Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?

Internationale Politik Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?

RE: Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 19.10.2018, 15:30:16

"Oschpele!"

Unlängst in einem Biergarten unterhielt ich mich mit einem  Österreicher.
Er erkannte mich durch meinen Zungenschlag als Südtiroler.
Dabei entschlüpfte ihm folgender Ausspruch:
 “Warts nur ab, wir holen euch bestimmt bald wieder  hoam = heim".

Das erinnert  mich an eine ähnliche  Episode vor fast 60 Jahren,  als ein Schwabe einen sehr ähnlichen Satz (Heim ins Reich) von sich gab.

Nun  leben  wir gemeinsam in der  EU, wovon fast alle profitieren und irgendwelche  Leute hängen ihren separatistischen Träumen nach.
Diese Ewiggestrigen sterben scheinbar nie aus.

Gruß
Oberwind

olga64
olga64
Mitglied

RE: Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.10.2018, 17:27:05

Dieses "heim ins Reich" hat aber eine ältere Geschichte, die zuerst Österreich betraf: der Österreicher Hitler posaunte es mit seinen mörderischen Mannen als man in Österreich einmarschierte und dort begeisterte Menschenmassen ihm zujubelten.
Es gibt aber auch geografisch ein wenig unbewanderte Deutsche, die denken, Südtirol würde gut zu Deutschland passen (dass da Österreich dazwischen ist und mittlerweile nicht mehr im Reich, übersehen die gerne).
Was mich nur wundert ist, dass zwei rechts-braune Parteien sich nun gegenseitig Gebiete abtrünnig machen wollen, in dem sie Pässe ausgeben möchten usw.

Übersteigertes Machtstreben kann auch ganz schön dämlich machen, oder? Olga

RE: Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied

„Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?“ - kann der EU ein grenzenloses Desaster drohen, denn die Ratingagentur Moody hat die Kreditwürdekeit Italiens auf knapp über Ramschniveau eingestuft.
Allerdings wundert mich die späte finanzielle Einschätzung der EU-Kommission, denn Italien steht ja seit längerem am finanziellen Abgrund. Der Rutsch nach unten beschleunigt sich nach der Herabstufung und die Resonanz des Innenministers Matteo Salvini war zu erwarten. Die Schuld tragen immer die anderen, nämlich die Erpresser.
Bruny
 


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schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.10.2018, 17:27:05
............
Das erinnert  mich an eine ähnliche  Episode vor fast 60 Jahren,  als ein Schwabe einen sehr ähnlichen Satz (Heim ins Reich) von sich gab.

.........
Gruß
Oberwind
Tja, nur war dieser "Schwabe" leider ein Österreicher!

Das mit den 2 Pässen für Südtiroler geht natürlich nicht. Aber irgendwie kann ich sie schon verstehen, wenn ich sehe, wie "Voll-Italiener" Italien - und damit auch Südtirol - mit ihren Machtspielen an die Wand fahren.
Pucette
Pucette
Mitglied

RE: Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?
geschrieben von Pucette
als Antwort auf Karl vom 01.06.2018, 19:20:39

Hallo lieber karl,
mein Großvater und mein Vater waren die einzigen in ihrer Familie, welche den Holocaust überlebt haben. Mein Vater war, wohl wegen dieser schlimmen Vergangenheit, sehr grausam. Er tat mir viel Leid an. Vergessen sollten wir ganz sicher nicht, aber es muss wirklich auch mal gut sein. Wie will man, als Volk, eine Zukunft haben, wenn man in der Vergangenheit lebt?
Nun noch zum Schluss: Hitler war lange Zeit staatenlos, bis er, quasi kurz vor knapp, Deutscher wurde. Klar haben viele Österreicher gejubelt, beim Anschluss an Deutschland, aber sie merkten schnell wohin die Reise geht und ab da war es aus mit der Begeisterung.
Bisous. Pucette

Karl
Karl
Administrator

RE: Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Pucette vom 21.10.2018, 22:34:27

@Pucette,

Pucette
Wie will man, als Volk, eine Zukunft haben, wenn man in der Vergangenheit lebt?

Ein Volk, das in der Vergangenheit „lebt“, hat nichts gelernt. 

„Erinnerungskultur“ bedeutet aus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft besser zu gestalten. 

Karl

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olga64
olga64
Mitglied

RE: Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Pucette vom 21.10.2018, 22:34:27
 

 

Hitler war lange Zeit staatenlos, bis er, quasi kurz vor knapp, Deutscher wurde. Klar haben viele Österreicher gejubelt, beim Anschluss an Deutschland, aber sie merkten schnell wohin die Reise geht und ab da war es aus mit der Begeisterung.
Bisous. Pucette
Hitler war geborener Österreicher; als Österreich "heim ins Reich" kam, war er natürlich seine Staatenlosigkeit los und wurde und starb als Deutscher.
Ich glaube nicht ,dass wir als Nachfolgegeneration beurteilen können, wann bei den Österreichern die Begeisterung nachliess. Bei meinem Vater (Österreicher) und einigen aus meiner österreichischen Verwandtschaft hielt diese Begeisterung bis zu deren Tod an. Teilweise existiert sie ja bis heute, wenn man die Vergangenheit und den Aufbau der FPÖ und deren Begleiterscheinungen betrachtet.
Österreich hat nicht in dem Umfang wie Deutschland versucht, seineGeschichte aufzuarbeiten - das rächt sich bis heute. Olga
Edita
Edita
Mitglied

RE: Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?
geschrieben von Edita
EILMELDUNG:

EU lehnt Italiens Haushaltsentwurf ab


Edita
Surprise
Surprise
Mitglied

RE: Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?
geschrieben von Surprise
als Antwort auf olga64 vom 22.10.2018, 15:44:49

Dass Italien nun rechte Populisten wählen, ist wohl auch der bisherigen Politik Italiens geschuldet. Mit Silvio Berlusconi war schon ein Mann an der Regierung, in dessen Zeit Korruption und Affären auf der Tagesordnung standen.
Die "neuen" Populisten versprachen mit der Korruption ein Ende zu machen und zogen so die Massen an sich. - Nur anders als vorher!
Dass Salvini aber nun statt der alten neue, ihm ergebene korrupte Politiker einsetzt, ist wohl klar.

Einen weiteren Grund für den Aufschwung des Rechtspopulismus in Italien sehe ich darin, dass Italien sich in der Flüchtlingsfrage von der EU allein gelassen fühlt. Da Italien eines der Länder ist, in denen die Flüchtlinge zuerst europäischen Boden betreten, soll nun Italien wie auch Spanien das Problem allein stemmen. Italien ist ein gastfreundliches Land, aber mit dieser Situation sicher überfordert.
Dazu kommt die prekäre wirtschaftliche Lage...

Zur Begeisterung für Hitler:
Natürlich war ein Großteil der Deutschen wie auch der Österreicher zuerst begeistert. Hitler war ein Populist, wie es sie heute in vielen Ländern Europas / USA gibt.
Allerdings merkten wohl doch viele, dass es nicht mit einigen Monaten Krieg gegen Polen bleiben sollte. Als trotzdem immer wieder Siegesmeldungen und Durchhalteparolen kamen, obwohl die Lage bereits verloren war, ließ sicher die Begeisterung der meisten nach. Auch die Gräuel, die in der NS Zeit geschahen, waren sicher vielen bekannt. Spätestens dann, wenn sie mitbekamen, dass der freundliche jüdische Nachbar umgebracht oder abtransportiert wurde, musste es ihnen klar werden.

Es gab aber sicher Leute, die sich ihre falsche Gesinnung nicht eingestehen wollten, die Augen verschlossen und allen anderen die Schuld für Hitlers Scheitern gaben. Die einfach ihr Leben lang abstritten, welche Verbrechen da geschehen waren.
Diese Leute sind zum größten Teil heute nicht mehr am Leben.

Was mir aber Sorgen bereitet, ist, dass, obwohl nun alle grauenvollen Geschehnisse bekannt sind, es auch viele junge Leute gibt, die wieder auf dieselben Lügen herein fallen, die sich wieder "einen starken Mann" wünschen, der Ordnung schafft, und die bereits wieder die Menschen in "schützenswert" und "nicht schützenswert" einteilen.
Nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa, auf der ganzen Welt.

Ich lese zur Zeit ein Buch von Timothy Snyder: "Der Weg in die Unfreiheit" - Russland Europa Amerika.
Der Autor beschreibt hier glaubhaft, dass Putin von der Einigung Eurasiens unter russischer Führung träumt (daher auch die Sache mit der Ukraine), dass er ein einiges Europa fürchtet, das seinen Plan gefährdet, dass er daher sehr interessiert daran ist, dass der Nationalismus und das Kleinstaatentum wieder auflebt, dass er daher rechtsnationale Politiker (Trump?) fördert an die Macht zu kommen.
Klingt für mich alles sehr logisch und ist ja auch schon im Werden...

olga64
olga64
Mitglied

RE: Italien wählten eine Populisten - Regierung. Und jetzt ?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Surprise vom 24.10.2018, 15:56:51

Ich stimme Ihnen in vollem Umfange zu, was Sie schreiben.
Es ist auch richtig, dass wir Deutsche erst dann von der grossen VErantwortung für Flüchtlinge, die Italien und Griechenland (und mittlerweile Spanien) schon sehr viel länger hatten als wir, Kenntnis nahmen als wir selbst von Flüchtlingen aus allen Himmelsrichtungen überrannt wurden.
Aber die Sachlage hat sich ja geändert: es kommen auch nach Italien immer weniger Flüchtlinge. Italien ist seit vielen Jahren so grandios verschuldet (egal, wer dort regierte, sie häuften die Schulden immer nur höher auf) und es macht einen schon atemlos, wenn diese italienische Regierung nun durch weitere SChulden WAhlversprechen realisieren möchte.
Italien bezahlt allein für Schulden so viel wie für den Bildungshaushalt.
Das wird nicht gutgehen, weil irgendwann die Italiener erkennen werden, was sie damit ihren Nachkommen antun. Und eines funktioniert ja in Italien: immer wieder neu wählen.
Italien ist nicht Griechenland; es ist zu gross, um es zu retten...
In Südtirol sitzt nun auch die Lega Nord in der Regierung; die SVP hat ziemlich verloren. Was mich aber auch freute: in Südtirol tritt auch ein Ableger der österreichischen FPÖ an (die die Idee mit dem Doppelpass für Südtiroler hatte) und die verlor kräftig. So kann es also auch gehen. OLga


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