Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Die Etablierung von Wertschätzung

Soziales Die Etablierung von Wertschätzung

olga64
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Re: Die Etablierung von Wertschätzung
geschrieben von olga64
als Antwort auf Roxanna vom 01.03.2017, 20:35:54
Ich denke nicht ,dass die Diskussion jetzt vom Thema sehr abweicht und wenn doch, wird sie doch sehr interessant, sachlich und auch "freundlich" geführt, was man leider nicht von allen Themen behaupten kann.
Ja, es ist richtig ,dass es Menschen gibt (sicher gehört man selbst auch manchmal dazu), die der Einfachheit halber eigene Probleme lieber auf andere projizieren als sie gezielt anzugehen im eigenen Bereich.
Das meinte ich auch, wenn ich sage, dass man sich selber oft milder beurteilt als es vermutlich die Aussenwelt macht; dazu gehört dann auch die Projektion, die ich auch ein wenig Feigheit vor sich selbst nennen möchte, wenn es um das persönliche Image und/oder Problembewältigung geht.Aber nur die eigene Befassung damit garantiert u.U. eine Besserung der eigenen Persönlichkeit. Olga
mane
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Mitglied

Re: Die Etablierung von Wertschätzung
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 01.03.2017, 18:26:23

Was man nicht machen sollte: spontan "sich zu wehren", ist auch unnötig, weil im Austausch mit akzeptablen anderen Menschen es mehr als Impulsgeber betrachtet werden sollte.
Mit meinem Freund und sehr guten Freundinnen vereinbarten wird, dass wir bei strittigen bis sehr persönlichen Themen uns eine Ruhepause gönnen, die wir zum Nachdenken benützen und dann die Diskussion oder Auseinandersetzung auf einen späteren Zeitpunkt verschieden (der allerdings noch im Zeitrahmen liegen sollte, damit nicht Feigheit ins Spiel kommt). Olga


Hallo Olga,

das klingt nach einem wertschätzenden Umgang in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Meistens umgeben wir uns gerne mit Menschen, die zu uns passen oder, wie Sie es ausdrücken, akzeptabel für uns sind. Gemeinsame Interessen, ähnliches Bildungsniveau usw. machen sie uns sympathisch und tauchen Meinungsverschiedenheiten auf, lassen sie sich in der Regel friedlich lösen. Auch eine Fortsetzung zu einem späteren Zeitpunkt ist manchmal sinnvoll.
Halten Sie es für möglich, diesen wertschätzenden Umgang auch mit Menschen zu pflegen, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte eine völlig andere Sichtweise haben?

Ich habe heute einen interessanten Artikel im neuesn Spiegel gelesen. Ein Redakteur des Magazins traf zu einem Streitgespräch mit zwei Familien zusammen, wo die Eltern Sympathisanten der AfD und ihre Kinder Gegner jeder Form des Rechtspopulismus sind. Über die Argumente, die die beiden Gruppen miteinander austauschten, will ich hier nicht schreiben - die sind aus anderen Quellen hinreichend bekannt.
Die Auseinandersetzung wurde sehr drastisch und emotional geführt und trotzdem waren die Menschen bereit, einander zuzuhören. Das mag auch an den Familienbanden gelegen haben. Einer der Väter wurde im Laufe des Gesprächs immer stiller und verkündte später seiner Tochter, er werde jetzt wohl doch nicht die AfD wählen.
Wenn jeder sich gehört fühlt, mögen die Meinungen noch so abstrus sein, besteht, meiner Meinung nach, noch Hoffnung, dass die Menschen erreicht werden können.
Mane
schorsch
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Re: Die Etablierung von Wertschätzung
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 02.03.2017, 13:53:05
Mir genügt es, mich selber im Falle eines Vergehens zu rüffeln....

....die Umwelt kann ich meistens davon abhalten, zu merken, dass es etwas zu rüffeln gäbe! ()

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olga64
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Re: Die Etablierung von Wertschätzung
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 02.03.2017, 20:03:57
xxxx das klingt nach einem wertschätzenden Umgang in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Meistens umgeben wir uns gerne mit Menschen, die zu uns passen oder, wie Sie es ausdrücken, akzeptabel für uns sind. Gemeinsame Interessen, ähnliches Bildungsniveau usw. machen sie uns sympathisch und tauchen Meinungsverschiedenheiten auf, lassen sie sich in der Regel friedlich lösen. Auch eine Fortsetzung zu einem späteren Zeitpunkt ist manchmal sinnvoll.
Halten Sie es für möglich, diesen wertschätzenden Umgang auch mit Menschen zu pflegen, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte eine völlig andere Sichtweise haben?

geschrieben von Mane


Unser FReundeskreis ist seit Jahrzehnten so gewachsen und ist so, wie Sie es hier beschreiben. Wir haben dadurch auch gemeinsame Interessen und Liebhabereien und geniessen dies auch sehr.
Mein Freund und ich haben aber auch getrennte FreundInnen. Allerdings hört bei ihm und auch bei mir ein weiterer Kontakt auf, wenn wir feststellen, dass jemand politisch recht extrem von uns angesiedelt ist (egal, ob dies nun rechts oder links ist). DAzu habe ich persönlich auch keine Lust mehr und mein missionarisches Sendungsbewusstsein habe ich hierzu eingestellt, weil ich auch immer erleben musste, dass mit solchen Menschen, deren Meinung oft betoniert und meist nicht faktengestützt ist, keine normalen Diskussionen möglich sind. Mein Restleben empfinde ich als zu kurz, um mich auf so etwas einlassen zu wollen.
Aber auch mit manchen Frauentypen habe ich so meine Probleme: die ewig Jammernden, diejenigen, die alles an "groben Arbeiten" ihren Männern überlassen wollen und dann sehr unselbstständig (und jammernd) dastehen, wenn dieser Mann nicht mehr vorhanden ist. Diejenigen, die kein gutes Haar an ihren Schwiegertöchtern lassen (oft auch an Töchtern - aber meist nie an Söhnen!) und dies sogar versuchen, über Enkel auszuspielen.
DAmit komme ich auch aufgrund meiner Biografie nicht klar und um nicht weiteren Ärger zu produzieren, ziehe ich mich dann zurück. Es bringt letztendlich keinem was, wenn man so unterschiedlich ist und eine "Angleichung" an den anderen nicht realisierbar erscheint. Olga
Mitglied_69e81d4
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Re: Die Etablierung von Wertschätzung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 03.03.2017, 17:19:08
Liebe Olga, Sie haben von mir schon einige wertschätzende Rückmeldungen bekommen, auch in anderen Threads. Ich möchte aber etwas einwenden: die Frage von Mane fand ich berechtigt. Es ist für mich auch leicht, in den eigenen Kreisen, die 'auserlesen' und für gut befunden sind, wertschätzend zu kommunizieren. Aber ist es auch so leicht, mit Menschen, die man noch nicht kennt, oder deren Denkweisen einem nicht besonders entsprechen, doch noch wertschätzend, offen und kommunikationsbereit zu sein? Ich weiss von mir, es ist es nicht. Dennoch bin ich dafür. Der Anfang hier in diesem Thema ging um die Anregung im Video, ob es möglich ist, an jedem Gegenüber etwas Schönes, Liebenswertes zu entdecken. Und dafür stehe ich ein, möchte auch Andere dazu anregen. Ich habe gesehen, dass (mit zwei ss) an anderem Ort belehrend auf Rechtschreibefehler reagieren. Und doch entdecke ich sie auch bei Ihnen, wenn sie sehr emotional und direkt auf etwas antworten. Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie unter dem Hinweis auf Ihren Bildungshintergrund, wenn Sie Kommas falsch setzen, zurechtgewiesen werden? Oder wären sie nicht gesprächsbereiter, wenn man hier mal Fünfe grade lassen würde, um über Inhalte zu sprechen? In aller Güte: Ich urteile dazu nicht, sondern stelle einfach Fragen.- Es ist es mir auch wichtig, zu erfahren, welche schlechten Erfahrungen Sie gemacht haben, mit 'ewig Ungleich/aber Andersdenkenden'. So, dass man gar nicht mehr kann, noch mag. Möchten Sie hier darüber schreiben? Ich bin sicher, sie werden mitfühlende Antworten bekommen. - Ich kenne das auch, sogar im Freundeskreis. Möchte sogar manchmal hier darüber schreiben und mich austauschen. Aber ich versuche, bevor ich anfange zu urteilen, mir klar zu werden, wann Abgrenzung für mich erst einmal wichtig ist, und was mir dazu einfällt, oder dass/ob Urteilen und Abgrenzen vielleicht gar nicht nötig ist. - Ich möchte mich gerne mit Ihnen darüber austauschen. Liebe Grüsse, Barbara
schorsch
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Mitglied

Re: Die Etablierung von Wertschätzung
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 03.03.2017, 17:19:08
Wie du nun am eigenen Leibe erfahren kannst/musst/darfst holt uns die Altersweisheit ungerufen ein - und oft überholt sie uns sogar! ()

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mane
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Mitglied

Re: Die Etablierung von Wertschätzung
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 03.03.2017, 17:19:08
Hallo Olga,

ich verstehe, dass Ihnen nicht daran liegt, sich mit Menschen zu umgeben, die sich in der von Ihnen beschriebenen Weise verhalten. Das respektiere ich, weil ich weiß und wie Sie es auch schreiben, dass unsere Biografie uns oft einen Strich durch die Rechnung macht und wir anders handeln, als es sinnvoll wäre.

Wenn es nicht um den Freundeskreis geht, den wir uns ja ausuchen können, sondern, wie in dem Spiegelinterview, um die eigenen Eltern oder auch Kinder geht, sieht das schon etwas anders aus. Da spielt das Herz mit - die würde ich versuchen zu halten und zu verstehen.

Mir liegt auch daran, zu überlegen, wie wir mit Menschen, denen wir im Netz und auch außerhalb immer wieder begegnen, die eine rechtsradikale Gesinnung haben oder auch nur in diese Richtung tendieren, umgehen sollen. Verurteilung oder gar Hass ist, nach meiner Meinung, keine Lösung. Missionierung bringt ebensowenig wie Beschimpfungen. Ich habe sogar den Eindruck, je mehr sie verurteilt und beschimpft werden, desto größer wir ihre Zahl. Eine Erklärung für diesen Umstand liefern die Gesetzmäßigkeiten der Reaktanz, die besagen:

Unter psychologischer Reaktanz versteht man eine komplexe Abwehrreaktion, die als Widerstand gegen äußere oder innere Einschränkungen aufgefasst werden kann. Reaktanz wird in der Regel durch psychischen Druck (z. B. Nötigung, Drohungen, emotionale Argumentführung) oder die Einschränkung von Freiheits­spielräumen (z. B. Verbote, Zensur) ausgelöst. Als Reaktanz im eigentlichen Sinne bezeichnet man dabei nicht das ausgelöste Verhalten, sondern die zugrunde liegende Motivation oder Einstellung.

Reaktanz liegt typischerweise dem „Reiz des Verbotenen“ zu Grunde. Sie ähnelt dem Trotz, der jedoch auch aus anderen Gründen als der Beschneidung von Freiheit auftreten kann. Quelle
geschrieben von Wikipedia


Ich befürchte, je stärker wir uns zusammentun gegen diese Menschen, desto mehr verhärten sich die Fronten. Möglicherweise begünstigen wir durch unsere große Verurteilung sogar die Verbreitung des rechtsradikalen Bewusstseins. Noch nie ist etwas gutes aus Hass entstanden, im Gegenteil: Hass gebiert immer noch mehr Hass. Da ist eine andere Strategie notwendig.
Mane
schorsch
schorsch
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Re: Die Etablierung von Wertschätzung
geschrieben von schorsch
als Antwort auf mane vom 04.03.2017, 13:21:46
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Ich befürchte, je stärker wir uns zusammentun gegen diese Menschen, desto mehr verhärten sich die Fronten. Möglicherweise begünstigen wir durch unsere große Verurteilung sogar die Verbreitung des rechtsradikalen Bewusstseins. Noch nie ist etwas gutes aus Hass entstanden, im Gegenteil: Hass gebiert immer noch mehr Hass. Da ist eine andere Strategie notwendig.
Mane
geschrieben von mane


"Nur nichts sagen, nur nicht gegenreden, nur nicht wehren, einfach Augen zu", sprach der Leithammel zu seinen Schafen. Er war der erste, den die Wölfe rissen!
Re: Die Etablierung von Wertschätzung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 04.03.2017, 14:46:07
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Ich befürchte, je stärker wir uns zusammentun gegen diese Menschen, desto mehr verhärten sich die Fronten. Möglicherweise begünstigen wir durch unsere große Verurteilung sogar die Verbreitung des rechtsradikalen Bewusstseins. Noch nie ist etwas gutes aus Hass entstanden, im Gegenteil: Hass gebiert immer noch mehr Hass. Da ist eine andere Strategie notwendig.
Mane


"Nur nichts sagen, nur nicht gegenreden, nur nicht wehren, einfach Augen zu", sprach der Leithammel zu seinen Schafen. Er war der erste, den die Wölfe rissen!
geschrieben von mane
Von "nichts" hat mane ja nichts gesagt, sondern eine bessere Strategie gefordert.
Wenn sich nur gegenseitig harte Fronten aufbauen, schaukelt sich die Radikalität beider Seiten nur hoch. Eine Lösung ist nur durch intelligente Reaktionen möglich, dafür muss man aber den "Gegner" verstehen.
Ich schreibe seit Jahren bei entsprechenden Anlässen, dass schätzungswiese 90% der angeblichen Rechtsradikalität dadurch produziert werden, weil Paranoide auf Schritt und Tritt derartiges wittern, und gleich gedankenlos draufhauen.
mane
mane
Mitglied

Re: Die Etablierung von Wertschätzung
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.03.2017, 15:04:33
Hallo kunvivanto,

ob es wirklich etwa 90% der Menschen sind, die zu Unrecht als rechtsextrem bezeichnet wurden und sich mittlerweile diesen Schuh angezogen haben, weiß ich nicht. Dadurch werden echte Neonazis relativiert. Ich halte es für falsch, jeden, der ein Unbehagen in der jetzigen Situation empfindet, für Rechts oder gar einen Nazi zu halten. "Nazi" ist die größte Ausgrenzung. Das bestätigt die Rechten in ihrem kruden Weltbild, dass sich alle gegen sie verschworen haben.

"Nur nichts sagen, nur nicht gegenreden, nur nicht wehren, einfach Augen zu", sprach der Leithammel zu seinen Schafen. Er war der erste, den die Wölfe rissen!


Hallo schorsch,

ein Patentrezept, wie wir mit den "Wölfen" umgehen sollten, habe ich auch nicht. Ausgrenzen, lächerlich machen, beschimpfen - all das hilft meiner Meinung nach nicht gegen Rechtes Denken, welches es wohl schon immer gab.
Ich gehe davon aus, dass jeder Gründe hat, warum er bestimmte Dinge tut oder sagt - anstatt zu vermuten, dass pure Bosheit und/oder reine Dummheit dahinter stecken. Umso weniger wir sie (wenn sie noch erreichbar sind) hören und verstehen wollen und ihre Sorgen ernst nehmen, desto weniger verstanden fühlen sie sich und desto wütender werden sie. Nicht direkt belehren oder zurückweisen, sondern zuhören, damit sie uns später auch zuhören.
Mane

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