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Internationale Politik Sogenannter "Ehrenmord" in Canada

rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Sogenannter "Ehrenmord" in Canada
geschrieben von rolf †
als Antwort auf clara vom 30.01.2012, 14:07:38
[...]
Und damit werden die unsinnigen "Ehrenmorde" legitimiert. [...]
Clara
fett von mir.
Ich stimme dir, bis auf obige Aussage zu.
Die Morde werden damit nicht legitimiert, sondern allenfalls begründet.
Legitimiert heißt, sie sind legal, also erlaubt.
Unsinnig ist jeder Mord, egal aus welchem Grund, auch die Morde durch Soldaten im Krieg.
myrja
myrja
Mitglied

Re: Sogenannter "Ehrenmord" in Canada
geschrieben von myrja
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.01.2012, 13:41:10
Meli, ich schließe mich Deiner Meinung voll und ganz an. Mord bleibt Mord, egal welche Beweggründe dahinter stecken.

Zudem ist es nicht so, dass die Frauen jederzeit zu den Eltern zurückkehren können, wie Yuna behauptet. Denn auch die "Ehre" der Eltern wurde durch das "Andersein" oder "anders leben wollen" der Tochter befleckt. Oft ist es ja gerade die eigene Familie, die ihre Tochter tötet.

Ich habe das Buch der im Fernsehen vor Kurzem interviewten Pakistani schon vor längerer Zeit gelesen und auch jetzt das Interview mit ihr gesehen.

Es ist einfach erschreckend, was da im Namen der Ehre alles auch bei uns in Europa geschieht. Wer weiß schon, was seine islamische Nachbarin wirklich durchlebt, ob sie ihren Mann freiwillig gewählt hat oder zur Ehe gezwungen wurde und kreuzunglücklich ist.

Es ist auch für uns wichtig, die Augen offen zu halten und wenn nötig, Hilfe anzubieten.

Myrja


.... die latenten täter sind ja nach meinung der meisten hier voll integriert und wertvolle mitglieder unserer gesellschaft?
geschrieben von gram


Gram, Du kannst es nicht lassen. Ich wehre mich entschieden gegen diese Behauptung. Nur weil ich Ausländer in erster Linie als Menschen betrachte, halte ich nicht alles für gut, was unter dem Deckmäntelchen der Ehre oder Religion geschieht.

Myrja
yuna
yuna
Mitglied

Re: Sogenannter "Ehrenmord" in Canada
geschrieben von yuna
als Antwort auf myrja vom 30.01.2012, 14:22:15
Zudem ist es nicht so, dass die Frauen jederzeit zu den Eltern zurückkehren können, wie Yuna behauptet. Denn auch die "Ehre" der Eltern wurde durch das "Andersein" oder "anders leben wollen" der Tochter befleckt. Oft ist es ja gerade die eigene Familie, die ihre Tochter tötet.


Es geht nicht um "Anderssein" oder "anders leben wollen".
Mann und Frau haben eheliche Pflichten, die nach islamischen Glauben genau verteilt sind. Wenn der Mann seine Pflichten nicht erfüllt, die Frau aber schon, kann sie ihn verlassen. Wird sie aber höchstwahrscheinlich nicht. Misshandelt der Mann seine Frau aber zusätzlich, kann und wird sie vermutlich in ihre Familie zurück, indem sie das Brautgeld an den Mann zurückzahlt.
Zumindest ist das das Vorgehen, wie es vorgesehen ist.
Das verletzt dann auch nicht die Ehre der Familie, sondern die Ehre des Mannes, weil er sie nicht wie eine Königin behandelt hat, obwohl sie ihre Pflichten tat.
Etwas anderes ist es natürlich, wenn die Frau Ansprüche stellt, die ihr nicht zustehen und deshalb den Mann verlassen will. Ihre Familie würde sie in so einem Fall vermutlich nicht zurücknehmen. Davon war hier aber nicht die Rede.
Der Quran sagt eindeutig, dass die Frau zwar geschlagen werden darf, aber nicht misshandelt. Auch dürfen, soweit ich weiß, keine Gegenstände genutzt werden. Die Frau darf nur mit der Hand geschlagen werden aber nicht verprügelt.
Hält sich der Mann nicht daran, hat die Frau das Recht ihn zu verlassen.

[...]In der islamischen Welt wird eine Änderung nicht nur durch die Erziehung der Mädchen bewirkt, noch wichtiger ist mMn die der Söhne. So lange Mütter ihre Söhne gegenüber Töchtern als privilegiert erziehen, wird sich die Stellung der Frau nicht verbessern.[...]

Da bin ich bei dir.

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myrja
myrja
Mitglied

Re: Sogenannter "Ehrenmord" in Canada
geschrieben von myrja
als Antwort auf yuna vom 30.01.2012, 14:41:09
Yuna,

so mag es im Koran und den Gestzen der islamischen Länder stehen, aber es wird nicht so praktiziert. Die Rechte, die die Frau eigentlich hat, kann sie in den seltensten Fällen wahrnehmen.

Auf dem Papier, in den Gesetzen und im Koran liest sich das alles gut. Es ist aber einfach so, dass einige fundamentalistische Moslems nicht begreifen werden oder wollen, dass auch Frauen Rechte haben und diese wahrnehmen dürfen.

Wenn z. B. im Falle der genannten pakistanischen Frau, sie schon als Baby versprochen wurde, hat sie keinerlei Möglichkeit aus diesem Versprechen raus zu kommen, wenn die Eltern und zukünftigen Schwiegereltern nicht der Auflösung der Verlobung zustimmen. Was in den seltensten Fällen passiert.

Myrja
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Sogenannter "Ehrenmord" in Canada
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf myrja vom 30.01.2012, 14:22:15
Aber, liebe Myrja, das ist eben keine behauptung sondern eine traurige und nicht unter den tisch zu kehrende wahrheit.
Wenn Du Dir mal die mühe machst, die geschichten der "ehrenmorde" zu verstehen, dann wirst Du merken, daß hier keine "wilden aus dem mittelalter" opfer und täter sind, sondern meistens familien, die schon in der zweiten generation in D leben.
Von den nachbarn werden sie zumeist als unauffällig lebende, integrierte familien geschildert.
Nichts deutet auf solche "explosionen" hin und trotzdem passieren sie, etwa 30 mal 2011, etwa 130 mal dokumentiert zwischen 1996 bis 2005 in D.
Das ist die latente gefahr, daß plötzlich der Koran oder archaische lebensgewohnheiten befehlen was im sogenanten "namen der ehre" zu tun ist.
Nazis kannst Du irgenswann an ihrer haltung, an taten, an öffentlichen auftritten erkennen.
"Gut integrierte" Moslems eben nicht oder sollte man alle familien überwachen, von denen bekannt wird, daß die tochter das kopftuch abgelegt hat, sohn/tochter andersgläubige freunde haben, nicht heiraten wollen oder einen westlichen lebensstil pflegen?
clara
clara
Mitglied

Re: Sogenannter "Ehrenmord" in Canada
geschrieben von clara
als Antwort auf rolf † vom 30.01.2012, 14:14:26
Einverstanden, Rolf! Der Satz befindet sich an einer falschen Stelle in meinem Beitrag. Ich hätte schreiben sollen: Auch hier trägt Religion dazu bei, Morde in den Augen der Mörder, nicht nach dem Gesetz zu legitimieren.
Unsinnig ist jeder Mord, egal aus welchem Grund, auch die Morde durch Soldaten im Krieg.

Du sagst es!

Clara

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yuna
yuna
Mitglied

Re: Sogenannter "Ehrenmord" in Canada
geschrieben von yuna
als Antwort auf myrja vom 30.01.2012, 14:56:14
Gut, dann mit deiner eigenen Argumentation myrja: Wie viele Fälle kennst du, wo es so läuft, wie im Quran verlangt und wie viele Fälle kennst du, wo die Frau misshandelt wird und trotzdem von ihrer Familie bedroht, dass sie es nicht wagen soll, die Ehe zu trennen? Und zusammengerechnet ergibt das welche Zahl?
Und wie viele Menschen weltweit sind Muslime?
Werden nicht nur die Negativfälle veröffentlicht?
Sagst du nicht selbst immer, dass du Verallgemeinerungen verachtest?
Wenn es so oft anders geschieht, schrecklicher, dass du so genau sagen kannst, "meine Behauptung" würde nicht stimmen (was ja ein absoluter Zustand wäre), warum wechseln speziell Frauen immer häufiger zum Islam?
Sind die alle nicht informiert? Denken sie alle nicht so weit, dass sie vllt. mal Töchter haben werden, denen es so gehen könnte, wie all den misshandelten Frauen, die nie wieder in den Schutz ihrer Familie zurückkehren können, weil sie so oder so der Tod erwarten würde?

Ehrenmorde gibt es schließlich nicht nur in islamischen Ländern, es gibt sie auch in allen anderen Ländern, wo Muslime leben, selbst wenn sie seit mehreren Generationen im "Ausland" leben, sind sie nicht auszuschließen.

Ist es also wirklich ausgeschlossen, dass viele (mehr) Familien tatsächlich nach dem Quran leben, wie es gedacht ist und weniger Familien das Extrem bevorzugen? So viel weniger Familien, dass sie als "Restrisiko" gelten und Frauen anderer oder keiner Religion deshalb nicht davon abhalten können, dem Islam beizutreten?

Wenn ja, ergeben sich aber auch völlig neue Probleme.
Re: Sogenannter "Ehrenmord" in Canada
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf rolf † vom 30.01.2012, 14:14:26
[...]
Und damit werden die unsinnigen "Ehrenmorde" legitimiert. [...]
Clara
geschrieben von rolf
fett von mir.
Ich stimme dir, bis auf obige Aussage zu.
Die Morde werden damit nicht legitimiert, sondern allenfalls begründet.
Legitimiert heißt, sie sind legal, also erlaubt.
Unsinnig ist jeder Mord, egal aus welchem Grund, auch die Morde durch Soldaten im Krieg.

Das Wort "Ehrenmord" ist ein Unwort, genauso wie das Wort "Dönermorde", das offiziell zum Unwort des Jahres gekürt wurde.
Es führt zu einer Begriffsverwirrung, indem es suggeriert, dass man mit einem Mord seine Ehre wiederherstellen kann. Wie kann man Morde mit Ehre begründen? Rolf, du bist auf dem Holzweg. Müssen wir die Begründungen von den Fundis übernehmen? Das tun wir aber, indem wir dieses Wort benutzen. Es hätte allenfalls seine Berechtigung in Anführungsstrichen, denn damit wäre klar, dass es eine behauptete Ehre ist und dass wir diese Begründung nicht teilen.
Ansonsten - klar ist, dass diese "Ehrenmorde" nichts mit dem Islam, sondern mit einer archaischen Praxis zu tun haben, die nur Fundamentalisten gutheißen. Ich habe mit einigen Türken darüber gesprochen, die genauso entsetzt darüber sind wie wir.
Ich hoffe also nicht, dass dieser Thread wieder zu Verallgemeinerungen dient, die letztlich doch nur auf Muslim-Bashing hinauslaufen sollen.
myrja
myrja
Mitglied

Re: Sogenannter "Ehrenmord" in Canada
geschrieben von myrja
als Antwort auf yuna vom 30.01.2012, 15:28:00
Yuna,

für mich sind die Opfer von "Ehren"morden keine Zahlen, sondern Menschen.

Außerdem wollte ich nur ausdrücken, dass eben nicht immer nach dem Gesetz oder dem Koran gehandelt wird, aber beides als Vorwand für die "Ehren"morde dient. Selbst vor unseren Gerichten wird ja manchmal sogar milder geurteilt, was ich persönlich einfach nicht verstehen kann und will.

Ich behaupte auch nicht, dass hier in den westlichen Ländern alle Moslems so sehr ihre "Ehre" gefährdet sehen, wenn eine Frau aus der Reihe tanzt. Die Meisten haben sich durchaus den westlichen Gewohnheiten angepasst.

Ich lebe in einem internationalen Stadtteil und arbeite u. a. auch mit Moslems. Die allermeisten sind gut integriert. Es gibt nur eine Sache, über die ich immer wieder stolpere. Das sind die Ehepartner für die Söhne und Töchter. Da darf es meist kein Deutscher sein, vor allem bei den Frauen wird darauf geachtet. Männer dürfen schon eher mal eine deutsche Frau heiraten.

Frauen, die trotz des Widerstandes der Familie einen Deutschen heiraten wollen, haben harte Kämpfe zu durchleben, bis es akzeptiert wird.

Myrja
julchentx
julchentx
Mitglied

Re: Sogenannter "Ehrenmord" in Canada
geschrieben von julchentx
als Antwort auf clara vom 30.01.2012, 15:04:47
...Der Quran sagt eindeutig, dass die Frau zwar geschlagen werden darf, aber nicht misshandelt. Auch dürfen, soweit ich weiß, keine Gegenstände genutzt werden. Die Frau darf nur mit der Hand geschlagen werden aber nicht verprügelt...


Geschlagen mit der Hand!
Klar das hat ja dann auch mit misshandeln und verpruegeln nicht das Geringste zu tun.

Yuna: ..Wenn sich nun eine Frau schändlich verhält, befleckt sie ihre Ehre. Wenn sie Familie hat (entweder selbst verheiratet ist oder eben noch Vater, Mutter Geschwister hinter sich hat) befleckt sie ebenso die Ehre dieser Menschen als Familie. Wenn die Frau nicht bereit ist, ihre Ehre wieder herzustellen, übernehmen dies die Männer aus der Familie indem sie sie entweder verstoßen (aus der Familie für immer ausschließen) oder töten...

WER genau entscheidet nun aber was schaendliches Verhalten ist und was getan werden muss um die Ehre
wiederherzustellen. Allzuoft in "Ehrenmord" Faellen sind es doch ausschliesslich Maenner (Vaeter, Brueder etc) die entscheiden wer geht, wer bleibt, wer lebt, wer stirbt. Hier hat vor nicht zu langer Zeit
ein Taxifahrer seine beiden Toechter erschossen. Diese wollte Jeans tragen und ausgehen zum tanzen.

Nunja, andere Laender andere Sitten. Jedem Tierchen sein Plaesierchen ist meine Devise. Aber irgendwie
freue ich mich dass ich mich sehr wohl als missbraucht fuehlen darf wenn ich (und sei's nur) mit der flachen
Hand geschlagen werde. In diesem Fall darf ich den Schlaeger auch anzeigen und dieser wird bestraft.
Fuer mich gehoert zur "angeborenen" Ehre und Wuerde des Menschen auch dass ich mich nicht schlagen
lassen muss - egal von wem.

In Laendern, wie Deutschland, Kanada, US etc, wo man ausrastet wenn ein Kind von der Mutter im Laden
eine Ohrfeige bekommt fuer schlechtes Benehmen, ist es sehr schwer fuer mich zu verstehen wie man
Ehrenmorde tolerieren kann weil es "andere Sitten" sind.
Wer in anderen Kulturen/Laendern leben will sollte sich dort einfuegen und integrieren sich den dortigen
Gesetzen untertan machen.
Soviel ich weiss ist Mord an Frau und Tochter verboten, egal was diese sich zu Schulden kommen liessen.

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