Internationale Politik Senioreninitiative in Japan

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 18.05.2011, 10:39:10
Enigma, ich habe nicht geschrieben, dass „Karl auch der Meinung ist, dass die Senioren da nicht wirkungsvolle Hilfe leisten könnten“, das Gegenteil ist der Fall, er ist natürlich der Meinung, dass Senioren da wirkungsvolle Hilfe leisten könnten.
Ich habe (lies meinen Satz nochmal genau!) geschrieben, dass Karl genau wie du der Meinung ist, dass diese Menschen wissen, woraus sie sich einlassen. Und das eben glaube ich im Gegensatz zu euch nicht. Selbst wenn sie Fachleute sind, können oder müssen sie es nicht wissen. Sie hatten noch nie mit einer derartigen Strahlenintensität zu tun, und von Tschernobyl wissen wir, wie Menschen schwer erkrankten und elend zugrunde gingen, nachdem sie dort Hilfe geleistet hatten.
Und ich halte es weiter für naiv zu glauben, diese alten Menschen, die nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, wären in der Lage, „Schlimmeres zu verhindern“.

Aber ich habe nun eigentlich alles gesagt und wiederhole mich nur.
hafel
hafel
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von hafel
als Antwort auf enigma vom 18.05.2011, 10:39:10
Moin moin enigma:

Obwohl das Thema weitgehend abgegessen ist, noch ein paar kurze Anmerkungen zu Deinem Bericht.

Zunächst, meine Frage, wem meinst Du mit "wir"? Schreibt hier nicht jeder für sich selber oder bist Du als Sprecherin ernannt?

Richtig, von dem Betreiber Tepco und auch von der japanischen Regierung ist wenig zu erwarten. Ist es aber wirklich unter dieser Tatsache sinnvoll, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, als nicht lieber Betreiber und Regierung zum Teufel zu jagen?

Ich gebe ja Adam nicht unrecht, dass ähnliche Aktionen auch bei uns möglich sind. Das ist nur eine andere Frage, ob man im Einzelfall dann auch "ja" dazu sagt.
Unsere Gesellschaft ist freier und denkt liberaler, dass ist der große Unterschied zu Japan. Auch bei uns gibt es ein "Wir" - Gefühl, nur ist das durch unser Gemeinschaftsdenken "von unten nach oben" gewachsen – siehe Stuttgart21 oder andere Anti-Atom-Demonstrationen. Dieses "Wir-Gefühl" kommt direkt aus dem Volk. (in der DDR = "Wir sind das Volk").

Das Wir-Gefühl der Japaner kommt von "oben nach unten" und ist durch ihre Kultur so gewachsen und "angeordnet". Da würde sich doch für jeden Zentraleuropäer die große Frage auftun, wieso in Japan nicht Massendemonstrationen gegen die Atomenergie oder Verlogenheit der Regierung und des Betreibers täglich das Straßenbild zeichnen. Nein, da finden sich gerade mal 100 versprengte Leutchen ein…. Die oben werden es schon richten. Damit erklären sich die von Dir angesprochenen anderen Wertvorstellungen.

Natürlich geht es nicht darum die Gegend um Fukushima wieder bewohnbar zu machen. Diese Gegend bleibt für Generationen unbewohnbar. Die Kernschmelze (was vom Betreiber bis vor wenigen Tagen verschwiegen wurde) ist schon seit März im Erdboden. Nun frage ich Dich mal ernsthaft: was sollen diese Senioren hier Schlimmeres verhindern??

Aus persönlichem Stolz und falscher Eitelkeit hat Japan alle Hilfe von außen bisher abgelehnt. Die Amerikaner haben (weil sie Angst haben, dass diese Verseuchung auch zu ihnen schwappt) alle technische Hilfe angeboten. Nein, es wurde zum großen Teil arrogant abgelehnt. Wenn jemand überhaupt nur hier die Not lindern kann, dann sind es die technisch ausgerüsteten Industrienationen, aber nicht ein paar gutgläubige Rentner.

Hafel
enigma
enigma
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.05.2011, 11:02:34
Hallo Marina,

danke für Deine schnelle Antwort.

Was die Aussage von Karl betrifft, habe ich mich auf folgende Aussage in Deinem Beitrag bezogen:

(...)"Diese Menschen haben nicht meine Hochachtung, sondern in erster Linie mein Mitleid. Denn sie wissen mit Sicherheit nicht (Karl behauptet das ja auch), worauf sie sich einlassen."(...)

Die Zitatfunktion hat nicht funktioniert, darum habe ich das Vorstehende hier eingetippt.

Aber nun habe ich ebenfalls alles gesagt, was ich sagen wollte.
Das ist nun wieder eine Gemeinsamkeit.

Ich grüße Dich - bis dann mal -

Enigma

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enigma
enigma
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von enigma
als Antwort auf hafel vom 18.05.2011, 11:17:09
Hallo Hafel,

nein, ich fühle mich keineswegs als selbsternannte Sprecherin. Das würde mir nicht in den Sinn kommen, das kannst Du mir ruhig glauben.
Mit “Wir” meinte ich generell die Menschen unseres Kulturkreises. Ich hoffe, dass diese Erklärung Dir reicht.

Einig sind wir uns offensichtlich darüber, dass von der japanischen Regierung und von Tepco nicht viel zu erwarten ist.
Aber ob die Japaner so ohne weiteres ihre Regierung zum Teufel jagen können, das wage ich doch zu bezweifeln. Das muss wohl einer späteren Wahl vorbehalten bleiben. Und Tepco ist ja nun wohl oder übel als Betreiber mit im Boot.

Und wenn es nun eine Initiative gibt von Menschen, die die gefährliche Arbeit an oder in den havarierten Reaktoren übernehmen wollen, dann ist das doch allein deren Entscheidung, denn sie stellen sich ja offenbar wirklich freiwillig und nicht durch Druck von oben zur Verfügung.

Wir haben also hier eine andere Situation als mit den Feuerwehrleuten, die offensichtlich zu ihrer gefährlichen Mission gezwungen wurden.

An den havarierten Reaktoren muss doch noch weiter gearbeitet werden, weiter gekühlt und auch entstandene Lecks verschlossen werden, so viel ich weiß. Sonst ist es wahrscheinlich, dass die Natur noch weiter verwüstet und verseucht wird als es bisher schon geschehen ist.

Hafel, Du monierst ja zu Recht, dass die Demonstrationen der Japaner gegen die AKWs nur sehr zögerlich in Gang kamen.
Aber es ist ein Anfang gemacht. Eine größere Menschenmenge demonstrierte ja auch schon vor Tepco.
Und ich glaube und hoffe, dass das keine Einzelfälle bleiben werden und die Bewölkerung sich nachhaltiger zur Wehr setzen wird.

Und jetzt könnte ich mich auch nur noch wiederholen.

Aber abschließend meine ich doch, dass die Freiwilligen-Truppe etwas bewirken könnte, denn trotz aller technischen Hilfsmittel muss es auch noch Menschen vor Ort geben, die die gefährlichen Arbeiten ausführen. Alles ist nicht durch Roboter zu lösen, leider.

Enigma







hafel
hafel
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von hafel
als Antwort auf enigma vom 18.05.2011, 11:29:06
Enigma:

"Aber abschließend meine ich doch, dass die Freiwilligen-Truppe etwas bewirken könnte, denn trotz aller technischen Hilfsmittel muss es auch noch Menschen vor Ort geben, die die gefährlichen Arbeiten ausführen. Alles ist nicht durch Roboter zu lösen, leider."


Wir müssen ja nicht gleicher Meinung sein, nur das sehe ich ganz entschieden anders.

Diese alten Leutchen können nur einfache Handarbeiten machen, wenn überhaupt. Und einfache Handarbeiten übernehmen in solchen gefährlichen Gebieten Roboter. Das ist wohl einsichtig.

Spezielle technische Aufgaben können nur dafür ausgebildete Menschen übernehmen. Nur die bleiben wohl sichtlich lieber im Büro und lassen Andere werkeln, -- die in Unwissen in ihr Verderben rennen.

Die Freiwilligen-Truppe (wie sie von Dir genannt wird) bewirkt am Gesamtschaden gar nichts, außer einer Symbolwirkung. Ich denke mal, Du kannst Dir den eigentlichen Schaden nicht vorstellen.

Ich denke wir haben nun alles gesagt, gleich kommt Olga, lassen wir ihr das Schlusswort.

hafel

Karl
Karl
Administrator

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von Karl
als Antwort auf hafel vom 18.05.2011, 13:24:00
Diese alten Leutchen können nur einfache Handarbeiten machen, wenn überhaupt. Und einfache Handarbeiten übernehmen in solchen gefährlichen Gebieten Roboter. Das ist wohl einsichtig.

Spezielle technische Aufgaben können nur dafür ausgebildete Menschen übernehmen. Nur die bleiben wohl sichtlich lieber im Büro und lassen Andere werkeln, -- die in Unwissen in ihr Verderben rennen.
Sorry hafel,

ich behaupte, Du hast noch immer nicht den im Ausgangsbeitrag von Margit verlinkten Artikel gelesen. Und warum so abwertend "Alte Leutchen"?
Yasuteru Yamada ist 72 Jahre alt. Er hat früher an der Universität Metallurgie studiert und als Ingenieur gearbeitet. Anfang April hat er die Initiative „Qualifizierte Veteranen für das Atomkraftwerk Fukushima 1“ gestartet, die mittlerweile ein gemeinnütziger Verein ist. Das soll helfen, die Regierung von dem Projekt zu überzeugen. Seine Idee erklärt Yasuteru Yamada so: "Meine Bekannten und ich haben nach dem Unfall intensiv darüber diskutiert, wie man helfen könnte, das Unglück einzudämmen. Dafür ist ein funktionierendes Kühlsystem unerlässlich. Aber das können nur Menschen aufbauen.
geschrieben von tagesschau.de
Offensichtlich sind die Initiatoren technisch keineswegs so unwissend, wie von Dir behauptet.
Die Idee wirkt gut durchdacht

...Wenn man ihm so zuhört, kann und will man an den Erfolg des Projekts glauben. Hier geht es nicht um Selbstdarstellung oder ein Kamikaze-Unternehmen, sondern um ein durchdachtes Angebot.

... Unsere Einsatzbereitschaft darf nicht ausgenutzt werden. Wenn wir vor Ort sind, muss das unter entsprechenden moralischen Standards ablaufen." Beide haben von den Fällen gehört, dass ungelernte Arbeiter, ohne es vorher zu wissen, im havarierten AKW Fukushima 1 eingesetzt wurden. Dazu direkt äußern wollten sie sich nicht, aber auch das hätte ihre Entscheidung, aktiv zu werden, gefördert.
geschrieben von Tagesschau.de
Das alles hättest Du schon unter dem ersten Beitrag zu diesem Thema lesen können.



Karl

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enigma
enigma
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von enigma
als Antwort auf Karl vom 18.05.2011, 15:50:27
Hallo Hafel und Karl,

das ist jetzt witzig.
Gerade hatte ich auch die zündende Idee, den ersten Absatz dieses Artikels von Peter Kujath zu kopieren und ihn einzustellen.

Auf diese Ausführungen hatte ich mich nämlich die ganze Zeit bezogen mit meiner Behauptung, dass es bei den helfen wollenden Senioren nicht nur um unqualifizierte alte Menschen geht, die ihre Fähigkeiten maßlos überschätzen.

Karl, das hast Du ja jetzt schon eingestellt.

Und wichtig ist ja auch der letzte Satz, dass das notwendige Kühlsystem nur durch Menschen aufgebaut werden kann. Das ist ja gerade der wunde Punkt.

Aber jetzt bin ich auch erstmal weg.

Vielleicht bietet Olga uns ja noch das Schlusswort.
Ich habe nichts dagegen.....

Gruß von Enigma
adam
adam
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 18.05.2011, 15:50:27
Offensichtlich sind die Initiatoren technisch keineswegs so unwissend, wie von Dir behauptet.
geschrieben von karl


karl,

jetzt aber mal mit Verlaub. Wenn jemand vor einem halben Jahrhundert Metallurgie studiert und als Ingenieur gearbeitet hat, weist ihn das noch lange nicht als Fachmann für havarierte Kernkraftwerke aus. Gut, neunzig Rentner haben sich gemeldet und sich zur Arbeit vor Ort bereit erklärt. So wenige von Millionen? Oder drückt das aus, daß die Mehrheit der japanischen Rentner das Ganze auch für eine Schnapsidee hält, wie ich übrigens auch?

Jetzt mal die Gegenfrage: Wären bei uns auch nur so wenige Rentner bereit, sich im Sinn ihrer japanischen Altersgenossen für die Allgemeinheit zu opfern oder ist das typisch japanisch?

--

adam
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.05.2011, 09:48:29
frage nicht, was TEPCO für dich tut. frage dich, was du für TEPCO tun kannst.

--
Wolfgang


Dieses von dir abgeänderte Zitat eines amerikanischen Präsidenten wird ja wohl ironisch gemeint sein?
Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 18.05.2011, 16:42:20

Oder drückt das aus, daß die Mehrheit der japanischen Rentner das Ganze auch für eine Schnapsidee hält, wie ich übrigens auch?

adam
geschrieben von adam

„Schnapsidee“ ist das richtige Wort. Deshalb hatte ich ja auch am Anfang fast gedacht, es könnte sich um eine Satire handeln. Nicht der Tagesschau-Beitrag, aber der Tenor der begleitenden Worte, mit der diese Initiative als beeindruckend und indirekt als vorbildhaft hingestellt wurde.
Wenn ich Kabarettist wäre, würde ich mir überlegen, wie ich das in einer Kabarettsendung „verwursten“ könnte.
„Rüstige Renter kühlen havariertes Kernkraftwerk nach einem Supergau und retten die Jugend!“ Das wär doch was! Könnte man auch als Überschrift in der Zeitung mit den großen Buchstaben verwenden.

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