Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Palästina, ein neuer Gottesstaat ?

Internationale Politik Palästina, ein neuer Gottesstaat ?

schorsch
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Re: Niederlage der Politik der Ausgrenzung?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf tobias vom 15.06.2007, 20:06:31
Tobias, ist da nicht ein kleiner Denkefehler drin? Ein Volk ist dann am anfälligsten für radikale Ideen, wenn man (die Reichen!) es im Stiche lässt. Der Fehler mit den EU-Geldern ist ja nur, dass man deren Verwendung zu wenig kontrolliert hat. So wurde, statt der erwarteten Direkthilfe an das Volk, Waffen gekauft.

Ich sehe schwarz für Palästina: Wenn die Fundamentalisten einmal das ganze Land oder überwiegende Teile unter ihrer Kontrolle haben, gibt es für Jahrzehnte keine Freiheit mehr.

Profiteur des Bruderkrieges ist Israel; dank der Vollauslastung der Palästinenser mit Töten hat Israel eine Atempause!
--
schorsch
Medea
Medea
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Re: Haben Leerbeiträge eine Aussage oder können sie gelöscht werden?
geschrieben von Medea
als Antwort auf Karl vom 16.06.2007, 09:16:47
Lieber Karl,
ich weiß nicht, warum fast alle meine Beiträge doppelt erscheinen?
ich klicke ganz sanft an und dennoch.
Daher habe ich dann jeweils den zweiten gelöscht, leider entsteht dadurch dieses "Loch".
soll ich künftig stehenlassen und löschst bitte weg?

Gruß Medea.
tobias
tobias
Mitglied

Re: Niederlage der Politik der Ausgrenzung?
geschrieben von tobias
als Antwort auf schorsch vom 16.06.2007, 09:24:54
Diese vermummten und fanatisierten Gotteskrieger können nur von ihren Glaubensbrüdern zur Vernunft gebracht werden. Die Zeit für solche Glaubenskämpfe ist auf dieser Welt abgelaufen und das muss auch die Moslembrüderschaft einsehen die ihren Glauben der restlichen Welt aufzwingen will. Was in Gaza im Moment abläuft kann nur von moslemischen
Bruderstaaten gestoppt werden und UNO Truppen aus christlichen Ländern sollten sich da raus halten, denn das Gemetzel könnte sonst nur noch größer werden.

--
tobias

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carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Niederlage der Politik der Ausgrenzung?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 15.06.2007, 20:20:34
Karl, die jetzige Situation ist nicht nur schlecht, sie ist ausweglos und führt ins Nichts. Es gibt im Moment keine Kraft, die Einfluss auf die Situation nehmen könnte. Der Friedensprozess, den das Nahostquartett einleitete, ist gescheitert. Die USA stecken im Schlamassel des Irak fest. Die Europäer erreichen allein nichts. Die UNO wird von den USA nicht ernst genommen. Russland ist Partei. Eine Friedenstruppe selbst der arabischen Staaten würde bekämpft werden. Seit dem 26. Januar 2006, als die Wahlen zum pal. Parlament durchgeführt wurden und die Hamas siegte, dauern die Spannungen an. Selbst die Vermittlung Saudi-Arabiens, bei der eine Regierung der nationalen Einheit ausgehandelt wurde, war vergebens. Bei diesem Bruderkampf verfeindeter Milizen ging es von Anfang an um Macht und Zugang zu den Geldern der Autonomiebehörde. Die EU hatte die Zahlungen eingestellt, aber wieder aufgenommen. Die Gelder wurden an der Autonmiebehörde vorbeigeleitet, so dass Hamasleute keinen Zugriff haben sollten. Die Hilfsgelder werden für die Bezahlung der Beamten und die medizinische Versorgung ausgegeben. Natürlich will die Hamas die grüne Fahne über ganz Palästina wehen sehen. Will denn die Fatah etwas anderes? Die Fatah mit ihrem militärischem Arm der Kassambrigaden sind sie eine säkulare Bewegung, die sich am arabischen Nationalismus orientiert, wie er von Gamal abd el Nasser verkörpert wurde. Die Hamas (Al Axa-Brigaden als militärischer Arm) hat ihren Ursprung in den Moslembruderschaften. Sie will das islamische Recht der Scharia, einen Gottesstaat. Sie hat einen starken Rückhalt in der Bevölkerung, weil sie sich vor Ort sozial engagiert. Die Hamas wird von Iran unterstützt. Meschal, der politische Führer der Hams sitzt in Damaskus und ist eng befreundet mit dem iranischen Präsidenten. Diese Auseinandersetzung ist auch ein Stellvertreterkrieg.

Wie es gelaufen wäre, hätte der Westen das Ergebnis der Wahlen vom Januar 2006 anders aufgenommen, es zumindest respektiert und eine Zusammenarbeit mit der Hamas angestrebt (weil die Wahl nach anerkannten demokratischen Spielregeln erfolgte), können wir nicht sagen. Es wäre zumindest einen Versuch Wert gewesen. Wer immer demokratische Wahlen fordert, sollte das Ergebnis auch anerkennen, auch wenn es einem nicht gefällt. Ob die innerpalästinensische Auseinandersetzung vermieden worden wäre, ist eher fraglich. Hier ging es um Machtpositionen, um Geld. Dass die Leibgarde des Präsidenten Abbas mit amerikanischen Waffen ausgerüstet wurde, musste böses Blut machen. Hier wird auch deutlich, dass der Westen auf eine falsche Karte gesetzt hat. Man kann die Hamas nicht so einfach als terroristiche Organisation ablehnen, weil auch die Fatah des Herrn Arafat früher ebenso Terroranschläge verübte.

Bruderkämpfe sind besonders grausam. Die Vorgänge sind unerträglich. Krankenhäuser werden gestürmt. Kranke aufs Dach geschleppt und in die Tiefe gestoßen. Leichen werden triumphierend durch die Straßen geschleift. Angehörige der Gegenpartei aus den Häusern geholt und vor den Augen ihrer Familien ermordet. Gefangene, die sich ergeben sofort getötet.

Das Scheitern der USA im Irak hat den iranischen Einfluss im Nahen Osten gestärkt. Wie sehr, wird klar, wenn man bedenkt dass die Palästinenser Sunniten sind, die Iraner aber Schiiten.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: kein religionsspezifisches Merkmal
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Karl vom 16.06.2007, 09:16:06
@KARL

dich stört, daß MEDEA auf den islam bezug nimmt. ich möchte ihren satz umformulieren: "Hier zeigt sich die Religion wieder einmal in ihrer häßlichen Fratze, Bruder gegen Bruder, Bürger gegen Bürger"

wobei ich aber tatsächlich der meinung bin, daß es grundsätzlich um machtpolitische und strategische ränke geht. wenn man zu diesem thema googelt findet man eine beinahe einstimmige meinung: HÄTTEN WIR DOCH BLOS DIE WAHLEN ANERKANNT!

all die analysten und sachverständigen haben sich verrechnet. die "bösen jungs" von der hamas haben sich nicht den saft abdrehen lassen, sondern das ruder in die hand genommen - und - oh wunder - sie machens ohne EU-gelder, denn noch bezahlt die arabische liga und der iran pünktlich.

in palästina wird deutlich, daß der nah-ost-konflikt keinesfalls religiöse wurzeln hat, sonder ganz eindeutig von interessengruppen gesteuert wird - leider ist der "westen" (zu dem wir uns zählen), der royal flush in diesem machtpoker.
Re: Verschwörungstheorien helfen nicht wirklich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 15.06.2007, 20:37:02
Hallo Karl.
Diese Szenen unterscheidet gar nichts von den Bürgerkriegsszenen in Bosnien und ich denke das medea das auch so sieht, aber darf man deswegen Dinge nicht benennen die jetzt stattgefunden haben? Dutch hat Recht mit seiner Aussage da zeigt die Religion ihre häßliche Fratze. Gut das ist eine politisch korrekte Aussage und das deutsche Gerechtigkeitsgefühl ist befriedigt, ändert aber nichts an der Tatsache der häßlichen Fratze in diesem Fall der islamischen Religion, oder etwa nicht? Wir sind nichts besseres das ist wohl wahr, (was ist mit den Nichtchristen?)die andere Religion aber auch nicht, was sollte daran überheblichsein?
claude

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hugo
hugo
Mitglied

Re: Verschwörungstheorien helfen nicht wirklich
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.06.2007, 06:44:41
nachdem was ich so in den Nachrichten gegenwärtig von diesem Konflikt sehe und höre, könnte man denken, suhlen sich da die Palästinenser im eigenem Saft.

Die gläubigen Israelis, die christlichen Amerikaner die religiösen Westeuropäer, wir alle waschen unsere Hände in Unschuld, schauen uns das Drama aus sicherer Entfernung an, geben gute Ratschläge, halten mit Kritik nicht hinterm Berg, haben die Schuldigen schon längst ausgemacht und hoffen auf schnelle Befriedung.

Was sich da im Hintergrund an diplomatischen, militärischen, finanziellen, materiellen, ideologischen Beeinflussungen abspielt ( einschließlich der "Unterstützung" durch die Saudis, Iraner usw.) darüber können wir nur spekulieren.

Mit Sicherheit werden in diesem üblen Prozess auch außerhalb dieses Gebietes Fäden gezogen, denn eine Produktion z.B. von Kalaschnikows und der entsprechenden Munition usw. in diesem Gebiet kann ich mir nicht vorstellen. Schon das Verweigern von Steuergeldern usw. ist eine direkte Einflussnahme und genau so schlimm wie andererseits die zweckgebundenen Finanzhilfen.

hugo

Re: Verschwörungstheorien helfen nicht wirklich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 17.06.2007, 08:36:56
Ich denke es stimmt was du da schreibst, aber es stimmt meines Erachtens auch das Muslime schon ein wenig Selbstkritik üben sollten und nicht nur alles und jedes den Europäern anhängen sollen, das ist nun wirklich auch zu kurz gesprungen!!
Es gibt da wohl in allen Bereichen unheilige Allianzen, Interessenverflechtungen und ähnliches.
--
claude
senhora
senhora
Mitglied

Re: Niederlage der Politik der Ausgrenzung?
geschrieben von senhora
als Antwort auf Karl vom 15.06.2007, 19:30:42
Die sehr schwierigen Bedingungen und der Flüchtlingsstatus, unter und mit denen die Menschen in Palästina seit Generationen leben, konnte eigentlich nur zur Radikalisierung, besonders bei jungen Menschen führen. Die Leidensfähigkeit und die Geduld der Menschen sind begrenzt, das wissen wir. Sie hatten das Pech, in diese Region hinein geboren zu sein und müssen nur deshalb unter Bedingungen leben, die undiskutabel sind. Wen wundert es da, dass Wut und Verzweiflung ständig wächst und sie für jede vermeintliche Lösung ihres Problems empfänglich sind?
Die bessere Lösung wäre sicher gewesen, mit der Hamas zu verhandeln, statt sie zu isolieren. (Ich habe gelesen, Israel hat die Hamas anfänglich unterstützt und im Kampf gegen die PLO benutzt, schon unverständlich.) Die gegenwärtige Situation ist die denkbar schlechteste.

Wäre ich in einem Palästinenserlager geboren worden und müsste Kinder unter diesen Bedingungen groß ziehen, ich kann nicht sagen, welche Einstellung ich dann hätte. Aus komfortablen Lebensumständen heraus aus über Vorgänge zu urteilen ist eines, es selbst mit erleben und erleiden ist etwas anderes.

senhora
Karl
Karl
Administrator

Re: Verschwörungstheorien helfen nicht wirklich
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.06.2007, 06:44:41
Hallo Claude,


ich bin da wohl etwas mehr auf die Untertöne sensibilisiert als du. Wenn medea die Religionen als allgemein fanatisierenden Faktor in solchen Bürgerkriegen herausgestellt hätte, ok. Aber ich kenne sie inzwischen auch gut genug, um zu wissen, dass sie versucht, wo es nur geht, den Islam als solchen verächtlich zu machen. Ich bin kein Freund vom Islam, von keiner Religion, aber ich bin ein Feind von fundamentalistischer Überheblichkeit, die sich bei vielen eben in ihren Äußerungen zu anderen Religionen und Volksgruppen, denen sie zufälligerweise nicht angehören, ausdrückt.
--
karl

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