Neuvorstellungen Nachdenklich

platon
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Re: Nachdenklich
geschrieben von platon
als Antwort auf Tina48 vom 26.01.2017, 20:29:07
Ich bin erfreut und überrascht in so kurzer Zeit so viel Resonanz zu erfahren.
Eine Information vorneweg: Ich bin nicht krank oder depressiv nur nachdenklich, Rentner eben!
Ich glaube in den vielen Antworten manchmal Zustimmung und Neugier, Interesse aber auch Fatalismus herausgelesen zu haben. Vielleicht sollte ich etwas mehr über mich erzählen:
Ich habe mich vor vielen Jahren mal mit Philosophie beschäftigt, habe sogar ein paar Semester studiert. Aber das ist lange, lange her. Nur die Bücher stehen noch in meinem Schrank. Manchmal blättere ich darin, lese meine Notizen und nahm mir immer vor vieles davon nochmal zu lesen und vielleicht auch zu verstehen.
In meinem Berufsleben im Bereich Forschung, Entwicklung und Qualitätsmanagement waren grundlegende Fragen und Methoden der Erkenntnistheorie fast Tagesgeschäft.
Die Fragen: Was können wir Wissen? Wie erlange ich Erkenntnis und wie sicher ist sie? Gibt es DIE Warheit? Oder hat Gothe recht wenn er sag "...die Warheit und nichts als die Warheit, meine Warheit denn eine andere kenne ich nicht...."
Ich bin nicht religiös aber ich denke darüber nach "...was die Welt im Innersten zusammen hält..."
Und: Ich diskutiere gerne )
justus39
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Re: Nachdenklich
geschrieben von justus39
als Antwort auf JuergenS vom 26.01.2017, 15:42:55
Mich würde zum Beispiel das Höhlengleichnis interessieren:
Starren wir wirklich nur, was auch geschieht, auf die Wirklichkeit, die uns als Schatten vorbeihuscht?

Die Frage habe ich mir auch schon gestellt, ist die Welt so wie wir sie sehen und wie sie unsere Sinne erfassen oder gibt es in dieser noch mehr als wir sehen und hören können?

Wir Menschen können einen bestimmten Wellenlängenbereich hören, wir können farbige Bilder sehen, wir können riechen, schmecken und Gegenstände ertasten und deren Temperatur fühlen. Darüber hinaus können wir all diese Reize gedanklich verarbeiten und uns ein Bild machen, und das in der für uns bekannten und gewohnten "Höhle" mit den ihr eigenen Naturgesetzen.

Alles was darüber hinausgeht können wir nicht sinnlich erfassen und empfinden.

Wir verfügen zwar inzwischen über empfindliche Messgeräte und Methoden, die unsere Sinne erweitern und mehr Informationen liefern können als unsere natürlichen Sinne, aber vorstellen können wir uns die Welt nur in der Form und mit den Gesetzmäßigkeiten, die wir kennen und gewohnt sind.

justus
Tina48
Tina48
Mitglied

Re: Nachdenklich
geschrieben von Tina48
als Antwort auf platon vom 26.01.2017, 21:36:52
"Ich bin nicht krank oder depressiv nur nachdenklich"

Das ist gut zu wissen.

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barbarakary
barbarakary
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Re: Nachdenklich
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf justus39 vom 26.01.2017, 22:34:05
Du beschreibst, wie und was wir mit unseren Sinnen erfassen - normalerweise - es gibt aber noch das Spektrum des Autismus, wo Menschen Zahlen als Farben sehen usw., faszinierend nachzulesen vor allem in Büchern, die Autisten selbst geschrieben haben. Da stellt sich doch die Frage: Was ist normal???

Willkommen sei Platon - mal sehen, welche Diskussionen sich ergeben!

LG barbarakary
justus39
justus39
Mitglied

Re: Nachdenklich
geschrieben von justus39
als Antwort auf barbarakary vom 27.01.2017, 10:52:50
Da stellt sich doch die Frage: Was ist normal???

LG barbarakary

Sehr richtig,
als normal empfindet jeder die Welt, so wie er sie sieht und empfindet, und alles, was nicht in seine Logik passt wird ausgegrenzt und als abnormal empfunden, obwohl es doch auch genau umgekehrt sein könnte.

Im Phantasialand in Brühl gab es das schiefe Haus.
Wenn man sich darin befand schien man von einer Schräge nichts zu bemerken. Fußboden, Decke, Wände, Fenster und Möbel waren rechtwinklig zueinander aber nichts war waagerecht oder senkrecht.
Das Haus wurde vom logischen gewohnten Empfinden als völlig normal registriert.
Nur am eigenen Körper spürte man, dass mit der Schwerkraft etwas nicht stimmte.
Auf Grund dieser Täuschung konnte jetzt eine Kugel bergauf rollen und Wasser nach oben fließen.
Da das Auge keine Orientierung zur Realität fand, schienen hier (wie in der Höhle) andere Naturgesetze zu gelten.

Vielleicht ist vieles nicht so wie wir es empfinden.

justus
Re: Nachdenklich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Tina48 vom 26.01.2017, 21:11:24
Aber schon was gegen "Therapeuten" , die meinen , dass alleine ihr "analytisches Denken" Menschen heilt und weiterbringt .
...
Genau dafür braucht es jemanden , der mit seinen "Kunden" fühlt , es braucht aber keinen , der nur "analysiert" .
Stimmt. Meine erste Depressionskundin ist genau deswegen von einer Fachärztin zu mir gewechselt.
Insgesamt braucht es sogar vier Fähigkeiten: Analyse, Intuition um die Informationen mehr als nur logisch auszuwerten, Mitfühlen und Engagement. Das fünfte sind Methoden, die aber problemspezifisch sind, und da kann nicht jeder alles beherrschen.
Aber ohne Informationen, auf denen man aufbauen kann, kann man nichts bewirken. Mitgefühl ohne Informationen führt zu Annahmen auf Grund des eigenen Weltbilds und vergewaltigt den Gegenüber.
Ich frage mich, wieso Du zu der Annahme "alleine auf" gekommen bist. Fehlte da nicht gerade Dir ausreichende Information, so dass Du mit Annahmen operierst? Genau solche Irrtümer sind der Grund, dass ich erst mal nachfrage, wie es z.B. in diesem Thread geschehen ist.

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Edita
Edita
Mitglied

Re: Nachdenklich
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.01.2017, 11:37:56
Aber schon was gegen "Therapeuten" , die meinen , dass alleine ihr "analytisches Denken" Menschen heilt und weiterbringt ....
Genau dafür braucht es jemanden , der mit seinen "Kunden" fühlt , es braucht aber keinen , der nur "analysiert" .
Stimmt. Meine erste Depressionskundin ist genau deswegen von einer Fachärztin zu mir gewechselt.
Aber ohne Informationen, auf denen man aufbauen kann, kann man nichts bewirken. Mitgefühl ohne Informationen führt zu Annahmen auf Grund des eigenen Weltbilds und vergewaltigt den Gegenüber.


Mir stellen sich alle Haare auf, wenn ich solche Antworten lesen muß! Wenn Deine These stimmen würde, dann wären Tausende stumme, nicht sprechende, noch nicht sprechen könnende, oder nicht mehr sprechen wollende große und kleine Patienten verloren!
Man vergewaltigt sein Gegenüber, indem man ihn zwingt, sich mit seinen "Stummmachern" alleine in den Clinch zu begeben, erst wenn er sich sicher sein kann, und das kann je nach Schwere der Krankheit oder Störung, Tage, Wochen, Monate und sogar Jahre dauern, daß er mit seinen Quälgeistern nicht alleine bleiben muß, erst dann kann sich so ein Mensch oder Menschlein öffnen, und dann ist aber oft auch schon der halbe "Krieg" gewonnen!
Nach Deiner These wären erst mal alle nicht sprechen wollenden oder könnenden Autisten, sie können ja keine Informationen liefern, zu permanenter Vergewaltigung verdammt!
Ich dachte immer, daß "Kunden" Verbraucher sind, die gegen Geld eine Ware erwerben, was macht bei Dir eine "Depressionskundin", kauft die sich bei Dir Antidepressiva, oder gar gleich die gesamte Gesundheit?
Hast Du überhaupt eine Vorstellung davon, was auch alles Depression auslösen kann?
Für mich unvorstellbar, was Du hier in Zusammenhang mit solch diffiziler und sensibler Problemstellung von Dir gibst!

Edita
Re: Nachdenklich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf platon vom 26.01.2017, 21:36:52
Die Fragen: Was können wir Wissen? Wie erlange ich Erkenntnis und wie sicher ist sie? Gibt es DIE Wahrheit?
Jeder Mensch kann die Welt nur in solchem Ausmaß begreifen, wie er Erfahrungen und Informationen zusammentragen und gedanklich verbinden kann. Und das ist für ihn die Wahrheit. Darum
Oder hat Gothe recht wenn er sag "...die Warheit und nichts als die Warheit, meine Warheit denn eine andere kenne ich nicht...."
hat der Recht.
Sobald auch nur zwei Menschen zusammentreffen gibt es bereits zwei Wahrheiten. Was dann folgt, hängt von der Mentalität ab.
Sie können die Schnittmenge feststellen, in der sie übereinstimmen und sich gegenseitig bekräftigen.
Was nur einer weiß, kann der andere als Erweiterung annehmen - oder nicht.
Worin sich beide widersprechen kann
entweder zu einem Hinterfragen und neuen, dann gemeinsamen Erkenntnissen führen,
oder zu Feindschaft. (Gott verbietet, Rinder zu essen, - nein, Gott verbietet, Schweine zu essen.)
Re: Nachdenklich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 27.01.2017, 12:58:28
Wenn Deine These stimmen würde, dann wären Tausende stumme, nicht sprechende, noch nicht sprechen könnende, oder nicht mehr sprechen wollende große und kleine Patienten verloren!
*seufz* Wir schrieben bisher von Erwachsenen.
Bei Patienten (schon dieses Wort hasse ich, weil es Abhängigkeit bzw. Unterordnung ausdrückt), die nicht verbal kommunizieren können, gibt es andere Techniken, auf sie einzugehen. Aber auch nonverbale Signale muss man beachten (können), wenn man den betreffenden Menschen (bei Tierärzten das Tier) als selbständige Persönlichkeit behandeln will. Genau deswegen gibt es dafür extra Ausbildungen.
Egal welche Kommunikationsmittel verwendet werden: Dem Betroffenen die eigenen Vorurteile überstülpen zu wollen entmündigt und entwürdigt ihn. Nur wenn gar keine Kommunikation mehr möglich ist, bleibt einem nichts anderes mehr übrig, als z.B. auf technischem Weg Information zu beschaffen und nach Standard zu handeln.

Deine Reaktion ist in etwa so, wie wenn jemand auf die Aussage "Gänseblümchen blühen weiß/gelb" reagiert mit "Rosen blühen rot". Ich hoffe, nie in Deine Hände zu fallen.
JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Nachdenklich
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.01.2017, 15:35:40
eure Debatte mit Hilfe von Rosen und Gänseblümchen, etwas grantig daherkommend, interessiert mich weniger als das mit dem "Wissen" und dem Gleichnis.

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