Innenpolitik Antisemitismus

justus39
justus39
Mitglied

RE: Antisemitismus
geschrieben von justus39
als Antwort auf dutchweepee vom 15.12.2017, 09:05:27
Allerdings ist die Lebenserfahrung in Gaza und den Flüchtlingslagern in den Augen dieser Jugendlichen nicht weit entfernt von Theresienstadt und anderen Ghettos, die die Faschisten eingerichtet haben.

Aus diesem Grunde sollte man doch eigentlich meinen, dass sie jetzt ganz andere Probleme hätten, als Fahnen zu basteln um sie dann öffentlich zu verbrennen, und das nur weil 3.000 km entfernt die amerikanischen Botschaft in eine andere Stadt verlegt wird.
justus
 
 
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Antisemitismus
geschrieben von Mareike
als Antwort auf dutchweepee vom 15.12.2017, 09:05:27


Aus der Schule nehmen sie kaum Informationen mit. Der Rest ihrer Unbildung kommt aus dem Netz
Meine Enkelin beschrieb es dieser Tagen in 2 Sätzen:
Sie beschreibt einen Flüchtling aus ihrer 10. Klasse: "Er kommt aus einer schecklichen Welt. Er schaut uns nur an, versteht unsere Welt nicht und sein einziges gesprochenes Wort ist: WARUM?"
WARUM?
Monja_moin
Monja_moin
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RE: Antisemitismus
geschrieben von Monja_moin
als Antwort auf wandersmann vom 15.12.2017, 10:43:19
 
Dass wir neuerdings wieder für die Sicherheit  von jüdischen Mitbürgern sorgen müssen, das ist wahrlich schwer erträglich.
Aber offensichtlich sind wir, getragen vom Hass unserer Neuzugänge, mal wieder soweit. Sollen denn jüdische Feste künftig in einer Weise gesichert werden, wie Fußballspiele oder Weihnachtsmärkte?


 
Nun, "neuerdingsfür Sicherheit von jüdischen Mitbürgern sorgen", ist wohl nicht so.
Leider mußten schon vorher jüdische Gemeinden / Synagogen durch Polizeischutz gesichert werden und zwar vor deutschen rechtslastigen Bürgern!

In Berlin vor dem Centrum Judaicum standen so lange ich mich erinnern kann immer Polizisten die kontrollierten wer das Gebäude betritt und absicherten.
Bei vielen anderen jüdischen Gemeinden ist es ebenso.

Hier ein Foto von 2008:


Das hat nichts mit den von Dir genannten "Neuzugängen" zu tun!
Feste und Veranstaltungen mußten leider schon immer besonders abgesichtert wrden


Monja.

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Edita
Edita
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RE: Antisemitismus
geschrieben von Edita
als Antwort auf Monja_moin vom 15.12.2017, 13:22:51
Nun, "neuerdingsfür Sicherheit von jüdischen Mitbürgern sorgen", ist wohl nicht so.
Leider mußten schon vorher jüdische Gemeinden / Synagogen durch Polizeischutz gesichert werden und zwar vor deutschen rechtslastigen Bürgern!



Das hat nichts mit den von Dir genannten "Neuzugängen" zu tun!

Monja.
Eben - so ist es in Stuttgart auch, seit mindestens 30 Jahren, in dem Straßenabschnitt vor der Synagoge dürfen keine Autos parken, und die Synagoge ist von außen aus jedem Winkel kameraüberwacht!

Edita
justus39
justus39
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RE: Antisemitismus
geschrieben von justus39
als Antwort auf Edita vom 15.12.2017, 13:33:49

Na, dann können wir ja ganz beruhigt sein.

Ich frage mich allerdings warum man in diesem Jahr Veranstaltungen absagen musste und das Polizeiaufgebot verdoppelt hat.

"Düsseldorf. Mit einem massiven Polizeiaufgebot und einem strikten "Silvester-Erlass" verstärkt Nordrhein-Westfalen die Sicherheitsvorkehrungen zur Jahreswende. Die Polizei soll zu Silvester mit mehr als doppelt so vielen Kräften im Einsatz sein wie in einer normalen Samstagnacht.

Das hat NRW-Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstagabend in Düsseldorf angekündigt. Nach der Kölner Silvesternacht 2015/16 mit Hunderten Übergriffen auf Frauen wappne sich NRW diesmal mit landesweit 5700 Beamten für den Einsatz am Jahreswechsel.
Ein "Silvester-Erlass" an alle Kreispolizeibehörden des Landes regelt die Sicherheitskoordinaten. Dazu zählt eine Landeseinsatzbereitschaft, die an taktisch günstigen Orten postiert wird, um unverzüglich eingreifen zu können. Die Polizei sei zudem angehalten, durchzugreifen und alle Maßnahmen konsequent auszuschöpfen, um Gefahren abzuwehren und Straftäter zu verfolgen, heißt es aus dem Innenministerium. Auch die Kommunikation zwischen allen beteiligten Sicherheitskräften wie Polizei, Feuerwehr und städtischen Behörden werde optimiert, sicherte Reul zu.

In Köln waren in der Silvesternacht 2015/2016 Frauen auf dem Bahnhofsvorplatz massenhaft sexuell bedrängt und teils beraubt worden - überwiegend von Gruppen junger Männer aus Maghreb-Staaten. "
 
Shenaya
Shenaya
Mitglied

RE: Antisemitismus
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf Edita vom 15.12.2017, 13:33:49

... und das beleibe nicht nur in Stuttgart, liebe Edita.


Und wenn ich dieser Tage manch höhnische Kommentare in den öff. Verkehrsmitteln höre  - u.a. auch über die sehr fragwürdige "Entwicklung" des NSU-Prozesses ("dene Ausländer werden wir's schon no zeigen!") - wird mir nicht nur hier schlecht wegen so manchen Kommentars.

LG - Shenaya - (habe persönlich bisher sehr viel schlechtere Erfahrungen mit glatzköpfigen Springerstiefelträgern und älteren "Veteranen" als mit ausländischen Mitbürgern und Geflüchteten gemacht.)



 


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Edita
Edita
Mitglied

RE: Antisemitismus
geschrieben von Edita
als Antwort auf Shenaya vom 15.12.2017, 14:14:36
... und das beleibe nicht nur in Stuttgart, liebe Edita.


Und wenn ich dieser Tage manch höhnische Kommentare in den öff. Verkehrsmitteln höre  - u.a. auch über die sehr fragwürdige "Entwicklung" des NSU-Prozesses ("dene Ausländer werden wir's schon no zeigen!") - wird mir nicht nur hier schlecht wegen so manchen Kommentars.

LG - Shenaya - (habe persönlich bisher sehr viel schlechtere Erfahrungen mit glatzköpfigen Springerstiefelträgern und älteren "Veteranen" als mit ausländischen Mitbürgern und Geflüchteten gemacht.)



 
Genau Shen, darum gehe ich auf die hier formulierten süffisanten Anfragen an mich, gar nicht erst ein, es lohnt sich nicht!
Denn schließlich haben wir alle, die hier diskutieren, den gleichen Wissensstand, ist nur die Frage, was wir daraus machen wollen!

Edita
Karl
Karl
Administrator

RE: Antisemitismus
geschrieben von Karl
als Antwort auf Shenaya vom 15.12.2017, 14:14:36
habe persönlich bisher sehr viel schlechtere Erfahrungen mit glatzköpfigen Springerstiefelträgern und älteren "Veteranen" als mit ausländischen Mitbürgern und Geflüchteten gemacht.)
 
Das ist ja das Problem. Ich sprach es schon an

karl
Wir müssen uns vor Pauschalbeschuldigungen jeglicher Art hüten. Ich höre auch falsche Töne in der notwendigen öffentlichen Diskussion. Mancherorts ist ein Frohlocken zu verspüren, nun einen Anlass zu haben, sich als nicht antisemitisch darstellen zu können, indem man pauschal auf Muslime einschlägt und diese generell des Antisemitismus beschuldigt. Das geht nicht und ist die andere Seite der Medaille. Menschnrechte und Menschenwürde sind unteilbar und wir sollten uns davor hüten, ganze Gruppen aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer Religion zu verteufeln. Bei uns im Rechtsstaat gibt es keine Sippenhaft mehr, das erhebt unser System über solche der Vergangenheit. Dem sollten wir selber Rechnung tragen und die Fähigkeit zu differenzieren nicht verlieren.

Karl
Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Antisemitismus
geschrieben von Tina1
als Antwort auf dutchweepee vom 15.12.2017, 09:05:27

dutch, das ist die eine Seite der Probleme. das rechtfertigt aber nicht, dass antisemitische Parolen wie "Jude ins Gas", Jude, Jude du feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein","der Jude ist an allem schuld","Tod den Juden","Juden sind Mörder", laut geschrien werden. Diese Parolen zeigen eindeutig den Hass gegen Juden, es ist keine Kritik gegen die israelische Politik. Das hat nichts mit Trump oder dem Gazakonflikt zu tun, sondern der Judenhass von einem Teil von Muslimen, vorallem arabischstämmigen, der ihnen von Kind an eingetrichtert wird. Aus religiösen Motiven, sowie Verschwörungstheorien. Undenkbar, dass das auf deutschen Straßen wieder gerufen werden kann.
Diese Gruppe von muslimischen Antisemiten müssen klar benannt werden u. gegen die Parolen muss vorgegangen werden, genau wie bei den rechten Antisemiten, das vermisse ich von dir. Ansonsten macht man sich unglaubwürdig u man macht die Täter zu Opfern, wenn man nur über den Gazakonflikt redet, denn es klingt nach Rechtfertigung.

Diese Parolen wurden schon 2014 bei der Demonstration gegen Israel geschrien, ohne Trump. Sie wurde von den linken organisiert u bei den linken gab es schon damals keinen Aufschrei in Bezug dieser unerträglichen judenfeindlicher Hetze. Die linken haben Seite an Seite mit den Antisemiten demonstriert
Es wurde damals, wie bei der jetzigen Demo zur Gewalt gegen Juden aufgerufen. Wo war u ist da die Antifa?
Schon lange warnt der Zentralrat der Juden, warnen Lehrer, Politiker vor dem neuen Antisemitismus. Synagogen und jüdische Schulen müssen streng bewacht werden. Viele Juden schreiben von ihrer Angst in den Medien.

Mansour, selber Palästinenser kennt diesen Judenhass, die Verschwörungstheorien, denn er ist damit aufgewachsen. Auch er hat deshalb die Juden gehasst. Und aus diesem Grund warnt auch er davor. Er findet es wichtig, dass das Thema öffentlich wird, vorallem in den Schulen, damit man die Kinder, die Jugendlichen noch erreichen kann, die so erzogen werden. Er fordert das in den Schulen über Antisemitismus gesprochen wird, dass die Kinder darüber aufgeklärt werden.
Tina

Das passiert, wenn ein Jude 10 Stunden durch Paris läuft

https://www.focus.de/politik/videos/angst-und-antisemitismus-das-passiert-wenn-ein-jude-10-stunden-durch-paris-laeuft_id_4482869.html
 

Angela Merkel: "Man muss sich schämen"
Mehrere Spitzenpolitiker kritisieren die antiisraelischen Proteste in Deutschland. Man müsse mit allen Mitteln des Rechtsstaats einschreiten, fordert die Kanzlerin.
 
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-12/angela-merkel-israel-flaggen-verbrennung-jerusalem-entscheidung

https://causa.tagesspiegel.de/gesellschaft/antisemitismus-unter-muslimen/der-muslimische-antisemitismus-wird-aus-angst-vor-rassismus-vorwuerfen-verharmlost.html

Ahmad Mansour

Der Antisemitismus gehört zu Deutschland. Das darf die Politik aber nicht zulassen und muss gerade der muslimischen Variante die Stirn bieten. Hier werden noch zu oft aus Tätern Opfer gemacht. 

Seien wir ehrlich: Der Antisemitismus gehört noch – und wieder verstärkt - zu Deutschland. Leider! Und zwar nicht erst seit der jüngsten Bestürzung über den Fall des 14-jährigen jüdischen Jungen, der an einer Schule in Berlin-Friedenau Opfer antisemitischer Beleidigungen und Angriffe wurde. Auch nicht erst seit der Rabbiner Daniel Alter wegen seiner Kippa – übrigens ebenfalls in Friedenau - zusammengeschlagen wurde, und auch nicht erst seit 2014 während des Gazakriegs Synagogen angegriffen wurden oder Parolen gerufen wurden wie „Hamas, Hamas! - Juden ins Gas“ oder „Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein!“

Ja, Antisemitismus ist ein herkunftsübergreifendes Phänomen, das man links, rechts und in der Mitte dieser Gesellschaft findet. Jedoch verdient der muslimische und vor allem anti-israelische Antisemitismus besondere Erwähnung, da er andere Ursprünge hat - und da er immer noch inkonsequent bis verharmlosend diskutiert wird. Arabischer oder türkischer Antisemitismus kennt nicht die Hemmung der Deutschen im Umgang mit Juden. Vielmehr ist  er Teil des Alltags, Teil der infantilen, religiösen und politischen Haltung in vielen Familien, Teil der medialen Propaganda in den Sendern der Herkunftsländer, die heute jedermann über Satellit oder Internet auch in Deutschland empfangen kann.  Nicht zu Unrecht haben Juden in Deutschland, in Europa vor ihm Angst.

Umso mehr ist es eine Schande, dass die Angst vieler Juden relativiert wird, dass mittlerweile Angriffe auf kippatragende Juden in Deutschland fast emotionslos hingenommen werden. Eine Schande, dass das Wort „Jude“ als Schimpfwort auf Schulhöfen verwendet wird, und dass Lehrerinnen und Lehrer, die das Problem thematisieren, oft von der Schulleitung mit Antworten wie: „Stell dich nicht so an. Bei denen ist das ja normal“ abgespeist werden. Davon höre ich in meiner Arbeit wieder und wieder. Das ist nicht normal. Das ist nicht hinnehmbar! Solche Schulleitungen verfehlen ihren Auftrag. Vergessen wir nicht: Aufklärung muss in den Schulen beginnen! In der Schule solche Vorurteile und Schmähungen als vermeintliche Folklore von Migranten hinzunehmen bedeutet auch, hinzunehmen, dass Menschen heimtückisch Synagogen attackieren, jüdische Gräber beschmieren oder Hebräisch sprechende Touristen  zusammenschlagen. 


Eine demokratische Gesellschaft darf nicht akzeptieren, dass in Europa wieder Juden Opfer antisemitischer Gewalt werden, dass sie ihres Lebens nicht sicher sein können, nur weil sie Juden sind.



Zum muslimischen Antisemitismus der Gegenwart gehören teils abstruse, Verschwörungstheorien. Dutzende Male haben mich Schülerinnen und Schüler, Jugendliche in meiner Arbeit mit Gruppen gefragt, warum Juden in Deutschland keine Steuern zahlen – Hunderttausende sind von solchem Unsinn überzeigt. Ebenso wie sie glauben, dass alle großen Konzerne oder Handelsketten, Lidl, Aldi, Saturn, Media Markt allein im Besitz von Juden sind. Oft sind sie erstaunt, dass ein palästinensischer Israeli wie ich überhaupt in Israel zur Schule gehen und studieren durfte – es ist ihnen nicht bekannt, dass das normal ist. Begriffe wie „Illuminati“ oder „Freimaurer“ mit Bezug auf Juden sind unter Jugendlichen weit verbreitet. Sie verstehen darunter eine Art geheimer, jüdischer Weltmacht, in deren Händen die Allmacht über Finanzen und Weltgeschehen liegt. Laut diesen kruden Theorien werden sämtliche Kriege von Juden angezettelt – aus reinem Eigennutz. Auf dem Weg über die sozialen Medien verbreiten sich solche "Alternative News“ mit schwindelerregenden Klickzahlen - man kann schon fast von einer Plage der asozialen Medien sprechen.

Doch noch stehen Demokraten dem ratlos, kopfschüttelnd gegenüber. Es fehlt an Gegennarrativen, es fehlt an couragierten, klaren und offenen pädagogischen Konzepten im Umgang mit diesen wirren Konstrukten. Sie müssen angesprochen, ausgesprochen und durch Fakten widerlegt werden, bundesweit, in allen Bildungseinrichtungen.
Auch ein starres, geschichtsloses Verständnis des Islam und des Koran führt zu einem islamistisch argumentierenden Antisemitismus. Radikale islamistische Gruppierungen sprechen oft von „Juden als Feinden des Islam“. Tatsächlich befasst sich rund ein Drittel des Korans mit Erzählungen zum Judentum. Solche Geschichten werden aktuell oft aus ihrem historischen und lokalen Kontext gerissen und auf alle jüdischen Individuen und Gruppen in der Gegenwart übertragen. Ohne eine differenzierte, moderne und demokratieorientierte Korandeutung bleibt die Gefahr, Vorurteile über Juden zu verstärken und unreflektiert weiterzugeben.


 
wandersmann
wandersmann
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RE: Antisemitismus
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf Shenaya vom 15.12.2017, 14:14:36

Es ist doch unbestritten, dass die Zahl der antisemitischen Gewalt- und Straftaten von rechts ungleich höher ist, als die der von Muslimen ausgeübten. Wenngleich auch rückläufig.

Ob allerdings die auf antiisraelischen Demonstrationen skandierten "Juden-ins-Gas" - und andere Rufe als Straftat gewertet und die Statistik aufgenommen werden, ist zu bezweifeln, weswegen solche Bewertungen nicht die volle Realität abbilden können.

Im Antisemitismusbericht der Bundesregierung vom Juni dieses Jahres gelingt dies durch Befragungen hinsichtlich der Einstellung zur jüdischen Bevölkerung usw. wohl schon eher.


                   Abb. IV.18: Antisemitismus unter Muslimen in Westeuropa im Vergleich
                                     mit der Gesamtbevölkerung (ADL 2014/2015  in Prozent)



Quelle:  Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus im Bundesministerium des Inneren vom 7.4.2017  S.93

Diese Statistik wird der jüdischen Bevölkerung in Europa sicher ernsthaft Sorgen bereiten.


 


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