Ein Angsthund.........glücklich nach 5 Monaten


Das liest sich wie ein großer Erfolg, ist es aber bei weitem noch nicht. Die häuslichen Rituale sind soweit gefestigt, dass Rena sich traut, zu den gewohnten Zeiten ihre Streicheleinheiten einzufordern, wenn es von uns etwas verzögert wird. Wenn sie dann Erfolg hat, wird dies mit einem wohligen grunzen und schnurren quittiert. Es ist schwer zu beschreiben, aber als "Hundemensch" spürt man einfach, dass sie sich nun rundum wohlfühlt.
Der Weg war unheimlich schwierig, da ich selbst erst einmal Erkenntnisse gewinnen mußte. Der Hund erschrickt grundsätzlich vor jedem ihm unbekannten Gegenstand und jeder neuen menschlichen Handlung und das bleibt Zeit seines Lebens so. Mensch muß sich daran gewöhnen. In den ersten Wochen und Monaten folgte dem Schreck aber eine mehr oder weniger starke Angstattacke. Oft standen wir da und wußten nicht, was die Angst ausgelöst hat. Es galt also, nicht nur das Verhalten des Hundes zu beachten, sondern auch das eigene Verhalten zumindest versuchen zu kontrollieren, damit sich die Angst nicht festigen kann. Genügt bei einem normalen Hund die fünf bis zehnmalige Wiederholung eines solchen Ereignisses um zu begreifen, dass kein Grund zum Schreck vorliegt, benötigt der Angsthund 70 bis 300 Wiederholungen. So sagen zumindest die Verhaltenstherapeuten, denn selbst nachzuzählen
ist ja gar nicht zu bewerkstelligen, aber es waren sehr viele.
Im Haus gibt es nun fast keinen "Feind" mehr, umso mehr aber vor der Terrassentür. Dort wimmelt es nur so von "bösen Gegnern". Jedes wackelnde Blatt, jeder im Wind wedelnder Grashalm waren ja Angstauslöser. Dies war besonders im Frühjahr sehr schlimm. Aus der Hundeperspektive betrachtet, sah ja die Umgebung spätestens nach drei Tagen völlig anders aus. Aber auch diese "Feinde" haben wir besiegt. Wir sind eben nicht vier bis fünf mal am Tag, sondern stündlich zweimal kurz rausgegangen.
Gute Hilfe leistete uns dabei das Nahrungsergänzungsmittel Zylkene. Dies ist ein Kasein, welches in der Muttermilch der Hündin enthalten ist und ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln soll. Der Rena hat es geholfen und da es kein chemisches Produkt ist, geben wir es auch weiterhin.
Auf diese Weise haben wir erreicht, das sich die Angst nicht festigen kann und auch der Stresslevel nicht zu hoch wird. Die Klippe eines eventuell bleibenden organischen Schadens haben wir so umschifft.
Einzig die Angst vor Halsband, Geschirr und Leine haben wir noch nicht überwinden können. Halsband oder Geschirr anlegen geht zwar inzwischen (hier habe ich nach 250 Versuchen meine Strichliste abgebrochen) aber wenn dann die Leine dran kommt, geht nichts mehr. Rena dreht und windet sich derartig, dass sie nach wenigen Augenblicken ohne dasteht. Sie hat sich zum wahren Ausbruchskünstler entwickelt. Selbst die sogenannten ausbruchsicheren Geschirre sind für Rena kein Hemmnis.
Da das Hund - Mensch Verhältnis soweit gefestigt ist, dass Rena vor uns selbst keinerlei Angst mehr zeigt, lasse ich nun ein Maßgeschirre anfertigen, aus dem ein Ausbruch wirklich nicht möglich ist und dann muß das Glück einfach erzwungen werden. Diese Angst wird Rena auf die sanfteTour nicht überwinden können, da sie Kastriert wurde und ihr dadurch das Testosteron in der erforderlichen Menge fehlt. Nach Erkenntnissen der Verhaltensbiologen spielt neben anderen Hormonen gerade das Testosteron eine erhebliche Rolle bei der Bildung neuer Nervenverbindungen zur Angstbewältigung. Außerdem wird sie deshalb wahrscheinlich niemals einen Spieltrieb entwickeln.
Dies hat aber für das Tier keine Bedeutung, lediglich für uns Menschen, da wir ja meinen, ein Hund muß spielen.

PanTau

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Kommentare (8)

PanTau Deine Bedenken bezüglich des Geschirres sind sicher nicht unbegründet, aber die Zeit ist reif,unser Vertrauensverhältnis kann nicht mehr besser werden und ein Restrisiko bleibt immer.
Neue Angst wird Rena mit Sicherheit bekommen, wir müssen nur geschickt damit umgehen. Ich denke, hierbei wird uns auch das Zylkene helfen. Es beseitigt ja die Angst nicht, sondern soll ihr helfen, mit der Angst umzugehen und Rena kann das, wie die letzten drei Wochen gezeigt haben.
Das Geschirr ist auch nicht so eng, dass es einschnürt oder behindert. Es ist ähnlich wie ein Windhundgeschirr, mit einem dritten Gurt hinter dem Brustkorb. Wenn sie zu sehr zieht, drückt der gegen den Rippenbogen und bremst aus. Hals und Brustbein sind dabei völlig unbelastet.
Und ganz natürlich wird das keine Hauruckaktion. Das geht wieder mit sehr viel Geduld. Ich habe Schleppleinen bis
20 Meter Länge und die längste kommt zuerst dran, notfalls kann ich die fallen lassen und die Übung beginnt von vorn.
Wir werden uns also wieder ganz behutsam unserem Ziel annähern. A friend in the need is a friend indeed und wir sind Renas Freunde zu jeder Zeit

lg pantau
PanTau danke für den Daumendrücker. Wir werden es schon schaffen. Geduld ist zum Glück eine meiner wenigen Tugenden.
Rena wird fast nichts erlebt haben (daher die Deprivation) und das wenige war sicher schlecht. Wir tun alles ,damit sie die Zeit möglichst vergessen kann.

Liebe Grüße Pantau.
PanTau ich hab da vielleicht einen Trick für dich, wenn die dana so wasserscheu ist, wie du es ihr angenehmer machen kannst.
Wenn du sissi das handstanden beigebracht hast, wird das bei dana eventuell klappen(nicht ganz ernst). Ich muß mir nur noch die Genehmigung für das Foto einholen.

bis dahin euch dreien alles gute peter
PanTau was die Rena erlebt hat, möchte ich gar nicht mehr wissen. Da bekommt man nur die große Wut und kann doch nichts mehr ändern. Wir schauen nach vorn.
Der Trick, das Halsband mit Butter schmackhaft zu machen ist gut, für Rena aber nicht gut genug. schon zu verwöhnt!!
bei ihr muß es Gouda mit Butter sein. Mit dem letzten Bissen meines zweiten Frühstücksbrötchens hab ich sie betört und auch das Halsband "schmackhaft" gemacht.

Mit Fotos sieht es noch nicht so gut aus. Die "böse" dchwarze Kamera macht noch angst und ich kann nur heimlich knipsen.

Dir und deiner "Rasselbande" auch alles erdenklich gute.
Peter.
Medea Auch ich freue mich, wieder von Rena zu lesen, denn diese große Angst vor allem und jedem geht mir sehr zu Herzen. Wir alle können ja nur spekulieren, was sie an Schlimmen erlebt haben muß.
Darf ich meine Zweifel an diesem neuen Geschirr äußern?
Wird sie nicht wieder von Angstattacken heimgesucht, wenn
es so fest sitzt, daß sie es nicht abstreifen kann?
Ich selbst plädiere ja für Geschirre und nicht für Halsbänder beim Gassigehen, bei meinen Hunden war das
auch die bessere Wahl.
Den Buttertipp finde ich gar nicht so schlecht.
Freue mich auf weitere Berichte.

Grüße von mir.
indeed den ihr mit Rena geht. Ich drücke beide Daumen, dass ihr Rena's Angst weiterhin stufenweise und mit viel Geduld abbauen könnt. Da habt ihr eine große Aufgabe übernommen. Ich werde deine Ausführungen über Rena weiterhin verfolgen. Was muss sie erlebt haben in ihrem Hundeleben.
Ein lieber Gruß zu euch von
indeed
sissismam schön, wieder von rena zu lesen!
ich freu mich mit euch über die fortschritte und
wünsche weiter alles liebe und gute für
euch und rena
lg malene...gerade pitschnass mit zwei empörten hunden vom gassi zurück
inge43 grüße dich peter
da hatte die hündin aber glück,dass sie zu euch gekommen ist.
wahrscheinlich wurde sie mit einer schlinge gefangen und war kurz vorm ersticken. das möschte sie nicht noch einmal erleben. daher diese versuche sich zu befreien denke ich.
es ist ein großer erfolg,wenn ihr das vertrauen der hündin wieder gewonnen habt.
ich habe halsband und leine mit butter eingerieben. unser liebt den buttergeschmack.
eine schöne gemeinsame zeit wünscht euch ingrid



der weiße ist am tag bei mir.es sind die hunde meiner enkelmädchen.auch alles notfälle.

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