Innenpolitik Egon Bahr, einer der Väter der Wiedervereinigung, ist gestorben!

aber ich fand seine Politik schon realistisch, und den Umständen angepasst
.Es wäre nicht schlecht, wenn wie heut noch ein paar aus seinem Holz an der SPD – Spitze hätten.

justus

Man kann keinesfalls "von der Politik eines Herrn Bahr" sprechen -. Er war hauptsächlich Intimus und wohl auch Adlatus von Herrn Brandt. An Ministerämtern hatte er insgesamt für vier Jahre doch untergeordnete - nämlich "besondere Aufgaben" und "wirtschaftliche Zusammenarbeit".
Warum er innerhalb der SPD nicht verstärkt herangezogen wurde, muss die SPD beantworten.
Ich denke auch, dass solche Politiker "aus diesem Holz" heute nur noch bei Alten,wie wir es sind, gewünscht wäre - die jüngeren Menschen, die ja die Zukunft dieses Landes bilden, sehen dies vermutlich völlig anders. Sonst wäre ja die SPD längst wieder aus ihrer 23% Marke rausgekommen. Olga

Man kann keinesfalls "von der Politik eines Herrn Bahr" sprechen -. Er war hauptsächlich Intimus und wohl auch Adlatus von Herrn Brandt. Olga

Oh doch Olga, das muß man sogar, so meine ich, ohne Egon Bahr hätte Willy Brandt den Wandel in der Ostpolitik nie geschafft, denn Brandt's nachvollziehbare Voreingenommenheit gegenüber Moskau, daß Sozialdemokraten die Hauptfeinde von Kommunisten seien, war eine Blockade, die Willy Brandt alleine nie überwinden hätte können! Aber umgekehrt ist es auch so, daß Egon Bahr ohne Willy Brandt die Strategie seiner Politik der Umarmung statt Konfrontation, nie so perfekt hätte realisieren können, es war eben ein einmalig perfektes Gespann, ich glaube sogar einmalig in der Geschichte der BRD, Egon Bahr despektierlich als Adlatus zu bezeichnen ist daher in der Sache falsch, Brandt selber bezeichnete ihn als autonomen Denker und aus o.g. Gründen ist das sogar glaubhaft nachvollziehbar!

Edita

Wenig Diskrepanzen empfinde ich hier, in der Beurteilung der Bedeutung von Bahr. Was spielt das schon für eine Rolle, ob er ein paar Prozent wichtiger oder unwichtiger war.
Franz Josef Strauss hat ihn mal als Amateur-Politiker bezeichnet.
Bahr war ein nicht unbedeutender Politiker in einer entscheidenden Phase der realen Nachkriegs-Politik, das wird bleiben.
Ansonsten können wir von seinen Erfahrungen nichts für die heutige Zeit herunterbeissen.
Es würde ihm sicher nichts ausmachen, wenn jeder nun aus seiner spezifischen Hundshütte herausbellt.

Adlatus bedeutet Helfer oder Beistand - was soll daran despektierlich sein?
Das war auch das Problem von Bahr, der sich - aus heutiger Sicht - natürlich in seiner Loyalität zu sehr an Brandt anknüpfte, welcher ja innerhalb der SPD nicht nur Freunde hatte. Nach der Guilleaume-Affäre und dem Rücktritt Brandts war es dann auch bald vorbei mit Bahr - einige wenige Jahre war er noch Minister bei Helmut Schmidt. Dann kamm nichts Nennenswertes mehr - das finde und fand ich immer schade für so ein grosses politisches Talent. Olga

Edita,
ich kann dir nur zustimmen...

für mich war Egon Bahr ein großer Politiker... er und W. Brandt haben die
Ernte gesät, die die CDU/CSU dann eingefahren hat...
Egon Bahr hatte das Glück... die Wiedervereinigung noch mitzuerleben...

Der Spiegel-Reporter Hermann Schreiber schrieb schon 1972 u.a.

Bahr denkt und Brandt lenkt

Im Juli 2015 hatte Egon Bahr ein Treffen mit Gorbatschow...
ihm lag immer das gute Verhältnis zu den Russen am Herzen...

In Frieden leben erfordert nicht große Worte, sondern kleine Schritte...
(ein Zitat von Egon Bahr)

Er möge jetzt in Frieden ruhen... er wird einen Platz in den Geschichtsbüchern bekommen... es steht ihm zu, weil er Großes vollbracht hat...

anjeli

Interview mit E. Bahr vom 5.5.213 "Ich bin ein prinzipieller Gegner der Großen Koalition"

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adam

Vor ca zwei Jahren sagte Herr Bahr auch den guten Satz, dass er die simple, pauschale Politikerbeschimpfung nicht verstehen würde und auch denkt, dass diese eine gefährliche Angelegenheit ist, weil sich zum einen das aufgehetzte Volk immer mehr von den Politikern entfernt und auch die Politiker, die sich dies nicht permanent gefallen lassen müssen, ebenso.
Ich vergleiche die Vita des Herrn Bahr auch mit der des Herrn SChäuble. Beide zeichnete eine sehr lange Loyalität "ihres Herrn"gegenüber aus - bei Herrn Schäuble war es Herr Kohl,der ihn bitter im Stich liess und später Frau Dr. Merkel.
Nur hat Herr Schäuble ist Herr Schäuble nach der Abnabelungsphase dann doch seinen eigenen, politischen WEg gegangen und dies trotz Rollstuhls und recht erfolgreich für viele Jahre.
Ich kann mir auch vorstellen, dass Herr Bahr gerne Aussenminister geworden wäre - aber der Stuhl war lange durch Herrn Genscher besetzt und irgendwann war es zu spät für ihn. Olga