das Phänomen des "Schlangestehens"


War überhaupt keins, denn, wenn mehr als vier Leute hintereinander standen, dann signalisierte es den anderen: aha, da muß es etwas "besonderes" geben.
Man stellte sich vorsorglich an und fragte dann erst nach, was es denn heute gäbe. Die Drei vor dir hatten auch noch keine Ahnung, also wurde gewartet, bis der Erste wieder den Laden verließ.
Manchmal bekam man eine freundliche Antwort und ein hochgehaltenes Produkt zu sehen - dann auch wieder: könnt' nach Hause gehen - ausverkauft.
Ein ostdeutscher Gassenhauer: hiahiaho, Käse gibt es im HO, draußen stehn die Menschen Schlange
und wenn de drankommst ist der Käse alle.
Doch manchmal hatte man auch Glück.
Meine Cousine sagte mir seit Tagen, daß es keine Kondenzmilch gäbe..
naja, du bist ja ständig mit dem Fahrrad unterwegs - halte die Augen offen.
Ich fuhr mal wieder auf den umliegenden Dörfern herum und ließ Erinnerungen spielen und hielt Ausschau nach den Kaufmanns-Läden.
Und in jeden ging ich rein und fragte nach Dosenmilch.
"mer ham doch keene Milch in Dosen? Wo jib'st denn sowas?"
"mußt wohl aus'em Westen gomm'n, die ham doch alles in Dosen injepackt."
Aha, na, dann danke, aufwiedersehen.
Kopfschüttelnd schaute sie mir nach. Ich stieg aufs Rad und fuhr fröhlich weiter bis zum nächsten Dorf.
Doch diesmal fragte ich nach Kondenzmilch.
Nee, bei uns nich, aber fahrn se mal nach Mosigkau. Die an der Russenvilla, die soll noch was haben.
Ich trat in die Pedalen, auf nach Mosigkau an die Elbe, zur Russenvilla hin, dort war auch ein kleiner Konsumladen, ich kannte ihn.
"Nee, Kondenzmilch ist leider aus, aber Klopapier ham wer."
Wo liegt der Unterschied? Ich packte rollenweise Klopapier auf's Fahrrad und es schien sehr spektakulär damit nach Hause zu kommen.
"ham se nich en Netz für mich? war meine Frage.
Doch, doch komm'se rin, ich suche welche.
4 Stück zauberte sie aus einer Schublade raus und half mir beim Verstauen, zauberte noch ein fünftes hervor und hängte es vorne an die Lampe dran.
Wie ein vollgepackter Esel kam ich bei meiner Cousine an.
"Wo warst Du denn so lange?" ja nuu, ich sollte mich doch um Kondenzmilch kümmern - gabs aber nicht, doch Klopapier habe ich erobert.
Na wunderbar, davon haben wir auch nur noch sehr wenig und wenn du morgen Milch im Kaffee haben willst, dann fährste eben zum ollen Pannicke, der hat 'ne Ziege, der gibt bestimmt eine Tasse voll ab.
Grrrr......ich trank den Kaffe schwarz.
Aber siiieße muß er sein.

mit schwarz/süßen Grüßen
Euer Moni-Finchen




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Kommentare (9)

omasigi Liebes Finchen,
da fuhren wir zu Besuch nach Polen. Ich hatte mir eine Adresse vom dt. Roten Kreuz geben lassen um Päckchen direkt an eine Familie zu schicken.
Mit unseren Gastgebern machten wir eine Rundfahrt und in Krakau sahen wir eine lange Schlange. Mal sehen was es hier gibt .... wurde zu uns gesagt und weg war unsere Begleitung.
Wir setzten uns auf eine Sitzbank und warteten. Wie lange weis ich nicht mehr ... nur das die Sonne schien.
Traurig ka unsere Begleiterin ohne Einkauf zurück. Es gab Sportschuhe, doch als sie dran war waren ausschliesslich nur noch die ganz grossen Grössen da.
Dumm wie ich war fragte ich, brauchst Du Sportschuhe? Nein, aber sowas ist doch ein gutes Tauschobjekt.
Da erst da fiel der Groschen.
Du hast uns hier mal wieder von der damaligen Wirklichkeit erzählt.
DANKE
grüssle
Sigrid
Traute Wirklich wahr, so war es und ein paar hatten den Posten an der Theke und machten ein FDGB eigentlich Freier Deutscher Gewerkschaftsbund der DDR, aber in diesen Fällen,
Für Die Guten Bekannten...
So hatte wer ein einfacher redlicher DDR Bürger war, oft das Nachsehen.
Nun ist die Zeit vorbei, wo man sagte, in der DDR sind die Schlangen hinten giftig(das bedeutete der Letzte in der Schlange konnte davon ausgehen, das, wenn er dran war nichts mehr da war
Mit freundlichen, weißt Du noch?
Grüßen,
Traute
ehemaliges Mitglied das schlage stehen gab und giebt es hir auch,im supermarkt an der kasse.usw.
bei meinen besuch in berlin (ost) viel mir die kohlenberge
vor den wohnungen auf. die kohlenhändler im wessiland schlepten die kohlen in säcken gleich in den keller oder wo die leute sin hin haben wollten.
in ostdeutschland nicht? das ist mir aufgefallen.
lg helmut
finchen ich schmunzle vor mich hin.
Thüringen liegt auch noch dazwischen - was sagste'de nu?
Nun mach dir keine Sorgen - auch was stimmt macht Spaß.
Und trotzdem bin ich aus Tradition eine "Anhaltinerin".
Werd doch meinen Fürsten nicht verlassen, den alten Dessauer, der soviel erschaffen hat.
Nun habe eine gute Nacht - ich bin für heute ziemlich geschafft.
Bis Morgen dann - und eine gute Nacht
mit lieben Grüßen
Dein Moni-Finchen
ladybird Liebes Finchen, ich wollte aus Dir "Anhalterin" keine
"SÄCHSIN" machen.
Ich muß zugeben, daß es sehr schwer ist,heraus zu finden, wo man sich nun aufhält in diesem Bundesland .
Bei unserem Besuch vor paar Wochen, fuhren wir immer zwischen Sachsen-Anhalt und Sachsen usw. hin und her.
Wir wohnten in Bad Düben und machten Sternfahrten, stellten fest, daß auch zwischen S-Anhalt und Sachsen nun keine Grenze mehr besteht.
Uns gefällt es in S-Anhalt und in Sachsen
Oder wie kann ich es wieder gut machen?
herzlichst Ladybird, wir zählen ja auch schon zu den "Preussen", wenn wir in Bayern sind!!!
Übrigens ab Freitag!!!
finchen ich bin "Anhaltinerin"! das macht einen höllischen Unterschied. Das ist wie die Bayern und die Preußen.
Doch leiden können wir uns allemal.
mit "wippernden" Grüßen
Dein Moni-Finchen
Komet wat haste dat wieder schön beschrieben - ich mußte herzlich lachen, aber die Zeiten waren damals so.
Einmal war ich auf Besuch und wollte beim Fleischer gemischtes Hack kaufen. Die Verkäuferin hat mich angeguckt, als ob ich nicht ganz richtig bin.
Die Antwort war natürlich: nee ham mer nich.
Danke für Deine wahre Geschichte.

Herzliche Grüße Ruth.
ladybird Kaffee schwarz trinken soll eh schön machen !
Ingrid hats gesagt, trotz der Not, mußte ich schmunzeln, denn wie Du dies Erlebnis schilderst, ist wie "Humor der Selbsterhaltung"
Inzwischen gibt es kaum noch eine Tasse Kaffee mit Kondensmilch: nach diesem Wunsch wird man erstaunt angesehen und gefragt: "Meinen Sie aufgeschäumt,
oder Latte Macchiato, vielleicht Cappuccino ?
Bei Euch in Sachsen konnten wir unsere Bestellung leichter erklären: "wir wollen en Schälchen Heeßen" (mit Süßstoff)
herzlichst Ladybird
indeed waren, liebes Finchen, so musste ich doch herzlich über diese deine Erinnerung lachen. Am schönsten aber ist, dass du mit einem ungebrochenen heiteren Wesen ausgestattet zu sein scheinst. So kommt es jedenfalls zu mir rüber und das ist schön.
Mit lieben Gruß von
Ingrid

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