Forum Kunst und Literatur Literatur Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:

Literatur Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:

ehemaligesMitglied35
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Re: Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:
geschrieben von ehemaligesMitglied35
als Antwort auf longtime vom 27.07.2011, 10:38:34
"Dissen" befindet sich seit 2009 schon im Duden Band 1, eben "Rechtschreibung", in der 25. Auflage.


Du hast Recht; es was sogar schon in der Ausgabe von 2006.
Leider stammt meine Lexikon-CD, wo ich der Bequemlichkeit halber zuerst nachsehe, aus dem Jahr 1999.

Muss wohl eine neue besorgen.

Gruß
ehemaligesMitglied35
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Re: Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:
geschrieben von ehemaligesMitglied35
als Antwort auf longtime vom 27.07.2011, 10:38:34
Frage zum Spaß?
Wer schrieb (genauer: Also, wer ließ wen sprechen?):

"Es ist so schön zu herrschen! — Und abzudanken? — Ich weiß nicht wie mein Vater es konnte; aber ich will es auch." (Der Kommafehler [für unsere heutigen Regeln] ist original!)


Ist schon ein Weilchen her, dass ich den Egmont las.

Ich schwankte zwischen Don Karlos und jenem.
enigma
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Re: Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaligesMitglied35 vom 27.07.2011, 10:57:53
Hallo Longtime und Fritz,

danke für Eure Ausführungen.

Dass sich jemand, der ständig “Sprachforschung” betreibt, also auch einen wissenschaftlichen Anspruch hat, völlig anders verhält als jemand, der/die nur Freude an Sprache hat, auch an der Sprache, die auf der Straße gesprochen wird, unterstelle ich mal.
Das kann ich auch nachvollziehen.

Da aber nun die “Experten” gerade online waren oder sind, möchte ich doch gerne eine Frage klären (lassen), die mich interessiert.

Eine Freundin, die in England verheiratet ist und dort schon lange lebt, hat mir vor einiger Zeit von einem Schriftsteller erzählt, der, wie sie sagt, heute noch häufig auf der Insel gelesen wird.
Er heißt P.G. Wodehouse, wobei P.G. für Pelham Grenville steht. Ich hatte allerdings noch nie von ihm gehört.
Aber jetzt habe ich eines seiner Bücher mit dem Titel In alter Frische gekauft.

Und da begegnet mir schon auf den ersten Seiten folgender Satz:

(...) “Lord Emsworth war zu wohltätig gesinnt, um irgendeinen der Einwände vorzubringen, die er in weniger sonniger Stimmung bestimmt appliziert hätte.” (...)

In diesem Zusammenhang habe ich das Wort “appliziert” noch nie gehört oder gelesen. Ich kenne es nur als Verzierungen auf Handarbeiten.

Könnte das in diesem Zusammenhang “angebracht” heißen?
Was meinen die Experten?

Mehr über das Buch hier:

Der Übersetzer ist übrigens der Schweizer Thomas Schlachter.


Gruß von Enigma


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cecile
cecile
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Re: Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:
geschrieben von cecile
als Antwort auf enigma vom 27.07.2011, 11:37:38


Und da begegnet mir schon auf den ersten Seiten folgender Satz:

(...) “Lord Emsworth war zu wohltätig gesinnt, um irgendeinen der Einwände vorzubringen, die er in weniger sonniger Stimmung bestimmt appliziert hätte.” (...)

In diesem Zusammenhang habe ich das Wort “appliziert” noch nie gehört oder gelesen. Ich kenne es nur als Verzierungen auf Handarbeiten.

Könnte das in diesem Zusammenhang “angebracht” heißen?
Was meinen die Experten?




Hi Enigma - ohne "Experte" zu sein und auf die Schnelle, bevor ich in der Küche verschwinde

Ich nehme an, dass "appliziert" vom französischen Verb "appliquer / Part.: appliqué" kommt.

Die erste Bedeutung ist "auftragen,aufmalen, anbringen usw." - diese Bedeutung wird auch im Französischen oft auf Handarbeiten (oder Handwerker-Arbeiten) bezogen.

Die 2. Bedeutung ist "verwenden, anwenden" .. und das scheint in deinem Text der Fall zu sein!
Deine Vermutung "angebracht" war also vollkommen richtig

enigma
enigma
Mitglied

Re: Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:
geschrieben von enigma
als Antwort auf cecile vom 27.07.2011, 12:22:41
Hallo, Cécile,

doch, doch, Du bist auch eine Expertin.

Danke für Deine schnelle Anwort, die ich für einleuchtend halte.

Bis dann...

Enigma
longtime
longtime
Mitglied

Re: Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 27.07.2011, 12:30:31
...) “Lord Emsworth war zu wohltätig gesinnt, um irgendeinen der Einwände vorzubringen, die er in weniger sonniger Stimmung bestimmt appliziert hätte.” (...)
Zitat von enigma!

Ja, liebe Enigma - der Satz klingt komisch; vielleicht ist das Verb "applizieren" auch im Englsichen schon "en vouge"; oder Schlachter kennt es von der französisch-sprachigen Schweiz her.

Die Umstände im Text mögen es rechtfertigen; wer weiß! - Ein anderes Verb im Deutschen dort anzubringen, würde Umstellungeen und etwas komplizierten Satzbau erfordern. - Selbst das "weniger sonnig..." klingt nach Übersetzung, aber nicht nach lebendigem Deutsch.
Vielleicht so:
Lord Emsworth war eine mitleidvolle Seele; und er versagte es sich hier, Einwände zu formulieren, mit denen er snderswo, ........, gerne geglänzt hätte.
*

Ehrlich: Ich lese sehr, sehr selten moderne Engländer, besonders wenn sie, so die begeisterten Stimmen von Presse und von England-Leutz, so "englischen Humor" transportieren wollen (uns applizieren sollen). (Angeblich - immer! - den humorlosen Deutschen vermitteln! Lieber solchen Verlagen wie Epoca keinen Gewinn aus dem Geschäft ermöglichen.)

... da les ich lieber Tucholsky, als irgendwas Übelsetztes! - auch als Beispiel im Falle des Männlichkeits-Monsters und Wikingers Anders als homo bestiarius.

Z.B.: Tucholsky über Heinrich Mann als Europäer: S. Linktipp:



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ehemaligesMitglied35
ehemaligesMitglied35
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Re: Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:
geschrieben von ehemaligesMitglied35
als Antwort auf enigma vom 27.07.2011, 12:30:31
doch, doch, Cecilie, Du bist auch eine Expertin.


Und nicht zu knapp!

Für sie und auch für Enigma, dies:


ap|pli|zie|ren álat.ñ: 1. anwenden, gebrauchen. 2. verabreichen, verabfolgen, dem Körper zuführen (z.)B. Arzneimittel; Med.). 3. (Farben) auftragen. 4. (Stoffmuster) aufnähen

(c) Dudenverlag.


Jener Lord hatte also Mitleid, das ihn davon abhielt, die übliche Remedur einzusetzen, da sie vermutlich zu schmerzhaft war.
Und auch die Prise Ironie fehlt nicht bei diesen Worten.

Der Übersetzer brauchte also nicht in einer Fremdsprache zuhause zu sein, um so zu übersetzen.

Gruß
enigma
enigma
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Re: Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaligesMitglied35 vom 27.07.2011, 16:45:13
@Longtime und Fritz,

recht herzlichen Dank für Eure Bemühungen.
Im eingestellten Textzusammenhang würde mir “angewandt” am besten gefallen.

Lieber Longtime,

ich bin auch absolut begeistert von Tucholsky und seiner Fähigkeit zu formulieren.
Ich werde seine Texte bestimmt noch oft lesen, aber andere Schriftsteller, auch nichtdeutsche, möchte ich auch nicht außer Acht lassen und kennen lernen.

Und so lese ich Engländer, wie beispielsweise Hornby oder ähnliche Schriftsteller, auch gerne.
Und weil ich beim Lesen in der Originalsprache doch das Wörterbuch öfter bemühen müsste, gerade weil es um Literatur und nicht um umgangssprachliche Formulierungen geht, begnüge ich mich eben mit den Übersetzungen, die angeboten werden.

Das Buch von Wodehouse ist übrigens von 1915, vielleicht darum auch die eigenartige Sprache, wahrscheinlich auch im Englischen etwas veraltet, mit der sich der Übersetzer dann befassen musste.

Also, mir persönlich würde es leid tun und ich würde es als Verlust empfinden, wenn ich auch einige der amerikanischen Autoren, wie z.B. Joyce Carol Oates, Philip Roth , Jonathan Franzen oder die Kanadierin Alice Munro, nur um einige zu nennen, nicht gelesen hätte.

Hallo Fritz,

ja, ich meine auch, dass da Ironie drin ist.
Und ich mag den Humor der Engländer meist gerne, denn ich finde, dass sie sich nicht nur über Angehörige anderer Nationen lustig machen, sondern gerne auch über sich selbst.
Und das entwaffnet.

Das kann ich schon mal bei dem Ehemann meiner Freundin feststellen, dass er auch sich und die "englischen Verhältnisse" auf die Schippe nimmt.

Danke noch einmal und Grüße

Enigma




clara
clara
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Re: Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:
geschrieben von clara
als Antwort auf enigma vom 27.07.2011, 18:46:08
Hallo Enigma,

nun hast Du meine Frage beantwortet, ob es sich bei dem zitierten Satz um Humor handeln könnte. Da fände ich nämlich auch den Duden-Vorschlag "verabreichen" für "applizieren" legitim, andererseits wäre der Begriff aus dem medizinischen Bereich hier vielleicht doch ziemlich dick aufgetragen.
Die "sonnige Stimmung" könnte meinetwegen auch stehen bleiben, wenn damit Ironie ausgedrückt werden soll.

@ Longtime: Den Text Macht und Mensch habe ich nach langer Zeit dank Deines Links an der angegebenen Stelle wieder gelesen und stolperte über diesen Satz:

Unter dem Kaiser war das suspekt, demokratisch zu sein – und es hieß damals so viel wie heute bolschewistische nämlich, nach dem Wort des klugen Geheimrats Krüger: »Bolschewistisch ist alles, was einem nicht paßt«.

Also das Internet ist auch nicht mehr das, was es mal war! Zum Glück konnte ich in Band 2 der Gesammelten Werke Tucholskys (rororo) richtig und (für mich) verständlich nachlesen:

Unter dem Kaiser war das suspekt, demokratisch zu sein – und es hieß damals so viel wie heute 'bolschewistisch', nämlich, nach dem Wort des klugen Geheimrats Krüger: »Bolschewistisch ist alles, was einem nicht paßt«.

Das weg gelassene "e", die Anführungszeichen und das Komma machen's!

Hoffentlich erscheine ich Euch jetzt nicht als Erbsenzählerin! Es ging mir einfach um's Verständnis.

Gruß, Clara
entdeckerklaus
entdeckerklaus
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Re: Angeblich: Jugendsprache - in Konkurrenz zur Erwachsenensprache:
geschrieben von entdeckerklaus
als Antwort auf Drachenmutter vom 19.08.2010, 11:37:12
also ich kannte bisher nur " halslose Ungeheuer" aber Terrorkrümel ist auch gut
entdeckeklaus

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