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Internationale Politik Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen

Karl
Karl
Administrator

Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen
geschrieben von Karl
Vorneweg: Ich bin über die Diskussion zu dem Überfall auf den Hilfskonvoi für Gaza tief enttäuscht. Offensichtlich gibt es bei dem Themenkreis Israel - Palästina jede Menge Denkblockaden. Einerseits glauben einige es nach so einem Vorgang nicht mehr nötig zu haben, mit ihrer antisemitischen Denkweise hinter dem Berg zu halten, und andere, die sich fälschlicher Weise als Freunde Israels darstellen, lassen durch ihre komplette Missachtung palästinensischer Interessen und durch ihre hemmungslos geäußerte Geringschätzung der Araber und im Besonderen der Palästinenser ihren rassistischen Dünkel rausrutschen. Das muss ein Ende haben und ich verwarne beide extremistischen Seiten. Einige Grundpfeiler möchte ich hier in den Diskussionsforen im Seniorentreff einschlagen und ich hoffe sehr, dass es hierüber keinen Dissenz gibt.

Diese Grundpfeiler sind:

1. Alle Völker sind gleich viel wert und haben gleiche Rechte. Das bedeutet Antisemitismus, aber auch Rassismus gegenüber den Palästinensern haben hier keinen Platz.

2. Israel als Staat ist ein Faktum und seine Bürger haben ein Recht auf Sicherheit.

3. Palästinenser sind auch Menschen, besitzen zwar keinen Staat, aber sie haben das gleiche Recht in Frieden auf ihrem Grund und Boden zu leben.

4. Nicht die Vergangenheit zählt, sondern die Zukunft

5. Menschliche Lösungen sind gefragt und nicht das Recht des Stärkeren. Von einer friedlichen Entwicklung könnten alle profitieren. Wenn Israel die Infrastruktur der Palästinenser nicht immer wieder systematisch zerstören würde, könnten diese sich zu den besten Handelspartnern Israels entwickeln.


Meine persönlichen Schlussfolgerungen aus diesen Grundüberzeugungen sind:

a) Israel muss die Blockade des Gazastreifens aufheben, denn das ist Sippenhaft und zerstört die Lebensgrundlage von 1,5 Millionen Menschen. Wer Hass sät, wird zudem Hass ernten. Wenn Israel in Frieden leben will, muss es auch friedliche Botschaften aussenden.

b) Mit der Hamas muss geredet werden. Auch die Fatah war einmal als Terrororganisation eingestuft (auch z. B. die IRA in Nordirland). Durch Verteufelung des Konfliktpartners kann man Konflikte nicht entschärfen, durch Verhandlungen schon. Die Hamas muss das Existenzrecht Israels anerkennen.

c) Israel muss den Palästinensern Luft zum Atmen geben und darf eine Zweistaatenlösung nicht länger torpedieren und muss anerkennen, dass Jerusalem auch die Hauptstadt der Palästinenser ist. Der Siedlungsstopp im Westjordanland ist zwingend geboten.

d) Es braucht von den Israelis, die die Stärkeren sind, sehr viel Mut und Einsicht, um den gordischen Knoten im Nahen Osten zu lösen, weshalb sie von dem Westen Unterstützung benötigen. Sie haben es letztlich aber selbst in der Hand. Wenn sie auf rein militärische Lösungen setzen, werden sie m. E. keinen Frieden gewinnen.

Karl
cecile
cecile
Mitglied

Re: Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen
geschrieben von cecile
als Antwort auf Karl vom 04.06.2010, 22:10:14

Ich habe gezögert, folgende Nachricht hier einzusetzen - erstens, weil ich nicht weiß, ob sie nicht auch durch die deutsche Presse publik gemacht wurde - und zweitens, weil ich mir nicht hundertprozentig sicher bin, was "daraus wird" ...

Heute nachmittag hat die algerische Zeitung El-Watan gemeldet, daß von Algerien aus Karavanen gestartet sind, um von Ägypten (die Grenzen scheinen tatsächlich zur Zeit, wenigstens an einigen Stellen, offen zu sein) über Rafah "humanitäre Hilfe" ( was genau, wurde nicht definiert) nach Gaza zu bringen.

Hoffen wir das Beste!


Cécile
hugo
hugo
Mitglied

Re: Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen
geschrieben von hugo
als Antwort auf cecile vom 04.06.2010, 22:39:48
im geschlossenem Thread endete adam mit diesem Satz:
"Psychologisch gesehen ist eine kontrollierte Versorgung erst dann gegen die Falken in Israel wirksam, wenn antiisraelische Handlungen unterlassen werden."

Dem möcht ich mich nicht anschließen,,,Jeder Erfolg für die Machthaber Israels, der durch militärischen Druck erreicht wurde -und eine sofortiges Unterlassen aller entsprechenden Handlungen wäre ein solcher Erfolg- muss ihnen doch die Gewissheit verschaffen, das es nur ein "Weiter so" geben kann.

es gäbe also keine Veranlassung anzunehmen das ein auf militantes Tun ausgerichtetes Staatswesen plötzlich eine 180° Wendung vollzieht.

und noch ein Hinweis zu karls Punkten

4. "Nicht die Vergangenheit zählt, sondern die Zukunft" ok kann man so stehen lassen,,dann komm ich jedoch in Konflikt mit dem später ausgeführtem Spruch: "Wer Hass sät, wird zudem Hass ernten"

wer in der Vergangenheit Wind säte, erntet derzeit Sturm,,und wer heute Hass sät muss auch in Zukunft damit rechnen.

Die ermordeten Väter und Kinder sind nicht vergessen, oder hat hier schon jemand vergesen was sich vor einem reichlichem Jahr in Gaza abspielte ??
Ich hab die Schlagzeilen noch im Ohr: "Israel setzt in Gaza Uran-, Phosphor- und Clusterbomben ein"

Nee Karl, ein Ordnungsruf, eine Wunschkonzert, eine Forderung -und sei sie von den UN, ein Ultimatum von wem auch immer,, das alles gabs schon das hat nichts gebracht.
Du schreibst a,b,c,d,,,,alles ok, kann ich unterschreiben, aber wie stellst Du Dir das praktisch vor ??

ich kann nix erkennen was auch nur ansatzweise erkennen lässt wer, wann, was unternimmt, unternehmen muss und wer dahinter zu stehen hat.

Bisher bin ich immer noch der Meinung das der Schlüssel für dieses Nahostproblem in den USA liegt und ich kann Dir auch sagen warum und wo und nicht nur wegen des verschwenderischen Vetomißbrauchs sondern wegen der,,,

naja Du hast mich schon mal zurückgepfiffen, ich werd mich beherrschen.

hugo

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adam
adam
Mitglied

Re: Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen
geschrieben von adam
als Antwort auf hugo vom 04.06.2010, 23:48:09
im geschlossenem Thread endete adam mit diesem Satz:
"Psychologisch gesehen ist eine kontrollierte Versorgung erst dann gegen die Falken in Israel wirksam, wenn antiisraelische Handlungen unterlassen werden."

Dem möcht ich mich nicht anschließen,,,Jeder Erfolg für die Machthaber Israels, der durch militärischen Druck erreicht wurde -und eine sofortiges Unterlassen aller entsprechenden Handlungen wäre ein solcher Erfolg- muss ihnen doch die Gewissheit verschaffen, das es nur ein "Weiter so" geben kann.

geschrieben von hugo


@hugo,

es geht um den psychologischen Effekt, der außerhalb Israels erzielt wird, nicht, was die israelische Regierung denkt. Die Welt würde hinter dem Erfolg einer friedlichen Aktion stehen. Wer es nicht tut, outet sich als Gegner des Friedensprozesses. Und wo ist die militärische Aktion, wenn die Kontrollen akzeptiert werden? Das ist dann eher mit Zollformalitäten zu vergleichen als mit der Stürmung eines Schiffes.

Und laß die Amerikaner mal außen vor. Natürlich werden sie nicht zulassen, daß Israel in ernsthaftes Bedrängnis gerät. Aber von Obama stammt die Forderungen, den Nahen Osten zur atomwaffenfreien Zone zu machen. Das zielt auf Israel und es sind neue Töne im amerikanisch-israelischen Verhältnis.

--

adam

hugo
hugo
Mitglied

Re: Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen
geschrieben von hugo
als Antwort auf adam vom 05.06.2010, 00:36:30
es geht um den psychologischen Effekt, der außerhalb Israels erzielt wird (adam)

ok, wenn das so siehst und nur so,,kann was dran sein.
Nur, ob es daraufhin -also wenn die "Aktivisten" klein beigeben und sich ungebremst kontrollieren lassen- überhaupt zu irgendeiner neuen Erkenntnis kommt, überhaupt zu Denkanstößen, zum Fingerzeig auf die schlimme Situation der eingepferchten ?? das mag ich bezweifeln,

bezüglich Obama scheinst Du mir zu optimistisch.
Der hat nach meiner Ansicht viel mehr Vorschusslorbeeren bekommen als echte Möglichkeiten dahinterstehen.

Dessen Freiräume sind eben auch sehr beschränkt. Es gibt und gab keinen US-Präsidenten, egal aus welcher der beiden Parteirichtungen er auch kam, der sich von den Erwartungen, Vorgaben und Zielsetzungen der Dingsda absetzen, also dem Diktat des Geldes, der Macht der Mächtigen, dem Netzwerk der Hintermänner auch nur ein wenig entziehen konnte. (um es mal etwas vorsichtig auszudrücken).

kennst Du zufällig das Buch: "Roosevelt und seine Hintermänner."
Dall zeigt darin auf, wie die US Politik von Bossen des Federal Reserve-Banksystems und anderen Finanzmächtigen maßgeblich bestimmt wird. Kapitalgewaltige hätten,so schreibt Dall,sowohl den US Präsidenten Wilson in den Ersten wie Roosevelt in den Zweiten Weltkrieg dirigiert.

nun ist das zwar schon einige Jahre her, aber kannst Du Dich an irgendeine Nachricht in den letzten Jahrzehnten erinnern das diese Mächtigen Amerikas irgendwann auch nur ein bisschen von Ihrer Macht abgegeben hätten ??

ich nicht,,ergo ist der Zustand noch immer der Gleiche.

wenn weltweit überhaupt etwas am Machtgefüge der USA geknabbert wird dann durch die neu entstehenden Großmächte China,, aber das ändert doch nichts an der in den USA üblichen Hierarchie
naja und die gegenwärtige widerwärtige Situation im Nahen Osten -so wie si derzeit ist- ist doch ohne das Zutun, ohne die Unterlassungen der USA für mich absolut undenkbar.

hugo
Re: Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen
geschrieben von ehemaliges Mitglied

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nordstern

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.06.2010, 09:19:43
Die frage, wo die große finanzielle und materielle hilfe bleibt, die u.a. die EU und Hilfsorganisationen den palästinensern gewähren hab ich auch schon mal gestellt.
Sie blieb wie die frage warum die Hamas die so dringend benötigten hilfsgüter nicht haben will unbeantwortet.
Die einzige antwort der dame Marina bestand in einer beschimpfung meiner person als rassist.
Danke Nordstern für den Link, der zwei meiner fragen von betroffener stelle aus beantwortet und klahrheit schafft.
miriam
miriam
Mitglied

Re: Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen
geschrieben von miriam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.06.2010, 09:19:43
Danke für den Link Nordstern - für mich bestätigt er die Aussagen eines Israelischen Freundes, die ich bis zu diesem Zeitpunkt als Hirngespinst abgetan hatte.

Dieser Freund hatte mir in einem Telefonat gesagt, dass er die ganze Aufregung der Europäer bezüglich Hilfsgüter nicht so ganz verstehen kann, denn diese erreichen diejenigen für die sie gedacht sind, sowieso nicht. Es folgte dann ein kurzer aber heftiger Streit zwischen uns.

Und was schreibt Spiegel Online?

Zitat:


Die Hamas lässt die Hilfsgüter des Schiffskonvois vorerst nicht in den Gaza-Streifen. Egal, sagen viele Palästinenser: Die Fracht werde ohnehin nur unter Parteigängern der Radikalislamisten verteilt. Einige Händler fürchten gar die Ankunft der Geschenke - sie machen ihnen das Geschäft kaputt.

Zitat Ende.

Wie naiv viele von uns die Lage im Nahen Osten beurteilen, beruht wahrscheinlich darauf, dass man wirklich mit den Menschen vorort sprechen muss, um diese abstrusen Verhältnisse in etwa zu verstehen.

Natürlich stimmt der Titel dieses Threads: "Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt..."
Doch an welchen Hindernissen diese zerbrechen können, sollte eben denjenigen die helfen möchten, auch bekannt sein.


Miriam


adam
adam
Mitglied

Re: Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen
geschrieben von adam
als Antwort auf hugo vom 05.06.2010, 08:32:53
ok, wenn das so siehst und nur so,,kann was dran sein.
Nur, ob es daraufhin -also wenn die "Aktivisten" klein beigeben und sich ungebremst kontrollieren lassen- überhaupt zu irgendeiner neuen Erkenntnis kommt, überhaupt zu Denkanstößen, zum Fingerzeig auf die schlimme Situation der eingepferchten ?? das mag ich bezweifeln,
geschrieben von hugo


@hugo,

hat Ghandi klein beigegeben als er sich von der Macht trietzen ließ? Gerade die Duldsamkeit stellte sich als sein größter Machtfaktor heraus und die Menschen, die er so für sich gewann. Diesen Druck von außen sehe ich als einzige Möglichkeit, im Nahen Osten weiter zu kommen. Intern werden es Israel und Palästinenser nicht schaffen, die Gewalt zu unterbrechen, weil sie gerade die an der Macht hält, die den Konflikt mit militärischen Mitteln ausfechten wollen.

Was weiter mit der sog. Friedensflotte passiert, werden wir sehen. Daß es die Initiatoren mit ihren antiisraelischen Slogans nicht schaffen werden, die Blockade zu brechen, dürfte inzwischen jedem klar sein. Werden sie es mit Duldsamkeit weiter versuchen? Wenn ja, haben sie die Welt hinter sich stehen, wenn nein, deutet alles darauf hin, daß die Unternehmung von Anfang an nur als Provokation gedacht war, um den diplomatischen Bemühungen um Frieden an den Karren zu fahren.

In diesem Zusammenhang darf gefragt werden, wer an der Blockade die größten Interessen hat. Die Antwort: Die israelische Regierung und die Hamas. Nordstern hat dazu einen interessanten Artikel aus dem Spiegel verlinkt: Hamas u. Israel feilschen um die Hilfsgüter.

Zwischen der Türkei und Israel schwelt es schon seit Monaten. Der türkische Premier Erdogan sucht m. E. einen Grund, mit Israel zu brechen. Diesen Grund hat er jetzt und er macht mächtig Propaganda dafür. Seine Europapolitik ist gescheitert und er sucht ganz offensichtlich Anschluß an das islamische Lager.

Vergessen wir nicht, daß Erdogan schon in der Türkei mit der Verfassung in Konflikt kam, dort wegen Verfassungsbruch verurteilt wurde und im Gefängnis saß. Politisch stammt er aus einem Parteiengefüge, daß in der Türkei wegen islamistischer Politik verboten wurde. Erdogan ist und bleibt ein Intrigant mit unverhohlenen Sympathien zum Islamismus. Deshalb sieht ihn auch das türkische Militär mit großem Mißtrauen, denn gerade das Militär in der Türkei versteht sich in der Tradition zu Atatürk und einer säkularen Türkei.

War/ist die "Friedensflotte" ein Ränkespiel von Erdogan und der IHH? Wir werden sehen, wie die Initiatoren weiter vor gehen.

Obama und die USA wäre ein gesonderstes Thema: Obama sahen viele unter dem Motto: "Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger!" Ich meine, er hat schon Erstaunliches geleistet und wir können ihm noch einiges zutrauen.

--

adam

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carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Menschliche Lösungen sind im Nahen Osten gefragt, keine militärischen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 04.06.2010, 22:10:14
Danke Karl und Adam für die Worte der Vernunft. Die Hilfskonvoi-Angelegenheit ist ein gefundener Aufhänger, um Gefühle aufzuputschen. Eben deshalb wurde diese Aktion gestartet, weil es notwendig ist, auf die erschreckenden Zustände in Gaza hinzuweisen. Nicht, dass Gefühle unberechtigt wären. Aber mit Emotionen, Rechthaben und sturem Beharren und Wegschauen auch beim Unrecht, dass die Gegenseite betrifft ist keine Lösung in Sicht. Die Weigerung der Friedensaktivisten einen Brief an den gekidnappten israelischen Soldaten Schalit mizunehmen macht deutlich, dass es nicht um Humanitas ging, sondern um Provokation. Eine Geste wäre es gewesen, und das war schon zu viel verlangt.

Ich unterstreiche alles, was du schreibst, Karl. Es ist die Sicht aus der Ferne, wo manches sich klarer darstellt. Wer das Existenzrecht Israels in Frage stellt, will keinen Frieden und wer 1,5 Mio eng zusammengepferchte Menschen von der Außenwelt abschneidet, gefährdet eine friedliche Zukunft. Für beide Seiten bestehen offenbar unübersteigbare Hürden. Ein Teufelskreis

Wie kann ein (nicht der) Teufelskreis durchbrochen werden? Zunächst einmal durch eine Denkpause, dann - es ist früher schon alles gesagt worden- eine Politik der kleinen Schritte. Was kostet ein sehr kleiner Schritt in Richtung Versöhnung und Entspannung, eine Geste? Luchs weist darauf hin, dass freiwillige Kontrollen nach dem internationalen Seerecht bei Seeblockaden möglich sind. Die Freiheit der Meere, der Handels- und Verbindungswege und die Geltung von Rechtsgrundsätzen kämen ins Spiel. Was kosten Lieferungen von Wasser, lebensnotwendigen Gütern, Dingen des täglichen Bedarfs ohne Schikanen über die Grenzen? Was kostet der Verzicht auf Raketenbeschuss durch die Hamas, die Anerkennung des Lebensrechtes Israels? Was ließe sich dafür eintauschen? Ich trete für Handelsaustausch und Ideenaustausch ein. Dabei sehe ich aber, dass es eng wird. Was soll an Ideen ausgetauscht werden, wenn Radikale sich gegenseitig hochschaukeln? Extremisten bestimmen die Politik. Extremismus ist auch die Nichtanerkennenung der Ergenisse von erfogten Kriegshandlungen. Mit jedem Waffengang in den letzten Jahrzehnten verschlechterte sich die Situation der Palästinenser. Man tut so, als wäre eine endgültige Lösung zu eigenen Gunsten in Sicht.

Es gibt keine Macht der Welt, die in diesem Hexenkessel aufgewühlter Emotionen schlichtend und trennend einen Waffenstillstand oder eine vertragliche Regelung zwischen den zwei Seiten überwachen will oder könnte. Davon muss ausgegangen werden. Wie ein Pal. Staat heute aussehen soll, ist ein Geheimnis. Ein paar Fetzchen Land in den West Banks, zerschnitten durch israelisches Sperrgebiet, dann Gazastreifen mit zusammengepferchten 1,5 Mio Menschen, wie soll das als Staat funktionieren? Gebetsmühlenartig wird trotzdem stets wiederholt, dass ein Pal-Staat notwendig sei. Vor zehn Jahren sah es kurze Zeit danach aus, als könnten beide Seiten über ihre eigenen Schatten springen. Dann zuckte die Hand zurück und die Annäherung blieb aus. Es gibt es die road map to peace. Viele gut gemeinte Appelle dazu auch noch. Ein Durchbruch durch viele kleinen Schritte und Gesten des guten Willens allein ist nicht möglich. Jewmand muss den gordischen Knoten durchschlagen.

Gefühlsseligkeit erzeugen durch Aktionismus und hier im Forum sogar mit angedachtem Rollenspiel zur Erhöhung der Emotionsstärke - als wüssten die meisten in dieser Runde nicht, wie die Zustände in Gaza sind - betrachte ich als einen spezifisch deutschen Beitrag. Im Zusammenhang mit Auschwitz und der MASSENTÖTUNGEN im Hitlerreich hielte ich ein Rollenspiel auch für denkbar.

Ich wollte nur einige Zeilen schreiben. Aber der Appetit kommt mit dem Essen. Jetzt ist deR Appetit aber wieder vergangen. Eine Diskussion halte ich eigentlich für überflüssig. Es gibt nichts wesentlich Neues. Das ist das eigentlich Neue.

Einen schönen sonnigen Tag wünscht
c.




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