Internationale Politik Und diese Türkei will in die EU?

Ein Zeitungsbericht aus Osterreich:
derstandard.at: Erdogans finale Machtdemonstration

Ich möchte euch helfen, kann es aber nur mit Worten tun.

Ich denke, viele türkisch abstammende Bürger haben nun ein Schlüsselerlebnis, sind vielleicht froh, hier leben zu können.
Denn offensichtlich waren bei der Demo gestern, ich glaub es war in Berlin, erstmalig Kurden und "Türken" einig, dass Erdogans Verhalten unmöglich ist.

Hier demonstrieren sie friedlich - es könnte sofort umkippen, wenn die ersten ausgebrannten Autos deutscher Bürger am Strassenrand stehen würden. Faktum ist natürlich ,dass auch wir in Deutschland Türken nie beschützen konnten - die vielen Morde und Brandanschläge werden auch bei uns ein ständiges Mahnmal dafür sein.
Und ob ich irgendwo gerne lebe, hat auch etwas damit zu tun, ob mich die "Urbevölkerung" wirklich akzeptiert und aufnimmt - auch wenn z.B. meine Religion und meine Tradition unterschiedlich ist. Olga

Wir konnten aber auch nicht die deutschen Mitbürger beschützen, die durch ausländische Mitbürger ums Leben kamen.

Wenn man nun mal vergleicht, wie in der demokratischen Türkei mit Demonstranten umgegangen wird, und wie dies in den Oktobertagen 1989 in der DDR-Diktatur der Fall war, dann wird klar, dass der Umgang mit dem protestierenden Bürger nicht vorrangig vom politischen System bestimmt wird, sondern vor allem vom politischen Bewusstsein der Akteure beider Seiten. Die hatte damals ein Maß, dass beide Seiten wussten, es geht ab hier nur noch ohne Gewalt weiter.
Wie hoch ist der Wert einer Demokratie, wenn die gewählte Staatsmacht ihre eigenen Bürger von skrupellosen Polizisten ohne Moral zusammenschlagen lässt? Der Wert ist gleich Null.

Wenn man nun mal vergleicht, wie in der demokratischen Türkei mit Demonstranten umgegangen wird, und wie dies in den Oktobertagen 1989 in der DDR-Diktatur der Fall war, dann wird klar, dass der Umgang mit dem protestierenden Bürger nicht vorrangig vom politischen System bestimmt wird, sondern vor allem vom politischen Bewusstsein der Akteure beider Seiten. Die hatte damals ein Maß, dass beide Seiten wussten, es geht ab hier nur noch ohne Gewalt weiter.

ich frage mich hier immer wieder, wozu diese Vergleiche dienen sollen.
die Vorgänge 1989 waren einfach die Folge des Zusammenbruchs der politischen Systeme hinter dem eisernen Vorhang. Allen voran die Veränderungen in der SU gefolgt von Polen, der Tschechoslowakai, Ungarn.
Allein die Tatsache, dass sich ein derart domestiertes Volk, die Existenz riskierend wochenlang auf die Straßen ging, ist eine so sgenhaft tolle Sache. Im Gegensatz zu Westdeutschland existierte ja keine Demokultur, wo jede ältere solide Dame ihr Verdipfeiferl in der Handtasche hat und es ja schon zum guten Ton gehört, mindest einmal an einer Demo teilgenommen zu haben - und sei es zum Erhalt der Lieblingsparkbank.
In der Türkei dürfte der Wunsch nach mehr Liberalität und der Widerstand gegen Unterdrückung durch die neuen Medien wie Internet usw. und vorallem durch die im Ausland lebenden Türken entstanden sein. Erdogans Spagat zwischen den zum Mittelalter zurückkehrenden arabischen Staaten und Europa kann nur schiefgehen.

Wie hoch ist der Wert einer Demokratie, wenn die gewählte Staatsmacht ihre eigenen Bürger von skrupellosen Polizisten ohne Moral zusammenschlagen lässt? Der Wert ist gleich Null.

dann ist die Staatsmacht skrupellos und nicht der Polizist.
Ich denke, dass Erdogan sehr wohl Tunesien, Libyen, Ägypten und letztendlich seinen Nachbarn Syrien vor Augen hat und hier womöglich ein Desaster verhindert werden soll.

Ein türkischer Freund unserer Familie meinte sowieso ganz am Anfang der Unruhen in der Türkei, dass das keinesfalls der Wille der Mehrheit der Türken sei und es wird immer wieder durch seriöse Berichterstattung in den Medien bestätigt.

Was zu verurteilen ist, das ist das brutale Vorgehen - angeordnet von in Panik geratenen Politikern.

Diesen Beitrag kann ich voll und ganz zustimmen.

Da in diesem Thread ständig irgendwelche Vergleiche herangezogen werden: Mich erinnern diese Vorgänge an die Geschehnisse der 60er Jahren. Vieles ist im Umbruch.

Mareike

Erdogans Spagat zwischen den zum Mittelalter zurückkehrenden arabischen Staaten und Europa kann nur schiefgehen.
............
..................Wille der Mehrheit der Türken

Das sollte man direkter ausdrücken:
Es geht m.E. nicht um den Spagat, sondern die Alternative zwischen einem islamistischen Gottesstaat und einem laizistischen demokratischen Staat in Sinne von Attatürk.
Beides zusammen geht nicht.
Die Mehrheit der Türken muss sich entscheiden, was sie will. Noch hat sie Strukturen, die eine freie Wahl und eine Abwahl des reaktionären Regimes erlauben.

- Zitat Nerida -

"Ein türkischer Freund unserer Familie meinte sowieso ganz am Anfang der Unruhen in der Türkei, dass das keinesfalls der Wille der Mehrheit der Türken sei und es wird immer wieder durch seriöse Berichterstattung in den Medien bestätigt."

Das ist ein sehr wichtiger Punkt, "Man" sollte da keiner Täuschung
zum Opfer fallen. Das türkische Volk umfaßt rund 80 Millionen, wenn
dann ein paar Hunderttausend protestierend und ihren Kopf, ihre
Gesundheit und eventuelle Zukunft hinhaltend Mut beweisen und auf
die Straße gehen, um Widerstand gegen einen selbstherrlichen
Erdogan und Co. zeigen, dann findet das zwar Beachtung, muß aber
die Regierung nicht wesentlich beeindrucken.

Die Drohung mit dem Einsatz des Militärs gegen sein eigenes Volk
beweist die Herrschaftsstruktur Erdogans, der innerlich um seine
islamistisch angedachte Türkei zittert, die er doch so plietsch,
so von hinten herum während seiner Regierungszeit vorbereitet.

Europäer scheinen mir so leicht zu täuschen zu sein ....
Der äußerst brutale Polizeieinsatz muß doch zu denken geben.

Medea.

Die Mehrheit der Türken muss sich entscheiden, was sie will. Noch hat sie Strukturen, die eine freie Wahl und eine Abwahl des reaktionären Regimes erlauben.

das wäre nur möglich, wenn es zu Neuwahlen käme und vorallem - welche Alternative gibt es denn im Moment zu Erdogan?

Um ehrlich zu sein, meine Kenntnisse der politischen Internas in der Türkei sind nicht sehr groß, das obwohl ich von türkischen Kollegen die bei uns als Psychologen, Therapeuten oder Sozialarbeiter tätig sind, viel über dieses Land erfuhr.
Allerdings waren die Themen dann meist das soziale Leben und vorallem die Traditionen der Bevölkerung.
Dabei wurde immer wieder betont, dass die durch die Religion bestimmten Traditionen auf dem Land immer noch sehr ausgeprägt sind und sich deutlich von dem städtischen sozialen Leben unterscheiden.

Käme es morgen in der Türkei zu Neuwahlen, so wäre ich mir nicht sicher ob Erdogan das Feld räumen müsste - denn...
"die im Dunkeln sieht bzw. hört man nicht"