Innenpolitik arme sterben früher

Mitglied_bed8151
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arme sterben früher
geschrieben von ehemaliges Mitglied
wers nich glaubt, der lese: Datenreport 2013 | Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland -> https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Datenreport/Datenreport.html
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w.
JuergenS
JuergenS
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Re: arme sterben früher
geschrieben von JuergenS
das war auch in der Presse.
Auch meine Vorfahren fallen darunter, verstarben zu früh.
Armut ist Sch...., aber nenne mir einen Staat, der Armut besser bekämpft, natürlich sind ggf. Kleinstaaten nicht zum Vergleich heranzuziehen, dort sind die Verhältnisse meist ganz andere.
Karl
Karl
Administrator

Re: arme sterben früher
geschrieben von Karl
als Antwort auf JuergenS vom 26.11.2013, 16:35:56
Die Aussage, die Wolfgang gemacht hat, ist richtig und schon länger bekannt. Leider auch nicht überraschend.



In dieser Grafik ist die unterschiedliche Lebenserwartung für Männer und Frauen je nach Einkommen dargestellt. Das Geld und das Geschlecht sind wichtige Faktoren.

Die Bedeutung des Lebensstandards für die Lebenslänge erklärt auch die Steigerung der durchschnittlichen Lebenserwartung. In der folgenden Grafik von 1960 bis 2009 dargestellt.



Man kann dies ja durchaus auch als eine positive Nachricht verstehen. Wir leben immer länger!

Karl

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olga64
olga64
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Re: arme sterben früher
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 26.11.2013, 17:35:50
Diese Statistik ist ja auch schon ein wenig älter, ich erinnere mich aber auch an eine Auswertung, die besagt, dass Menschen in einer höheren Einkommens-Kategorie sich generell gesünder ernähren, mehr Sport treiben, weniger Suchtmittel zu sich nehmen usw. Vielleicht bekommen sie auch bessere medizinische Betreuung, obwohl ich dies nicht mehr so recht glaube, da seit 2011 die GEsetzlichen Krankenkassen in ihren Leistungen stark aufgerüstet haben.
Letztendlich bin ich hier doch wohl so naiv anzunehmen, dass in Friedenszeiten es Menschen ein wenig selbst in der Hand haben, ihr Leben gesund und möglichst lange zu führen. Und das ist doch auch positiv. Olga
Re: arme sterben früher
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 26.11.2013, 17:40:34
"ich erinnere mich aber auch an eine Auswertung, die besagt, dass Menschen in einer höheren Einkommens-Kategorie sich generell gesünder ernähren, mehr Sport treiben, weniger Suchtmittel zu sich nehmen usw. Vielleicht bekommen sie auch bessere medizinische Betreuung, obwohl ich dies nicht mehr so recht glaube, da seit 2011 die GEsetzlichen Krankenkassen in ihren Leistungen stark aufgerüstet haben."


Gesündere Ernährung, Sport, Suchtmittel spielen natürlich neben Umweltbedingungen( Luft, Wasser,...) u. weiteren Faktoren eine wesentliche Rolle.
Allerdings auch eine bessere medizinische Betreuung, die natürlich im oberen "Geldbereich" deutlich wird.
Die v. Karl verlinkten Statistiken zeigen leider nur indirekt (keine Differenzierung Ost-West ab 1990)), dass die Steigerung der Lebenserwartung besonders deutlich im Osten ab 1990 zu erkennen ist. Dabei ist der anfangs große Rückstand bis heute fast ausgeglichen worden.

Nur mal Ausgangs- und "Endpunkt" OST-WEST:
Frauen- Lebenserwartung:
........OST .....WEST
1990 76,22.. 79,05
2011 82,92.. 83,04
Hier kann man sicher sagen, dass der große Unterschied bei der Wende auf Umweltbedingungen und medizinische Betreuung zurückzuführen ist.

Man sieht, dass Statistiken wichtig sind, aber erst durch "Unterfütterung" mit weiteren Ermittlungen zum Thema einen echten Sinn machen.
Karl zeigt auch sehr deutlich, dass aktuelle statistische Meldungen durchaus mehrere Interpretationen ermöglichen, die sowohl positiv( wir werden immer älter), als auch negativ(dabei spielt auch das Geld eine Rolle) sein können.
myrja
myrja
Mitglied

Re: arme sterben früher
geschrieben von myrja
als Antwort auf olga64 vom 26.11.2013, 17:40:34
Hallo Olga,

es ist aber auch so, dass Menschen mit geringem Einkommen sich gesündere Ernährung oft nicht leisten können. Da werden eben Nudeln und Soße gekocht, weil’s billiger ist.

Die starke Aufrüstung der gesetzl. Ktrankenkassen bzgl. der Betreuung der Menschen halte ich für ein Märchen. Wenn ich nur an Ulla Schmidt denke, steigt mir die Galle hoch. Unter ihr als Ministerin f. Gesundheit wurden wirklich notwendige Leistungen radikal abgebaut. Wer arm ist, kann sich heute, wenn die Zähne weniger werden, z. B. keinen Ersatz mehr leisten. Er kaut auf den Felgen und ißt nur noch Brei und anderes weiches, ungesundes Zeug. Wenn die Brillenstärke der getragenen Brille längst überholt ist, wer bezahlt dann neue Gläser? Die Krankenkasse nicht mehr. Sense ist mit Bücherlesen etc.

Auch am kulturellen Leben kann ein Armer nur äußerst selten mal teilnehmen. Kino-, Konzert- oder Theaterbesuch ist kaum drin. Da bleibt nur der heimische Glotzkasten.

Solche Dinge tragen nicht unbedingt zum Wohlbefinden eines Menschen bei. Kein Wunder, dass er krankt wird und früher stirbt.

Myrja

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Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: arme sterben früher
geschrieben von ehemaliges Mitglied

SPON
26.11.2013
Datenreport 2013: Arme Deutsche sterben früher
Das deutsche Jobwunder geht an vielen Menschen vorbei. Laut dem neuen Datenreport sind mehr Menschen von Armut bedroht als 2007. Das habe gravierende Folgen, sagen die Statistiker. So sei die Lebenserwartung von Geringverdienern deutlich niedriger. -> http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/viele-deutsche-profitieren-nicht-vom-job-boom-a-935515.html

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w.
ehemaligesMitglied41
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Re: arme sterben früher
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf myrja vom 26.11.2013, 19:01:30
Myrja,
du hast schon Recht, viele Leistungen werden nicht mehr oder nur noch eingeschränkt von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Doch kaum einer bäumt sich dagegen auf, es wird so hingenommen fertig.

Es klingt wie ein Hohn, wenn deine Beißerchen nicht mehr wollen, dann bekommst du halt das Sozialgebiss, wie früher, zum Rausnehmen und wenn du dann schlecht genug siehst, bekommst du ein Lesegerät von der Krankenkasse.
Wie es allerdings mit der Ferne ist, keine Ahnung, da gibt es bestimmt auch eine Alternative.

Sind wir vielleicht zu undankbar?

Nein, es ist eine Schande.

..ein_lächeln_...

Mitglied_bed8151
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Re: arme sterben früher
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung

53. Ebenso wie das Gebot 'du sollst nicht töten' eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein 'Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der Einkommen' sagen. Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht. Das ist Ausschließung. Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während es Menschen gibt, die Hunger leiden. Das ist soziale Ungleichheit. Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichte macht. Als Folge dieser Situation sehen sich große Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg. Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann. Wir haben die 'Wegwerfkultur' eingeführt, die sogar gefördert wird. Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht 'Ausgebeutete', sondern 'Müll', 'Abfall'.

54. In diesem Zusammenhang verteidigen einige noch die 'Überlauf'-Theorien (trickle-down Theorie), die davon ausgehen, dass jedes vom freien Markt begünstigte Wirtschaftswachstum von sich aus eine größere Gleichheit und soziale Einbindung in der Welt hervorzurufen vermag. Diese Ansicht, die nie von den Fakten bestätigt wurde, drückt ein undifferenziertes, naives Vertrauen auf die Güte derer aus, die die wirtschaftliche Macht in Händen halten, wie auch auf die vergötterten Mechanismen des herrschenden Wirtschaftssystems. Inzwischen warten die Ausgeschlossenen weiter. Um einen Lebensstil vertreten zu können, der die anderen ausschließt, oder um sich für dieses egoistische Ideal begeistern zu können, hat sich eine Globalisierung der Gleichgültigkeit entwickelt. Fast ohne es zu merken, werden wir unfähig, Mitleid zu empfinden gegenüber dem schmerzvollen Aufschrei der anderen, wir weinen nicht mehr angesichts des Dramas der anderen, noch sind wir daran interessiert, uns um sie zu kümmern, als sei all das eine uns fern liegende Verantwortung, die uns nichts angeht. Die Kultur des Wohlstands betäubt uns, und wir verlieren die Ruhe, wenn der Markt etwas anbietet, was wir noch nicht gekauft haben, während alle diese wegen fehlender Möglichkeiten unterdrückten Leben uns wie ein bloßes Schauspiel erscheinen, das uns in keiner Weise erschüttert.

aus... APOSTOLISCHES SCHREIBEN EVANGELII GAUDIUM DES HEILIGEN VATERS PAPST FRANZISKUS -> http://www.vatican.va/holy_father/francesco/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium_ge.html

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w.
Re: arme sterben früher
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.11.2013, 10:18:12
Erstaunlich wie wenig dieser Bericht hier im ST beachtet oder in meinen Augen recht leichtfertig kommentiert wird:

"Man kann dies ja durchaus auch als eine positive Nachricht verstehen. Wir leben immer länger!"

Alle leben länger,nur die Armen nicht ganz so lange und in ganz anderen Verhältnissen.Traurig !

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