Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze

Innenpolitik Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze

dutchweepee
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Mitglied

Re: "Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze"
geschrieben von dutchweepee
Gesetzt den Fall, wir würden eines Morgens aufwachen und feststellen, daß plötzlich alle Menschen die gleiche Hautfarbe und den gleichen Glauben haben, wir hätten garantiert bis Mittag neue Vorurteile.

Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)
Karl
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Administrator

Re: "Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze"
geschrieben von Karl
als Antwort auf Juliana vom 10.11.2015, 01:59:44
Danke Juliane für diesen Link. Die Entschuldigung macht das Geschriebene natürlich nicht ungeschrieben und die saubere Reaktion wäre der Rücktritt. Es wurde nichts falsch interpretiert, die Geisteshaltung lag offen zu Tage. Immerhin ist es ein gutes Zeichen, dass der Druck wohl so groß wurde, dass dieser Widerruf notwendig wurde.

Wie wohltuend liest sich dagegen die ruhige Stellungnahme des stellvertretenden Schülersprechers von Sachsen-Anhalt:

Uns sind keine Fälle von Belästigung bekannt

Seine Lehrer können von ihm viel lernen.

karl
Juliana
Juliana
Mitglied

Re: "Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze"
geschrieben von Juliana
als Antwort auf Karl vom 10.11.2015, 15:07:11
Das sehe ich auch so, Karl. Die geschriebenen Worte waren nicht misszuverstehen.
Es blieb für die beiden Verteter des Verbandes jedoch ohne Konsequenzen.

Keine Schritte gegen Lehrerverbands-Chef

Trotzdem war die Welle der Empörung von vielen Seiten gut. Hoffnung machen auch die jungen Menschen, wie man den Worten des stellvetretenden Schülersprechers entnehmen kann und ein offener Brief an den Verbandschef, in dem 25 ehemalige Schüler von ihm ihrer Empörung und Enttäuschung Ausdruck verleihen.

Offener Brief

Juliana

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Karl
Karl
Administrator

Re: "Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze"
geschrieben von Karl
als Antwort auf Juliana vom 11.11.2015, 02:00:55
Danke Juliane,

dieser offene Brief ist lesenswert:
Philologenverband Sachsen-Anhalt (PhVSA)
Herrn Dr. Jürgen Mannke
Sixtistraße 16a
06217 Merseburg
Vorab per E-Mail an: [email protected]

10. November 2015

Sehr geehrter Herr Dr. Mannke,

wir – ehemalige Schülerinnen und Schüler des Domgymnasiums Merseburgs, an dem Sie viele Jahre tätig waren – haben mit großer Bestürzung Ihren Artikel „Flüchtlingsdebatte: Anpassung an unsere Grundwerte erforderlich“ in der Zeitschrift des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt (3/2015) zur Kenntnis genommen.

Ihr Unterricht und die Zusammenarbeit mit Ihnen haben uns geprägt. Im Deutschunterricht haben Sie uns mit der überwältigenden Prosa des Kosmopoliten Stefan Zweig oder den beklemmenden, die schrecklichen Folgen von Propaganda und Nationalismus entlarvenden Werken von Erich Maria Remarque vertraut gemacht. Im Geschichtsunterricht halfen Sie uns, uns mit den erschreckenden Mechanismen der Demagogie in Victor Klemperers „LTI“ auseinanderzusetzen. Zudem führten Sie uns – nicht zuletzt auf Grundlage Ihrer eigenen Biografie als Nachfahre der Hugenotten – deutlich vor Augen, dass Migration als ein Grundbestandteil der Geschichte Europas und der Welt zu begreifen ist.

Umso überraschender und bedauerlicher ist es nun für uns, gerade von Ihnen einen solchen Artikel zu lesen. Wir sind ebenso empört darüber, wie Ihre Zeilen dazu beitragen, das Bild eines intoleranten und rassistischen Sachsen-Anhalts zu vermitteln.

Ihr Beitrag nutzt einerseits neu-rechte und von rechtskonservativen Autoren geprägte Begriffe wie „Invasion“ und „ungehemmte Einwanderungsströme“. Sie greifen andererseits auch auf klassische kulturrassistische Ressentiments zurück, indem Sie das Trugbild des (ungebildeten) virilen muslimischen jungen Mannes als Bedrohung (weißer) deutscher Frauen imaginieren. Die Reduktion des komplexen Themas Flucht und Asyl auf die Angst um „unsere“ Mädchen und „unsere Werte“ sowie die fragwürdigen Spekulationen über die Sexualität muslimischer Männer sind eines Pädagogen unwürdig. Wir alle empfanden die gleiche Bestürzung über Ihre Argumentationen und Begrifflichkeiten, die wir sonst nur von den wöchentlichen Aufmärschen der *Gidas in Dresden, Leipzig oder Erfurt kennen.

Wir bestreiten die Herausforderungen nicht, vor denen der Rechtsstaat und die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland stehen. Dass eine sinnvolle Integration nur über Spracherwerb und positiven Bezug auf geteilte Werte gewährleistet werden kann, ist unzweifelhaft. Lehrerinnen und Lehrer dürfen, wenn sie sich mit den zunehmend heterogenen Klassenzusammensetzungen und Sprachkompetenzen überfordert fühlen, damit nicht allein gelassen werden.

Statt Ängste mit Halbwahrheiten zu schüren, die häufig ganze Lügen sind, sollten gerade Sie als Geschichtslehrer wissen, dass Wandel und Verflechtungen die Grundlagen jedweder Geschichte sind. Man kann sich beim Gedanken daran unbehaglich fühlen, dass ein Wandel, den man selbst nicht gewollt hat, die eigene Welt verändern wird. Doch das gibt niemandem das Recht, Menschen zu diffamieren. Vielmehr nimmt dieser Wandel jeden von uns in die Pflicht, einen konstruktiven Beitrag zu leisten, damit er friedlich und zum Wohle aller verläuft.

Wir hoffen, Sie für diese notwendige Debatte zu gewinnen. Ihren Unterstellungen und Ihrem kulturell basierten Rassismus widersprechen wir deutlich. Wir sind enttäuscht und traurig.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr/Ihre

Alexander Amori (geb. Döring), Abiturjahrgang 1997
Franka Böttcher, Abiturjahrgang 2000, Halle/Saale
Angelika Brünecke, Abiturjahrgang 2005, Leipzig
Sandra Bullens, geb. Lönnig, Abiturjahrgang 1995, München
Mona Engelke, Abiturjahrgang 1997, Bremen
André Gottschalk, Abiturjahrgang 2009, Aurich
Anja Gruber-Wiedemann, Abiturjahrgang 1997, Merseburg
Sven Jaros, Abiturjahrgang 2006, Leipzig
Lucas Jost, Abiturjahrgang 2000, Guadalajara (Mexiko)
Marcus Jost, Abiturjahrgang 1997, Hamburg
Rebecca Jost, Abiturjahrgang 2004, Leipzig
Alexander Kaluza, Abiturjahrgang 2006, Braunschweig
Jakob Kindler, Abiturjahrgang 2000, Halle/Saale
Robert Kindler, Abiturjahrgang 1997, Berlin
Annekathrin Lange, Abiturjahrgang 2000, Berlin
Benjamin März, Abiturjahrgang 1998, Leipzig
Tina Otten, Abiturjahrgang 2008, Halle/Saale
Ann-Kathrin Pfeffing, Abiturjahrgang 2006, Leipzig
Lisa Richter, Abiturjahrgang 2006, Berlin
Susanne Rönicke (geb. Ebert), Abiturjahrgang 1997, Leipzig
Antje Ryssel, Abiturjahrgang 1995, Leipzig
Matthias Schrinner, Abiturjahrgang 2007, Leipzig
Ellen Schweda, Abiturjahrgang 1995, Halle/Saale
Dr. Bernhard Spring, Abiturjahrgang 2003, Halle/Saale
Sebastian Striegel, Abiturjahrgang 2000, Halle/Saale
geschrieben von offener Brief ehemaliger Schüler von Herrn Mannke


Es tut wirklich gut diesen Text von wachen jungen Menschen zu lesen.

Karl
Re: "Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 11.11.2015, 09:52:53
Der Brief ist toll!
Was mich wirklich wundert, ist, dass Geschichtslehrer, die das vermittelt haben, was in dem Brief beschrieben ist, jetzt angesichts der Flüchtlingsdebatte eine solche Haltung einnehmen wie dieser Mann. Er hat doch selbst gelehrt, wohin Ausgrenzung führen kann und warum Menschen gezwungen sein können zu flüchten.
Andererseits wundert es mich auch wieder nicht. Auch ich kenne einen solchen Geschichtslehrer, sie messen mit zweierlei Maß und sind Chauvinisten. Die jüdisch-christliche Erziehung brachte ihnen bei, die damalige Judenverfolgung zu verurteilen, diese Maßstäbe gelten aber nur für sie und ihresgleichen. Die meisten Flüchtlinge sind Muslime, und die gehören in eine Kategorie, die man aufgrund dieser Erziehung ablehnt.
Dass man ganz andere Schlüsse aus unserer Geschichte ziehen kann, nämlich die, dass Menschenrechte für alle und nicht nur für einen ausgesuchten Personenkreis gelten, das kommt den konservativen Herren Geschichtslehrern nicht in den Sinn.

Auf diese Weise habe ich mich nun auch mit Freunden (zu denen besagter Lehrer gehört) verkracht. Die Flüchtlingsdebatte bringt an den Tag, mit wem man noch befreundet sein kann oder nicht.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: "Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze"
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.11.2015, 11:25:42
Die Flüchtlingsdebatte bringt an den Tag, mit wem man noch befreundet sein kann oder nicht.

So ist es marina. Ich habe eine "Null-Toleranz" auf meiner facebook-Seite und lösche auch jeden, der mich auf Grund meines angeblich falschen Engagements als "Gutmensch" bezeichnet - oder schlimmer. Im realen Leben meide ich solche Menschen, auch wenn mich das isolieren sollte.

Ich habe lieber Bekannte, die mich verstehen, als wortgewandte Heuchler. Meine Freunde verstehen das oder stehen sowieso an meiner Seite.

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olga64
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Re: "Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze"
geschrieben von olga64
als Antwort auf dutchweepee vom 11.11.2015, 11:48:37
zit Im realen Leben meide ich solche Menschen, auch wenn mich das isolieren sollte.

Ich habe lieber Bekannte, die mich verstehen, als wortgewandte Heuchler. Meine Freunde verstehen das oder stehen sowieso an meiner Seite.
[/quote]

Sie haben eine Variante in Ihrem Verhalten vergessen: wenn jemand nicht Ihrer Meinung ist, beschimpfen Sie den- oder diejenige gerne mal im ersten Durchgang und empfinden ihn oder sie, bzw. ihre oder seine Beiträge zuerst mal blödsinnig.
Auch ich habe Freunde, die an meiner Seite sind - und dies oft seit Jahrzehnten. Unsere Freundschaften zeichnet aber nicht aus, dass wir immer einer Meinung sind oder es jemals waren - auch Verständnis fehlt manchmal sowohl auf der einen als auf der anderen Seite.
Aber wir gehen sachlich miteinander um, denken darüber nach, was uns der andere sagt und erklärt und diskutieren dann zusammen. Das macht wohl die lange Dauer unserer interessanten Freundschaften aus - leben und leben lassen. Olga
Re: "Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 12.11.2015, 17:30:29
Oh wie schön, so spät am Abend haben Sie mir jetzt tatsächlich ein herzliches Lachen entlockt. Sie haben Charaktereigenschaften treffend geschildert, allerdings nicht die von Dutch
Bruny
olga64
olga64
Mitglied

Re: "Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze"
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.11.2015, 17:51:32
Schön, dass sich Sie ausser zum unermüdlichen Labern auch zum Lachen bringen konnte, obwohl es sich nicht um Ihr cup of tea handelt, oder? Olga
Re: "Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 12.11.2015, 17:56:24
An unglaublicher penetranter Arroganz sind Sie nicht zu übertreffen.
Bruny

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