Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Kreuze am Strassenrand

Soziales Kreuze am Strassenrand

ruth
ruth
Mitglied

Re: Kreuze am Strassenrand
geschrieben von ruth
als Antwort auf dutchweepee vom 23.02.2009, 11:49:40
Die Baby-Schuh-Idee ist in meinen augen Unfug.

War auch nicht ernst gemeint, Dutchweepee, ebenso gut hätte ich Holzschuhe "empfehlen" können.
--
ruth
heide †
heide †
Mitglied

Re: Kreuze am Strassenrand - ein inneres Bedürfnis
geschrieben von heide †
als Antwort auf ruth vom 23.02.2009, 13:58:42
Als in 2007 mein Schwiegersohn aufgrund eines Motorradsturzes noch am Unfallort, und dieser liegt ca. 250km von seinem bisherigen Wohnort entfernt, verstarb, merkte ich immer mehr, wie der Wunsch in meiner Tochter aufkeimte, genau an diesem Ort eine Gedenktafel in Form eines Kreuzes zu hinterlassen.
Allein der Wunsch reichte nicht aus, die nötige Kraft fehlte ihr, um sich aufzumachen, die Unfallstätte zu besuchen.
Da ich als Mutter aber das Kind leiden sah, und nicht selbst auch noch tiefer in den Sog des Leides gezogen werden wollte, nahm ich allen Mut zusammen ((ganz behaglich war mir nämlich auch nicht dabei) und fuhr in den weit entfernten Westerwald., Dank Google und anhand des Polizeiberichtes war die Landstrasse auch gut zu finden, nur mit dem Aufstellen des Kreuzes – ich wollte es sichtbar werden lassen - haperte es gewaltig. Am “entsprechenden“ Kilometerstein? stand meterhoch Gestrüpp, eine Sense hatte ich nicht bei mir. Dennoch entschied ich mich, genau an der Stelle, an der ich meinen Schwiegersohn letztmalig atmend wähnte, das Kreuz mit seinem Namen, Sonnenblumen und Kerzen aufzustellen.
KEIN Autofahrer wird je dieses Kreuz sehen, meine Tochter und wir Angehörige aber hoffen, dass ER vom Himmel aus hin und wieder einen kritischen Blick neben den Kilometerstein??? werfen kann und sich dann freut, dass seine Frau ihn hat nach Hause holen lassen, um dort seine endgültige Ruhe auf dem Friedhof zu finden.
--
Heide
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Kreuze am Strassenrand
geschrieben von schorsch
als Antwort auf dutchweepee vom 23.02.2009, 11:49:40


.................

In Den Haag lehnte am Geländer einer mehrspurigen, stark befahrenen Brücke über Jahre ein Teddy, umringt von frischen Blumen. Dort wurde ein Kind überfahren und die Angehörigen haben diese "Gedenkstätte" regelmäßig gepflegt.

...............



In Amsterdam sah ich an Brückengeländern viele total verrostete, aber immer noch abgeschlossene Fahrräder.

Grübel: Ob deren Besitzer wohl auch dort gestorben sind?

--
schorsch

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ruth
ruth
Mitglied

Re: Kreuze am Strassenrand - ein inneres Bedürfnis
geschrieben von ruth
als Antwort auf heide † vom 23.02.2009, 15:19:07
Liebe Heide,
Deine Erinnerung hat mich sehr berührt und sogar ein Gefühl ähnlich eines neidvollen Schmerzes in mir bewirkt. 2006 starb von einem Tag auf den anderen meine Tochter. Ihr Mann hat - wie er sagte - gemäss ihrem Willen ihre Asche irgendwo verstreut.
Es gibt kein Grab, keinen Ort des Gedenkens - einfach nichts.
Es ist möglich, dass dieses Erleben einiges zu meinen Wegkreuz-Gedanken beiträgt.

Übrigens empfinde ich die bei Kinderunfällen hingelegten Spielsachen um einiges milder, weicher, verbindender als die Holzkreuze. Aber ich weiss nicht, ob ich mich verständlich ausdrücke.
--
ruth
Mitglied_b12f0f2
Mitglied_b12f0f2
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Re: Kreuze am Strassenrand - ein inneres Bedürfnis
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf heide † vom 23.02.2009, 15:19:07

Heide
zu deinen Erinnerungen kann ich nur nachempfindend sagen:
'wo man am meisten fühlt,weiss am nicht viel zu sagen'

Gudrun
heide †
heide †
Mitglied

Re: Kreuze am Strassenrand - ein inneres Bedürfnis
geschrieben von heide †
als Antwort auf ruth vom 23.02.2009, 16:53:51
Liebe Ruth, ob nun in Form ein Kreuzes oder eines Teddybären signalisiert wird, hier ist dem Menschen ein Unfall widerfahren, bleibt jedem selbst überlassen. Prinzipiell sollte man sich jedoch hinterfragen, ob dieses Tun nur dem Anderen als Hinweis für eine vernünftige Fahrweise dienlich sein soll, oder aber ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Abschiednehmen vom Verstorbenen bedeutet.

Lass’ Dir auch heute noch Trost zum Tod Deiner Tochter sagen. Es muss großen Schmerz bedeuten, gerade das eigene Kind verloren zu haben.

heide

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heide †
heide †
Mitglied

Re: Kreuze am Strassenrand - ein inneres Bedürfnis
geschrieben von heide †
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.02.2009, 17:18:11
Danke, Gudrun

--
heide
regenbogen
regenbogen
Mitglied

Re: Kreuze am Strassenrand
geschrieben von regenbogen
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.02.2009, 12:38:06
Es ist schlimm,vor allen Dingen wenn Unschuldige zu Tode kommen.Vor einigen Monaten verunglückte der Enkel meiner Bekannten,er saß als Beifahrer im Auto. Man kann nicht alle Fahrer verurteilen,aber wenn ich sehe, wie mache junge Leute rasen,bin ich entsetzt.Ich gehe jeden Morgen mit einer anderen Bekannten mit dem Hund spazieren,dazu müssen wir über einen Schulweg und Busbahnhof,man kann nur mit dem Kopf schütteln.Sagt man noch was,werde einem Prügel angeboten.Warum soll man nicht an der Ünglückstelle als Mahnmal und zum Gedenken ein Kreuz aufstellen,aber die meisten sehen nicht mal hin.
--
regenbogen
wanda
wanda
Mitglied

Re: Kreuze am Strassenrand
geschrieben von wanda
als Antwort auf regenbogen vom 27.02.2009, 19:58:33
auch ich - immer zu Fuß unterwegs - halte einen Moment inne, wenn ich an einem Straßenkreuz vorbeikomme. Man denkt wenige Minuten an den dort Verstorbenen und an die, die um ihn trauern.
Weil ich viel unterwegs bin, weiß ich auch, dass manche Kreuze nach drei bis vier Jahren verschwinden. Möglicherweise verrotten sie oder werden von den Angehörigen entsorgt.

Wenn man mit Kindern unterwegs ist, sollte man auf alles gefasst sein und auch so frei wie möglich vom Tod sprechen können. Mein fast dreijähriger Enkel öffnete in einer Parkanlage einen Mülleimer, um ein Bonbonpapier zu entsorgen und fand ganz zu oberst liegend eine tote Möwe, glücklicherweise gerade erst verstorben. Das war ein Schreck, wer rechnet mit so etwas ? Natürlich kam er auch den ganzen Tag über immer wieder darauf zurück, was vielleicht verhindert, dass man davon träumt. Der Tod gehört zum Leben und wenn er einem begegnet, dann muss darüber auch gesprochen werden können. So denke ich jedenfalls.

1971 macht ich auf dem Dorf in einem Kindergarten mein Anerkennungsjahr. Es war ein altes Gebäude in dem ein Altersheim untergebracht war. Ein früheres Kloster, von Nonnen geleitet. Die Stiege war so schmal, dass kein Sarg durchpasste und die Leichen so in
Tücher gehüllt heruntergetragen werden mussten, um sie unten dann einzusargen. Immer wenn dieses der Fall war, musste ich mit meiner Gruppe weg. In den Garten oder spazierengehen, also auf jeden Fall weg.
Die Kinder, die kurz vor der Einschulung standen, merkten, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Waren wir im Garten, so mussten sie plötzlich austreten oder hatten unheimlichen Durst usw. usw.
Ich fühlte mich zusehendst unwohler und sprach das Thema an einem Elternabend an. Alle Eltern waren dafür, dass dieses Versteckspiel aufhören sollte. Wenn dort oben jemand starb habe ich dann gesagt, dort ist jemand gestorben und er wird heute geholt. Bitte geht nicht in den Flur, bis der Wagen weggefahren ist. Oft standen wir dann alle am Fenster und beobachteten den Leichenwagen der wegfuhr.
Und dann war die Luft wieder rein. So, wie ich es schreibe, meine ich es. Der Wagen war weg und die Kinder spielten wie gewohnt. Es war zur Normalität geworden, das ab und zu jemand abgeholt wurde.
--
wanda
aina
aina
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Re: Kreuze am Strassenrand
geschrieben von aina
als Antwort auf wanda vom 01.03.2009, 09:44:20
Inzwischen sind einige junge Bekannte meiner Kinder im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Die Kreuze an der Unfallstelle erinnern mich an die Tragik, aber im Laufe der Zeit sehe ich nur noch den fröhlichen jungen Menschen vor mir und denke an ihn. Das Entsetzen über den Unfall weicht der Bedauernis und der guten Erinnerung.

Anders sehe ich da ein Kreuz , welches in der Nähe gesetzt wurde, weil eine junge Frau mit Herzinfarkt zusammenbrach und starb. Mit meinem Enkel habe ich das besprochen und ihn gebeten, kein Kreuz in mein Bett stellen zu lassen, imfalle ich dort das Zeitliche segne. Er, erst 10, hat von sich aus das Thema vertieft, einer guter Schritt, um Kindern aus einer Situation heraus unausweichliche Dinge zu erklären. Kinder fragen nur so viel, wie sie verstehen können.
--
aina

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