Innenpolitik Al-Quds-Tag

Edita
Edita
Mitglied

Re: Al-Quds-Tag
geschrieben von Edita
als Antwort auf adam vom 05.07.2016, 12:30:30
Nein Edfita,
es ist nicht verheerend stimmungsmachend, sondern es stimmt. Der Antisemitismus ist in der arabischen Welt ein Teil des Denkens, die Menschen wurden und werden so erzogen. Darauf muß aufmersam gemacht werden und dem muß entgegen gewirkt werden.
Überhaupt den Antisemitismus der Nazizeit in Zusammenhang mit Muslimen zu bringen, ist paradox.
adam
geschrieben von adam


Edfita gefällt mir auch!

Ich gebe zu, daß meine Meinung zu diesem Thema mehr oder weniger eine äußerst subjektive Bauchentscheidung war, die ganz sicher auch von den z.Z. stattfindenden " Ereignissen und Veröffentlichungen " beeinflußt sind, bis vor ein paar Stunden, da habe ich einen Link von Matthias Küntzel entdeckt, und seither mit Unterbrechungen schon drei mal gelesen, und siehe da, es ergibt sich noch mal ein anderer Blick auf das Thema, jedenfalls für mich, denn den Al_Quds-Tag gibt es ja noch nicht soo lange, und so bin ich auf die Suche gegangen, was denn da im Nahen Osten und im Iran so los war, und der Satz von Chominei und seinen Ayatolla -Kollegen " Nur indem man das „Palästina-Problem“ als ein islamisches und nicht bloß arabisches Problem verstehe, nur als muslimische Einheit, könne man Israel vernichten " ist mir so aufgestoßen, daß ich auf Suche zu weiterer Erklärung gegangen bin!
Und bin auch fündig geworden :
" Sie erlauben uns erstens, die Frage nach den Wurzeln des arabischen Antisemitismus präziser als bisher zu beantworten.

So hatte es noch Anfang der Dreißigerjahren mehrere miteinander konkurrierende Erklärungsraster gegeben, um den Palästinakonflikt zu deuten und gegebenenfalls zu lösen – der antisemitische Ansatz, den der Mufti von Jerusalem bereits vor 1933 verfolgte, war nur einer von vielen.

In diese Gemengelage griffen die nationalsozialistischen Propagandisten von außen ein. Sie nutzten den Palästinakonflikt als Vehikel, um ihren Judenhass größtmöglich zu verbreiten und arbeiteten hierbei mit der jungen islamistischen Bewegung, die den Zionismus aus religiösen Erwägungen als ihren Todfeind betrachtete, zusammen.

Die suggestive Mixtur aus NS-Losung, Koransure und Zitat aus den “Protokollen der Weisen von Zion”, die die Radioprogramme der Nazis den analphabetisierten Massen seit 1939 zuteilwerden ließen, verfehlte ihre Wirkung nicht. Allmählich begann ein relevanter Teil der arabischen Welt den Nahostkonflikt durch eine antisemitische Brille zu betrachten.

Es war, um Jean-Paul Sartres “Betrachtungen zur Judenfrage” zu paraphrasieren, nicht länger “die Erfahrung, die den Begriff des Juden schaffte.” Stattdessen “fälschte das Vorurteil die Erfahrung.”[20]

Die neue Forschung erlaubt uns zweitens, den neuralgischen Wendepunkt im Nahostkonflikts – die Ereignisse von 1947 und 1948 – neu in den Blick zu nehmen.

Am 29. November 1947 beschlossen die Vereinten Nationen die Zweistaatenlösung für Palästina. Seither führten zunächst arabische Freischärler und später ganze arabische Armeen Krieg, um die Umsetzung des VN-Beschlusses zu verhindern. Nicht die Gründung des jüdischen Staats, wie im Handbuch des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung behauptet, sondern dieser Krieg und die 1949 besiegelte Niederlage der arabischen Armeen lösten die massenhafte Flucht und Vertreibung von Arabern aus Palästina mit all den bekannten Folgen aus.

Wenn aber stimmt, was Hillel Cohen als ein Resultat seiner Studien berichtet, wenn “kaum bezweifelt werden kann, dass die inflexible Haltung des Mufti und dessen Weigerung, irgendeinen Teilungsplan zu akzeptieren die entscheidenden Gründe für den Ausbruch des Krieges von 1948 gewesen sind”[21] und wenn es stimmt, dass eine Mehrheit der palästinensischen Araber diesen Krieg ablehnte, sodass die eigentliche Machtbasis des Mufti die notorisch antisemitische Muslimbruderschaft war – dann verändert auch dies unseren Blick auf den Nahostkonflikt.

Dann nämlich gälte es als erwiesen, dass der Antisemitismus – von den Nazis zwischen 1939 und 1945 systematisch verbreitet und von Amin el-Husseini und der Muslimbruderschaft zwischen 1946 und 1948 weiter geschürt – der Auslöser war, der diese wesentlichste aller Zuspitzungen im Nahostkonflikt provozierte.

Aus beiden Erkenntnissen würde folgen, dass die Politik Israels für diesen Judenhass nur sehr bedingt verantwortlich gemacht werden kann, dass der Antisemitismus in Nahost nicht weniger gefährlich ist, als sein europäischer Vorläufer, und dass, wer den Nahostkonflikt wirklich lösen will, zuerst dieser Ideologie entgegentreten muss. "


Ich weiß, es ist schon wieder so eine lange Kopie, aber ich halte es für wichtig, sich so viel Information wie möglich zu beschaffen, um dem Thema so gut wie nur irgend möglich gerecht zu werden!
Und demnach lieber Adam, erweist sich Dein letzter Satz als Trugschluß! Die Nazidiktatur hat weitaus mehr auf dem Gewissen als die Zeit von 39-45!?

Edfita

Hat Israel am arabischen Antisemitismus schuld
Re: Al-Quds-Tag
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 05.07.2016, 12:30:30
Hi adam,
ja es stimmt weitgehenst, was Du da schreibst. In der gesamten Levante glaubt JEDER Muslim, dass die Juden arabische/palästinensische Kinder fangen und essen und sofort kommen Hasstiraden, wenn es um Juden oder Israelis geht. Will man ergründen, warum sie so hassen, kommen sie nicht weiter, sie wissen es einfach nicht und kennen nicht einmal die Geschichte. Einzig die Einstellung der Sufis und der unmittelbaren Nachbarn von Juden in gewachsenen, alten Gemeinden wie vor allem in Marokko unterscheiden sich da - aber auch dort wird böse Saat gesät. Leider.

Judenhass, Nazis und Muslime laufen Geschichtlich da zusammen, wo Hitler junge freiwillige Muslime als Soldaten verpflichten durfte - ein wenig beleuchtetes Kapitel.
Re: Al-Quds-Tag
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2016, 15:17:11
Und wie ist es umgekehrt?

Es gibt einen großen Rassismus von den Israelis gegenüber den Palästinensern in Israel, da ist der Hass ganz genauso groß.
Nicht einmal Politiker scheuen sich, nicht nur zum Hass, sondern zum Mord gegen sie aufzurufen.

Die beiden Gruppen stehen sich in nichts nach. Nur mit dem Unterschied, dass die Israelis am längeren Hebel sitzen und die Palästinenser weniger bzw. andere oder keine Rechte haben, viele ihrer ihre Dörfer laufend zerstört und sie fortlaufend weiter vertrieben werden.

Es gibt ein himmelschreiendes Unrecht in den besetzten Gebieten. Aber das darf weder erwähnt noch veröffentlich werden, denn dann ist man sofort eine Antisemitin. Deshalb wird dieses Land mit ganz anderen Maßstäben gemessen als jedes andere Land. Jedes andere Land wäre schon ganz anders von der Weltgemeinschft verurteilt worden, wenn es in dieser Weise mit einem besetzten Volk umgehen würde.

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olga64
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Re: Al-Quds-Tag
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2016, 15:17:11
IN diesen TAgen jährt sich zum 40. Mal die Flugzeugentführung von Entebbe, wo auch deutsche Terroristen der sog. Roten Zellen beteiligt waren. Diese agierten unter dem Motto "BEfreiung von Palästina" und selektierten im Hangar in Entebbe die jüdischen/israelischen Geiseln von den Andersgläubigen. So richtig nach schlechter Väter Sitte, die dies seinerzeit in den KZ`s und anderswo machten;dabei wollten die RAF und ihre Artverwandten genau diese Verfehlungen der Vorgänger-Generation rächen.

Die GEiseln wurden grossenteils von Israelis befreit; ein Bruder von Herrn Netanjahu wurde getötet (er selbst war damals als junger Mann zum Studium in den USA). DAran muss ich intensiv denken,wenn ich diese Diskussion hier lese, wie gesagt 40 Jahre später. Olga
Edita
Edita
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Re: Al-Quds-Tag
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2016, 15:59:38
Und wie ist es umgekehrt?
Es gibt einen großen Rassismus von den Israelis gegenüber den Palästinensern in Israel, da ist der Hass ganz genauso groß.


Natürlich hast Du recht Marina, aber jetzt wollen wir ja erst mal den Hass von Moslems auf Juden aufdröseln, denn der wird ja meist "nur" religiös mit dem Koran und dem Mittelalter begründet, niemand nimmt Rücksicht darauf, daß hier die Spuren der Nazizeit auch nach fast 80 Jahren noch nicht beseitigt sind!

Edita
Re: Al-Quds-Tag
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2016, 15:59:38
Und wie ist es umgekehrt?

Es gibt einen großen Rassismus von den Israelis gegenüber den Palästinensern in Israel, da ist der Hass ganz genauso groß.
Nicht einmal Politiker scheuen sich, nicht nur zum Hass, sondern zum Mord gegen sie aufzurufen.

Die beiden Gruppen stehen sich in nichts nach. Nur mit dem Unterschied, dass die Israelis am längeren Hebel sitzen und die Palästinenser weniger bzw. andere oder keine Rechte haben, viele ihrer ihre Dörfer laufend zerstört und sie fortlaufend weiter vertrieben werden.

Es gibt ein himmelschreiendes Unrecht in den besetzten Gebieten. Aber das darf weder erwähnt noch veröffentlich werden, denn dann ist man sofort eine Antisemitin. Deshalb wird dieses Land mit ganz anderen Maßstäben gemessen als jedes andere Land. Jedes andere Land wäre schon ganz anders von der Weltgemeinschft verurteilt worden, wenn es in dieser Weise mit einem besetzten Volk umgehen würde.


Hallo marina, sicher gibt es auch das aber bei weitem nicht so ausgeprägt wie umgekehrt. Hier liest und hört man immer nur von den Scheusslichkeiten. Wie viele schwer verletzte und kranke Muslims aus Gaza usw in Israel kostenlos behandelt werden, wie vielen syrischen Flüchtlingen die med. Hilfe brauchen, geholfen wird usw. usw. - das wird nicht erzählt und unter den Tisch geschoben.

Rassismus ist das falsche Wort, Martina - denn die Tzabarim, die seit Generationen in der Region Palästina geborenen Juden, unterscheiden sich "rassisch" nicht von den Arabern, nur die Religion, die pol. Ansichten und der Hass trennt sie. Du solltest einmal nach Tel Aviv kommen und sehen, wie viele muslimische Araber sich sehr wohl fühlen in Israel und sie würden in keinem anderen Land leben wollen.

Warum also wird immer wieder hier betont, dass es keine menschlichen Rassen gibt, wirft aber gerne mit dem Ausdruck "Rassismus" sehr grosszügig um sich?

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass es in diesem Thema um Al-Quds geht und den nicht zu leugnenden Hass der meisten Mulims auf Juden - der wird dadurch nicht besser und harmloser, dass Du hier mit dem "Rassismus der Juden" versuchst, diesen real existierenden Hass abzuschwächen.

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adam
adam
Mitglied

Re: Al-Quds-Tag
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2016, 20:07:27
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass es in diesem Thema um Al-Quds geht und den nicht zu leugnenden Hass der meisten Mulims auf Juden - der wird dadurch nicht besser und harmloser, dass Du hier mit dem "Rassismus der Juden" versuchst, diesen real existierenden Hass abzuschwächen.


Genau so ist das, wolkenschieber.

Es ist schon erstaunlich, welche Begründungen, synonym für Entschuldigungen, dafür gefunden werden, die den Rassismus gegen Juden relativieren, bis hin zu als berechtigt hinstellen.

--

adam
Re: Al-Quds-Tag
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2016, 20:07:27
Du solltest eigentlich wissen, dass der Begriff "Rassismus" schon lange nicht mehr in der Weise gebraucht wird, dass er verschiedene Rassen implizieren würde, sondern ganz allgemein für die Vorurteile und den Hass gegenüber anderen Ethnien oder Religionen.

Und wenn hier schon so einseitig die muslimische Seite allein angeprangert wird, dann schwäche ich keineswegs ab, wenn ich den Hass der anderen Seite auch erwähne. Das willst du nicht wahrhaben, ist schon klar, ich habe keine andere Antwort erwartet.

Dass es auf israelischer Seite auch Idealisten gibt, die Palästinensern medizinisch helfen, das ist mir wohl bekannt, darunter zählen zum Beispiel die "Physicians for human rights", die dann die Menschen zusammenflicken dürfen, die vorher vom israelischen Militär angegriffen wurden. Solche Idealisten gibt es aber auch auf muslimischer Seite, in jeder Gesellschaft gibt es solche und solche. Es gab sogar mal einen Palästinenser, der die Organe seines vom israelischen Militär erschossenen Kindes an israelische Kinder gespendet hat, die Geschichte ist auch verfilmt worden, hier ein Link dazu: Das Herz von Jenin.
Solche Leute sind aber nicht die Mehrheit, sondern eine Minderheit, die Mehrheit wird auf Hass gedrillt, und zwar von beiden Seiten.

Die meisten von euch haben gar keine Ahnung, was in den besetzten Gebieten passiert, weil die Medien nicht darüber berichten (wegen des dann sofort zu erwartenden Antisemitismusvorwurfs) und man es nur über Menschenrechtsorganisationen erfährt. Von Tel Aviv rede ich nicht, das ist eine Weltstadt, die nicht zu den besetzten Gebieten gehört, und die muss sowieso mit anderen Maßstäben gemessen werden. Aber auch hier haben die Araber nicht die gleichen Rechte wie die Israelis und sind keineswegs so glücklich, wie du uns hier glauben machen willst, ich habe selber schon einige von ihnen kennengelernt und mit ihnen gesprochen.

Du kannst mir glauben, dass ich durch meine Arbeit einige mehr Informationen darüber habe, die ich jetzt gar nicht ausbreiten möchte, sonst komme ich nie zu einem Ende.

Am besten lassen wir das, es bringt nichts. Am Ende stehe ich wieder als Antisemitin da, weil ich es wage, diesen Apartheidsstaat und seine menschenverachtenden Methoden, die im Übrigen sogar völkerrechtswidrig sind, zu kritisieren.

Hass kommt vom Hass, so einfach ist das. Es ist also sehr einfach, nur eine Seite zu kritisieren und die andere völlig außer acht zu lassen, denn der Hass des einen bedingt den Hass des anderen.

Schließen wir das Thema, das ist wirklich besser.
Re: Al-Quds-Tag
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2016, 21:02:26
Durch Deine Arbeit am Schreibtisch mit Berichten aus 3. Hand, ja? Oder bist Du vor Ort. Aktuell einmal gewesen oder in der Vergangenheit? Ich habe sehr wohl beide Seiten beschrieben, Du aber reitest nur auf dem hass der Juden gegen Araber herum, was soll das? Bitte bleib doch beim THEMA!!!!

Sorry aber für so wirklich kompetent halte ich Dich dann nicht. Beide Seiten - besonders aber die Palestinians - werden immer wieder überführt, dass sie Lügen, dass ganze Clans nach Hollywood Manier sich in Szene setzen, da werden böse Israelische Soldaten gefilmt, die arabischen Slang sprechen und veraltete Uniformen tragen - sorry aber das ist schlechte, ganz schlechte Stimmungsmache die nicht glaubwürdig macht und nun kannst Du, die das offenbar zu bestimmen hat, das Thema gerne beenden, I am off.
Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Al-Quds-Tag
geschrieben von Tina1
als Antwort auf adam vom 05.07.2016, 20:59:12
an Marina:

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass es in diesem Thema um Al-Quds geht und den nicht zu leugnenden Hass der meisten Mulims auf Juden - der wird dadurch nicht besser und harmloser, dass Du hier mit dem "Rassismus der Juden" versuchst, diesen real existierenden Hass abzuschwächen.
geschrieben von adam

Genau so ist das, wolkenschieber.

Es ist schon erstaunlich, welche Begründungen, synonym für Entschuldigungen, dafür gefunden werden, die den Rassismus gegen Juden relativieren, bis hin zu als berechtigt hinstellen.
adam


Adam ich stimme euch zu, ich finde es auch erstaunlich, wie man mit allen Mitteln versucht den Rassismus gegen Juden in Deutschland zu relativieren.
Diesen real existierender Hass gegen Juden findet man ja nicht nur auf den Demonstrationen gegen Israel, sondern den erleben die Juden schon länger im Alltag, auf den Straßen, besonders in Berlin. Darüber gibt es viele Berichte von Betroffenen. Lehrer berichten schon länger vom Judenhass in den Schulen. Sie gehen damit an die Öffentlichkeit. Muslime berichten aus ihren Erfahrungen, dass in arabischen Ländern u. in manchen muslimischen Familien in Deutschland, Kindern antisemitischer Hass und Verschwörungstheorien vermittelt werden. Das alles wird ignoriert, am liebsten würde man es verschweigen. Anstatt es zum Thema zu machen und solche Ausschreitungen zu verurteilen. Dafür zu sein, das man schon in den Schulen die arabischen Kinder aufklärt. So wie es Ahmad Mansour mit seinem Berliner Heroes-Projekt in Angriff genommen hat.
Der Berliner Rabbiner Daniel Alter widmete Ahmad Mansour und dem Berliner Heroes-Projekt seinen Bambi-Preis für Integration.
Tina
Linktipp:Antisemitismus in Berlin
Die Angst im Nacken: Jüdische Lehrer fühlen sich in manchen Berliner Klassen unwohl.

„Du Jude!“

Nein, dies ist kein Zitat aus dem „Stürmer“, sondern eine verbreitete Beschimpfung auf Berliner Schulhöfen und Straßen. Unsere Autorin weiß, wovon sie redet: Sie ist Jüdin und Lehrerin in Charlottenburg-Wilmersdorf. Ein Brandbrief
.

Ich bin gebürtige Jüdin, Lehrerin an einer Berliner Sekundarschule, ich lebe von Geburt an in diesem Land. Dies ist ein Frontbericht.

Israel oder Judentum im Unterricht lieber aussparen

Für den Hintergrund muss ich kurz meine Schule schildern: extrem hoher Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, hoher Anteil von Schülern aus sehr bildungsfernen Schichten, unter beiden Kategorien ein sehr hoher Anteil an arabischen Kindern.

Meine Kollegin vergaß eines Tages, dass sie noch ihren Davidsstern um den Hals trug. Fataler Fehler. Seither fallen permanent antijüdische und antiisraelische Sprüche im Unterricht. Auf der Straße wird ihr „Du Jude, verrecke“ hinterhergerufen.

Thema Israel oder Judentum im Ethik- oder Geschichtsunterricht? Besser nicht, da startet gleich eine kleine Intifada im Klassenraum. Da ist einer Christ? „Du Hund!“ Beliebtestes Schimpfwort auf dem Schulhof und im Unterricht? „Du Jude!“ Das ist ja inzwischen an vielen anderen Schulen auch so.

Wo soll das Aufbegehren der Bevölkerung gegen Antisemitismus herkommen, wenn nicht einmal Staatsorgane dagegen vorgehen? Wo ist hier die „immerwährende Verantwortung“ (Zitat Angela Merkel)? Und selbst wenn diese Anfeindungen an höherer Stelle gemeldet würden, selbst wenn ein Antisemitismusbeauftragter vor Ort erschiene, selbst dann frage ich: Was würde schon passieren? Die arabischen Jugendlichen jedenfalls würden sich kringelig lachen.

Den Deutschen, das ist mein Eindruck nach einem 35-jährigen Leben in Deutschland, sind Juden egal. Hauptsache, wir erinnern sie nicht an diese schlimme Sache damals. Hauptsache, wir sind schön unsichtbar. Hassen, nein, hassen tun sie uns nicht. Das übernehmen in diesem Land und in Europa die Araber, oder jedenfalls eine bedrohliche Vielzahl von ihnen. Und das deutsche Volk schaut zu. Jüdische Schüler gibt es an meiner Schule schon lange nicht mehr. Die waren dann offenbar doch zu „empfindlich“.

In einer Stadt und einem Land, wo ich mich nicht mehr traue, meinen Schülern die israelischen Vornamen meiner Kinder zu verraten, in einem Land und einer EU, wo ich mich nicht mehr trauen kann, meinen Davidsstern sichtbar zu tragen, wo Juden auf offener Straße und vor der eigenen Haustür krankenhausreif geschlagen werden, warte ich eigentlich nur noch auf grölende Horden. Wie damals. von mir fett gedruckt .
geschrieben von Hannah Kushnir


Linktipp:Der Antisemitismus auf den Straßen Berlins
Auch wenn der Regierende Bürgermeister Michael Müller kein Problem beim Kippa-Tragen sieht: Es gibt offenen Antisemitismus auf unseren Straßen, auch in Berlin. Diesen zu ächten muss gesellschaftlicher Konsens werden.

Der Antisemitismus unter Muslimen muss ernst genommen werden.

Er reagiert damit auf eine Warnung des Zentralrats der Juden. Dessen Präsident Josef Schuster – ein besonnener, nicht zu alarmistischen Tönen neigender Mann – rät davon ab, die traditionelle jüdische Kopfbedeckung in „Problemvierteln“ mit hohem muslimischen Bevölkerungsanteil offen zu zeigen. Sich dort als Jude zu erkennen geben? Besser nicht, zu riskant. Das gelte nicht allein, aber speziell für Berlin. Und der Zentralrat der Muslime hält die Ängste für berechtigt.

Zur notwendigen Ehrlichkeit gehört denn auch, den Antisemitismus unter Muslimen als Gefahr ernst zu nehmen. Denn es gibt ihn. Und er wird von Juden als zunehmend bedrohlich empfunden. Die islamistisch motivierten Anschläge auf ein koscheres Geschäft in Paris und eine Synagoge in Kopenhagen dürften selbst den Unbedarftesten vor Augen geführt haben, dass Juden zum Ziel blutiger Gewalt werden, nur weil sie Juden sind. Klar, das ist die extremste Form des Antisemitismus. Aber wenn – wie während des Gazakriegs im Sommer geschehen – arabische Jugendliche auf deutschen Straßen „Tod den Juden“ skandieren, muss auch das alle alarmieren. Und es braucht eine starke Antwort darauf. Politik wie Gesellschaft sind gleichermaßen in der Pflicht. von mir fett gedruckt
geschrieben von Christian Böhme


Linktipp: Juden in Berlin haben wieder Angst

Seit den hasserfüllten Juli-Demonstrationen werden Juden auf offener Straße beschimpft. Wer greift ein, fragt Gunnar Schupelius.

Juden in Berlin haben Angst. Wovor? Sich als Jude erkennbar auf der Straße zu zeigen. Es könnte Unheil provozieren. Ein Rabbiner erzählte mir: „Seit Ende Juli verging kein Sonnabend mehr, an dem ich nicht auf offener Straße beleidigt oder bedroht wurde.“

Sonnabends feiern die Juden den Schabbat, den höchsten Tag der Woche. Der Rabbiner geht die paar Schritte von seinem Haus zur Synagoge, gekleidet im Talar. Dann hält ein Auto, die Scheiben werden heruntergedreht und drei oder vier Männer schreien irgendeinen Satz, in dem das Wort „Gas“ vorkommt. Die Männer, die das rufen, sind nicht deutscher Herkunft.

Das sagte mir der Rabbiner. Ich kenne ihn gut, er übertreibt nie, im Gegenteil. Diese Geschichten erzählte er mir ungern. Nach und nach rückte er damit heraus. Das konnte ich verstehen. Wer berichtet gerne von seiner eigenen Demütigung?

Was ist vor den sechs Wochen geschehen, die der Rabbiner erwähnt? Ende Juli zogen Demonstranten durch Berlin und behaupteten, der Staat Israel sei ein Kriegstreiber. Viele von ihnen nahmen alle Juden in Sippenhaft. Hass brach auf. Männer skandierten: „Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein!“

Es war wie ein Tabubruch. Plötzlich fielen die Hemmschwellen. Und seitdem haben mir schon einige Juden berichtet, dass sie das Fallen der Hemmschwellen zu spüren bekommen. Plötzlich wird ihnen auf der Straße nachgerufen, wo sie sich bisher sicher fühlten. Frauen nehmen den Davidstern ab, der ihnen als Schmuck um den Hals hing. Männer entfernen ihre Kippa oder fahren lieber Auto statt U-Bahn. von mir fett gedruckt
geschrieben von Gunnar Schupelius

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