Literatur Lukian, Die Fliege
Joachim Ringelnatz:
Die Leipziger Fliege
Ob wohl die Fliegen Eier in uns legen,
Wenn sie so lange auf uns sitzen bleiben,
Und wir sie, weil wir schlafen, nicht vertreiben?
Man sollte seinen Körper viel mehr pflegen.
Die Fliege, die mich darauf brachte,
Als ich in meinem Mietslogis erwachte,
War eine greisenhafte und ergraute,
Daß ich nur zaghaft mir getraute,
Sie wenigstens ein bißchen totzuschlagen.
Sie sterben im November sowieso
In Leipzig. (Später als wie anderswo.)
Wie können Sterbende doch oft noch plagen,
Das Alter stimmt nicht immer mild.
Sie sind unheimlich dann und boshaft wild.
Doch unter solcher feuchten Sumpfluft leiden
Alle. Leipzig hat seinen Hustenreiz.
Man sollte im November Leipzig meiden,
Nach Frankreich reisen oder in die Schweiz.
Die Fliege hat mir alle Lust genommen.
Ich bin nicht wach und bin auch nicht im Schlaf.
Als müßte ein Gewitter kommen.
Ob wohl ein Blitz je eine Fliege traf?
Die Leipziger Fliege
Ob wohl die Fliegen Eier in uns legen,
Wenn sie so lange auf uns sitzen bleiben,
Und wir sie, weil wir schlafen, nicht vertreiben?
Man sollte seinen Körper viel mehr pflegen.
Die Fliege, die mich darauf brachte,
Als ich in meinem Mietslogis erwachte,
War eine greisenhafte und ergraute,
Daß ich nur zaghaft mir getraute,
Sie wenigstens ein bißchen totzuschlagen.
Sie sterben im November sowieso
In Leipzig. (Später als wie anderswo.)
Wie können Sterbende doch oft noch plagen,
Das Alter stimmt nicht immer mild.
Sie sind unheimlich dann und boshaft wild.
Doch unter solcher feuchten Sumpfluft leiden
Alle. Leipzig hat seinen Hustenreiz.
Man sollte im November Leipzig meiden,
Nach Frankreich reisen oder in die Schweiz.
Die Fliege hat mir alle Lust genommen.
Ich bin nicht wach und bin auch nicht im Schlaf.
Als müßte ein Gewitter kommen.
Ob wohl ein Blitz je eine Fliege traf?
Re: Lukian, Die Fliege und andere Beispiele
Guten Morgen
Deine "Leipziger Fliege", Antonius, hat mich sehr
amüsiert.
Dieses Gedicht ist mir auch zugeflogen -
"Die Fliege.
Juli war's, ein klarer Tag
Und die Sonne brannte,
Fliege lud zur Hochzeit ein
Freunde und Bekannte.
Und sie brummten, summten schon,
Funkelnd von Geschmeide,
Grün und blau; — der trug sogar
Gold an seinem Kleide!
Braut und Bräutigam sind auch
Keine armen Schlucker,
Denn auf einem grünen Blatt
Lag ein Stückchen Zucker.
Hochmuth kommt stets vor dem Fall,
Bremsen, Schnacken, Mücken
Wollten zur Gesellschaft noch
Um die Schwalbe schicken.
Zwitschernd, schnell im raschen Flug
Kam sie her geschwungen,
Und mit einem Schluck hat sie
Schon das Paar verschlungen.
Daß ein jeder gleich und gleich
Sich zur Hochzeit lade!
Herzerschütternd, rührend zart
Mahnt euch die Ballade."
- Adolf Pichler -
Grüße Medea.
Deine "Leipziger Fliege", Antonius, hat mich sehr
amüsiert.
Dieses Gedicht ist mir auch zugeflogen -
"Die Fliege.
Juli war's, ein klarer Tag
Und die Sonne brannte,
Fliege lud zur Hochzeit ein
Freunde und Bekannte.
Und sie brummten, summten schon,
Funkelnd von Geschmeide,
Grün und blau; — der trug sogar
Gold an seinem Kleide!
Braut und Bräutigam sind auch
Keine armen Schlucker,
Denn auf einem grünen Blatt
Lag ein Stückchen Zucker.
Hochmuth kommt stets vor dem Fall,
Bremsen, Schnacken, Mücken
Wollten zur Gesellschaft noch
Um die Schwalbe schicken.
Zwitschernd, schnell im raschen Flug
Kam sie her geschwungen,
Und mit einem Schluck hat sie
Schon das Paar verschlungen.
Daß ein jeder gleich und gleich
Sich zur Hochzeit lade!
Herzerschütternd, rührend zart
Mahnt euch die Ballade."
- Adolf Pichler -
Grüße Medea.
Sehr hübsch, diese Sammlung von Fliegengedichten!
Vielen Dank an die Poster!
Vielen Dank an die Poster!
Re: Lukian, Die Fliege und andere Beispiele
Dass mir das jetzt erst einfällt!
Der Beelzebub, mit dem man den Teufel austreiben kann, heißt im Hebräischen Baal.Zebub.
Baal heißt "Herr" und ist Name oder Teil des Namens von kanaanäischen Stadtgötter.
Baal-Zebub bdeutet "Gott der Fliegen"; wobei die Fliegen auf Exkremente deuten, sodass in rabbinischen Texten dieser Gott auch "Herr des Misthaufens" genannt wird.
Nachzulesen in: Leander Petzoldt, Kleines Lexikon der Dämonen und Elementargeister, beck sche reihe.
Gruß
Der Beelzebub, mit dem man den Teufel austreiben kann, heißt im Hebräischen Baal.Zebub.
Baal heißt "Herr" und ist Name oder Teil des Namens von kanaanäischen Stadtgötter.
Baal-Zebub bdeutet "Gott der Fliegen"; wobei die Fliegen auf Exkremente deuten, sodass in rabbinischen Texten dieser Gott auch "Herr des Misthaufens" genannt wird.
Nachzulesen in: Leander Petzoldt, Kleines Lexikon der Dämonen und Elementargeister, beck sche reihe.
Gruß
Darf hier auch eine kleine englische Fliege mitsummen?
William Blake:
The Fly
Little fly,
Thy summer's play
My thoughtless hand
Has brushed away.
Am not I
A fly like thee?
Or art not thou
A man like me?
For I dance
And drink, and sing,
Till some blind hand
Shall brush my wing.
If thought is life
And strength and breath
And the want
Of thought is death;
Them am I
A happy fly,
If i live
Or if I die.
The Fly - very british!
William Blake:
The Fly
Little fly,
Thy summer's play
My thoughtless hand
Has brushed away.
Am not I
A fly like thee?
Or art not thou
A man like me?
For I dance
And drink, and sing,
Till some blind hand
Shall brush my wing.
If thought is life
And strength and breath
And the want
Of thought is death;
Them am I
A happy fly,
If i live
Or if I die.
The Fly - very british!
William Blake:
The Fly
.. von dieser Kostbarkeit habe ich keine passende Übersetzung gefunden.
Soll -
ich selber Reime biegen,
bis alle Fliegen
des Herbstes Wind
verfallen sind?
Blake ist wohl gar nicht umfassend ins Deutsche übersetzt?
Weiß jemand was Anderes?
Noch diesen Vortrag, bevor ich die nächste literarische Fliege erhasche!
Blake's "Fly" - von wem denn komponiert?
Ich find keine Angabe! Wer hilft?
The Fly
.. von dieser Kostbarkeit habe ich keine passende Übersetzung gefunden.
Soll -
ich selber Reime biegen,
bis alle Fliegen
des Herbstes Wind
verfallen sind?
Blake ist wohl gar nicht umfassend ins Deutsche übersetzt?
Weiß jemand was Anderes?
Noch diesen Vortrag, bevor ich die nächste literarische Fliege erhasche!
Blake's "Fly" - von wem denn komponiert?
Ich find keine Angabe! Wer hilft?
Von Fliegen, diesmal nicht lyrisch:
Die aggressive Fliege
von Helmut Wördemann
Es war einmal eine Fliege, die griff jeden an, der in ihre Reichweite kam, ganz egal, ob er er ihr etwas zuleide getan hatte oder nicht. Wenn sie einen Menschen witterte, stürzte sie sich auf ihn. Ja, er konnte von Glück sprechen, wenn sie ihm nicht Typhus- oder Tuberkulose-Bazillen einimpfte.
Obwohl die Fliege nur einige Monate zu leben hatte, riskierte sie geradezu ununterbrochen, tags und nachts, von Menschen totgeschlagen zu werden. Sie schien es darauf abgesehen zu haben, im Kampf um das menschliche Blut zu sterben. Doch die heimtückischen Netze der Spinnen, die mied sie sorgfältig .
»Weißt du, warum die Biester sich diesen Leichtsinn leisten?« fragte der Vater den Sohn und wollte gleich selber die Antwort geben, da er nicht glaubte, sie von seinem Sohn erwarten zu können. Dieser aber teilte seinem Vater mit:
»Das Weibchen der Stubenfliege beginnt schon am dritten Tage ihres Lebens, Eier zu legen, in zwei Monaten schafft sie glatte 1000. Das kostet Kraft. Hinzu kommen pro Sekunde 300 Flügelschläge, versuch` das `mal mit deinen Armen. Was bleibt den armen Tierchen denn anderes übrig, als ihre Nahrung zu rauben, wo immer ein Tollpatsch davon strotzt und sich nicht wehren kann. Die Spinne kommt ja schließlich als Opfer nicht in Frage, warum also soll die Fliege ihr zu nahe kommen? Alles in allem aber sieht es so aus, als sei eine Fliege gar nicht auf sich selbst bedacht, sondern immer nur auf ihre Art.«
Der Vater klopfte dem Sohn auf die Schultern:»Gut, sehr gut. Hast du das in der Schule gelernt?«
»Aber nein, so persönliche Erlebnisse muss man sich selber mit Hilfe von Büchern erklären. In der Schule erfahren wir mehr über das Massenmorden der Menschen untereinander.«
Text bei SPIEGEL online
*
Über den Autor Wördemann:
Die aggressive Fliege
von Helmut Wördemann
Es war einmal eine Fliege, die griff jeden an, der in ihre Reichweite kam, ganz egal, ob er er ihr etwas zuleide getan hatte oder nicht. Wenn sie einen Menschen witterte, stürzte sie sich auf ihn. Ja, er konnte von Glück sprechen, wenn sie ihm nicht Typhus- oder Tuberkulose-Bazillen einimpfte.
Obwohl die Fliege nur einige Monate zu leben hatte, riskierte sie geradezu ununterbrochen, tags und nachts, von Menschen totgeschlagen zu werden. Sie schien es darauf abgesehen zu haben, im Kampf um das menschliche Blut zu sterben. Doch die heimtückischen Netze der Spinnen, die mied sie sorgfältig .
»Weißt du, warum die Biester sich diesen Leichtsinn leisten?« fragte der Vater den Sohn und wollte gleich selber die Antwort geben, da er nicht glaubte, sie von seinem Sohn erwarten zu können. Dieser aber teilte seinem Vater mit:
»Das Weibchen der Stubenfliege beginnt schon am dritten Tage ihres Lebens, Eier zu legen, in zwei Monaten schafft sie glatte 1000. Das kostet Kraft. Hinzu kommen pro Sekunde 300 Flügelschläge, versuch` das `mal mit deinen Armen. Was bleibt den armen Tierchen denn anderes übrig, als ihre Nahrung zu rauben, wo immer ein Tollpatsch davon strotzt und sich nicht wehren kann. Die Spinne kommt ja schließlich als Opfer nicht in Frage, warum also soll die Fliege ihr zu nahe kommen? Alles in allem aber sieht es so aus, als sei eine Fliege gar nicht auf sich selbst bedacht, sondern immer nur auf ihre Art.«
Der Vater klopfte dem Sohn auf die Schultern:»Gut, sehr gut. Hast du das in der Schule gelernt?«
»Aber nein, so persönliche Erlebnisse muss man sich selber mit Hilfe von Büchern erklären. In der Schule erfahren wir mehr über das Massenmorden der Menschen untereinander.«
Text bei SPIEGEL online
*
Über den Autor Wördemann:
Nochmals den Rngelnatz:
Joachim Ringelnatz
Die Fliege im Flugzeug
Ich war der einzige Passagier
Und hatte – nur zum Spaße –
Eine lebende Fliege bei mir
In einem Einmachglase.
Ich öffnete das Einmachglas.
Die Fliege schwirrte aus und saß
Plötzlich auf meiner Nase
Und rieb sich die Vorderpfoten.
Das verletzte mich.
Ich pustete. Sie setzte sich
Auf das Schildchen »Rauchen verboten«.
Ich sah: der Höhenzeiger wies
Auf tausend Meter. Ha! Ich stieß
Das Fenster auf und dachte
An Noahs Archentaube.
Die Fliege aber – ich glaube,
Sie lachte.
Und hängte sich an das Verdeck
Und klebte sehr viel Fliegendreck
Um sich herum, im Kreise,
Unmenschlicherweise.
Und als es dann zur Landung ging,
Unser Propeller verstummte,
Da plusterte das Fliegending
Sich fröhlich auf und summte.
Gott weiß, was in mir vorging,
Als solches mir durchs Ohr ging.
Ich weiß nur noch, ich brummte
Was vor mich hin. So ungefähr:
Ach, daß ich eine Fliege wär.
*
Joachim Ringelnatz: Flugzeuggedanken - Kapitel 61.
Ringelnatz bei gutenberg. spiegel.online
Joachim Ringelnatz
Die Fliege im Flugzeug
Ich war der einzige Passagier
Und hatte – nur zum Spaße –
Eine lebende Fliege bei mir
In einem Einmachglase.
Ich öffnete das Einmachglas.
Die Fliege schwirrte aus und saß
Plötzlich auf meiner Nase
Und rieb sich die Vorderpfoten.
Das verletzte mich.
Ich pustete. Sie setzte sich
Auf das Schildchen »Rauchen verboten«.
Ich sah: der Höhenzeiger wies
Auf tausend Meter. Ha! Ich stieß
Das Fenster auf und dachte
An Noahs Archentaube.
Die Fliege aber – ich glaube,
Sie lachte.
Und hängte sich an das Verdeck
Und klebte sehr viel Fliegendreck
Um sich herum, im Kreise,
Unmenschlicherweise.
Und als es dann zur Landung ging,
Unser Propeller verstummte,
Da plusterte das Fliegending
Sich fröhlich auf und summte.
Gott weiß, was in mir vorging,
Als solches mir durchs Ohr ging.
Ich weiß nur noch, ich brummte
Was vor mich hin. So ungefähr:
Ach, daß ich eine Fliege wär.
*
Joachim Ringelnatz: Flugzeuggedanken - Kapitel 61.
Ringelnatz bei gutenberg. spiegel.online
Gut gemischt:
Die Toten Hosen: Die Fliege
Song:
Der Song (mit Krach):
Text:
Der Text:
Und ein bisschen weiter, leiser:
Comic-Version zum Lied Die Fliege von den Toten Hosen:
Eine Comic-Version
Die Toten Hosen: Die Fliege
Song:
Der Song (mit Krach):
Text:
Der Text:
Und ein bisschen weiter, leiser:
Comic-Version zum Lied Die Fliege von den Toten Hosen:
Eine Comic-Version
Re: Lukian, Die Fliege und andere Beispiele
Hi Antonius,
dieses "Fliegengedicht" vom Ringelnatz hat mir so gut
gefallen, daß ich es bereits am 14.7.2011 in mein GB
setzte, damit es nicht vergessen wird.
Grüße M.
dieses "Fliegengedicht" vom Ringelnatz hat mir so gut
gefallen, daß ich es bereits am 14.7.2011 in mein GB
setzte, damit es nicht vergessen wird.
Grüße M.