Internationale Politik Kosovo, der neue Krisenherd?

Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 18.02.2008, 08:08:58
Ja luchsi diese Unabhängigkeitserklärung ist wirklich nicht viel wert wenn man bei solchen Erklärungen davon ausgeht das sie einen unabhängigen und lebensfähigen Staat hervorbringen sollten. Der neue Staat "KOSOVO" ist einfach ein neuer Kostgänger für die EU nicht mehr und nicht weniger. Ich denke das es etwas mit Machtpolitik zu tun hat einerseits, anderseits fand ja eine Vertreibung von Kosovoalbaner durch die serbische Armee tatsächlich statt und dem wurde Einhalt geboten, fragt sich nur ob der Preis nicht zu hoch war!
Das Russland dagegen ist erscheint mir verständlich fürchtet es doch vielleicht Signalwirkungen auf seine Teile im Kaukasus die im Prinzip nichts anderes als Kolonien noch aus der Zarenzeit sind!
Freundlicher Gruß Claude
eko
eko
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von eko
als Antwort auf dunkelgraf vom 18.02.2008, 10:34:47
"Mit der einseitigen Unabhängigkeitserklärung hat sich Europa einen neuen Unruheherd geschaffen, der über mehrere Generationen nicht zu befrieden ist. Die Würde Serbiens ist zutiefst verletzt und wird sich immer wieder in zornigen Unruhen entladen, wie ja schon die erste Nacht danach gezeigt hat. Die EU (vornehmlich Deutschland) wird über Jahrzehnte Soldaten in dieser Region stationieren müssen. Aber wir haben es ja, jetzt fließen doch viele Millionen von hinterzogenen Stueergeldern zurück. Die Auswirkungen sind noch nicht abschätzbar. Aber das kommt eben davon, wenn man sich überall einmischen muß."--

Solche Sätze kann man ja nicht unbeantwortet stehen lassen!

@ dunkelgraf:

"Einseitig"???? Was ist da einseitig?

Und warum hat sich da "Europa einen neuen Unruheherd geschaffen"? Welche Europäer haben sich denn da was geschaffen?

"Die Würde Serbiens"!!!??? Da kann man ja nur noch kreischen! Und wie war das mit der Würde der Kosovo-Albaner, die von den Serben seit Generationen mit Füssen getreten wurden? Hast Du denn vielleicht mitbekommen, wie sehr die Serben die Albaner unterdrückt haben? Offenbar nicht, Du scheinst auf diesem Auge total blind zu sein!!

Und wenn, wie Du vermutest, über Jahrzehnte Soldaten ( auch deutsche) dort stationiert sein müssten, dass liegt es doch auch daran, dass die ach so stolzen und nun ach so sehr verletzten Serben keine Ruhe geben werden.

Wenn die Serben die Albaner im Kosovo menschlich und mit Achtung behandelt hätten, dann wären die gar nicht auf die Idee gekommen, sich von Serbien loszusagen.

Denk mal drüber nach!!, falls Du das kannst.
eko
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf eko vom 18.02.2008, 17:29:40
Es mag sich ja für Dich und andere komisch anhören, aber die geschichte und das Erinnern an die Geschichte - in diesem Fall Serbiens Kampf gegen die Osmanen - ist gerade in dieser Gegend noch allgegenwäertig, auch noch nach hunderten von Jahren. Der Amselfeldkrieg (Amselfeld = Kosovo Polje) ist serbischer Nationalmythos, die bedeutensten und ältesten serbisch-orthodoxen Klöster und Heiligtümer liegen im Kosovo, ein Gebiet, das historisch immer serbisch war und das sie an die Osmanen verloren und zurückerobern wollten. (ich zitiere wikipedia:)Der Vidovdan (eigentlich Vidov dan, deutsch St.-Veits-Tag) ist im Grunde genommen der Feiertag des altslawischen Gottes Svantovit bzw. Sveti Vid, zu dt. "der heilige Herrscher/Sieger". Er war der oberste Kriegsgott der alten Slawen. Aus diesem Grunde wählten die Serben diesen Tag um mit den Osmanen die Schlacht auf dem Amselfeld auszutragen.

Besondere Bedeutung hat der Vidovdan jedoch für Serbien. Als Vidovdan ging die Niederlage der Serben gegen die Osmanen in der Schlacht auf dem Amselfeld am 15. Juni 1389 (nach Gregorianischem Kalender am 28. Juni) in die Geschichte ein. Der 28. Juni ist Gedenk- und Feiertag in Serbien. (zitat ende)

Auszug aus Milosevics Amselfeld-Rede:
""Die Kosovo Schlacht enthält noch ein anderes grosses Symbol. Das ist das Symbol des Heroismus. Diesem Symbol wurden Gedichte, Tänze, Literatur und Romane gewidmet. Über 6 Jahrhunderte hat der Kosovo Heroismus unsere Kreativität inspiriert, den Stolz genährt, hat uns davor bewahrt zu vergessen, dass wir einst eine grosse und tapfere Armee waren und stolz gemacht, auch in der Niederlage unbesiegbar zu sein. 6 Jahrhunderte später, heute befinden wir uns wieder in Kriegen und werden mit neuen Schlachten konfrontiert. Dies sind keine bewaffneten Schlachten, obwohl diese nicht ausgeschlossen werden können. Aber unabhängig von der Art der Schlacht, können Schlachten nicht gewonnen werden ohne Entscheidungskraft, Tapferkeit und Selbstaufopferung, ohne diese Qualitäten, die im Kosovo so lange vorher schon gegenwärtig waren"... „Niemals in der Geschichte haben Serben allein in Serbien gelebt. Heute mehr als jemals zuvor, leben hier Bürger aller ethnischen und nationaler Gruppen. Dies ist kein Handicap für Serbien. Ich bin aufrichtig davon überzeugt, dass dies ein Vorteil ist. Die nationale Struktur ändert sich in diese Richtung in allen Ländern dieser zeitgenössischen Welt, speziell in entwickelten Ländern. Mehr und mehr, und mehr und mehr erfolgreich leben Bürger unterschiedlicher Nationalitäten, Glaubens und Rassen miteinander. Sozialismus, speziell als eine progressive und demokratische Gesellschaft, würde es nicht wagen, den Menschen zu erlauben getrennt nach Nationalität und Religion zu leben. (...) Lang lebe der Friede und Bruderschaft unter den Nationen!“

Ich würde mir schwer überlegen, eko, ob man den Serben einfach so ihren Stolz absprechen darf, wie Du es tust. Die Serbische geschichte - besonders die jüngste - hat auch eine Seite, die leider nicht gerne gesehen wird. Es ist ja auch viel einfacher, den Serben die Schuld in die Schuhe zu schieben und zu den Monstern zu machen ...


--
angelottchen

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hema
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Re: Kosovo, dkein neuer Krisenherd?
geschrieben von hema
als Antwort auf arno vom 17.02.2008, 18:36:32
Warum sieht man im Kosovo schon wieder einen neuen Krisenherd?

Die Menschen dort wollen schon sehr lange einen eigenen Staat und Frieden und Freiheit.
Jetzt haben sie ihn. Ich freue mich mit ihnen.

Man sollte auch den Kurden, einigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion,
selbstverstaendlich dem Palaestinensischen Volk und anderen Voelkern
das Recht auf Eigenstaatlichkeit zubilligen.

Geknechtete Voelker wehren sich.
Das dient nicht dem Frieden auf der Erde.

--
hema
schorsch
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf dunkelgraf vom 18.02.2008, 10:34:47
Ob nun mit oder ohne Unabhängigkeitserklärung: Das ehemalige Jugoslawien war und bleibt ein Unruheherd für die nächsten paar Jahrzehnte.

Aber: Im Gegensatz zu Israel, das künstlich geschaffen wurde und nun seine Gebietsansprüche laufend vergrössert, wird das Kosovo seine Grenzen nicht auszuweiten versuchen, sondern zu konsolidieren.

So lange übrigens die Serben nicht willens oder in der Lage sind, Kriegsverbrecher zu bestrafen oder auszuliefern, so lange haben sie kein Recht auf Wehegeschrei.

--
schorsch
hafel
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von hafel
als Antwort auf schorsch vom 19.02.2008, 09:52:07
Das sehe ich ähnlich. Auch unter Berücksichtigung der historischen Tatsache, dass es hier im Kosovo um altes serbisches Gebiet geht, kann man die Ursachen und Folgen des letzten Krieges nicht unberücksichtigt lassen. Ethnische Säuberungen, wie es die Serben in übelster Form praktiziert haben, kann gerade von uns Deutschen nicht gut geheißen werden. Nicht ohne Grund ist Milosevics International angeklagt. Solange seine dreckigen Mithelfer (Kriegsherren und Aufwiegler) von den Serben nicht an ein Gericht ausgeliefert werden, können die Serben kein großes Verständnis erwarten..... auch wenn sie mal in der Sache Recht haben.
--
hafel

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angelottchen
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf hafel vom 19.02.2008, 13:19:53
hm... man gesteht doch aber auch Afghanistan jede Hilfe zu und tut so, als wenn die Taliban eine Art Krankheit wären .... das waren / sind AUCH Afghanen ...
--
angelottchen
dunkelgraf
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf schorsch vom 19.02.2008, 09:52:07
Es gab auf allen Seiten Kriegsverbrechen, auch Deutschland beging ein Kriegsverbrechen, indem es sich in den Konflikt einmischte.
Natürlich können immer die Sieger hinterher bestimmen, wer Kriegsverbrecher war und wer sich im "Friedenseinsatz" befand.
Wie auch immer, ich halte es in der heutigen Zeit falsch, jeder ethischen Volkgruppe oder jeder Glaubensgemeinschaft einen eigenen Staat bilden zu lassen. Für immer und ewig müssen Soldaten der EU oder Nato dieses Staatgebilde schützen. Sowie diese Soldaten abgezogen werden, würden die Serben sich das Gebiet wieder einverleiben. Meiner Meinung nach nicht ganz unberechtigt.
In diesem Zusammenhang bin ich auch auch gegen eine Zweistaatenregelung von Israel und Palästina. Richtig wäre überall dafür zu sorgen, daß verschiedende Volksgruppen und Religionen in gemeinsamen Staatgebilden friedlich zusammenleben. Natürlich ist das aufwändiger aber die einzig mögliche Lösung.
--
dunkelgraf
hafel
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von hafel
als Antwort auf dunkelgraf vom 19.02.2008, 16:13:10
@ dunkelgraf: Du schmeißt mal wieder in Deiner sozialistischen Verbohrtheit alles durcheinander.

Zunächst hätte niemand im Kosovo etwas dagegen gehabt, wenn hier die Volksgruppen friedlich nebeneinader gelebt hätten. Dann hätte es keinen Kosovo-Konflikt gegeben. Hier wurde aber ethnisch GESÄUBERT, wenn Du weißt was ich hier meine. Wenn nicht, dann lies bitte nach.
Außerdem hat sich da Deutschland nicht in den Krieg "eingemischt", sondern es gab vorab eine UN-Abstimmung. Das Ergebnis war niederschmetternd und eindeutig! Nur drei Länder (Rußland, China, Namibia) stimmten gegen den Antrag Rußlands, mit Waffengewalt die Abmetzlei der Zivilbevölkerung zu stoppen.

Versuche doch zunächst erst einmal Dich mit den Tatsachen vertraut zu machen.
--
hafel
niederrhein
niederrhein
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Eine inhaltliche Ergänzung ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf angelottchen vom 18.02.2008, 20:55:48
[...] [...] aber die geschichte und das Erinnern an die Geschichte [...] ist gerade in dieser Gegend noch allgegenwäertig [...] , auch noch nach hunderten von Jahren. [...]


Ohne zur Sache (also zur Staatsgründung des Kosovo) selbst Stellung nehmen zu wollen (dazu fehlt mir einfach auch das nötige Hintergrundwissen, andererseits ist mir alles betont Nationstaatliche persönlich zu wider), hier zwei Tatsachen:

- Das Ultimatum, das damals, nach dem Attentat in Sarajewo, von Österreich (mit dem Blankoscheck des deutschen Reiches gleichsam in der Tasche) den Serben gestellt wurde, war nach den üblichen völkerrechtlichen Spielregeln nicht hinnehmbar. Serbien konnte also nur ablehnen bzw. nicht auf dieses Ultimatum eingehen.

- In Zusammenhang mit dem Kosovo-Krieg (1995 ff.) griff ja bekanntlich die NATO in die kriegerische Auseinandersetzung ein. Für den in Rambouillet (Frankreich) ausgearbeiteten Vertrag gilt wiederum, daß der ebenfalls verpflichtende Anhang für Belgrad unter völkerrechtlichem Aspekt nicht hinnehmbar war.

Eine persönliche Ergänzung:
Seit meiner persönlichen historisch-politischen Aufklärung in den 60er Jahren (Vietnamkrieg) habe ich nicht nur erkannt, wie wir (hier in der BRD) einseitig ideologisch informiert und indoktriniert worden sind (das beginnt bereits mit der Mär der Stunde NUll und der Entnazifizierung [die letztlich nie eine war]!), sondern mein Mißtrauen gegenüber allen staatlich-politischen Verlautbarungen, Kriegsbegründungen etc. wird angesichts der Tatsachen immer größer. Die Wahrheiten über die Irakkriege sind schlimmer als jemals die Skeptiker vorher geahnt und formuliert haben.
In diesem Zusammenhang: Das Gebaren der Großmächte unterscheidet sich nur allenfalls nur graduell, nicht prinzipiell.

„Niemals in der Geschichte haben Serben allein in Serbien gelebt. Heute mehr als jemals zuvor, leben hier Bürger aller ethnischen und nationaler Gruppen. Dies ist kein Handicap für Serbien. Ich bin aufrichtig davon überzeugt, dass dies ein Vorteil ist. Die nationale Struktur ändert sich in diese Richtung in allen Ländern dieser zeitgenössischen Welt, speziell in entwickelten Ländern. Mehr und mehr, und mehr und mehr erfolgreich leben Bürger unterschiedlicher Nationalitäten, Glaubens und Rassen miteinander. Sozialismus, speziell als eine progressive und demokratische Gesellschaft, würde es nicht wagen, den Menschen zu erlauben getrennt nach Nationalität und Religion zu leben. (...) Lang lebe der Friede und Bruderschaft unter den Nationen!“ [...] ob man den Serben einfach so ihren Stolz absprechen darf [...]


Kluge Gedanken, denen ich nur zustimmen kann.

In früheren Beiträgen - in der Auseinandersetzung mit den Herren Ziesemann und Telramund - wies ich seinerzeit hin, daß die Idee eines Nationalstaates mit einer ethnisch homogenen Bevölkerung eine Wunschvorstellung, eine Fiktion ist, die eigentlich immer der politischen Instrumentalisierung und der Manipulation der Bevölkerung dient.

Die Bertha
vom Niederrhein


P.S. Die Frage ist vielleicht auch, ob nicht die ganze Kleinstaaterei ein Anachronismus ist? (Oder doch ein Reflex auf eine gegebenfalls lange Unterdrückung und Diskriminierung in einem Gesamtstaat? Spotan fällt mir hier die Tschechei und die Slowakei ein ...)


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