Forum Kunst und Literatur Literatur Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?

Literatur Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?

enigma
enigma
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Re: Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaligesMitglied35 vom 29.07.2011, 00:00:07
Klimt: Tod und Leben(enigma)


Edita
Edita
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Re: Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?
geschrieben von Edita

Ich denke, der Tod muß männlich sein, zumindest nach unserem Verständnis, denn die Frau gilt ja als " Spenderin " des Lebens, wir sagen ja auch, daß sie einem Kind das Leben schenkt. Also, darf sie das geschenkte Leben auch nicht beenden.
Sie kann nicht gleichzeitig dem Anfang und dem Ende des Lebens Bedeutung geben.

Edita
cecile
cecile
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Re: Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?
geschrieben von cecile
als Antwort auf Edita vom 29.07.2011, 09:40:30

Ich denke, der Tod muß männlich sein
Edita




Mir ist eigentlich erst jetzt durch Longtimes Thread aufgefallen, dass "der deutsche Tod" männlich ist.

Denn im romanischen Sprachgebiet ist der Tod immer weiblich: la mort, la morte, la muerta, la moarte ...


Dafür ist dann die Sonne, auch Spenderin des Lebens, männlich







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longtime
longtime
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Re: Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?
geschrieben von longtime
als Antwort auf cecile vom 29.07.2011, 09:58:16
@ Cecile! Ja!

Der Ursprung der romanischen Sprachen hat im Lateinischen auch die weibliche Form "mors, mortis" (fem.); obwohl es nicht die übliche a-Endung war, wie für "femina" oder "puella". Es gab aber spezielle Angaben zum Tod, die mask. waren: "exitus" z.B.

*

Danke auch für die anderen schönen Beispiele und Bilder zum Thema!


Im Deutchen ist der Begriff des „Gevatter Tod“ hauptsächlich geprägt worden durch das Grimmsche Märchen „Der Gevatter Tod“.

Der Gevatter Tod:


Ganz eigenaratig ist das kleine Märchen „Das Totenhemdchen“; deshalb möchte ich es hier besonders vorstellen.

Vielleicht interessiert es hier im kleinen Kreis (wo wir nicht über Israel-, Islamphobie, Neugermanentum und den „letzten Wikinger Anders“ uns abstrampeln müssen)!


KHM 109:

Das Todtenhemdchen.

Es hatte eine Mutter ein Büblein von sieben Jahren, das war so schön und lieblich, daß es niemand ansehen konnte ohne ihm gut zu sein, und sie hatte es auch lieber als alles auf der Welt. Nun geschah es, daß es plötzlich krank ward, und der liebe Gott es zu sich nahm; darüber konnte sich die Mutter nicht trösten und weinte Tag und Nacht. Bald darauf aber, nachdem es begraben war, zeigte sich das Kind Nachts an den Plätzen, wo es sonst im Leben gesessen und gespielt hatte; weinte die Mutter, so weinte es auch, und wenn der Morgen kam, war es verschwunden. Als aber die Mutter gar nicht aufhören wollte zu weinen, kam es in einer Nacht mit seinem weißen Todtenhemdchen, in welchem es in den Sarg gelegt war, und mit dem Kränzchen auf dem Kopf, setzte sich zu ihren Füßen auf das Bett und sprach „ach Mutter, höre doch auf zu weinen, sonst kann ich in meinem Sarge nicht einschlafen, denn mein Todtenhemdchen wird nicht trocken von deinen Thränen, die alle darauf fallen.“ Da erschrack die Mutter, als sie das hörte, und weinte nicht mehr. Und in der andern Nacht kam das Kindchen wieder, hielt in der Hand ein Lichtchen und sagte „siehst du, nun ist mein Hemdchen bald trocken, und ich habe Ruhe in meinem Grab.“ Da befahl die Mutter dem lieben Gott ihr Leid und ertrug es still und geduldig, und das Kind kam nicht wieder, sondern schlief in seinem unterirdischen Bettchen.

(Text nach der Fassung der Auflage 1857)


Anmerkungen der Gebrüder Grimm zu KHM 109.

Das Todtenhemdchen:
Aus Baiern. Der Glaube daß Thränen, dem Todten nachgeweint, auf die Leiche im Grab niederfallen und ihre Ruhe stören, erscheint auch in den Liedern des Kuhländchens (Meinert 1, 13), dann in der Edda im zweiten Helgelied (Str. 44), so wie in dem dänischen Volkslied vom Ritter Age und der Jungfrau Else. Bei Müllenhoff S. 144 zwei Sagen, eine aus Helmold 1, 78. Ein ähnliches, wie es scheint, wahrhaftes Ereignis erzählt Schubert in Knapps Christoterpe (1835) S. 278. Vergl. die Zusammenstellungen von W. Wackernagel in den Altdeutschen Blättern Nr. 174 folg. und Anm. S. 197.

*

Wer generell mal nachlesen will, wie sich dieser Märchenstoff entwickelte:

Überblick über die Textfassungen in verschiedenen Aauflagen:


Hier bei Wiki der weitere Überblick:

Wiki-Artikel über das Märchen:

Ist es nicht erstaunlich, dass hier der Tod (ob als Gevatter oder Sensenmann) nicht erscheint, sondern nur Gott mit den beiden Figuren Mutter und Kind; also auch nicht der Mann und der Vater des Kindes!

Medea
Medea
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Re: Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?
geschrieben von Medea
als Antwort auf longtime vom 29.07.2011, 10:14:22
Antonius,
schon als Kind flossen bei diesem Märchen bei mir die Tränen,
das tun sie immer noch.

M.

clara
clara
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Re: Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?
geschrieben von clara
als Antwort auf Medea vom 29.07.2011, 11:23:49
Zwei Lieder, die mich berühren:

Ein jahreszeitlich gerade passendes Erntelied. Des Schnitters Ernte im Dreißigjährigen Krieg, auf den sich der Text bezieht, war reichlich.

Es ist ein Schnitter, heißt der Tod

Franz Schuberts Lied nach dem Text von Matthias Claudius Der Tod und das Mädchen dagegen zeigt den Sanften, fast Zärtlichen, der die Angst nimmt.

Immer wieder männlich.

Clara

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pippa
pippa
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Re: Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?
geschrieben von pippa
als Antwort auf enigma vom 28.07.2011, 20:02:55
Hallo Pippa,
sollte sie denn männlich sein, die Allmacht - oder wie war Dein Beitrag gemeint?

Nein, ich wollte damit nur deutlich machen, dass im Deutschen Sprachgebrauch die Macht ausübenden männlich sind.
enigma
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Re: Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?
geschrieben von enigma
als Antwort auf pippa vom 29.07.2011, 12:06:23
Danke, Pippa,

ja, mächtig sind sie ja wohl noch oft, die Männer, obwohl die Frauen ja in den letzten Jahren etwas aufgeholt haben.
Aber glücklicherweise nicht allmächtig. Das wäre dann doch zu viel des Guten.


Danke für Deine Antwort und Erklärung

Gruß, Enigma
Medea
Medea
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Knochenmann
geschrieben von Medea
War mir entfallen, eben dem Text der Schubertschen Vertonung
entnommen:

Knochenmann,
auch Sensenmann -

vom Sensenmann, der während der Pest im Mittelalter
reiche Ernte machte, wird berichtet ....


M.

longtime
longtime
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Re: Gevatter Tod, Bruder Hein, Freund Hein - ist jeglicher T o d männlich?
geschrieben von longtime
als Antwort auf pippa vom 29.07.2011, 12:06:23
Danke, Medea!

Der Text geht fast verloren beim Singen (egal von welchem Interpreten, die es bei yout... gibt - oder mein Gehör ist dafür nicht ganz "offen").

Deshalb hier Text von Mattihas Claudius und Erläuterungen zu Schuberts Lied:

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