Internationale Politik Neuer Präsident für die Ukraine, Oligarch Poreschenko abgewählt.

 Skepsis ist auch angebracht, Edita, denn Selensky verdankt seinen Ruhm als Komiker vor allem  Kolomoyskys  TV- und Kino- Gesellschaft. Da ist vielleicht Dankbarkeit gefordert. Aber was so offensichtlich ins Auge springt, macht mich ebenfalls skeptisch, denn auch Poroschenkos "Untergrund" sägt an der Glaubwürdigkeit seines Rivalen mit. Ich denke, dass wir uns da kein klares Urteil bilden können. Die Ukrainer wissen doch sicher besser als wir, mit wem sie es zu tun haben. Und 73,2 Prozent haben für Selensky gestimmt. Fragt sich natürlich auch : aus Hoffnung oder Verzweiflung? 

Luchs35
   

Kommt heut bei uns in der Zeitung:

Ein Komiker an der Macht

Edita

Sind nicht derweile viele "Komiker" an der Macht....?

Kristine

Mal überlegen: Otto Walkes als Bundeskanzler - das wäre doch mal was. Zwar wird sich nicht viel ändern, aber wenigstens hätten wir alle wieder Spaß an der Politik....

Luchs und Edita - das wird spannend und kompliziert in der Ukraine. Bis Selensky als Präsident vereidigt wird, kann sich das Parlament (wo noch die Poroschenko-Partei die Mehrheit besitzt) Zeit lassen und zwar bis Juni. IN diesem Zeitrahmen finden auch die Parlamentswahlen statt - Selensky ist also machtlos, bis dies alles über die Bühne geht.
Bis dahin kann er nicht mal beginnen, seine Wahlversprechen umzusetzen und es wird interessant, zu erleben, wie die ungeduldigen Ukrainer ihm dies verzeihen und wie sie dann die Zusammensetzung des Parlaments letztendlich mit ihrer Wahlstimme honorieren.
In jedem Fall teilt Poroschenko schon mit, dass er und seine Partei parat stünden, um bald wieder in der Politik mitzumischen.
Selensky  droht jetzt, den Abgeordneten im Parlament die Immunität zu entziehen, damit sie bei "Missfallen" schneller abgesetzt und evtl. abgeurteilt werden können - aber u.a. ist diese Immunität in der ukrainischen Verfassung vorgeschrieben und kann von ihm sicher nicht im Alleingang geändert werden.
Sein Gönner, der Oligarch K. hat zwei Pässe. Da er wie Selensky Jude ist, sowohl einen aus Israel als auch einen ukrainischen. Das ist eigentlich in der Ukraine verboten, aber der Oligarch floh längst aus dem Land, weil ihm teilweise Mord, Korruption in hohem Masse u.v.m. vorgeworfen wird. Er lebt zeitweise in Israel und in der Schweiz. Als israelischer Staatsbürger liefert ihn das Land nicht an die Ukraine aus.
DAs könnte alles ein Problem für Selensky werden, wenn man ihm zu grosse Nähe zu diesem korrupten Oligarchen nachsagen kann und seine Gegner aus anderen Parteien werden sicher nicht ruhen, um dies zu tun.
So geht Politik und sollte nie verwechselt werden mit irgendwelchen Comedys im TV. Olga
 

Wenn ich das richtig im Kopf habe, Olga, finden die Parlamentswahlen in der Ukraine in der ersten Junihälfte statt. Erst dann wird Selensky als Präsident eingesetzt und Poroschenko muss gehen. Das wissen die Ukrainer doch, da nützt Ungeduld nichts. Als Präsident gewählt ist nun mal Selensky, und ob dieser Oligarch  Kolomoysky hinter ihm steht, ist auch nur eine Vermutung, weil dieser seine Karriere als Komiker durch die eigene Tele-Firma gefördert hatte. Aber K. stand ja auch in enger Beziehung zu Julia Tymonschenko. 

Schon bei den Wahlen 2014 verbreitete Poroschenko das Gerücht, dass Selensky eine Marionette von Kolomoysky sei, worauf ihn dieser zu einem öffentlichen Debatte aufforderte, an der sich Poroschenko für die Diffamierung entschuldigen sollte, wenn er keine Beweise habe. Dieser aber weigerte sich.

Ich denke, dass man wirklich abwarten muss, was sich bei den Parlamentswahlen abspielt. Sollten die Abgeordneten hinter P. stehen, ist Selensky stark ausgebremst, vor allem, was die Ostukraine betrifft.  Aber bis dahin werden die internen Schlammschlachten weitergehen.
Luchs35 

Die VEreidigung des Herrn SElensky im ukrainischen Parlament beruht auch auf Mehrheiten. Wenn er also vorher (er ist ja Politik-Neuling) einiges macht, was den Mehrheiten im Parlament nicht behagt, wird er Probleme bekommen.
Die Probleme kommen ja aktuell schon aus der anderen Richtung: Putin und seine Männer verweigerten ihm bis jetzt die diplomatische Gratulation zur Wahl. Aber Putin liess die ukrainischen Bürger in der Ostukraine wissen ,dass sie schnell an russische Pässe kämen, wenn sie dies wünschten.
Nun fordert Herr Selensky seine Landsleute in der Ostukraine auf, dies zu unterlassen. Wird schon ein wenig ungemütlich ,was natürlich ein zukünftiger Präsident nicht humorig wegdiskutieren kann.
Irgendwie tut er mir jetzt schon leid, weil er umzingelt sein wird von Leuten, die mehr Erfahrung haben und es nicht immer gut mit ihm meinen werden. Dann das ungeduldige, ukrainische Volk und keine Aussicht, dass dieses Land eingebettet wird in gemütlicher Strukturen der EU und der Nato.
Die Ukrainer werden das Land weiter verlassen und sich anderswo Jobs und Auskommen suchen; sie brauchen ja keine Visa mehr, um innerhalb der EU zu reisen. Und Polen das Nachbarland boomt und braucht Arbeitskräfte. Olga

Dann frage ich mich aber, warum die Höchstbeteiligung an der Wahl für ihn ausgerechnet aus der umstrittenen Ostukraine kam? Das dürfte Putin doch sehr in die Nase gestiegen sein, weshalb er sich auch die Gratulation verkniffen haben könnte. Zudem stehen die regulären Parlamentswahlen erst im Oktober an.
Wer weiß, was bis dahin noch passiert. Allerdings sind die Möglichkeiten bis dahin für Selensky relativ klein, den Erwartungsdruck seiner Wähler muss er durchstehen, was sicher keine leichte Sache sein wird.
Luchs35 
 

Ich vermute, dass der Neugewählte klugerweise Julia Tymonschenko ins innere Führungsgremium nehmen wird. Dann wird er sich möglichst rasch zu etablieren suchen. Und wenn er sicher genug im Sattel sitzen wird, wird er den Oligarchen Poreschenko anklagen wegen Korruption und Veruntreuung von Staatsgeldern.

Dann frage ich mich aber, warum die Höchstbeteiligung an der Wahl für ihn ausgerechnet aus der umstrittenen Ostukraine kam? Das dürfte Putin doch sehr in die Nase gestiegen sein, weshalb er sich auch die Gratulation verkniffen haben könnte. Zudem stehen die regulären Parlamentswahlen erst im Oktober an.

Luchs35 
 

Den Beitrag verstehe ich nicht ganz:
m.W. durften die Menschen im Kriegsgebiet der Ostukraine gar nicht wählen, weil nicht sichergestellt werden konnte, dass dort überhaupt einigermassen ordnungsgemäss abgestimmt werden kann.
In einem früheren Beitrag schrieben Sie von Parlamentswahlen im Juni (was ich auch so gelesen habe) und nun von Oktober? DAs ist mir alles etwas unklar, was Sie damit ausdrücken möchten. Olga