Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Der Streit um das Betreuungsgeld

Innenpolitik Der Streit um das Betreuungsgeld

justus39
justus39
Mitglied

Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von justus39
als Antwort auf Grenzlandfrau vom 20.06.2012, 22:44:51
DANKE, Olga, dass du das Thema wieder aufgegriffen hast.

grenzlandfrau


justus39
justus39
Mitglied

Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 21.06.2012, 10:33:25
Ich bin froh, dass ich hier keine Entscheidung treffen muss.

Es ist sicherlich ein guter Gedanke, Mütter zu unterstützen, die ihr Kind in den ersten Jahren zu Hause haben möchten, aber es könnte auch wieder missbraucht werden, und es wird nicht möglich sein, die sinnvolle Verwendung des Geldes zu kontrollieren.

Qualifizierte Mütter werden wieder interessiert sein, nicht zu lange von ihrer Tätigkeit fern zu bleiben. Für sie wäre wieder eine Kindertagesstätte viel wert.

Für die Kinder wieder ist eine liebevolle Mutter auch durch keine noch so qualifizierte Erzieherin zu ersetzen.
Andererseits ist aber für das Kind auch wichtig, sich an eine Gemeinschaft zu gewöhnen.
Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 21.06.2012, 10:33:25
"Tatsache ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung, 70 % sowie die Mehrheit der Abgeordneten aller Parteien, außer CSU, gegen die Einführung des Betreuungsgeldes sind."
geschrieben von ein_laecheln_fuer_dich


Dass die Mehrheit der Bevölkerung gegen das Betreuungsgeld ist, ist sicher keine Sensation.
Der Mehrheit der Bevölkerung interessiert das Betreuungsgeld nicht die Bohne.
Eine Umfrage v. Mai 2012(Forsa - im Zusammenhang mit anderen Fragen, wie "Was wissen die Deutschen über den "Fiscalpakt") besagt, dass über 80% nicht genau wussten, worum es beim Betreuungsgeld überhaupt geht.
Wenn man nun über alle Medienkanäle ( Fernsehen, Funk, Presse) täglich mitgeteilt bekommt, wie furchtbar das Betreuungsgeld ist, kann man sich vorstellen, dass die Anzahl der Gegner immer größer wird.

Dazu die FAZ(15.06.12) : "Wie sehr die einseitige und oft auch falsche Berichterstattung über das Betreuungsgeld die Zustimmung der Bevölkerung verändert hat, zeigt ein Blick auf Umfragen: So haben nach einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2007 zum Beispiel 81 Prozent der Achtzehn- bis Neunundzwanzigjährigen für die Einführung eines Betreuungsgeldes gestimmt. Noch im Mai dieses Jahres lag die Zustimmung unter den Achtzehn- bis Neunundzwanzigjährigen bei 51 Prozent. Nach aktuellen Umfragen ist die Zustimmung noch weiter gesunken. Dass falsche Berichterstattung auf dem Rücken unserer Kinder und der Familien in unserem Land ausgetragen wird, ist besonders ärgerlich und erschreckend."

Nun kommt auch noch "rechtzeitig" der von dir erwähnte "Bildungsbericht" dazu mit "senstionellen" neuen Erkenntnissen.

Da steht u.a. : "So verfügten Kinder, die vor ihrer Einschulung mindestens drei Jahre eine Kita besuchten, in der vierten Grundschulklasse beim Lesen und beim Textverständnis in der Regel über einen Lernvorsprung von gut einem Schuljahr." (Siehe auch PISA-Studie.)

Da wundert man sich natürlich, dass ausgerechnet Bayern mit einer vergleichsweise geringen Kita-Betreuungsrate( kanpp über 20%) im Deutschlandvergleich genau in dieser 4. Klassenstufe als Sieger abschnitt, während z.B. Brandenburg mit einer über doppelt so hohen Betreuungsrate( etwa 50%) auf einem hinteren Platz( 13.) einkam.
Ja - wie ist denn das möglich?
Das gilt übrigens auch für Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern, die extra in den Studien erfasst und ausgewertet wurden.
Hier haben wir gleiche gute /bzw. schlechte Ergebnis bei der PISA-Studie.

ÜBRIGENS - auch im PISA-Siegerland Finnland gibt es für die elterliche Betreuung der Kleinstkinder ein Betreuungsgeld.

Macht das nicht wenigstens nachdenklich. Vielleicht liegt's ja nicht an dem furchtbaren Betreungsgeld und man sollte über andere Ursachen nachdenken?

Richtig ist, dass Kinder aus bildungsfernen Familien und vielen "Integrationskindern" das Betreuungsgeld nichts nützen würden, weil für diese Kinder eine mehrjährige zentrale Kita- Betreuung zwingend notwendig wäre.
Vielleicht sollte man per Gesetz genau diese Kinder bei der Erteilung v. Kita-Plätzen bevorzugen oder die Eltern sogar dazu zwingen?
Mir ist bewusst, wie schwierig letzteres in Deutschland werden würde und wie ein Aufschrei der Entrüstung durch das Land gehen würde und da wären besonders die Gegner des Betreuungsgeldes ganz vorn bei den "Wutbürgern".

Fazit für mich.
Ich glaube NICHT, dass das Gesetz z. Betreuungsgeld so durchgehen wird, wie es geplant ist, da sich auch in allen Parteien Widerstand regt.
Ich glaube aber, dass eine ähnliche Finanzierung für "Hausbetreuung" im Komplex mit einer Regelung
für Kinder aus bildungsfernen Familien kommen wird.
Wenn ohnehin die große Mehrheit der Deutschen gegen das Betreuungsgeld ist und ja kein Zwang für eine "Hausbetreuung" vorgesehen ist, dürfte sich das finanziell nicht negativ auf den Staatshaushalt auswirken.








Anzeige

ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
Mitglied

Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.06.2012, 12:41:45
Wenn ohnehin die große Mehrheit der Deutschen gegen das Betreuungsgeld ist und ja kein Zwang für eine "Hausbetreuung" vorgesehen ist, dürfte sich das finanziell nicht negativ auf den Staatshaushalt auswirken.


..du hast zwar eine umfangreiche Herleitung geschrieben, doch dein Fazit deckt sich mit meinen beiden Abschlusssätzen.

Schlimm nur ist, dass die Familien, die es am notwendigsten haben, keine Förderung bekommen, um die Kinder in solche Einrichtungen zu schaffen. Sie können sich den monatlichen Obolus nicht leisten.

In einem Land wie unserem, was gegen die flächendeckende Einführung eines Mindestlohnes ist und eine sehr arbeitgeberfreundliche Politik betreibt wird es künftig noch mehr Familie geben, die auf Zuschüsse angewiesen sind.

Da wir auch als ein sehr kinderunfreundliches Land gelten, muss sich unsere Politik auch keine Gedanken machen, wie sie künftig die Zuschüsse abdecken soll.
Der Kinderzuschuss entfällt da ja gleich automatisch.

Dennoch bin ich schon dafür, dass dieses eingeplante Geld für die Förderung der Kinder eingesetzt werden sollte, und zwar für all die, die KITAs besuchen Ausbau, Neubau und Instandhaltung).

Nachdenkenswert ist auch eine bessere Bezahlung des Personals.

..ein...
clara
clara
Mitglied

Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 21.06.2012, 14:58:21


Schlimm nur ist, dass die Familien, die es am notwendigsten haben, keine Förderung bekommen, um die Kinder in solche Einrichtungen zu schaffen. Sie können sich den monatlichen Obolus nicht leisten.

geschrieben von ein_laecheln_fuer_dich

In den Nachrichten hörte ich heute, dass fast ein Drittel der Kinder aus sozial schwachen Familien an Sprachdefiziten leidet. Gerade diese Kinder würden in Kitas besser gefördert, als zuhause. Es gilt auch für viele Migrantenkinder.
Bei mir bleibt die Befürchtung, dass das Betreuungsgeld oft für andere Zwecke, als für Kinderbetreuung (die das Wort verdient) ausgegeben wird. Politiker aller Farben sehen dies ähnlich.
Kostenlose Kita für Bedürftige wäre auch meine Forderung.

Clara
Edita
Edita
Mitglied

Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 21.06.2012, 14:58:21

Ich glaube, wir können hier bis zum St. Nimmerleinstag darüber diskutieren, ob das Betreuungsgeld sinnvoll ist, oder nicht. Ich persönlich neige dazu, es den Eltern nicht in die Hand zu geben, sondern es direkt in Maßnahmen zu investieren, und zwar so, daß jedes Kind nicht nur das Recht , sondern auch die Pflicht besitzt, diese Maßnahmen auch in Anspruch zu nehmen!
Unterhaltet Euch doch mal mit Kita-Betreuern oder Lehrern, viele Eltern sind nicht in der Lage morgens pünktlich aufzustehen, um das Kind pünktlich in der Kita abzuliefern, oder daß das Schulkind pünktlich in der Schule ist! Lehrer der ersten Stunde beklagen z. B., daß sie oft die erste Stunde einfach verplempern müssen, weil zu wenig Kinder anwesend sind, in der Kita ist es nicht anders, die Betreuerinnen können kein Tagesprogramm planen, weil die angemeldeten Kinder 1 oder 2 Std. zu spät kommen. Um dem Abhilfe zu schaffen, überlegt man schon, diejenigen, sofern kein ärztliches Attest vorgelegt werden kann, mit Geldstrafen zu belegen, sogar die Schulen überlegen in dieser Richtung!
Meine Meinung, Geld investieren ja, sogar unbedingt, aber nicht an die Familien auszahlen! Es gibt sicher noch Fachleute, die das noch präziser weiter- und durchdenken können als ich, die das auch nur so " nebenbei " kann!

Edita

Anzeige

olga64
olga64
Mitglied

Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von olga64
als Antwort auf justus39 vom 21.06.2012, 12:18:10


Es ist sicherlich ein guter Gedanke, Mütter zu unterstützen, die ihr Kind in den ersten Jahren zu Hause haben möchten, aber es könnte auch wieder missbraucht werden, und es wird nicht möglich sein, die sinnvolle Verwendung des Geldes zu kontrollieren.

Qualifizierte Mütter werden wieder interessiert sein, nicht zu lange von ihrer Tätigkeit fern zu bleiben. Für sie wäre wieder eine Kindertagesstätte viel wert.


Haben Sie sich mit dieser Thematik überhaupt befasst?
Es sollen ja auch die Frauen Betreuungsgeld erhalten, die arbeiten gehen - also ein regelmässiges Einkommen haben. Bisher erhalten Frauen im Erziehungsurlaub für 14 Monate das sog. Erziehungsgeld, das sich am früheren Einkommen orientiert; auch Männer können eine Auszeit nehmen (was ja immer mehr machen), um dieses Erziehungsgeld zu bekommen.
Die Herdprämie wird aber auch an die Mütter bezahlt, die über ein sehr hohes Einkommen verfügen und auch an die sog. Arzt-Ehefrau, die es sicher nicht nötig hat, aber mit Freude damit die Kinderfrau oder das Au Pair finanziert.
Ein Missbrauch ist dies keinesfalls - es ist völlig legal.
Ein Kreis der Verdächtigen,die diese Herdprämie evtl. nicht für die Kinder verwendet, sondern für sich selbst, wäre die Hardcore-HartzIV-Gruppe; aber diese erhalten es gar nicht; Kontrollen also überflüssig. Olga

ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
Mitglied

Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf Edita vom 21.06.2012, 15:44:18
Edith,
nicht ganz teile ich deine Meinung, weil es nicht immer daran liegt, dass die Eltern nicht zeitig genug aufstehen.

Ich weiß, was du meinst, doch kenne ich aus meiner Nachbarschaft genügend Beispiele, wo das Kind „geschont“ wird.

Da sind sie ewig lange munter und morgens finden die Kinder nicht aus dem Bett.

Das Kind legt die Zeit fest, wann es denn im Kindergarten erscheinen möchte.

Das passiert aber nur, wenn die Eltern oder ein Elternteil keiner solchen beruflichen Tätigkeit nachgehen muss, wo sie selbst pünktlich am Arbeitsplatz sein müssen.

Ich wundere mich sowieso, wie es möglich ist, nur für 2 bis 3 Stunden die Einrichtung zu besuchen.

Egal, so ist es nun mal in dem System, wir haben ja alle Freiheiten der Welt.

Edith, das wird es nie geben, dass man Eltern verpflichtet, die Kinder in die Einrichtung zu geben, Schulpflicht ja, aber KITA oder Kindergarten, das gab es ja nicht einmal im Sozialismus.

Was es aber auch nicht gab im Sozialismus, diese permanenten Schulschwänzer. Ich kann mich von meiner Schulzeit her nicht erinnern und auch nicht von der meines Sohnes.

Egal, wie einige es auch nennen mögen, doch durch die sogenannte Diktatur war schon mehr Ordnung diesbezüglich. Es war nicht nur die Diktatur, es war auch das soziale Miteinander.
Es war nicht nur ein Kontrollstaat, die Kollegen, der Lehrer und die Mitschüler haben sich verantwortlich gefühlt, haben miteinander geredet und es war selbstverständlich, dass Krankenbesuche durchgeführt wurden. Natürlich hatte das Ganze auch einen erzieherischen Zweck, war gar nicht verkehrt.

Der Lehrer und Erzieher war eine Respektsperson, den hat man nicht wie einen Depp behandelt und es wäre kaum ein Elternteil auf die Idee gekommen, sich zu beschweren, nur weil das Kind eine schlechte Note bekommen hat.

Heute ist es so, dass sich die Lehrer sehr wohl überlegen müssen, was sie sagen dürfen, Schüler oder Eltern brauchen es nicht.

Hier wird meiner Meinung nach der sogenannte Begriff der „Freiheit“ sehr stark missbraucht.

Bei den KITAs und Kindergärten war es z.B. so, wenn das Kind bis 08.00 Uhr nicht anwesend war (begründete Ausnahmen gab es auch), dann konnte es an diesem Tag nicht mehr kommen. Bis 8.00 Uhr mussten auch die Eltern das Kind entschuldigen, dann gab es das Geld zurück (bei Vorlage einer Krankschreibung generell).
Die Kinder wurden den ganzen Tag betreut, von 6.00 Uhr morgens, bis 16.00, in Ausnahmefällen auch bis 18.00 Uhr.

Man konnte das Kind entweder vor dem Mittagessen abholen oder nach der Mittagsruhe.

Das traf für KITAs, Kindergarten und Hort zu.

Das waren die Regeln, denn diese Einrichtungen sind nun mal kein Taubenschlag.

Ganz so „luxuriös“ geht es jetzt nicht, denn es scheitert ja oft schon am „Mittagessen“.

Es gab auch keinen direkten Zwang, man konnte frei wählen, wo man das Kind unterbringen wollte.

Es lag natürlich nahe, wenn eine Betriebseinrichtung vorlag, dass man das Kind da untergebracht hat, ansonsten gab es noch Städtische und Kirchliche Einrichtungen.

Es stimmt, man könnte lange darüber diskutieren nur schade, dass die Politik nicht immer ein offenes Ohr dafür hat.

..ein..
Grenzlandfrau
Grenzlandfrau
Mitglied

Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von Grenzlandfrau
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 21.06.2012, 18:26:21
Hier geht es um einen Betrag von 150 € monatlich!
In der Summe ein Haufen hinausgeschmissenes Geld.
150 € mtl. für einen 24-Stunden-Job? Mit Erziehungskompetenzen (oder auch ohne)?

Die von Olga angeführte Arztfrau wird diese Peanuts ins Sparferkel stecken oder sich ein paar Massagen gönnen. Warum auch nicht? Wer aber davon "profitiert" sind diejenigen Familien, die ihre Kinder aus finanziellen oder ideologischen Gründen bis zur Einschulung zu Hause behalten, die "Bildung" der Glotze überlassen und sich nicht einmal wundern.

Das erste Erziehungsgeld gab es übrigens ab 1986 und ich war die Erste, die in der Hauptstadt eine wissenschaftliche Untersuchung dazu durchgeführt hat.

Diese 150 € heißen Betreuungsgeld (was für ein Ausdruck) und das, was die Eltern im ersten Lebensjahr bekommen, ist kein Erziehungs- sondern Elterngeld (14 Monate nur dann, wenn der Vater sich mit mindestens 2 Monaten beteiligt).

grenzlandfrau
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von silhouette
als Antwort auf Grenzlandfrau vom 21.06.2012, 22:35:52
Hier geht es um einen Betrag von 150 € monatlich!
In der Summe ein Haufen hinausgeschmissenes Geld.

Wer aber davon "profitiert" sind diejenigen Familien, die ihre Kinder aus finanziellen oder ideologischen Gründen bis zur Einschulung zu Hause behalten, die "Bildung" der Glotze überlassen und sich nicht einmal wundern.
grenzlandfrau

Vor allem die Anführungszeichen! Sehr gut.

Anzeige