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Aktuelle Themen Antisemitismus im Rap

Edita
Edita
Mitglied

RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von Edita
als Antwort auf olga64 vom 27.04.2018, 16:56:33
Aufklärung ist immer hilfreich. Aber wie SChulen, Verbände und Vereine deeskalierend wirken sollen, erschliesst sich mir nicht.Und die zu fragende Politik: wo kennt man einem Antisemiten seine verhängnisvolle Einstellung an, wenn er sich ruhig verhält, d.h., wenn dieses Gedankengut seit vielen Generationen in deutschen Familien weitervererbt und gelebt wird? Wie soll die Politik hier rangehen, um es auszumerzen? Wie sollen diese Leute erfasst werden, wenn sie keiner kennt?Es ist leider wieder mal das typische Beispiel mit einer Forderung "an die da oben", ohne vorher zu überlegen, ob sie in irgendeiner Weise auch realisiert werden kann. Olgageschrieben von olga64
Liebe Olga - das mit der Schule habe ich ja gestern oder vorgestern auch schon erwähnt und sie haben mich das auch gefragt, leider habe ich vergessen, darauf zu antworten, entschuldigen Sie bitte - nun tue ich es hier.

Antisemitismus darf in der Schule nicht nur im Geschichtsunterricht behandelt werden und kann sogar auch losgelöst von einem konkreten Fall thematisiert werden.
Es gibt in der Hinsicht auch außerschulische Projekte und Vereine die sich schon lange mit dem Thema befassen, die kann ein  Lehrer z.B. mit ins Boot nehmen, ferner gibt es jede Menge jüdische Einrichtungen die man auch mit ins Boot nehmen kann, so daß Schüler erst mal die Möglichkeit haben Juden kennenzulernen, über ihr Leben zu erfahren, einfach persönliche Begegnungen ermöglichen!
Kommt es zu antisemitischen Beleidigungen in der Schule, dürfen Lehrer nicht weghören, sondern müssen sofort einschreiten. Beleidigungen, Beschimpfungen  haben in der Schule in der Schule nichts verloren,  egal ob dahinter Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus oder Homophobie steckt!
Dann kann man prüfen ob einem Schüler bewußt war, was er da sagt, wenn nicht, kann die Schule dort speziell einhaken,
war dem Schüler aber bewußt was er sagte, kann man rausfinden woher er seine "Weisheiten" hat, man kann auch mit den Eltern Gespräche suchen, usw, usf!
Ich bin der Meinung, daß Schule nicht nur einen Bildungsauftrag hat, sie hat auch einen Erziehungsauftrag, natürlich die Eltern auch, wenn die aber zum großen Teil versagen, sollte Schule versuchen das auszugleichen, es sollte nach Möglichkeit nicht den Kindern zum Nachteil gereichen, wenn Eltern ihrer Erziehungsaufgabe nicht gerecht werden!

Edita
olga64
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von olga64
als Antwort auf Edita vom 27.04.2018, 17:29:17

DAs wissen wir alle schon sehr lange. Ein ERziehungsauftrag an einen LehrerIn,d er bis zu 30 Schüler für jeweils 45 Minuten unter Kontrolle hat (oder haben sollte) dürfte letztendlich scheitern, wenn schon Eltern mit einem oder zwei Kindern dies nicht schaffen.
Und Kinder sind ja clever. Aus Angst vor Strafen werden sie ihre pubertären Sprüche nicht im Unterricht loslassen, sonder dann am Schulhof, im Bus oder sonstwo.
Wie ich auch immer wieder höre, beschimpfen die Schüler auch ihre Lehrer mit Schlampe oder ähnlichen Worten, die sie vermutlich von den Eltern gehört haben, wenn der Vater so mit seiner Frau im Dialog steht.
Wenn dann die Eltern vorgeladen werden, um sie zu disziplinieren, drohen die wieder mit ihren Anwälten usw.
Irgendwann werden wir so weit sein, dass ich keiner mehr für den Lehrerberuf interessiert; ähnlich wie es in der Pflege aussieht usw. Eine Überforderung darf nicht stattfinden, auch weil die Schule nicht vermehrt zur REparaturstätte von Fehlern gelten soll, die in den Elternhäusern gemacht werden. Olga

Edita
Edita
Mitglied

RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von Edita
als Antwort auf olga64 vom 27.04.2018, 18:21:08

Irgendwann werden wir so weit sein, dass ich keiner mehr für den Lehrerberuf interessiert; ähnlich wie es in der Pflege aussieht usw. Eine Überforderung darf nicht stattfinden, auch weil die Schule nicht vermehrt zur REparaturstätte von Fehlern gelten soll, die in den Elternhäusern gemacht werden. Olga
Warum sehen Sie das gar so schwarz Olga? Ich sehe das nicht so schwarz, unsere Politiker haben doch längst erkannt, daß mit der vorangegangenen rigiden Einsparpolitik Schulgebäude, Lehrer, Schüler und natürlich die Bildung oftmals, zu oft - auf der Strecke geblieben sind, nun haben wir die Probleme und es wird nach Abhilfe gesucht, Lehrer sprechen nun offen über Probleme, Politiker diskutieren über neue Rahmenbedingungen, es wird ernsthaft nach Lösungen gesucht!
Denn sie - und wir - alle wissen daß Kinder die Zukunft sind, nur  verantwortungsvoll und gut gebildete Kinder können ein Garant für eine freiheitlich demokratische Grundordnung eines Staates mit seiner Gesellschaft sein, darum darf man an ihnen am wenigsten einsparen!
Generelle Reparaturstätte Schule halte ich auch für falsch, ist ja auch nicht so, denn die Mehrheit der Kinder ist ja gut erzogen und gut gebildet, wir sprechen ja von einer Minderheit Schüler, deren Anzahl unter den momentanen Bedingungen aber immer größer zu werden droht, und ihr negativer Einfluß zu dominieren droht, vor allen Dingen aber, wenn man sich nicht um sie bemüht, sie werden ja automatisch zu unberechenbaren Erwachsenen, und das gilt es ja zu verhindern!

Edita

    

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weserstern
weserstern
Mitglied

RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von weserstern
als Antwort auf Edita vom 27.04.2018, 19:05:47

Als langjährige Elternratsvorsitzende an allen Schulsytemen, dazu noch die heutige Situation meiner Enkel beobachtend und die Erfahrungen all meiner Schulkameraden, die noch heute diesen Job ausüben, habe ich eine andere Sichtweise.

Viele Beiträge,in unseren regionalen Zeitungen , wo sich viele Schulleiter äußern, auch meine Schulfreundin ,   zeigen die viele Probleme der Integration und auch der Inklusion auf .

Da können wir uns noch glücklich schätzen eine kleine Grundschule hier vor Ort zu haben. In vielen anderen Bereichen und Orten  sieht es ganz anders aus..

Deshalb kämpfe ich , mit anderen Mitstreitern seit vielen Jahren , um den Erhalt unserer kleinen Grundschulen hier vor Ort , um den Kindern alles dies zu gewähren , was du in deinem Beitrag geschildert hast.

Gruß weserstern

 

mane
mane
Mitglied

RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von mane
als Antwort auf Edita vom 26.04.2018, 14:00:52
Es wäre aber wünschenswert, wenn verantwortliche Erziehungsberechtigte mit ihren Kindern über dieses Thema sprächen und sie über die Vergangenheit, dem Nazideutschland, aufklären würden.

LG - Naturella
 
Das ist der Punkt! Leider aber kann man sich auf die Erziehungsberechtigten nicht verlassen, also muß es ein Thema der Bildungspolitik sein, und zwar mit Benotung, Religion weglassen oder vernachlässigen, und dafür die unrühmliche Geschichte Deutschlands, vielleicht auch aus Prävention -  mit Bezug auf heutige " Fakten " und Probleme!
4 von 10 14-jährigen Schülern wissen nicht was "Auschwitz" ist und was es bedeutet, wie sollen die dann solche Texte verstehen oder gar als rechtsextrem be - oder gar verurteilen?

Edita
 

 
Hallo Edita,
du hast Recht, es herrscht bei vielen Jugendlichen ein Mangel an Geschichtswissen, auch was die Zeit des Nationalsozialismus und Auschwitz betrifft. In manchen Bundesländern ist Geschichte kein eigenständiges Schulfach mehr, sondern wird im Verbund mit Geographie und Politik gelehrt, das bedeutet, dass viel weniger Zeit für den Stoff bleibt.

Kristine schreibt:

„Müßte nicht vielmehr genau dieses Thema im Schulunterricht noch intensiver aber vor allem sensibler bearbeitet werden, damit die Jugend auch manches besser einordnen könnte...woher sollen sie es denn besser wissen..., wieviel wird nur noch nach Hörensagen verbreitet, ohne wirkliches Wissen.“

Für mich ist hier „sensibel“ das Schlüsselwort. Es gilt, die Kinder für Geschichte zu sensibilisieren, auch jene mit einer Zuwanderungsgeschichte.
Viele Schüler haben keinen persönlichen Bezug mehr zu der Nazizeit. Die Eltern, aber auch viele Großeltern sind nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, was oft dazu führt, dass die NS-Verbrechen zu Hause kaum noch ein Thema ist. Die letzten Zeitzeugen werden nicht mehr lange leben.

Edita: „Antisemitismus darf in der Schule nicht nur im Geschichtsunterricht behandelt werden und kann sogar auch losgelöst von einem konkreten Fall thematisiert werden. Es gibt in der Hinsicht auch außerschulische Projekte und Vereine die sich schon lange mit dem Thema befassen, die kann ein  Lehrer z.B. mit ins Boot nehmen, ferner gibt es jede Menge jüdische Einrichtungen die man auch mit ins Boot nehmen kann, so daß Schüler erst mal die Möglichkeit haben Juden kennenzulernen, über ihr Leben zu erfahren, einfach persönliche Begegnungen ermöglichen!“

Das ist richtig, Edita. Wenn Schüler einen persönlichen Bezug zu dem Geschehen herstellen können, sind sie eher zu erreichen. Dazu gehört auch der Besuch in einem Konzentrationslager, welcher gut vorbereitet  und nachbereitet werden muss. Das Land NRW unterstützt diese Vorbereitung mit Sonderheften und Info-Material, aber auch personell.
Wenn die Schüler darüber hinaus die Möglichkeit bekommen, einige Tage vor Ort zu bleiben, z.B. in Krakau. Dort würden sie eine jüdische blühende Gemeinde erleben und erfahren, was das bedeutet.
Auch Gespräche mit Zeitzeugen sollten ermöglicht werden.
Gruß Mane
 
werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf mane vom 28.04.2018, 14:36:35

Ich möchte meine Aussage noch erweitern und erinnere mich daran, als der Film "Schindlers Liste" in die Kinos kam..., sehr viele Schulklassen haben diesen Film nach intensiver Vorbereitung zusammen gesehen und ausgewertet.

In Berlin gibt es ja u.a. in Mitte das "Holocaustdenkmal", was wohl nicht nur jeder Tourist sehen sollte sondern auch Schulklassen.

Was wohl wichtig wäre ist, eine Verbindung schaffen zwischen theoretischen und praktischen Schulungen, denn nur so kann man wohl auch in zukünftigen Generationen dieses Thema aufrechterhalten.

Theorie ist nunmal die eine Seite aber etwas zu sehen, aufzunehmen, die andere.
Oft bleiben genau diese Dinge aber ganz tief drinnen "hängen".

Dennoch ist zu befürchten, dass dieses sensible Thema aus dem Focus verschwinden könnte..., denn dieses Thema wird doch nicht ständig z.b. in Familien "behandelt" und somit wird das Interesse daran immer weniger werden.
Hier gibt es nur die Möglichkeit, dieses Thema im Geschichtsunterricht intensiv zu vermitteln.

Kristine
 


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olga64
olga64
Mitglied

RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von olga64
als Antwort auf weserstern vom 27.04.2018, 19:38:55
 
 
Da können wir uns noch glücklich schätzen eine kleine Grundschule hier vor Ort zu haben. In vielen anderen Bereichen und Orten  sieht es ganz anders aus..

Deshalb kämpfe ich , mit anderen Mitstreitern seit vielen Jahren , um den Erhalt unserer kleinen Grundschulen hier vor Ort , um den Kindern alles dies zu gewähren , was du in deinem Beitrag geschildert hast.

Gruß weserstern

 
Dieser Kampf, eine "kleine Grundschule" vor Ort zu halten (und dafür auch Lehrer zu finden,die dort unterrichten wollen), dürfte aber nur gelingen, wenn auch genügend ausländische Familien sich dort ansiedeln und dafür sorgen,d ass Kinder geboren werden, die dann diese Schulen besuchen.
In vielen Gebieten und bevor die Flüchtlinge zu uns kamen war das ja das Problem, dass den Grundschulen die Schüler abhandengekommen sind, weil sie nicht mehr geboren wurden. Und im Zuge dieser Tatsache entschieden sich dann auch junge Menschen, nicht mehr auf Lehramt zu studieren, weil sie befürchteten, in einigen Landstrichen keinen Job mehr zu bekommen.
Und bei allen Überlegungen und Betrachtungen: Bildungspolitik ist Ländersache und es gibt Bundesländer, wo es gut klappt und leider auch die anderen; von dort ziehen dann Eltern mit Kindern gerne um in die Länder, wo die Bildungspolitik einen guten Ruf hat, welcher dann ebenfalls wieder die Lehrer anzieht. Olga
mane
mane
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von mane
als Antwort auf werderanerin vom 30.04.2018, 13:17:26

Liebe Kristine,

es scheint mir wichtig, den Geschichtsunterricht den veränderte Lebenssituationen jeder neuen Generation anzupassen. Konzepte, die vor Jahren noch wirkungsvoll waren, müssen dies nicht bis heute sein. Gespräche mit Zeitzeugen sind bald nicht mehr möglich, also muss auf andere Weise versucht werden, bei Jugendlichen die notwendige Empathie als Schlüssel für ihr Verständnis zu erreichen.
Da bieten sich entsprechende Filme, wie der von dir erwähnte „Schindlers Liste“ an oder die Tagebücher der Anne Frank. Zusätzlich zu dem bereits erwähnten Vorschlägen, kann das Jugendliche für die Gefahren des Antisemitismus sensibilisieren. Empathie halte ich für eine notwendige Voraussetzung, die gelingt aber nicht durch Zwang oder moralisierende Vorträge  –  das ist eher kontraproduktiv und könnte eine Abwehrhaltung erzeugen.
Mane
 
Edita
Edita
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von Edita
als Antwort auf mane vom 01.05.2018, 18:35:06

Das Internationale Auschwitz-Komitee hat die beiden Diss-Rapper in die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau eingeladen, und zwar genau am 3.Juni, dem Tag an dem deutsche und polnische Jugendliche dort vor Ort sind und den Mitarbeitern der Gedenkstätte bei der Pflege helfen!
Ich glaube, wenn sie sich darauf einlassen, sind sie bis an ihr Lebensende von genereller und verächtlicher Arroganz - über Andersgläubige, Andersdenkende und Anderslebende Menschen  "befreit"!

Edita

mane
mane
Mitglied

RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von mane
als Antwort auf Edita vom 02.05.2018, 08:18:12

Das wäre zu begrüßen, liebe Edita. Gestehen wir ihnen zu, dass sie lernfähig sind und ihre antisemitischen Vorurteile überwinden können. In der Regel funktioniert das vor allem bei denjenigen, die sich bisher kaum mit der Geschichte und den daraus folgenden Lehren auseinandergesetzt haben.
Wenn man dieser Logik folgt, müsste man versuchen, all die Käufer der Alben von Kollegah und Farid Bang durch einen Besuch in Auschwitz zu kurieren. Zwang funktioniert meiner Meinung nach jedoch nicht. 

Heute las ich in unserer Tageszeitung, dass die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung gegen die beiden Rapper ermittelt. Es seien zwei Strafanzeigen eingegangen und nun werden die Liedtexte auf ihre strafrechtliche Relevanz überprüft.
Mane
 

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