Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?

Religionen-Weltanschauungen Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?

luchs35
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Re: Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf hugo vom 16.11.2010, 10:45:10
Nö, Hugo, es gibt keine Lösungsvorschläge von mir, ich will doch hier nicht missionieren, sondern nur hoffen, dass in einer Diskussion auch "Brauchbares" zu finden ist, das mich in meiner eigenen Suche weiterführt. Das Beschimpfen von Erkenntnissen anderer liegt mir absolut fern.

Luchs
schorsch
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Mitglied

Re: Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf adam vom 16.11.2010, 09:17:32
@: "...Es gibt einen Unterschied zwischen Harry Potter und Gott? Doch wohl nicht für schimpfende Atheisten, wenn hier im Forum schon behauptet wurde, man könne statt Gott auch einen um die Erde kreisenden Teekessel anbeten..."

Falls du mit Gott jenen Bemitleidenswerten meinst, der zu Millionen an Wegkreuzungen, in Kirchen und in Schulzimmern am Kreuze hängt, kann ich mit Überzeugung sagen: Ja, es spielt keine Rolle, ob man nun das Kreuz oder einen Teekessel anbetet; das Resultat ist immer das gleiche.
Lilith
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Re: Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?
geschrieben von Lilith
als Antwort auf hugo vom 16.11.2010, 10:45:10
Der Glaube – woran auch immer - hat meiner Meinung nach überhaupt nichts mit irgend einer Religionszugehörigkeit zu tun, oder doch nur ganz am Rande.
Ich glaube ja nicht an selbst ernannte Stellvertreter Gottes (eine Anmaßung ohne Gleichen!), an Riten, Legenden oder Beschwörungsformeln.
Glaube ist auch durchaus nicht das Gegenteil von Wissen, sondern das Vertrauen in etwas Unbegreifliches.
Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht des, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. (Hebräer 11,1).

In dieser Diskussion wird aber leider zu oft die Existenz von Institutionen und derer Anführer mit dem Glauben gleichgesetzt.
Glaube ist ein inneres Gefühl, das wir nicht willentlich steuern können, wie auch Liebe oder Hass. Von daher ist die Frage müßig, ob er generell ersetzbar wäre.

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hugo
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Re: Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?
geschrieben von hugo
als Antwort auf schorsch vom 16.11.2010, 11:01:29
hm schorsch Du bringst mich da auf eine Idee

Kann man den Glauben ersetzen ,,so unsere Frage,,das wär dann ja nur ein Tausch, ein Austausch des Götzens, des Goldenen Kalbs, des Teekessels fokussiert auf einen anderen Teekessel, im schlimmsten Falle (und das hatten wir ja schon mehrfach) endet sowas im Personenkult,
ob nun Heilgenverehrung, Starkult, endet für die Untertanen verheerend.
Religion ist dann kein schlimmeres Dogma, da ziehen Diktatoren locker mit.

das Resultat ist immer das gleiche.(schorsch)
ok da haste leider recht

es gab in der Geschichte der Menschheit mehrere Beispiele wo Glaubenswechsel in relativ kurzer Zeit vollzogen wurden bis hin zu zwangsweisen "Reformierungen",,

hugo
adam
adam
Mitglied

Re: Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?
geschrieben von adam
als Antwort auf hugo vom 16.11.2010, 11:21:39
@schorsch und hugo,

offenbar wollt ihr es nicht verstehen und den Glauben, von dem ich spreche, auf einer Ebene sehen, auf der ihr dagegen halten könnt. Aber ihr seid auf dem falschen Dampfer.

Mir geht es zuerst einmal um das Denken des Menschen, der sich seiner Existenz und der Zeit bewußt ist und für den daraus Fragen resultieren, die unbeantwortet bleiben müssen, weil sie aus dem System heraus gestellt werden. Kann dieser Glaube, dieses Denken, durch etwas anderes, vielleicht Greifbareres ersetzt werden? Ich meine nein und es ist auch nicht nötig. Glauben ist auch die Frage nach der Sinngebung, so etwas, wie ein Nagel, den das Denken einschlägt, um für sich die Existenz letztendlich positiv sehen zu können. Das hat für mich mit Kirche nichts zu tun, es ist aber die persönliche Angelegenheit jedes Menschen, wie oder wo er seinen Nagel einschlägt. Wenn jemand das innerhalb einer Gemeinschaft tun möchte, soll er das tun dürfen.

Wie das, für alle Bürger eines Staates, möglichst gerecht, verwirklicht werden kann, muß Gegenstand einer anderen Diskussion sein. Das Grundgesetz ist dafür eine gute Vorlage. Werden seine Vorgaben verwirklicht, kommen wir dem Ideal sehr nahe, was freies Denken und die freie Wahl einer Religion anbelangt. Nicht zuletzt deshalb bin ich Demokrat.

Euch geht es um die Psychologie, mit der Glauben/Denken beeinflußt und mißbraucht werden kann, angefangen beim brennenden Dornbusch bis hin zum Fegefeuer u.ä.. Das aber ist Politik und hat m.A.n. nichts zu tun mit dem Abrunden des persönlichen Weltbildes eines Menschen durch seinen Glauben, durch sein Denken.

--

adam

@lilith: Ich lese Deinen Beitrag gerade erst und meine, daß unsere Postings auf einer Linie liegen und sich ergänzen.

Medea
Medea
Mitglied

Re: Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?
geschrieben von Medea
als Antwort auf adam vom 16.11.2010, 12:55:51
Lilith und Adam

ich finde mich in Euren Gedanken wieder - mich stört sehr, daß Glaube gleichgesetzt wird mit kirchlichen Institutionen, Moscheen, Gotteshäusern, Priestern, Imamen, Dienern im Herrn, Sinn und Unsinn oder Zwangsausübung von Religionen.

Glaube ist ein inneres Gefühl, man hat es oder auch nicht.
Glaube ist auch so etwas wie eine moralische Instanz, richtig verstanden - Glaube tröstet - er ist nicht zu ersetzen - das jedenfalls glaube ich.
Was sollte wohl an seine Stelle rücken?

Medea.




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luchs35
luchs35
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Re: Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 16.11.2010, 12:55:51
Ihr habt das wirklich grossartig ausgedrückt, Adam und Lilith, und wie Medea kann auch ich diesem Faden folgen, der endlich mal frei ist von den Gedanken an fehlgeleitete kirchlich-religiöse Interpretationen, die längst zu einem diffusen Weltbild entartet sind.

Es bleibt den Menschen wohl kaum etwas anderes, als sich geistig nach allen Richtungen zu öffnen. Nur so wird er seinen ganz persönlichen Fixpunkt zu finden, der ihm dann als Glauben an etwas Positives, Tröstliches dienen mag.

Luchs



ehemaligesMitglied23
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Re: Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?
geschrieben von ehemaligesMitglied23
als Antwort auf Lilith vom 16.11.2010, 11:17:45
Ich empfinde es genauso.
Glaube hat mit religiösen Institutionen nur bedingt etwas zu tun.
Glaube braucht sie nicht.
Ein gläubiger Mensch entscheidet sich nicht zu glauben. Es ist ein Geschenk. Man kann es nicht erklären. Es ist eine Art inneres Urvertrauen. Die jeweiligen Religionen sind eigentlich nur eine Wahl der rituellen Handlungen, nicht unbedingt notwendig aber für das Gemeinschaftsgefühl gedacht.
Ich denke man kann einem Nicht- Gläubigen dieses innere Wissen niemals erklären, weil es nichts mit dem Verstand zu tun hat.
Deshalb ist Glauben auch nicht zu ersetzen.Religionen schon.
stellamaris
luchs35
luchs35
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Re: Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf luchs35 vom 16.11.2010, 15:04:49
Eine Frage möchte ich (vielleicht) abschliessend doch noch stellen:

Hätte Johann Sebastian Bach seine mächtige Matthäus-Passion u.a. auch ohne seinen tiefen und demütigen Glauben an Gott so komponieren können?

Die übliche Antwort, dass es ja die Kirchenfürsten waren, die den Auftrag gaben und ihn bezahlten, möchte ich nicht gelten lassen. Das sagt nichts über Bachs tiefreligiös zu bezeichnenden Werke aus.

Der Atheist Richard Dawkins meinte zu dieser Frage in einem Interview , dass Bach dieses Werk auch hätte Dinosaurier-Passion hätte nennen können- es wäre das gleiche gewesen.

Wirklich?

Luchs

Lilith
Lilith
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Re: Provokative Frage: Kann man den Glauben ersetzen - und wie?
geschrieben von Lilith
als Antwort auf luchs35 vom 16.11.2010, 17:31:15
Na, hätte er eine Dinosaurier-Passion geschrieben, hätte sie mit Sicherheit anders geklungen!
Ich glaube, was einem Künstler aus dem Herzen quillt – und besonders, wenn es so tief berührend ist, wie dieses Werk – muß einen Bezug zu seinem tiefsten Inneren haben.
Ich bin davon überzeugt, dass es dieses Werk in dieser Form ohne Bachs tiefen Glauben nie gegeben hätte.

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