Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Russland, die Macht der Strasse.

Internationale Politik Russland, die Macht der Strasse.

Edita
Edita
Mitglied

RE: Russland, die Macht der Strasse.
geschrieben von Edita
als Antwort auf dutchweepee vom 26.06.2020, 12:57:16

Jau Dutch - das ist aber schon seit dem 17.Jahrh. so, da gab es
"uns" noch gar nicht, lach -  ....... lag, so hat es mir mein Onkel erzählt daran, daß damals, also vor 300 Jahren, die Vokabel schön auf russisch auch rot heißt (hieß), und der Platz wohl öfter rot (von Hinrichtungen) war als schön!

Edita
 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Russland, die Macht der Strasse.
geschrieben von olga64

Dieser martialische Aufmarsch der russischen Waffengattungen ist insbesondere in de Pandemie erstaunlich (wobei ja Russland stark betroffen ist, auch wenn dieses Land anscheinend versucht,die nicht nachvollziehbaren Zahlen die Gestorbenen konsequent herunterzuspielen).
Da internationale Gäste und Bewunderer für den Putin`schen Aufmarsch sehr rar waren, umgab ER sich mit fast 100--jährigen Veteranen an seiner Seite; die mussten aber vorher in eine mehrwöchige Quarantäne, um IHN nicht anzustecken.

Dafür marschierten die Soldaten natürlich ohne Abstandsregeln oder Mundschutz o.ä. - ist wohl nur was für 'Weichlinge.
Aber wenigstens sah man Putin schon länger nicht mehr mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd - das überlässt er jetzt stilistisch seinem Bruder im Geiste Bolsonaro. Hoffen wir nur,dass Trump dies nicht auch noch übernimmt in seinem Wahlkampf.

Was für ein Geisterspiel..... Olga

carlos1
carlos1
Mitglied

RE: Russland, die Macht der Strasse.
geschrieben von carlos1
als Antwort auf dutchweepee vom 26.06.2020, 12:57:16


Lieber Dutch,
als meine Augen vor Jahren noch besser waren las ich u. a. auch in hervorragemdem Deutsch verfasste politische Expertisen von russischen Politologen aus einem russichen Think Tank über die Probleme der russischen Politik in Vorderasien und in Asien. Vom Amur bis an die rumänische Grenze sind es viele Tausend km. Die Grenze zum Baltikum/Finnland  und Polen, die uns in Europa nahe ist, lasse ich mal weg.

Es geht  für Russland in Asien um wirtschaftliche und poltische Interessen. Der radikale Islam war dort schon zu Zeit der Sowjetunion auf dem Vormarsch und Russland muss seine Beziehungen sorgfältig pflegen, den ndolrt leben auch Russen . Für uns ist R riesengroß, aber wir nehmen nur wahr, was an der  Ostgrenze der EU sich abspielt. Ein verengter Blick.

Der Westen hat R immer schenell aus dem Blick verloren. R hat aber in seiner Geschichte immer wieder Epochen gehabt, in dem die Auseinandersetzung um die politische udn kuturelle Ausirchtung ausgetragen wurde. Es ging um die Moderniseirung des Landes. Peter der Gr hat zu Beginn des 18. Jhd entschieden den Blick nach Westen gerichtet und versucht sein Land nach nach westeurop. Maßstäben zu modernisieren. Es gab heftigen Widerstand, den er brach.

Katharina d Gr. war eine Deutsche. Im 19. Jhd gab es mur einen russisch-blütigen  Zaren (ich glaube Alex.III:). Alle anderen waren Deutsche. Etwa 3,5 Mio Deutsche lebten in Russland und nahmen dort eine wichtige Stellung in Wirtschaft, Rechtswesen und Politik ein. Vor allem die Deutschen aus dem Baltikum.

Die Auseinandersetzung zwischen Slawophilen und Westlern in den verschie denen Parteigrüdnungen  war ein Kernthema für die Intelligenzia und die russische Politik gegen Ausgang des 19. Jhd. . Die Bolschewiki (Lenin) waren eine Abspaltung der Menschewiki (Mehrheitler). Aber genört nicht zum Thema.

Die Reichsgründung 1871 und das veränderte die Atmosphäre in den Beziehungen zwischen Russen und Detuschen. Das hatte Auswirkungen auf das Leben der Deutschen in Russland. Aber auch der erste Weltkrieg hat eine positive Grundstimmung nicht geändert. Die Erinnerung in jener Zeit von dem Miteinander von Deutschen und Ruissen war noch lebendig. Nach dem Frieden von Versailles und der russ. Revolution waren Dtld und R international die Outlaws. Dtld war besiegt. Russland schied als aktiver Faktor einer europ. Politk aus. Insgeheim arbeiteten Deutsche und Russen militärisch zusammen (Erprobung von Panzermodellen). Die politiscge Zusammenarbeit fürhte Ende august 1939 zum dt-sowjet. Nichtangriffspakt. , der die Aufteilung Osteuropas in zwei Interessensphären vorsah. Der dt. Überfall auf die SU und der Vernichtungskrieg stellen den Tiefpunkt der Beziehungen beider Länder in der Geschichte dar.

Für die Untaten des Naziregimes Europa machen westliche Länder, aber auch Polen etc. werden Deutsche als Urheber genannt. In Russland war es anders, die Faschisten seien die Räter gewesen. Wobei natürlich der Unterschied zwischen der Partei Mussolinis und Hitlers NSDAP nicht unerheblich ist.

Putins Politik wird damit nicht erklärt, aber vielleicht wird deutlich, dass ein Land wie R seine unnewren und äußeren Probleme hat. Der Westen hat mit Sicherheit auf die Befindlichkeiten de Russen nicht Rücksicht genommen. Diese Nichtbeachtung ist vielleicht eine der Ursachen für eine Entfremdung. Putins Besuch in Dtld 2001 und seine Einladung zur Zusammenarbeit wurden nicht beachtet. Rd betrifft mnicht nur Dtld. Außenpolitik ist auch Psychologie.

c





 

Anzeige

olga64
olga64
Mitglied

RE: Russland, die Macht der Strasse.
geschrieben von olga64
als Antwort auf carlos1 vom 26.06.2020, 18:14:58

Zwischen Staaten kann es keine Freundschaft geben; das sind im positivsten FAlle Zweckbündnisse, wovon dann hoffentlich die jeweiligen Völker auch ihren Nutzen beziehen können.
Aber wenn es zu Staatsmännern und -frauen positive bis freundschaftliche Beziehungen gibt, sind das keine Einbahnstrassen.
Putin 2001 und 2020  - da ist ja viel passiert in der Zwischenzeit.
Putin führt unermüdlich Krieg; verstösst gegen das Völkerrecht, baut massiv seine Waffendepots, auch auf atomaren Gebiet, auf und wirkt bedrohlich z.B. auf Polen und die baltischen Staaten.
Von unserer Kanzlerin kann man sicher sagen, dass sie den Kontakt zu diesem Mann, einem ihrer ältesten politischen Partner, nie abreissen liess   - ich nehme an, beide schätzen sich bis zu einem gewissen Grad und sprechen auch gemeinsame Sprachen.
ABer da ist noch der andere Putin,der sich an die rechten Parteien heranpirscht, sie teilweise finanziell unterstützt und mich macht das schon skeptisch, wenn ER gerade bei diesen Parteien so hoch angesehen ist. Da ist Zerstörungspotential dahinter, sei es nun die EU oder "nur" die Demokratie in unseren Ländern.
Und dann natürlich die Machenschaft wie ein Referendum, obwohl das Ziel längst feststeht, d.h., dass er auf Lebenszeit Russland regieren kann.
Die unmenschliche Behandlung Andersdenkender, wie z.B. Homosexuelle, Medien  - die Nichtakzeptanz einer Opposition in seinem Land, die willkürlichen Verhaftungen und vieles mehr.
Warum er auch bei den wenigen Linken, die es weltweit noch gibt (abgsehen von China) so sehr beliebt ist, habe ich auch nie verstanden. Er verstösst doch gegen deren Grundprogramme, wenn in Russland 3% der sehr reichen Menschen so viel Vermögen haben wie 97% des armen Volkes.
DAs sind aus meiner Sicht gesprochen, die ich das Glück habe, lebenslang in einer Demokratie leben zu dürfen, keine Aspekte,die mich Putin oder andere seines Schlages zu schätzen. Ich denke, auch das russische Volk hat endlich Besseres verdient als so einen selbstverliebten älteren Herrn, der nicht die Kraft hat, das Szepter zu übergeben. Olga

aixois
aixois
Mitglied

RE: Russland, die Macht der Strasse.
geschrieben von aixois
als Antwort auf carlos1 vom 26.06.2020, 18:14:58

danke carlos1 für Deinen nuancierenden, auch geschichtlich, verstehen wollenden Beitrag.

"Der Westen hat mit Sicherheit auf die Befindlichkeiten de Russen nicht Rücksicht genommen. Diese Nichtbeachtung ist vielleicht eine der Ursachen für eine Entfremdung"

Mich haben jüngst Aussagen beeindruckt von Russinnen, die am Vorabend der Paraden gefragt wurden, was sie von Putin hielten. Sie waren voller Bewunderung für ihn, er ist für sie einer der "Großen", einer in der Nachfolge anderer "Großen", die Russland zu dem machten, was es ist.Sicher nicht repräsentativ,aber doch keine Einzelstimmen aus dem Volk.

Beeindruckt hat mich auch immer, die Unterscheidung zwischen den (bösen) Faschisten und den anderen ('guten') Deutschen, mit denen sich die Russen gut verstehen könnten, und dies trotz der Verursachung von 27 Millionen Toten.

Beeindruckt hat mich weiterhin die stolze Überzeugung, trotz der vielen Opfer, die eigentlichen Sieger über Hitler gewesen zu sein.

Ich versuche manchmal, mich in die Denkweise russischer konservativer Militärs zu versetzen: unter vielen Opfern den Krieg gewonnen und dann zu sehen zu müssen, wie aus den stolzen Siegern stückchenweise ein Verlierer wird, bis hin zu der, zu Zeiten der UdSSR unvorstellbaren, Präsenz der Nato quasi an der Westgrenze. Mit immer kürzen Vorwarnzeiten , mit immer weniger, strategisch so wichtiger, Raum zwischen dem Angreifer aus dem Westen und  Moskau . Was macht das mit solchen Militärs, wenn man ihnen ihre Schwäche vorführt ?
Aufrüstung, mit dem Feind im Westen gleichziehen, seinen Einfluss zurückdrängen, selbst größer werden , bis hin zu den Paraden, mit denen man dem Volk alte Macht und Stärke vormacht - ist das Ausdruck von zügelloser Aggressionslust oder nicht auch des Bemühens, den nostalgischen Erwartungen des Volkes (und sicher natürlich auch des Parteiapparats) nach alter Größe , gerecht zu werden ?

Eines meine ich zu verpüren : Das stolze Russland wird sich nie etwas von aussen vorschreiben lassen, egal von wem. Eher opfert es sich, als zu 'kapitulieren'. (Wäre das mit den USA viel anders?)

Russland war nie eine Demokratie, so wie wir sie im Westen haben. Trotz oder wegen ihrer in Deutschland erzogenen oder von dort stammenden Adligen und Führer. Die Rätedemokratie war in die Binsen gegangen, der Hegemon durch den Revlutionär , dann den Diktator und danach neue machtgierige Potentaten ersetzt worden.

Welche Kriterien kann man anlegen, von aussen, um den Zustand der "Demokratie" in Russland zu beurteilen ? Die jungen Leute Russlands werden sich ihre Freiheiten und ihre Partizipationsrechte erkämpfen müssen, es wird neue Gorbatschows geben (müssen). Nur, durch Druck von aussen, besonders von amerikanischer Seite, werden solche Prozesse eher noch mehr unterdrückt.

Wer weiss eigenlich noch, was der Helsinkiprozess war und wie wichtig sein Ergebnis war für die Opposition in der DDR und die Vorbereitung von 1989 ? Was ist  denn mit der  Charta von Paris von 1990 passiert oder der Putin Rede im Bundestag vom September 2001 in der er auf Deutsch sagte:

"Wir sind natürlich am Anfang des Aufbaus einer demokratischen Gesellschaft und einer Marktwirtschaft. Auf diesem Wege haben wir viele Hürden und Hindernisse zu überwinden. Aber abgesehen von den objektiven Problemen und trotz mancher - ganz aufrichtig und ehrlich gesagt - Ungeschicktheit schlägt unter allem das starke und lebendige Herz Russlands, welches für eine vollwertige Zusammenarbeit und Partnerschaft geöffnet ist."

Alles nur Show, alles nur eine fintenreiche Lüge ?

Russland verstehen zu wollen, darf nicht verwechselt werden, mit gutheissen wollen.
Aber läuft nicht etwas falsch, wenn der Versuch, sich in die andere Seite hineinversetzen zu wollen, als "Russlandversteher" abqualifiziert wird, so dass jeglicher neue "Wandel durch Annäherung" als Verrat an der transatlantischen Partnerschaft blockiert wird ?

Es muss bestimmt kein neues Rapallo sein, im Gegenteil,  aber sollte Deutschland, eingebunden in das EU Europa, seine Möglichkeiten nicht besser nutzen, um die Beziehungen zum russischen Nachbarn zu verbessern ?

 

carlos1
carlos1
Mitglied

RE: Russland, die Macht der Strasse.
geschrieben von carlos1
als Antwort auf wandersmann vom 26.06.2020, 13:44:39

@ dutchweeppee

Das Adjektiv "schön" kenne ich in der Übersetzung eigentlich nur als "прекрасный" oder
"красиво".  Das "пре" (prä) als erste Silbe könnte auf die Bedeutung "Vor-Rot" hindeuten, denn "schön" war ja mal das "красный" bevor daraus "rot" wurde (hat carlos1 aber auch so geschrieben)."



Lieber Wandersmann,
sehr gut erklärt. Danke für den  Hinweis. Gelernt ist gelernt.

Gruß
c
 


PS:
https://de.rbth.com/lifestyle/79814-russisch-roulette-russischbrot...
Das russische Wort „krasnyj“, „rot“, galt früher als Synonym für „schön“ und „ehrenhaft“. Der Name des Moskauer Roten Platzes hat demnach nichts mit der Sowjetunion zu tun. Ursprünglich trug er den Namen „Torg“, das Wort für„Handel“, da er als Marktplatz genutzt wurde.
 

Anzeige

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Russland, die Macht der Strasse.
geschrieben von Tina1
als Antwort auf aixois vom 26.06.2020, 19:45:17
danke carlos1 für Deinen nuancierenden, auch geschichtlich, verstehen wollenden Beitrag.

"Der Westen hat mit Sicherheit auf die Befindlichkeiten de Russen nicht Rücksicht genommen. Diese Nichtbeachtung ist vielleicht eine der Ursachen für eine Entfremdung"

Russland verstehen zu wollen, darf nicht verwechselt werden, mit gutheissen wollen.
Aber läuft nicht etwas falsch, wenn der Versuch, sich in die andere Seite hineinversetzen zu wollen, als "Russlandversteher" abqualifiziert wird, so dass jeglicher neue "Wandel durch Annäherung" als Verrat an der transatlantischen Partnerschaft blockiert wird ?

Es muss bestimmt kein neues Rapallo sein, im Gegenteil,  aber sollte Deutschland, eingebunden in das EU Europa, seine Möglichkeiten nicht besser nutzen, um die Beziehungen zum russischen Nachbarn zu verbessern ?

 
Ich teile deine Meinung.
Bevor man über Russland spricht, sollte man sich über die Mentalität der meisten Russen informieren.
Tina

https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article158426394/Warum-sind-junge-Russen-so-systemtreu.html

"Bei „Freiheit“ denken sie an Errungenschaften wie Wohlstand oder Urlaub. Wirkliche Meinungsfreiheit haben sie nie gelernt. Benjamin Bidder will nicht Russland, wohl aber die jungen Russen verstehen.es ist schwer, in diesen Zeiten ein unaufgeregtes Buch über Russland zu schreiben. Zumal, wenn es zum Ziel hat, das neue Russland zu verstehen. Schließlich ist Verstehen an sich inzwischen zu einem Schlachtbegriff geworden.

Benjamin Bidder, von 2009 bis 2016 „Spiegel“-Korrespondent in Moskau, versucht, die „Generation Putin“ zu verstehen, nicht ihren Präsidenten. Wie kann sein Kurs falsch gewesen sein, fragt sich Lena, wenn „der alte Lada ihres Vaters vor zehn Jahren noch das einzige Auto auf dem Parkplatz vor dem Wohnblock ihrer Eltern war, heute dort aber Hunderte Fahrzeuge stehen“.

Bidder vergleicht unermüdlich Meinungen unterschiedlicher Experten und Statistiken. Er begleitet seine Protagonisten über die Jahre und arbeitet aus ihren Geschichten die Grundzüge ihrer Generation heraus: politische Passivität, Patriotismus, Misstrauen gegenüber dem Westen und gleichzeitig eine unstillbare Sehnsucht nach einer offenen, freien Welt.

Es ist paradox: In einem Land, in dem Wladimir Putin höchste Zustimmungswerte genießt, spielt für die meisten Menschen unter 35 Jahren „Freiheit“ eine zentrale Rolle.
Nur: Was verstehen sie unter Freiheit? Laut Bidder meinen sie damit, „ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu können“. Solange man sich dem Mainstream anpasst, geht das: Man kann seinen Beruf frei wählen, Eigentum erwerben, in Urlaub fahren.

Freie Wahlen, freie Medien und eine freie Zivilgesellschaft sind dagegen nicht unbedingt im kollektiven Freiheitsbegriff vorhanden. Deswegen ist der Schreck angesichts der restriktiven Gesetze bei den Menschen im Westen größer als bei den Russen selbst. Die meisten sehen ihre Freiheit nicht in Gefahr, solange das Gehalt auf dem Konto ankommt.
Angesichts der Dramatik der dargelegten Entwicklungen ist es die Abwesenheit eines überheblichen westlichen Blicks, die dieses Buch lesenswert macht. Es zeigt, wie viel es bringt, trotz allem die Menschen verstehen zu wollen. Und ihnen weiter zuzuhören. Solange sie noch bereit sind, offen zu sprechen."

 
"Die russisch-deutschen Beziehungen waren nie einfach und haben sich inzwischen ziemlich abgekühlt - zumindest will man uns das glauben machen. Sanktionen und Gegen-Sanktionen, Propaganda und viele Klischees haften diesem Verhältnis an.

Markus Lanz trifft Menschen, die gleichermaßen für Leidenschaft und Kompetenz stehen, wenn es darum geht, sich für die Einschätzungen und das Lebensgefühl unserer Nachbarn zu interessieren: Wie sehen die Russen auf Deutschland, und fühlen wir uns wirklich gegenseitig wieder bedroht? "


 
Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Russland, die Macht der Strasse.
geschrieben von Tina1
als Antwort auf carlos1 vom 26.06.2020, 18:14:58


Lieber Dutch,
als meine Augen vor Jahren noch besser waren las ich u. a. auch in hervorragemdem Deutsch verfasste politische Expertisen von russischen Politologen aus einem russichen Think Tank über die Probleme der russischen Politik in Vorderasien und in Asien. Vom Amur bis an die rumänische Grenze sind es viele Tausend km. Die Grenze zum Baltikum/Finnland  und Polen, die uns in Europa nahe ist, lasse ich mal weg.

Es geht  für Russland in Asien um wirtschaftliche und poltische Interessen. Der radikale Islam war dort schon zu Zeit der Sowjetunion auf dem Vormarsch und Russland muss seine Beziehungen sorgfältig pflegen, den ndolrt leben auch Russen . Für uns ist R riesengroß, aber wir nehmen nur wahr, was an der  Ostgrenze der EU sich abspielt. Ein verengter Blick.

Der Westen hat R immer schenell aus dem Blick verloren. R hat aber in seiner Geschichte immer wieder Epochen gehabt, in dem die Auseinandersetzung um die politische udn kuturelle Ausirchtung ausgetragen wurde. Es ging um die Moderniseirung des Landes. Peter der Gr hat zu Beginn des 18. Jhd entschieden den Blick nach Westen gerichtet und versucht sein Land nach nach westeurop. Maßstäben zu modernisieren. Es gab heftigen Widerstand, den er brach.

Putins Politik wird damit nicht erklärt, aber vielleicht wird deutlich, dass ein Land wie R seine unnewren und äußeren Probleme hat. Der Westen hat mit Sicherheit auf die Befindlichkeiten de Russen nicht Rücksicht genommen. Diese Nichtbeachtung ist vielleicht eine der Ursachen für eine Entfremdung. Putins Besuch in Dtld 2001 und seine Einladung zur Zusammenarbeit wurden nicht beachtet. Rd betrifft mnicht nur Dtld. Außenpolitik ist auch Psychologie.

c
 
Lieber Carlos, ich teile deine Meinung.

P. S. Latour hat all das, was du in deinen Kommentaren geschrieben hast, in einer einzigartigen Reportage über Russland zusammen gefasst. Diese Reportage ist sehr lehrreich, denn man erfährt vieles über dieses Landes, besonders  über die Mentalität der verschiedenen Völker. In ihr werden alle Seiten Russlands beleuchtet.
Diese Reportage gibt Antworten z. B. darauf, warum Putin gewählt wird. Nicht weil man die Politik besonders gut findet, sondern weil er der Garant für Sicherheit, Frieden in dem Riesenreich, mit den unterschiedlichen Völkern, Kulturen, Ideologien, die sich feindlich gegenüberstehen, bedeutet. Die Russen wissen, dass nur diese Art der politischen Führung, das Land zusammenhalten kann. Und dieses zusammenhalten, ist für die Russen, vor allem für die jungen Leute sehr wichtig. Sie wollen nicht, dass das große Land auseinander bricht u. sie wollen vollem keine Revolution, keine Kriege innerhalb von Russland.
Tina


Peter Scholl-Latour: Russland im Zangengriff- Putins Imperium zwischen Nato, China und Islam

 
aixois
aixois
Mitglied

RE: Russland, die Macht der Strasse.
geschrieben von aixois
als Antwort auf Tina1 vom 27.06.2020, 09:11:37

Schon lange vor Bidder sprachen Soziologen von der "verlorenen Generation" der russischen Jugend unter Putin.  Verloren wohl im Hinblick auf die Wahrnehmung des Privilegs der Jugend Dinge ändern zu wollen, ihre Zukunft selbst 'gestalten' zu wollen. Es gibt nur wenige jugendliche Aktivisten, die Mehrzahl könnte als hedonistisch angesehen werden, guter Job, Freizeit, Reisen, Konsum. Eigenschaften , die wohl auch für die Jugend anderer Länder gelten könnten.

Putins Erfolg in seinem Land und auch bei der Jugend ist nicht zuletzt darin zu sehen, dass er Russland eine (neue/alte) Identität gegeben hat, dass er - auch aus der Sicht der Jungen - sich 'mächtig' gegen die als Demütigungen empfundenen Beziehungen und Handlungen des "Westens" aufgelehnt hat.
Jede neue Sanktion der "liberalen Demokratien" im transatlantischen Verbund, stärken Putin, und schwächen die Protagonisten einer offeneren russischen Gesellschaft.

Ich wiederhole mich sicher: wer die Zukunft haben will, muss die Jugend gewinnen.

Warum gibt es dann kein deutsch-russisches Jugendwerk (alte Forderung)  vergleichbar mit DFJW ? Warum überlässt man das Aufwärmen solcher Forderungen den Rechten (z.B.AfD Bundestag), die frohen Muts  dabei sind, sich dieses Defizits mehr und mehr  (bis in den paramilitärischen Bereich hinein nationalistische Patgrioten unter sich !) anzunehmen ? Wegen des "destabilisierenden" Effekts von Putin wohlwollend begrüsst.

Jährlich nehmen rund 200 000 junge Leute und Lehrer an DE-F Begegnungsaktionen teil. Mit der Stiftung D - R Jugendaustausch (öffentlich-privat) waren es,  ausserschulisch,  in 12 Jahren gerade mal 120 000 Teilnehmer, d.h. um die 7000 jährlich. Mit Frankreich gibt es ca. 5000 Schulpartnerschaften, mit Russland gerade mal 400 .

Woran liegt das ? Was spricht dagegen, die Teilnehmerzahlen zu verfünf- oder zu verzehnfachen, blockiert Putin oder finden sich keine Teilnehmer ?





 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Russland, die Macht der Strasse.
geschrieben von olga64
als Antwort auf Tina1 vom 27.06.2020, 09:11:37
 
Ich teile deine Meinung.
Bevor man über Russland spricht, sollte man sich über die Mentalität der meisten Russen informieren.
Tina




Es ist paradox: In einem Land, in dem Wladimir Putin höchste Zustimmungswerte genießt, spielt für die meisten Menschen unter 35 Jahren „Freiheit“ eine zentrale Rolle.

 


 
Also ich interessiere mich für Russland und insbesondere für diese vielschichtige Bevölkerung in diesem Riesenland mit so vielen, unterschiedlichen ethnischen Gruppen seit den 70er Jahren als meine Cousine im Rahmen ihres Slawistik-Studiums 2 Jahre  in Moskau lebte, studierte und auch als Reiseführerin für deutschsprachige Touristen dort arbeitete.
Ich besuchte sie auch und reiste dann weiter in den Kaukasus bis Aserbaidschan und konnte mir vermutlich einen besseren Überblick verschaffen als es andere heute machen, die auf die Informationen Dritter angewiesen sind.

Und Sie leben ein wenig in der Vergangenheit: die Umfragewerte von Putin sind so schlecht wie sie es nie waren. DAs Volk erkennt mehr und mehr,dass Putin zwar militärische Erfolge in Syrien, Ukraine oder mit seinen Söldnertruppen in Libyen einfahren kann  - aber nichts dagegen macht, um das Leid der Bevölkerung zu mildern. Gerade in dieser Seuchenzeit zeigt sich dies wie unter einem Brennglas.

Leute, die Putin lange kennen, sind auch der Ansicht ,dass er selbst mehr und mehr seiner eigenen Nostalgie unterliegt, wie es in der Sowjetzeit war und wie jämmerlich das Land dann doch zugrundeging und mit ihm die Vasallenstaaten um das Riesenreich.
Viele dieser Staaten haben sich mittlerweile gut erholt, auch wirtschaftlich und haben sich von Russland losgesagt, so schnell es nur ging, sind andere Bündnisse eingegangen und scheinen bis auf wenige Staatsmänner mit ihren Lippenbekenntnissen pro Putin kein Zurück wollen.
Gefährlich wird es für Putin wirklich ,wenn die Intelligenzja, die jungen Menschen, vordringlich das Land verlassen wollen, weil sie keine Zukunftsperspektiven für sich sehen. Dann bleiben die unteren Schichten,die Kranken und Alten - und obwohl Putin im Öl schwimmt, kann es nicht helfen, weil die Ölpreise so niedrig sind wie selten zuvor. Olga

Anzeige