Kindertrauer - Kinderbeichte - mit sehr interessanten Links zu den Themen bzw. zur Trauerarbeit allgemein

Autor: ehemaliges Mitglied

Henryks Gedicht "Heute Morgen", in dem er von Kindergräbern berichtet und ein Beitrag, der eigentlich mit dem Thema Trauer nichts zu tun hat, führten dazu, dass ich in meinen Erinnerungen suchte, was Kind sein und Trauer und Kinderbeichte überhaupt für eine Rolle in meinem Leben gespielt haben. Dabei fiel mir auf, dass ich als Kind oft Angst vor dem Tod hatte, z. B. bei heftigen Gewittern. Natürlich spielten auch die Themen der kath. Kirche eine Rolle. Immer wieder musste man sich als Kind mit Themen konfrontieren lassen, die man überhaupt nicht verstand. Von der Vorbereitung zum Kommunionkind an bis ins Jugendalter hörte man aus den heiligen Schriften, zu denen man keine richtige Beziehung aufbauen konnten. Auch der Kommunionsunterricht brachte da keine Erleuchtung, erst recht nicht die Beichten, vor allem, wo man nicht wusste, was man beichten sollte. Das war solch ein richtiger Stress vor dem Beichtstuhl. Man beichtete, dass man ungehorsam gewesen sei, obwohl man doch das liebste Kind war, dass man gegen das Gebot der Unkeuschheit verstossen habe, obwohl einem überhaupt nicht klar war, was das überhaupt sollte usw. Trotzdem hatte ich eine gewisse Frömmigkeit in mir. Ich war eine ganze Zeit Messdiener, später sogar Obermessdiener und als 14 Jähriger habe ich sogar den Küster vertreten. Mein Bruch mit den ganzen Dingen entstand, als ich als 18 Jähriger beichtete, dass ich ein Mädchen unschamhaft angefasst habe. Ach wie hat mich da der Pfarrer runtergekanzelt. Nun war ich frisch verliebt und noch sehr unschuldig. Spätestens seit dieser Begebenheit habe ich meinen Glauben an die Kirche verloren. Heute sehe ich das Ganze mit einer gewissen Distanz. Ich besuche noch Kirchen, aber nie oder höchst selten Messen. Kirchen bieten einen hervorragenden Ort für die Meditation, die innere Einkehr, aber ohne das ganze Brimborium. Nun möchte ich niemandem hier zu nahe treten, niemand soll sich durch meine Erinnerungen belästigt fühlen. Es sind einfach nur meine Gedanken, die ich hier im Blog niederschreibe und wenn es niemand lesen will, vor allem für mich.

Zum Thema Kindertrauer kann ich aus meiner Erinnerung nicht viel beitragen. Meine Großeltern waren schon vor meiner Geburt verstorben und in meiner Familie gab es während meiner Kindheit keinen Sterbefall. Ich bin dem Tod bzw. dem Umgang mit dem Tod als Messdiener begegnet, indem ich den Pfarrer zum Grab begleitete. Allerdings konnte nahm mich das nicht so sehr mit, da ich weder einen Toten gesehen hatte noch mir von dem Tod überhaupt einen Reim machen konnte. Ich sah die Trauernden am Grab, ein Mitgefühl konnte ich aber nicht empfinden.

Nun bin ich froh, dass ich mit einigen Mitautorinnen zwei Bücher veröffentlichen konnte, deren Erlös dem Deutschen Kinderhospizverein zugute kam. "Herzenswunsch" und "Abendrot und Regenbogen" und mein eigener Gedichtband "Wohlfühlgedichte". Reichtümer sind dadurch nicht zusammen gekommen. Aber vor allem durch die eigene Beteiligung der Autorinnen kam ein gewisser Betrag zustande. Das hat mir Spaß gemacht. Ich erwäge im nächsten Jahr nach meiner Pensionierung Sterbebegleitung in der Hospizarbeit zu machen. Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln.

eine interessante seite mit beiträgen zu dem thema von peter bueche

Prof. Student zum Thema Trauer, Trauerarbeit, mit Literaturempfehlungen, sogar eine Borschüre zum kostenlosen Herunterladen

traumvergessen 10.08.2012

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Kommentare (8)

ehemaliges Mitglied das finde ich wunderbar, dass du bereits in deiner Kindheit solche tiefe Einblicke hattest. Ich habe dafür etwas länger gebraucht. In der Tat ist der Glaube an ein Jenseits etwas Tröstliches, auch aus dem Studium der Bibel. Schon zu allen Zeiten haben Menschen sich nach einer höheren Macht gesehnt. Dein Vermitteln im Bibelkreis kommt deshalb authentisch rüber, weil es nicht frömmelnd ist, nicht mit dem ganzen Brimborium und den abzulehnenden Äußerlichkeiten der Kirche versehen ist. Es ist tiefste Meditation, tiefste Hingabe. Das merken die Menschen und es gibt ein letztes Glück. Da ist es doch egal, ob sich der Glaube verwirklichen lässt. Du weißt, ich mag Kant, auch er hat erkannt, dass Gott etwas Gutes ist, auch wenn er nicht mit dem menschlichen Verstand ergründbar ist. Was gut tut ist gut, so lange es keinen Schaden anrichtet.

Ich danke dir für deinen freimütigen Kommentar. Weißt du, auch was in der Bibel steht, muss nicht alles stimmen. Schön, wenn man sich daran halten kann. Ob sich Offenbarungen je verwirklichen, ob nicht vieles Zufall ist, ist doch völlig egal.

Jeder soll glauben, woran er möchte. Da hast du Recht.

Liebe Grüße
Gerd
anjeli danke für dein Feedback.
Wenn du in den Raum stellst - jeder stirbt so wie er gelebt hat - dann ist da schon etwas Wahres dran.
Menschen, die ihr ganzes Leben lang Machtmenschen waren, sind auch in den letzten Stunden von Macht geprägt (Macht über den Tod). Sie benehmen sich auch so, wenn sie die Welt verlassen müssen. Das ist aber natürlich nicht die Regel.

Ich habe mich jetzt dem zweiten Teil deiner Frage gewidmet.
Als Kind hatte ich schon Bibelunterricht. Wir hatten eine Lehrerin, die hat mir das AT und das NT so anschaulich geschildert und gut rüberbringen können, dass vieles bei mir abrufbereit gespeichert war.
Da ich auch bei meinem Einstieg in die Hospizarbeit mich sofort für den Seelsorgekreis angemeldet habe, mache ich schon seit zwei Jahren ein intensives Bibelstudium.

Alle fünf Wochen bin ich sonntags als Seelsorgerin im Hospiz. Ich bete dann mit Gläubigen und teile auch die Kommunion aus.(Ich bin katholisch getauft)

Als Kind mit der Bibel bestens vertraut, habe ich damals schon nicht an die Hölle, sowie an das Fegefeuer geglaubt.
Wie mußten ja als Kinder sonntags zur Kirche. Da meine Eltern mir das freigestellt haben, bin ich nicht hingegangen. Auch, wenn die ganze Schulklasse geschlossen in die Kirche zum Beichten ging, da bin ich immer verschwunden.
Ich habe es nicht eingesehen, zu beichten und dann anschließend 10 mal das Vaterunser zu beten.(Offenen Ärger hatte ich nie, weil meine Eltern hinter mir standen)

Ich bin dann mit 21 Jahren aus der Kirche ausgetreten.
Im Laufe der Jahre habe ich so vieles angezweifelt.
Die Sündenvergebung (nur Gott kann Sünden vergeben) den Papst als Stellvertreter Gottes (eine Anmaßung) das Zölibat,(Geldgier) den Marienkult, die Heiligenverehrung,die Fastenzeit und...

Ich habe mich auch mit dem eingestellten Link befaßt.
Peter Bueche von der kath. Fachhochschule Freiburg schreibt über die Offenbarung.
Seine Ansätze sind ja teilweise gut, aber nicht richtig.
Er sieht die Offenbarung von Johannes zeitgleich mit dem Leben des Johannes und den Problemen, die damals vorherrschten. Erfüllt hat sich die Offenbarung nicht bei ihm, er hat alles gedeutet.

Wer die Bibel als ein von Gott inspiriertes Werk versteht und daran glaubt, der glaubt natürlich auch an die Erfüllung der Offenbarung und damit an die Endzeit.
Dafür spricht, dass sich bisher alle Offenbarungen/Vorhersagen erfüllt haben, bis auf die letzte.

Jeder Mensch glaubt an das, was er für richtig hält.

anjeli
ehemaliges Mitglied der positive Umgang mit dem Tod in deiner Kindheit hat dein ganzes Wesen geprägt. In der Tat ist es dir deshalb möglich, den Tod natürlich anzusehen und Sterbebegleitung zu machen, ohne dich selbst darin zu verlieren. Du weißt dadurch besser als ich, dass viele Menschen mit dem Tod nicht fertig werden. Sie hadern im Angesicht des Todes mit dem Schicksal, ignorieren ihn sogar und lassen sich an ihren Mitmenschen negativ aus. Vielleicht liegt es auch daran, dass diese Menschen auch zu Lebzeiten schon schwierig waren. Ob das Sprichwort stimmt: Wie man gelebt hat, so stirbt man - weiß ich nicht. Allerdings wird zumindest etwas Wahres dran sein. Ich hatte leider in letzter Zeit negative Erfahrungen, die mich tief beeindruckt haben.

Ich danke dir für deinen Kommentar. Ich finde es gut, was du machst. Es gehört sicher eine große Portion Idealismus dazu, aber auch hier darf die reale Sicht nicht verstellt sein. Das weißt du selbst am Besten und dafür bewundere ich dich.

Liebe Grüße
traumvergessen - gerd
ehemaliges Mitglied du hast Recht: Sprechen - erklären und zwar realistisch - sollte man das. Das ergibt sich natürlich aus unseren Erfahrungen, aber auch aus den wissenschaftlichen Erklärungen. Leider hält man es häufig mit dem aus meiner Sicht falschen Sprichwort: Reden ist Silber, schweigen ist gold". Schade.....

Ich danke dir für deinen Kommentar.
Freundliche Grüße an dich
traumvergessen
ehemaliges Mitglied nun hast du einen Trost: man hat mit dir gefühlt, aber leider nicht mit dir gesprochen. Erklären wäre wichtig für die Verarbeitung gewesen. Leider fehlt es oft an der Ansprache. Aber ich glaube, dass es nicht nur damals so war, sondern oft auch heute noch so ist. Du hast Recht: achtsam sollte man sein. Dann gibt es keine bleibenden Narben.
Ich danke dir für deinen Kommentar.
Liebe Grüße
traumvergessen
anjeli Bei uns in der Nachbarschaft sind Kleinkinder und auch Babys
gestorben. Die Leichen der Kinder wurden zu Hause aufgebahrt.
Das Baby lag im Wäschekorb. Ich kann mich gut daran erinnern und ich fand es normal damals, dass auch Kinder gestorben sind.
Mein Opa ist gestorben, da war ich noch nicht in der Schule.
Meine Schwester und ich waren auch auf der Beerdigung. Das war früher so üblich, dass auch kleine Kinder mitgingen. Meine Mutter weinte am offen Sarg und schrie, dass der Opa mitkommen solle, Das Bild sehe ich immer noch, als meine Mutter den Arm von Opa ergriff.
Eine Schulfreundin Christa, ist mit 15 Jahren auf dem Weg zur Arbeit von einem LKW überfahren worden. Sie lag im Sarg mit einem Kopfverband und wir Schüler haben uns von ihr verabschiedet.
Ich denke mal, dass mich diese Erlebnisse geprägt haben, mich nicht negativ beeiflußt haben. Sonst wäre ich nicht in der Lage, Sterbende auf ihren letzten Weg zu begleiten.
Ich habe keine Angst vor dem Tod und auch keine Angst vor Toten.
Für mich gehört er zum Leben dazu. Viele Gläubige betrachten ihn als Feind.
Natürlich bin ich traurig, wenn ein Mensch, den ich kannte, stirbt. Auch im Hospiz sind mir einige Menschen, die ich begleitet habe, ans Herz gewachsen. Aber, ich hänge nicht in Trauer fest, sondern versuche immer Trauernden Trost zu spenden.
Es ist nicht immer einfach, aber es ist ein Geschenk, denn es kommt von den Sterbenden und den Angehörigen sehr viel zurück.
Traumvergessen, zu der anderen Thematik werde ich noch schreiben.

anjeli

Meine Oma ist gestorben, sie wohnte bei uns im Haus, als ich 12 Jahre alt war. Es war für mich normal, dass sie starb.
Traute Man sollte auf das Alter der Kinder achten.
Ich habe mit 8 Jahren, als meine Mutter starb nicht gewusst was das bedeutet.
Obwohl ich zerfetzte Menschenkörper an Straßenrändern gesehen hatte.
Ich dachte als man Mutter holte es ist so was wie Krankenhaus und sie kommt wieder. Wir haben noch lange abends am Fenster gewartet, ob sie nach Hause kommt. Als sie im Krankenhaus war, war sie Tage danach auch abends wieder gekommen.
Keiner von den Deutschen die noch im Dorf waren hat uns etwas erklärt und bis auf dem Tag danach mit Pellkartoffeln, hat sich auch niemand um uns gekümmert,versorgt.
Erst als die zwei Kleinen auch starben, dämmerte es uns, das wer stirbt für immer weg ist.
Das sollten die Menschen bedenken, wem sie wann was erklären.
Und möglichst nicht erst noch "Märchen" darüber erzählen.
Gut, dass Du das Thema ansprichst und Finchen hat auch eine Sicht aus Kinderverständnis zu gefügt.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
finchen ein interessantes Thema hast Du aufgegrifffen....
Ich bin sofort darauf angesprungen, denn mir trat mein eigenes Kindheitsbild vor Augen.
Vorallem meine Tränen, die aus Verlassenheit flossen, als mein Opa starb und ein halbes Jahr später noch meine Mutter.
Ich vergrub mich in meinem Zimmer und zerfloß......
Ich konnte nicht mehr atmen - auch nicht zur Schule gehen und wenn mich jemand ansprach, dann bin ich weggerannt.
Meine Omama nahm mich in den Arm und weinte mit mir, das war die einzige Trauerhilfe für mich.
Meine Klassenlehrerin holte mich eines Tages ab und ging mit mir Hand in Hand zur Schule hin, zwang mich aber nicht das Klassenzimmer zu betreten. Vermutlich wäre ich wieder weggerannt.
Mein Umfeld gewöhnte sich daran, daß ich "merkwürdig" geworden bin.
Ich nahm es hin - doch wirklich gefragt hat mich niemand danach - und Omama stellte keine Fragen, sie nahm mich in den Arm.
Ich wünsche keinem Kind solche harten Erfahrungen - doch aufmerksam sollten wir sein.
mit lieben Grüßen
Moni-Finchen

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