Internationale Politik Liberale Strömungen im Islam

qilin
qilin
Mitglied

RE: Liberale Strömungen im Islam
geschrieben von qilin
als Antwort auf olga64 vom 24.11.2017, 18:25:57

Zweifellos eine schiefe Perspektive, aber altbekannt - ich erinnere mich an Nachrichten im Radio noch während des Vietnamkriegs; da gab's eine Katastrophenmeldung ganz am Anfang: 'Schreckliche Massenkarambolage auf der Westautobahn, drei Tote, mindestens ein Dutzend Verletzte' - und bei der Zusammenfassung am Ende dann noch 'Schwere Luftangriffe auf Nordvietnam, geschätzte 5000 Opfer'...

Was dieses Attentat aber mit dem Threadthema 'Liberale Strömungen im Islam' zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht - die Opfer sind Muslime, die Täter noch unbekannt, falls es aber Muslime sein sollten, sicher nicht von einer liberalen Strömung... emoji_confused

mane
mane
Mitglied

RE: Liberale Strömungen im Islam
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 24.11.2017, 18:25:57
Denken wir aus aktuellem Anlass einfach daran, dass im Sinai heute 250 Menschen durch ein Attentat  eim Freitagsgebet gestorben sind und mindestens 200 schwer verletzt.
Wäre dies in Europa - auch mit bedeutend weniger Toten - geschehen, wäre die Aufregung und das Mitleid vermutlich vorhanden - von diesem Fall schreibt keiner in diesem Forum, es sei denn, es befinden sich einige Deutsche darunter. Olga

Hallo Olga,

denken Sie wirklich, dass mangelndes Mitleid mit den ermordeten Menschen in der Sufi-Moschee, dazu führt, dass in diesem Forum nicht darüber geschrieben wird? Warum sollten wir hier uns öffentlich über das traurige Geschehen empören?  Den Ermordeten, deren Angehörigen usw. hilft das nicht weiter.

Es gab viele terroristische Anschläge in den letzten Jahren und immer wieder wird in den Medien breit darüber berichtet - in meinen Augen zu viel. Sofort nach dem Geschehen auf der Sinai-Halbinsel wurden die Bilder in den sozialen Medien geteilt. Heute sind alle Zeitungen u.a. voll davon. Zum einen führt das dazu, dass dies manche Menschen zur Nachahmung anstacheln (Michael Jetters Studie über den terroristischen Werther-Effekt) und zum anderen bieten die Veröffentlichungen den Tätern die Bühne, die sie brauchen. Hätten sie diese Öffentlichkeit nicht mehr, würden sie sich nicht mehr als Helden fühlen und sie schrumpften vielleicht auf das, was sie eigentlich sind – Kriminelle.

Wir nehmen den islamistischen Terror meist als Bedrohung für unser Leben wahr (was er natürlich auch ist), übersehen dabei  aber oft, dass die meisten Opfer, wie auch bei diesem Anschlag, Muslime sind. Alle, die den Tätern nicht in ihrem radikalen Islamverständnis folgen, werden bekämpft.  Es geht nicht nur gegen die“ westlichen Werte“, sondern es findet auch ein Angriff auf islamische Werte statt.
Mane
 
Karl
Karl
Administrator

RE: Liberale Strömungen im Islam
geschrieben von Karl
als Antwort auf mane vom 25.11.2017, 13:52:48

mane
Wir nehmen den islamistischen Terror meist als Bedrohung für unser Leben wahr (was er natürlich auch ist), übersehen dabei  aber oft, dass die meisten Opfer, wie auch bei diesem Anschlag, Muslime sind. Alle, die den Tätern nicht in ihrem radikalen Islamverständnis folgen, werden bekämpft.  Es geht nicht nur gegen die“ westlichen Werte“, sondern es findet auch ein Angriff auf islamische Werte statt.

Und deshalb ist es in meinen Augen empörend, wenn immer wieder ganz pauschal Islam mit Terror gleichgesetzt wird. Das spricht nur dafür, dass die Schreiber entweder zu wenig wissen oder es nicht wissen wollen. Die meisten Opfer der fundamentalistischen Terroristen sind Muslime, die diesen Terror eben nicht unterstützen. 

Es ist wichtig, dass wir dies immer wieder deutlich machen und in den gemäßigten Muslimen unsere Verbündete und nicht unsere Feinde sehen.

Karl

Anzeige

adam
adam
Mitglied

RE: Liberale Strömungen im Islam
geschrieben von adam
als Antwort auf mane vom 24.11.2017, 09:33:56
Das ist der Islam, Mord im Namen Allahs.

geschrieben von Achill
Du verallgemeinerst - diese Auslegung wird von der Mehrheit der Muslime abgelehnt.
geschrieben von mane

Mane,

es ehrt dich, wenn du das Problem Islam vom Guten im Menschen her angehst. Nur wirst du das Problem so nicht lösen. Es gibt keine liberalen Strömungen im Islam. Es gibt hier und da ein liberales, aber einflußloses Fünktchen, das aber sofort per Fatwa aus einem der Machtzentren des Islam gelöscht wird. Wir konnten es bei der Eröffnung der liberalen Moschee in Berlin erleben.

Die Mehrheit, denen du die gewaltlose Auslegung des Islam bescheinigst, gibt es ohne Zweifel, aber es ist die ohnmächtige Mehrheit, es ist die Mehrheit ohne Einfluß. Es ist die Mehrheit, die das eigentliche Ziel der islamischen Gewalt ist, denn das Ziel der Gewalt ist der Machterhalt, zuerst im sunnitisch-islamischen Arabien und dann in der ganzen Welt. Bisher sind die Anschläge im Westen nur das Alibi gegen die Ungäubigen, um der ohnmächtigen Mehrheit zu Hause vorzugaukeln, es ginge in ihrem und im Namen Allahs gegen den Westen. Das Paranoide dabei ist, daß die Basis, sowohl der Gewaltlosen als auch der gewalttätigen Verbrecher der Koran ist und nur über eine reformierte, gemeinsame Auslegung diese Koran, die geistige Haltung geändert werden kann, die die Ohnmacht und die Gewalt in der Lage ist zu ändern.

Vergleichbar ist die Rolle des Islam mit der des Christentums bis zum Ausgang des Mittelalters. Auch damals war die überwältigende Mehrheit der Christen gegen die Gräuel, die im Namen des Christentums verübt wurden, gegen die brennenden Scheiterhaufen, das Morden in den Folterkammern. Aber auch diese Mehrheit war ohnmächtig, gegen die Machthaber, die ihre Macht mit einem pseudochristlichen Weltbild untermauerten, wie es heutzutage der Islam, mitsamt urzeitlicher Männlichkeitstraditionen, tut.

Was heute beim Islam fehlt, ist die Änderung von außen. Beim Christentum, und seinen inquistitorischen Bemühungen des Machterhalts, gab es das aufkommende Selbstbewußtsein des Humanismus der Renaissance, der den Menschen und seine Rechte in den Mittelpunkt des irdischen Lebens stellte, z.B. Bildung für alle Menschen forderte und so die totalitäre Machtausübung über die Religion, oder das was als Religion bezeichent wurde, untergrub. Der Kampf um die Unabhängigkeit der Menschen dauerte Jahrhunderte und kostete Millionen das Leben, in und außerhalb Europas.

Diese Zeit können wir der islamischen Welt nicht lassen, schon aus humanen Gründen nicht, denn warum sollten wieder Millionen sterben, nur um Rechte zu beweisen, deren Existenz schon erstritten wurde? Diese Zeit können wir der islamischen Welt aber auch deshalb nicht lassen, weil die realistisch eingeschätzte Gefahr besteht, daß die islamischen Machthaber die Welt aller Menschen zerstören. Der IS mit den Taliban in Pakistan, Al Qaida auf der ganzen Welt, die sunnitischen Sauds Saudi Arabiens und auch die schiitischen Mullahs des Iran wollen die Atombombe. Die Sauds können sie in Pakistan kaufen, um so leichter, wenn es stimmt, daß sie die Entwicklung der Bombe dort mit finanziert haben und die Mullahs aus Teheran arbeiten, neben eigenen Bemühungen um die Entwicklung, mit Nordkorea und Russland zusammen. Die Taliban, neuerdings mit dem IS verbündet, wollen die Macht in der Atommacht Pakistan. Warum wohl führen die Amerikaner dort immer noch Krieg, ausgehend von Afghanistan? Doch nur, um eine Machtübernahme der Taliban in Pakistan zu verhindern.

Ist es bei dieser Gefahr nicht geradezu albern, sich um Begrifflichkeiten zu streiten? Wenn es um die Gefahr des Islam geht, um die Gefahr aus dem Koran, kann es nicht um die ohnmächtige Mehrheit gehen. Es geht gegen die Gefahr der Macht von islamischen Herrschern, die diese aus dem ideologischem Mißbrauch des Islam ziehen, um eine Gefahr, die sich gegen die gesamte Menschheit richtet.

--

adam

 
Karl
Karl
Administrator

RE: Liberale Strömungen im Islam
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 26.11.2017, 10:06:18
adam
Aber auch diese Mehrheit war ohnmächtig, gegen die Machthaber, die ihre Macht mit einem pseudochristlichen Weltbild untermauerten, wie es heutzutage der Islam, mitsamt urzeitlicher Männlichkeitstraditionen, tut.
Ich darf erinnern, dass sich das Attentat im Sanai auch gegen die Machthaber in Kairo gerichtet hat. Es ist ja überhaupt nicht so, dass der fundamentalistische Islam überall in muslimischen Staaten die Macht hat. In Pakistan kam es gerade zu Protesten der Fundamentalisten, weil die Machthaber den Bezug zu Mohammed aus der Eidesformel gestrichen haben.

Karl
adam
adam
Mitglied

RE: Liberale Strömungen im Islam
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 26.11.2017, 17:40:17

Die Unruhen in Pakistan (obwohl nicht arabisch, aber sunnitisch) und in Ägypten, wo das Militär den sunnitischen Muslimbruder wegputschte, unterstützen doch, was ich schrieb.

Wir dürfen das Thema nicht der AfD überlassen. Wenn wir auch in Zukunft die Religionsfreiheit erhalten wollen, muß energischer gegen islamische Demokratiegegner vor gegangen werden. Das gilt vor allen Dingen den sunnitischen Fundamentalisten. Die Bundesrepublik darf nicht nur für den Extremfall bereit sein.

--

adam

 


Anzeige

Karl
Karl
Administrator

RE: Liberale Strömungen im Islam
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 26.11.2017, 19:14:47

Die Frage ist meiner Meinung nach, wie können wir die liberalen Strömungen und die nicht fundamentalistischen Ausrichtungen im Islam unterstützen. M. E. kann das nicht funktionieren, wenn wir sie einfach als nicht-existent definieren. Dass Muslim nicht gleich Muslim ist, ist offensichtlich, sonst würde der IS und seine Gesinnungsfreunde nicht hauptsächlich Muslime umbringen.

Dieser Terror, der die Muslime trifft, sollte doch Koalitionen gerade mit den Opferpopulationen ermöglichen. Es ist doch nicht so, dass die getroffenen Glaubensrichtungen nun deshalb, weil Glaubensbrüder ermordet wurden, den Mördern zujubeln.

Der Keil, den der IS und der islamistische Terror in die muslimischen Gesellschaften treibt, sollte es doch möglich machen, sich mit den Opfern zu solidarisieren, anstatt sie mit auf die Liste "böser Islam" zu setzen. Es wäre sinnvoller, sich mit ihnen gegen die Terroristen zu verbünden.

Karl

adam
adam
Mitglied

RE: Liberale Strömungen im Islam
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 26.11.2017, 19:35:13

Les meinen Beitrag an mane nochmal, Karl. Ich lege Wert darauf, daß auch du erkennst, daß ich nichtradikale Muslim keinesfalls einem bösen Islam zuordne, sondern als ohnmächtig und hilflos bezeichne. Ich nenne auch den Islam nicht böse (das ist bedrucktes Papier), sondern sage lediglich aus, daß der Koran die gemeinsame Grundlage für radikale als auch nicht radikale Muslim ist. Was der islamischen Welt fehlt, ist eine Erneuerung aus nichttheologischen Kreisen, wie es der Humanismus beim Christentum erreicht hat.

Wo gibt es den liberalen Islam? Ich nannte das einflußlose und durch Fatwas nieder geknüppelte Fünkchen. Mehr gibt es aus islamischen Theologiekreisen nicht.

Warum verlangst du von konfessionslosen Leuten wie mir, die die Religionsfreiheit mit Respekt vor anderer Menschen Einstellung leben, auch Muslims, eine Religion zu unterstützen? In erster Linie verlange ich von meinem Staat Schutz vor religiösen Militaristen wie islamischen Terroristen, den Mullahs aus dem Iran, der katholischen Pius-Bruderschaft und radikalen Atheisten. Auf keinen Fall werde ich eine Religion unterstützen, sondern den Respekt fordern, den ich gewähre. Wer das, sich einer freiheitlichen Verfassung unter zu ordnen, nicht erfüllen kann, mag in ein Land ziehen, das seinen religiösen Erwartungen entspricht.

--

adam


 

Karl
Karl
Administrator

RE: Liberale Strömungen im Islam
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 26.11.2017, 20:00:40

Adam, wo schrieb ich, dass ich dafür wäre eine Religion zu unterstützen? Ich schrieb, dass ich es als sinnvoll ansehe, wenn wir die in ihrer Mehrheit friedlichen Muslime als Verbündete im Kampf gegen die Radikalen gewinnen. Was ist falsch an dieser Idee? 

Karl

 

adam
adam
Mitglied

RE: Liberale Strömungen im Islam
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 26.11.2017, 20:16:38

Es ist den Islam unterstützt. wenn du mit gemäßigten Muslims für ihre Sache kämpfst. Für mich ist das falsch. Für dich mag es richtig sein. Wie du das machst, ist deine Sache.

--

adam


Anzeige