganz der widerwärtige Schurke zu sein, ein äußerst unappetitlicher Zeitgenosse und Despot bleibt er dennoch. Europa braucht den Libyer für die Energieversorgung und für die Unterbindung der großen Flüchtlingsströme über das Mittelmeer. Vielleicht ist der Libyer schon bald wieder auf der internationalen Bühne? Berlusconi hat ihn zum G-8-Gipfel im Juli nach Italien eingeladen.

Ich denke, man kann auch pragmatisch mit Gaddafi umgehen, ohne deshalb die Distanz zu vergessen, die zwischen seinem Regime und den europäischen Demokratien liegt.

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hafel
schorsch
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Re: Der große libysche Revolutionsführer on Tour
geschrieben von schorsch
als Antwort auf hafel vom 12.06.2009, 16:42:51
Da haben sich zwei Volkskomödianten getroffen....
....und jeder hat wohl nachher das Gefühl gehabt, der ganzen Welt seine Grösse demonstriert zu haben!

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schorsch
hl
hl
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Re: Der große libysche Revolutionsführer on Tour
geschrieben von hl
als Antwort auf schorsch vom 12.06.2009, 16:54:05
Drei Links dazu

SZ

Spiegel

TAZ

und einer, der die nüchterne Meldung bringt ohne Schnickschack der Regenbogenpresse

Reuters
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hl

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hugo
hugo
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Re: Der große libysche Revolutionsführer on Tour
geschrieben von hugo
als Antwort auf hafel vom 12.06.2009, 16:42:51
hm hafel,, genau da liegt doch die ganze Problematik unserer Zeit. Darin zeigt sich doch die Ungerechtigkeit des gegenwärtigen politischen Seins, Denkens und Handels,,

ich darf gar nicht dran denken was wäre wenn,,
wenn ein Despot, Ein Terrorist, ein Schurkenstaatenführer, ein Kriegsverbrecher auch nur Schwäche zeigt oder nicht zu gebrauchen ist (weil kein Öl in seinem Garten fließt usw,,) und man Seiner habhaft werden kann,,,,muss er wohl mit einer Anklage vor einem nationalem oder gar internationalem Tribunal rechnen.

Wenn man das jedoch momentan nicht kann (weil man seiner nicht habhaft wird-wie Bin Laden- ihn noch benötigt -wie Gaddafi, seine Gegenwehr fürchtet -wie vom Nordkoreaner Kim- oder sich gar damit ins eigene Fleisch schneiden könnte, wie beim Busch Junior,)
ok dann wird pragmatisch sachlich, lösungsorientiert, ergebnisorientiert, zielorientiert, realistisch,,eben pragmatisch mit ihm umgegangen.

hafel, damit umgeht man auch das Problem,,aber es bleibt,,,und das Unrecht nimmt zu,,

Hätte der Gaddhafi auf Anweisung eine Mauer gebaut um dort Menschen an der Flucht zu hindern und dort wären hunderte Leute zu Tode gekommen, es hätte Dich sicher nicht mehr gestört und nicht weniger als seine Duldung oder Ermunterung oder gar Anweisung zum Flugzeugabsturz,,oder ??

Wäre der Busch Junior nicht amerikanischer Präsident gewesen, als er seinen furchtbaren und unnötigen und mit hunderttausenden Opfern endenden Krieg anzettelte,,wär man mit ihm pragmatisch umgegangen ??
auch mit Ihm hatten Teile unserer jetzigen Regierungsoberen Allzeit beste ja sogar freundschaftliche Beziehungen,,

es ist also schon ein Kreuz mit diese Differenz zwischen Wollen, Mögen und Können, besonders bezüglich der internationalen Politik.

Des Einen Freund kann gut und gerne gleichzeitig des andern Feind sein und ,,-nichts ist unmöglich- nach Jahren drehen sich die Fronten..

.Mal wird Vergangenes täglich aufs Neue ausgegraben und freigelegt, und gleichzeitig wird dieser Aushub auf Anderes zum Vergessen aufgetrümt,,

ja diese Geschichte mit den Krankenschwestern, da scheint auch Gras drüber zu wachsen, da würd mich immer noch interessieren wessen ureigenste Idee das mal war,

,
,,und,, "Mann von tiefer Weisheit" was immer das auch bedeuten soll,,,im späten Mittelalter hätten beide großen Schauspieler sicher den Stoff für mehrere Operetten geliefert.*g*

--
hugo
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Der große libysche Revolutionsführer on Tour
geschrieben von eleonore
als Antwort auf hafel vom 12.06.2009, 16:42:51
ich habe mich richtig erschrocken, als ich gestern der große revolutions führer in nachrichten sah.
er sah aus, wie michael jackson mit ziegenbärtchen.
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eleonore
adam
adam
Mitglied

Re: Der große libysche Revolutionsführer on Tour
geschrieben von adam
als Antwort auf hafel vom 12.06.2009, 16:42:51
Zwei undemokratische Fatzken vertreten zwei problembeladene Kontinente. Da kann ich nur den Kopf schütteln, was auf internationaler, politischer Bühne anno 2009 alles möglich ist. Meine Hoffnung gilt den Boatpeople, die in Europa auch kein würdigeres oder besseres Leben erwartet. Hoffentlich müssen weniger von ihnen sterben, das ist in meinen Augen die einzige Rechtfertigung für diese Farce.

--

adam

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carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Der große libysche Revolutionsführer on Tour
geschrieben von carlos1
als Antwort auf hugo vom 12.06.2009, 17:44:29

"hm hafel,, genau da liegt doch die ganze Problematik unserer Zeit. Darin zeigt sich doch die Ungerechtigkeit des gegenwärtigen politischen Seins, Denkens und Handels,," hugo

",,und,, "Mann von tiefer Weisheit" was immer das auch bedeuten soll,,,im späten Mittelalter hätten beide großen Schauspieler sicher den Stoff für mehrere Operetten geliefert.*g*" hugo
Politik kann sich die Menschen nicht aussuchen, mit denen sie zu tun hat, hugo. Eben deshalb ist die Art des Umgangs mit einem ausländischen Staatsbesuch aufschlussreich für die eigene Position, für die eigene Politik. Ein kluger Mann (allerdings kein "Mannd der Weisheit") hat mal gesagt, dass es nicht möglich sei mit einer langen Stange quer im Mund durch einen dichten Wald zu laufen. Die Politk muss mit den Gegebenheiten rechnen und sich danach ausrichten. Realpolitik wird das genannt im Unterschied zur Ideenpolitik, die immer an moralischen Grundsätzen sich ausrichtet und durch Ideen die Welt gestalten will. Beides sollte nicht vermengt werden, eben deshalb empfiehlt hafel Distanz. Distanz heißt nicht Feindschaft, Ablehnung.

Schauspielerei? Wer sich die Gräuel der Kolonialzeit durch ein Bild auf auf dieBrust heftet, will ein Botschaft transportieren. Nun wird darüber gesprochen. Allerdings kann der Schuss auch nach hinten losgehen, wenn sich Italiener nun Lockerbie-Fotos an die Brust heften. Zumindest wird die Vergangenheit nicht vergessen. So hat man die Chance vieles besser zu machen. Ach ja, die weibliche Leibwache. Vielleicht ist Gaddafi ein hervorragender Psychologe? Als solcher weiß er oder hat man ihm gesagt dass Frauen mehr sehen, ein größeres Blickfeld haben als Männer. Als solche bestens geeignet für Personenschutz. Leibwache könnte natürlich auch sehr viel wörtlicher gefasst werden. Hätte Gaddafi nur 700 bedeutende Männer zuu einem Colloquium eingeladen, was hätte es für ein Raunen gegeben. Missachtung der Frauen!!

"Hätte der Gaddhafi auf Anweisung eine Mauer gebaut um dort Menschen an der Flucht zu hindern und dort wären hunderte Leute zu Tode gekommen, es hätte Dich sicher nicht mehr gestört und nicht weniger als seine Duldung oder Ermunterung oder gar Anweisung zum Flugzeugabsturz,,oder ??" hugo

Hat er wirklich. Eine Mauer, um Flüchtlinge abzuwwehren, auf See durch Patrouillenboote. Recht wirksam ist das, kaum ein Boot kommt noch durch. Es seien Leute aus den Wäldern, meint Gaddafi. Eine Kooperation oder ein Zusammenspiel wie in den besten Fußballclubs.

c
hugo
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Re: Der große libysche Revolutionsführer on Tour
geschrieben von hugo
als Antwort auf carlos1 vom 12.06.2009, 19:24:17
danke carlos,,,ich bin noch am Überlegen ( darf man das so schreiben ? )

beim Auffrischen meiner -fast schon vergessenen- Gaddafierinnerungen kam ich auf die Bombardements der Städte Tripolis und Benghazi, auf Weisung des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan weil Libyen vermutlich Terroranschläge gegen US-Bürger unterstützt haben sollte.

nun -so mein Weitergrübeln- hätte in Gaddafis Kopf wohl als "Gegenleistung" diese Lockerby Geschichte geboren sein können. (oder haben damals die Amis tatsächlich gedacht das sie sowas ohne jegliche Konsequenzen tun dürfen oder haben sie gar diese Konsequenzen mit Bedacht herbeigerufen ?)

Der oder die Gründe für Gaddafis umschwenken --ich meine die Auslieferung der angeblichen oder tatsächlichen? Terroristen und die Entschädigung der Opfer- hätte ich zu gerne gewusst.,,oder haben die Amis auch Entschädigung für die Bombenopfer gezahlt oder welche Gegenleistungen hat es da gegeben ?

ich finds gut das hafel Distanz einfordert, das macht ja auch Sinn,,ok für mich würde das auch in anderen (z.B. innerdeutschen Diskussionen Sinn machen aber da bleibt mein Freund hafel sehr hart, deshalb mein Einwand, ich nehme an Du hast den Zusammenhang bemerkt *g*)

mir wollte jedoch auf Anhieb nicht gefallen, das dafür ausgerechnet der Kommentator Clemens Wergin
mit seinem "Gaddafi bleibt ein unappetitlicher Despot,,," herhalten durfte.

was die beiden Staatsmänner dann noch so gemeinsam haben und sich privat auskungeln, vonwegen Sicht auf die Mädels und gegenseitige Ehrenbezeugungen,,ist wohl eher was für die Presse, aber Dein Hinweis auf die Flüchtlingsprobleme hm ja,,da ist wohl das letzte Wort noch nicht gesprochen darin liegt noch viel mehr Brisanz für die nächsten Jahre und nicht nur für diese Beiden..






--
hugo
olga64
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Re: Der große libysche Revolutionsführer on Tour
geschrieben von olga64
als Antwort auf adam vom 12.06.2009, 18:55:05
Ich weiss zwar nicht, welchen "Kontinent" Sign. Berlusconi vertritt (steht er nicht nur unserem liebsten Urlaubsland Italien vor?), finde aber, dass sich hier zwei besonders lächerliche Typen zusammen gefunden haben: Herr Gaddafi, der Wüstenchef in Operetten-Uniform mit wirrem Haar und mitgebrachtem Zelt und der geliftete Cavaleri aus Rom, dessen Strategie in Sachen weniger Flüchtlinge und zukünftig billigeres Öl und Investitionen bei der italienischen Industrie durch Herr Gaddafi gar nicht mal so schlecht ist.
Da lobe ich mir doch unsere Langweiler in der Politik (Herrn Köhler, die Herren Steinmeier und Steinbrück sowie Mutti Merkel), die es anscheinend aber trotzdem schaffen,dass ebenfalls Wüstenstaaten (ver. Emirate) bei uns investieren.
In beiden Fällen kann man beobachten,dass die besten Zeiten der Europäer wohl dem Ende zugehen.
--
olga64
Mitglied_81b4260
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Mitglied

......... und die Mädels
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 12.06.2009, 20:31:05
Gaddhafi fordert eine Revolution der Frauen..... in Arabien und in Afrika.... da muß man doch applaudieren!



Bei der Rede hob Gaddhafi die schwierige Situation der Frauen in der arabischen Welt hervor: "In der arabischen und islamischen Welt ist dei Frau wie ein Möbelstück, das man ersetzen kann, wann man will, ohne dass jemand fragt, warum." Die Lage der Frauenrechte in der arabischen Welt sei "horrend". In Afrika generell sei die Lage aber ganz anders. "Dort gibt es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Oft bleibt der Mann in der Hütte, während die Frau arbeiten geht", sagte Gaddhafi. Der afrikanische Kontinent habe jedoch große Probleme. "Oft gibt es Frauen mit zehn Kindern. Wenn man sie fragt, wo der Vater ihrer Kinder ist, antwortet sie wahrscheinlich, dass sie es nicht weiß, dass sie verlassen worden sind",
geschrieben von Also sprach Gaddhafi: http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/486663/index.do?_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do

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