Forum Allgemeine Themen Plaudereien Der "schwarze" Mann...

Plaudereien Der "schwarze" Mann...

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

der lachende Vater
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ummel vom 03.12.2010, 16:30:31
Mit dem "schwarzen Mann" wurde mir nie gedroht und auch Schläge zu Hause oder in der Schule kenne ich nicht. Nur einmal vergaß sich mein Vater. Ich war 7 Jahre alt und wollte mit meinem Kinderrad zum 35 km entfernt wohnenden Onkel fahren. Unterwegs schlief ich im Straßengraben ein und die Polizei brachte mich nach Hause. Als ich grinsend aus dem Polizei-Auto stieg und meinen besorgten Eltern ohne Reue gegenüber trat, griff mein Vater zum Kleiderbügel, um mich zu "verkloppen". Allerdings haute er sich dabei selbst auf die Finger und wir saßen schlussendlich alle beide lachend auf dem Fußboden.

Bei der nächsten Fahrt zu meinem Onkel zeigte mir mein Vater, wo ich eingeschlafen war und wie weit es danach noch gewesen wäre. Ich habs nie wieder versucht.
sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: Der "schwarze" Mann...
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf gerry vom 03.12.2010, 16:18:38
Hallo Gerry,

diese Erziehungsmethoden habe ich auch noch mit gemischten Gefühlen in Erinnerung.

Da wir nach unserer Ausbombung, besser nach dem Abbrennen unseres Zuhause, nach Oberösterreich evakuiert wurden, und es dort auf dem Lande
üblich war, dass fast jede junge Maid ein uneheliches Kind hatte, glaubte meine Mutter, da mein Vater Soldat war, und sie alleine für uns zuständig war,
dem Schrecken vorzubeugen, indem sie mich bei dem geringsten Anlaß oder Widerspruch verprügelte

Dazu ging sie extra in den nahegelegenen Wald und holte sich die passenden Ruten. Wald war ja genug vorhanden.

Das hat sie solange betrieben, bis ich einmal bei ihrer Rückkehr ihr die Hände festhielt und sagte: “Jetzt ist Schluß, ich bin kein Kind mehr.“
Sie sah mich ganz erschrocken an, aber diese Art von Züchtigung war vorbei.
Der zusammengebundene Strauchbesen kam nicht mehr zum Einsatz.

Noch ärger hatte es mein Vater als Kind. Wenn die Schüler etwas ausgefressen hatten, wurde das Vergehen, je nach der Einschätzung des Lehrers, in Stockschläge umgewandelt. 20, 30, 40 Stockschläge waren keine Seltenheit.

Da es dem Lehrer zu anstrengend war, diese Arbeit auf einmal zu verrichten, musste der jeweilige Schüler Striche an die Wandtafel machen;
soviel Stockschläge, soviel Striche, und so wurde die Anzahl der Stockschläge an jedem neuen Schultagmorgen etwas weniger, es sei denn, es kam ein neues Übel hinzu.
Die Striche für die erhaltenen Schläge dufte der Schüler selbst wegwischen.

Ich hoffe, sie waren so schlau, und wischten einige zusätzlich weg.
Aber auch das, war nicht ungefährlich.

Gruß Elena

sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: Der "schwarze" Mann...
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf sarahkatja vom 03.12.2010, 17:28:57
Ja, ja, das Kurzzeitgedächtnis läßt grüßen.
Es sollte natürlich Sarahkatja und nicht Elena heißen.

Sarahkatja

Anzeige

entdeckerklaus
entdeckerklaus
Mitglied

Re: Der "schwarze" Mann...
geschrieben von entdeckerklaus
als Antwort auf gerry vom 03.12.2010, 10:44:52
Schläge in meiner Kindheit gehörten zur Tagesordnung. Meine Mutter bevorzugte Kleiderbügel. Es gab aber schon lange keinen Bügel mehr auf den man Hosen aufhängen konnte die Querstreben waren alle zu Bruch gegangen es hat mir aber nicht geschadet, und 5 Minuten später was alles vergessen.
Mit dem schwarzen Mann verbindet mich eine Besondere Erinnerung. Irgend ein Erwachsener wollte mir vor dem ins Bett gehen wegen eines Vergehens Angst machen. „Und wenn Du nicht lieb bist kommt in der Nacht der schwarze Mann und holt dich“ das saß ich bekam eine heiden Angst und war kurz vor dem losheulen. Da nahm meine Mutter mich in den Arm und tröstete mich mit den Worten, „ach wer dich bei Nacht holt, und am Tag sieht was er da geholt hat bringt dich ganz schnell zurück.“ Das war noch viel schlimmer nie habe ich mich so beleidigt gefühlt. Es hat Jahre gedauert bis ich begriffen hatte das es ein Scherz sein sollte.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Der "schwarze" Mann...
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf entdeckerklaus vom 03.12.2010, 21:50:18
Jetzt würde mich aber ganz stark interessieren, wie Ihr das geprügelte Erlebnis an Eure Kinder weitergegeben habt. Haben die es auch mit dem Rohrstock bekommen, weil: "Euch hat´s ja auch nicht geschadet?" Das ist der dämlichste Satz, den ich hier dazu lesen musste. Was wissen denn schon Menschen, die als Kinder windelweich geprügelt wurden, zu welchen selbstbewussten Menschen sie sich ohne die Knute entwickelt hätten?

Ich bin mir sicher, dass sich hier kein User melden wird und sagen, dass er seine Kinder regelmäßig verprügelt hat, "weils ihm ja auch nicht geschadet hat", aber ein wenig Aufrichtigkeit wäre interessant. Mir kann Keiner erzählen, dass er mit dem Prügeln aufgehört hat, weils ihm ja selber so weh getan hat. Warum haben denn sonst Eure Eltern zugeschlagen, denn die haben doch sicher auch schon Schläge von ihren Eltern bekommen und wussten wie das weh tut.

War´s also die "moderne Zeit"? ...waren´s die Gesetze? ...die Medien? ...Weshalb wird bei Euch nicht mehr geprügelt?

p.s.: Warum Ihr Euren Enkeln nichts mehr vom "schwarzen Mann" erzählt ist mir klar - darüber lacht sich ja heute schon ein dreijähriger schlapp!"
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Der "schwarze" Mann...
geschrieben von schorsch
als Antwort auf gerry vom 03.12.2010, 13:47:06
Unser Vater lebte nach der Bibel. Da stand auch: "Wer seine Kind liebt, der züchtige es", oder so ähnlich. Vater lebte seeeehr nach dieser Bibelstelle.

Offenbar auch die meisten unserer Lehrer. Sie taten es manchmal mit, manchmal ohne Grund. Letzteres nämlich immer dann, wenn sie entweder noch eine Alkoholfahne hatten von gestern, oder - wie wir vermuteten - wenn sie die Frau nicht rangelassen hatte.

Anzeige

ummel
ummel
Mitglied

Re: Der "schwarze" Mann...
geschrieben von ummel
als Antwort auf dutchweepee vom 04.12.2010, 04:22:26
In unserer Dorfschule unterrichteten drei Lehrkräfte: Die erste und zweite Klasse ( 1. + 2. Schulklasse ) führte eine Lehrerin, eine schon ziemlich betagte „Dame“ - ledig – die mit „ Fräulein H. „ angesprochen werden wollte. ( auch von den Eltern ) Ungehorsam bestrafte die „ Dame „ damit, daß sie ein „ ungezogenes „ Kind zu sich ans Pult holte, das dann vor den Augen aller Kinder sog. „ Tatzen „ bekam. Will heißen: Der/die Schüler/In mußte die rechte Hand ausstrecken und das Fräulein H. schlug mit einem dünnen Rohrstock über die Innenseite der Hand. Je nach „ Vergehen „ bis zu 10 mal. ( ! )

Die „mittleren“ Klassen – 3. bis 6. Schuljahr – unterrichtete ebenfalls eine Lehrerin, über die ich – was das Bestrafen betrifft, eigentlich nichts Negatives sagen kann. ( Sieht man mal von Strafarbeiten ab. )

In der 7. und 8. Klasse hatten wir einen Lehrer. Er war auch der Schulleiter und wollte mit „Herr Hauptlehrer „ angesprochen werden. Bezeichnend an ihm war seine Ruhe. Und ich wüsste auch nicht, dass er jemals eine/n Schüler/In geschlagen hätte. Was wohl daher rührte, ( ich vermute es )dass er erst Anfang der 50er Jahre aus sibirischer Gefangenschaft heim kehrte.
Er erzählte uns - damals 12 bis 14 Jahre alten Schülern - sehr oft davon; und wenn er davon sprach, begann er stets zu weinen.
Ich mochte ihn …

Ganz anders hingegen verlief der Religionsunterricht, den 2x wöchentlich je 2 Stunden „ unser „ katholischer Pfarrer abhielt. Er hatte wohl das schlechteste „ Nervenkostüm „. Da kam es schon mal vor, dass er – vorne am Pult sitzend – mit einem Stück Kreide – aber auch mit seinem Schlüsselbund - nach Schülern warf, die hinten in der letzten Bank „ schwätzten „. Und er war sehr treffsicher !
Ich entsinne mich auch noch daran, dass er sich im Klassenzimmer mal mit dem Sohn des im Dorfe „größten“ Bauern und Gastwirts prügelte, der – damals 14 Jahre alt – nicht gewillt war, eine Strafarbeit zu schreiben. Ein echter Eklat damals.
Später munkelte man, dass „die Sache“ damit bereinigt wurde, dass der Gastwirt den Herrn Pfarrer mit einem halben Schwein bedachte.

Es war halt a' schöne Zeit:
Das Bier war noch süffig, die Burschen war'n schneidig, die Madl'n sittsam und die Honoratioren a biss'l vornehm und a biss'l legèr …

Peter
nasti
nasti
Mitglied

Re: Der "schwarze" Mann...
geschrieben von nasti
als Antwort auf dutchweepee vom 04.12.2010, 04:22:26
Hi Dutschwepe

meine Kinder habe ich nie geprügelt, ich hatte vor eine bessere Kindheit für meine Kinder gewünscht als ich hätte.
Meine Aggressionen von der Kindheit habe ich eher in Schule oder in Arbeitplatz ausgelebt, also draußen.
Als Kind habe mich gerechert an meiner Oma, ich habe Sie mit Steine bewarfen ganz hart, so das Sie blutete. Ihr gefiel das sehr----meine Blut---behauptete Sie es und liebte mich Abgotttisch, was Sie hinderte nicht mich weiter prügeln. Später karikierte ich Sie und alle Nachbare, da hatte ich auch Prügel , meine Papiere waren vernichtet.

Mit Stiefvater verwendete ich eine Trotztaktik. Er könnte prügeln wie er auch könnte, ich weinte nicht, ich schaute in seine Augen und lachte dabei, während mein Bruder erkrankte und später starb er.
Für diese Trotztaktik kann ich mich bedanken, ich spüre sehr selten das weh tun in Körper. Wenn ja, dann muss ich schon nach Krankenhaus mit Sanitär Wagen abgeliefert werden. Mein Hausarzt rät mir beim ganz kleinen Wehwehchen mich untersuche lassen, also ich spüre keine Signale des Körpers, was kann angeblich schwere folgen verursachen, weil in Kindheit hatte ich die natürliche Signale unterdrückt, und das bleibt weiter so.

Ich persönlich betrachte meine anti Empfindlichkeit positiv, ich jammere so wie nie, in Krankenhaus habe ich immer eine Bomben gute Laune, und bis jetzt war ich immer gerettet. Nächstes Jahr werde ich 70, kann ich sagen, was danach passiert ist mir Wurst, bis jetzt ist gut gegangen.

Nach meiner Beobachtungen die Krankheiten überfallen agressive Menschen seltener, während die "empfindliche" und sehr feinfühlige leiden mehr.
Wer in Kindheit durch die Hölle ist gegangen und überlebt, bleibt mehr Immun, und kann sich freuen über die Freiheit ohne Prügeln. *gg*
sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: Der "schwarze" Mann...
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf nasti vom 04.12.2010, 12:11:25
Wenn man so über alles nachdenkt, kommen viele Erinnerungen.

Da war die ältliche Schwester Elisabeth, eine Diakonissin, die immer zu uns kam, wenn meine Mutter gerade Früchte und Marmelade einkochte.
Mutti gab ihr immer von allem etwas mit, denn Schwester Elisabeth stammte auch aus ihrer ostpreußischen Heimat.

Ich konnte sie nicht ausstehen, denn sie roch so altjüngferlich und so redete sie auch.

Ich war etwa drei oder vier Jahre alt und konnte es nicht haben, wenn sie mich immer ermahnte, brav und fromm zu sein.
Ich weiß noch, als sie mir wieder einmal eine Predigt halten wollte, ich mich unter dem Küchentisch versteckte und ihr die Zunge rausstreckte, so weit es ging.

Es hatte keine weiteren Folgen für mich, was mich heute noch wundert.

Als ganz junges Mädchen hatte ich mir geschworen: sollte ich selbst einmal Kinder haben, werde ich sie niemals schlagen.

Ganz habe ich mein Gelöbnis nicht eingehalten, denn als die vier Jungen im
Halbstarken Alter waren, ist mir doch manchmal die Hand ausgerutscht.
Ich hatte sogar das Gefühl, sie versuchten ihre Grenzen auszuloten.

Dafür habe ich später oft ein Auge zugedrückt, wenn sie als 16 -17 jährige, zwar um 10 Uhr abends, wie es der Vater befohlen hatte, zu Hause waren, aber dann, eine halbe Stunde später, durchs Fenster wieder verschwanden, um im Dortmunder Eck ihre ersten Kontaktaufnahmen zu versuchen.

Ums Eck des Nachbarhauses warteten ihre etwas älteren Freunde mit dem Auto, so blieb meinen Sprößlingen der weite Weg erspart. Ja, das waren noch Freunde.

Ein dunkler, plüschhaariger Teddybär musste zur Täuschung herhalten.
Das Oberbett wurde so drapiert, dass nur noch etwas Dunkles am Kopfende hervor lugte.
So wurde ich, um Schlimmeres zu vermeiden, gezwungenermaßen zur Komplizin.

Zur Kontrolle, öffnete Vater die Tür nur einen Spalt breit. Sah er den dunklen Schopf, war er zufrieden.

Vielleicht tat er auch nur so, um seine Autorität oder besser die Tradition zu wahren, denn ich wusste, dass auch er früher immer seine Schuhe in seinem Elternhaus, vor der Treppe nach oben, ausgezogen hatte, damit ihn ja nicht die knarrenden Stufen verrieten.

Gruß von Sarahkatja













loretta
loretta
Mitglied

Re: Der "schwarze" Mann...
geschrieben von loretta
als Antwort auf sarahkatja vom 05.12.2010, 02:13:50

Ich konnte sie nicht ausstehen, denn sie roch so altjüngferlich und so redete sie auch.

Gruß von Sarahkatja


Frage: wie riecht denn "altjüngferlich" ?????

loretta

Anzeige