Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?

Internationale Politik Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?

Karl
Karl
Administrator

Re: Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.09.2014, 21:31:11
Auch die derzeitige Pervertierung der islamischen Religion durch den IS mit dem Anspruch alleiniger Wahrheit kann Rohani nicht allein auf den Westen abschieben,
M. W. hat Rohani von Mitschuld gesprochen. Von einer Mitschuld am derzeitigen Desaster in Syrien/Irak kann sich der Westen nicht reinwaschen.

Es wäre deshalb sinnvoll zu versuchen, die gleichen Fehler nicht zu wiederholen. Eine Zusammenarbeit mit arabischen Staaten wird deshalb ja auch von Obama versucht. Er sollte allerdings meiner Meinung nach auch das Kriegsbeil mit dem Iran begraben und den Iran ins gemeinsame Boot holen.

Karl
pschroed
pschroed
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Re: Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?
geschrieben von pschroed
Ist die USA wieder Weltpolizei ? oder Wasser auf die Mühlen der USA Kritiker ?

ZITAT SZ:
Obamas Amerika ist nüchterner, realistischer und weniger rücksichtslos als das der Bush-Jahre. Mit dem Vorgehen gegen die IS-Terroristen kehrt nun die Weltmacht zurück. Doch wären die USA nicht gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" eingeschritten - es hätte niemand getan.
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 28.09.2014, 10:09:22
Es wäre deshalb sinnvoll zu versuchen, die gleichen Fehler nicht zu wiederholen. Eine Zusammenarbeit mit arabischen Staaten wird deshalb ja auch von Obama versucht. Er sollte allerdings meiner Meinung nach auch das Kriegsbeil mit dem Iran begraben und den Iran ins gemeinsame Boot holen.
geschrieben von Karl:


Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht klammheimlich schon geschehen ist. Kürzlich las ich innerhalb eines längeren Lageberichts eines Nahost-Korrespondenten, den ich kenne und als grundsolide einschätze, einen kurzen Abschnitt über die Bombardierung der US- Luftwaffe von IS-Stellungen, wobei anschliessend von iranischen und syrischen Elitesoldaten als Bodentruppen sozusagen gründlich „nachgeputzt“ wurde.
Dabei erwähnte der Korrespondent noch, dass es also unveröffentliche, geheime Absprachen zwischen den USA und Iran geben müsse.

Ich habe zwar den kurzen Abschnitt noch sehr gut im Kopf, habe auch länger darüber nachgedacht, ob es eine solche Absprache geben könnte, konnte aber nirgendwo eine zweite Bestätigung finden, leider finde ich aber auch den gesamten Artikel nicht mehr. Es gibt anscheinend aber Belege mit Ursprung Jordanien darüber, dass Teheran zumindest vor den Bombardierungen durch die USA informiert war und zugestimmt habe.

Andere arabische Länder verschweigen aus Angst vor IS-Repressalien ihren eigenen Luftwaffen-Einsatz gegen IS-Stellungen und ihre Unterstützung der USA. Berichte darüber finden sich allenfalls in englischsprachigen Medien wie der saudischen „Arab News“.
Wie gefährlich der IS weltweit eingeschätzt wird, zeigt auch die sofortige Zustimmung der Russen und Chinesen im UN-Sicherheitsrat zum Eingreifen der USA, auch das dürfte ein nachdenkenswertes Novum sein.
Luchs

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pschroed
pschroed
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Re: Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?
geschrieben von pschroed
Nach dem Sturz eines Despoten wird es manchmal noch dramatischer.
ISIS ist ein gutes Beispiel.

Phil.

ZITAT SPON:

Die Frage nach der Alternative

Demokratie kann nur innerhalb eines Minimums an staatlicher Ordnung funktionieren. Und sie kann diese Ordnung nicht unbedingt herstellen. Wenn der kulturelle Lernprozess fehlt, den Europa seit den Konfessionskriegen mit der Aufklärung und der Entwicklung von Gewaltenteilung und Demokratie durchlaufen hat, reicht es nicht aus, einen Diktator zu stürzen und Wahlen abzuhalten. Westliche Politik sollte daher in Zukunft dem Funktionieren eines Staates höheren Wert beimessen. Wenn der Westen Autokraten zum Teufel wünscht, muss die Frage nach der Alternative eine Rolle spielen. Und wenn das nächste Mal eine Intervention ansteht - sei es militärisch oder mit Sanktionen - sollte vorher gefragt werden, was auf den Diktator folgt.
Re: Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pschroed vom 29.09.2014, 07:50:15
Guten Morgen Phil, ich glaube hier wird bereits der erste Denkfehler begangen, denn meiner Meinung nach darf nicht der Westen einen Dispoten zum Teufel wünschen oder jagen, sondern das ist eine Angelegenheit der dort lebenden Menschen. Der Westen kennt weder die religiöse noch die kulturelle Zusammengehörigkeit, kennt nicht die Clan's der Stammesfürsten, nicht den Einfluss der Nomaden usw. Immer dort wo der Westen interveniert hat, ist ein Chaos entstanden. Es wurden im Exil lebende Menschen in eine Position gesteckt und in ihre alte Heimat zurück gebracht und den dort lebenden Menschen aufs Auge gedrückt, siehe Afghanistan. Demokratisch gewählte Oberhäupter dagegen wurden von der CIA gestürzt, siehe Iran.
Meines Erachtens ist es das schlechteste Beispiel von angedachter Demokratie wenn der Westen hilft einen Dispoten zu stürzen und anschließend der Westen eine Alternative wählt. Was soll das für eine Demokratie sein?

Bruny
justus39
justus39
Mitglied

Re: Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.09.2014, 08:09:12

Meines Erachtens ist es das schlechteste Beispiel von angedachter Demokratie wenn der Westen hilft einen Dispoten zu stürzen und anschließend der Westen eine Alternative wählt. Was soll das für eine Demokratie sein?

Bruny

Das müsste man doch nun auch inzwischen gelernt haben.
Eine Demokratie muss aus dem Volk entstehen und kann nicht von außen mit Gewalt zusammen gebastelt werden.
Nach dem Sturz eines Regimes entsteht ein Machtvakuum, das dann von vielen Gruppen und Strömungen, die bis dahin in Schach gehalten wurden, genutzt wird um Bürgerkriege und terroristische Anschläge zu provozieren.

Wir haben das im Irak und in Afghanistan erlebt, und es zeigt sich auch in Syrien, in Libyen und in der Ukraine.
Aber wir lernen nie dazu.

justus

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Karl
Karl
Administrator

Re: Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?
geschrieben von Karl
als Antwort auf pschroed vom 29.09.2014, 07:50:15
Danke Phil für diesen Beitrag. Das "Nation Building" hat hoffnungslos versagt und war von Anfang an die Hybris von Hohlköpfen wie G. W. Bush.

Karl
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 26.09.2014, 09:35:46
Nur eine Frage am Rande: Wie soll der Konflikt mit dieser ausser Rand und Band geratenen IS-Mörderbande auf diplomatischem Weg gelöst werden? Wer setzt sich mit ihnen an einen Tisch nach allem, was passiert ist?

Nun will die Türkei als NATO-Mitgliedsstaat nach bestimmten "Zugeständnissen" Bodentruppen nach Syrien entsenden, um den IS zu stoppen. Gleichzeitig werden sie dann aber auch den mit der Türkei verfeindeten Kurden der PKK gegenüber stehen, die sich bis jetzt noch gegen den IS wehren. Ganz nebenbei wird da die nächste Lunte gelegt, obwohl der Gedanke Erdogans auf den ersten Blick so schlecht nicht ist: auf einer Ausdehnung von ca. 50 km Richtung Syrien soll einen bebaute Gegend entstehen, in der die aus dem Irak und Syrien geflüchteten Menschen eine neue Heimat bekommen sollen, falls man die IS bis dahin überhaupt in den Griff bekommt. Aber was wird dann die PKK machen, die mit ihrem Territorium dann genau in diesem Gebiet liegen würde?

Mit diplomatischen Gesprächen wäre es jetzt zudem höchste Zeit zwischen dem Westen/EU und Russland, zwischen den USA und Iran. Keiner traut hier dem andern über den Weg. Aber eines dürfte allen Parteien klar sein: Gegen den IS müssen sie eine gemeinsame Lösung finden und sich nicht auch noch gegenseitig mit ihren "Prestigefragen" hemmen. Denn auf diese Auseinandersetzungen und dem gegenseitigen Misstrauen kann der IS bauen und Stück um Stück näherrrücken.

Luchs
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf luchs35 vom 28.09.2014, 14:10:55
Danke Luchsi für Deinen Beitrag vom 28.09.2014 14:10 Uhr ...das war (bei allem Respekt für die anderen STler) das Interessanteste, was ich hier seit langem zum Thema Nah-Ost gelesen habe.
Edita
Edita
Mitglied

Re: Irak-Krise - eine Chance gegen den Jihadismus?
geschrieben von Edita
als Antwort auf luchs35 vom 28.09.2014, 14:10:55

Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht klammheimlich schon geschehen ist. Kürzlich las ich innerhalb eines längeren Lageberichts eines Nahost-Korrespondenten, den ich kenne und als grundsolide einschätze, einen kurzen Abschnitt über die Bombardierung der US- Luftwaffe von IS-Stellungen, wobei anschliessend von iranischen und syrischen Elitesoldaten als Bodentruppen sozusagen gründlich „nachgeputzt“ wurde.
Dabei erwähnte der Korrespondent noch, dass es also unveröffentliche, geheime Absprachen zwischen den USA und Iran geben müsse.
Ich habe zwar den kurzen Abschnitt noch sehr gut im Kopf, habe auch länger darüber nachgedacht, ob es eine solche Absprache geben könnte, konnte aber nirgendwo eine zweite Bestätigung finden, leider finde ich aber auch den gesamten Artikel nicht mehr. Es gibt anscheinend aber Belege mit Ursprung Jordanien darüber, dass Teheran zumindest vor den Bombardierungen durch die USA informiert war und zugestimmt habe.
Luchs


Kuck mal hier Luchs was die Berliner Zeitung vorgestern zu dem Thema geschrieben hat:
Im Anbetracht des Vormarsches der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sind sich der Iran und der Westen näher, als sie öffentlich zugeben. Auch Steinmeier lobt nach einem Treffen mit Präsident Ruhani in New York die Rolle Teherans im Kampf gegen IS.
geschrieben von Berliner Zeitung

Vor allem die USA aber werden das nicht zugeben, zumindest nicht vor den Kongresswahlen Anfang November, weil die Demokraten von Präsident Barack Obama innenpolitisch dafür einen hohen Preis zahlen müssten.
geschrieben von Berliner Zeitung

Es ist wohl doch was dran an den Aussagen Deines Bekannten, und irgendwie erscheint das, zumindest für mich, auch logisch , denn im Kampf gegen die IS- Terroristen müssen sich die Länder dort unten, bei aller unterschiedlichen politischen und religiösen Auslegung, einig sein, und diese zwangsweise notwendig gewordene Einsicht auf Einigkeit in dieser Sache, eröffnet vielleicht wirklich ungeahnte Chancen, aber.......bei der Wahrnehmung dieser Chancen, da muß der Westen sich raushalten!

IS schweißt Iran und USA zusammen

Edita

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