Forum Kunst und Literatur Literatur DDR-Deutsch - noch in Erinnerung

Literatur DDR-Deutsch - noch in Erinnerung

longtime
longtime
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DDR-Deutsch - noch in Erinnerung?
geschrieben von longtime
DDRsch-Kaderwelsch:

Die tumb verlogene oder lächerlich gemachte Sprache - hier mit Bildern kombiniert:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/469/455147/bilder


Auch nach 20 Jahren Scheitern des Pseudo-Sozialismus in der DDR gibt es dort propagierte oder dort satirisch gebrauchte Ausdrücke, die noch aussagekräftig sind:

Die SZ hat viele mit Bild und Erklärung gesammelt:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/277/493622/bilder/

„Ballast der Republik“, „Erichs Krönung“; „Arbeiterschließfach“; „Beräderte Gehhilfe“;
„Jahresendflügelfigur“? „Alles zu ertragen, auch wenn Mund und Magen es beklagen“:
„Blauer Würger“ (oder „Blauer Klaus“): billigster, klarer Schnaps mit blauem Flaschenetikett.

Oder:
National-olympische Disziplin: „Republikflucht“! - „Tischplatzierung“? - „Schussbereite Grenze“? - „Grenzenlose Freundschaft“? - „Landesfürstin Margot“? - "Stasizentrale Biermann"?

Oder:

Losungen, humorvoll parodiert wie z. B.:

“Von der Sowjetunion lernen, heißt siechen lernen.“
„Regiere mit!“ wird zu: „Resigniere mit!“.

*

Wer kennt noch mehr verbal verlogene „Goldbroilereien“? (Übrigens ein kühnes Lehnwort aus dem Englischen!)

S. den Linktipp:


*

Vgl. auch grafische Erinnerungen, wie diese z. B.?

http://www.sueddeutsche.de/kultur/972/493321/bilder/

Wer erinnert sich..?

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longtime
dunkelgraf
dunkelgraf
Mitglied

Re: DDR-Deutsch - noch in Erinnerung?
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf longtime vom 08.11.2009, 08:19:24
Auch Humor kann sehr gehässig sein.



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dunkelgraf
adam
adam
Mitglied

Re: DDR-Deutsch - noch in Erinnerung?
geschrieben von adam
als Antwort auf dunkelgraf vom 08.11.2009, 08:37:50
Aber nicht doch, dunkelgraf,

denn die Sprüche stammen doch nicht aus dem imperialistischen Westen, sondern aus dem real existierenden Sozialismus.

Diese Sprache war eine Kunst, sie war das "Cogito, ergo sum" der Diktatur, in diesem Fall übersetzt mit "Ich lache, also bin ich". Es war die Kunst, mit Worten das Gegenteil deren eigentlichen Sinn auszusprechen.

So hieß es beim Wintersport: "Wenn`s bergab geht, simmer immer vorne dran!".

Letztendlich hat dieser Humor der DDR-Bürger die Diktatur besiegt. Das Regime sprach den Ruf nach "Wir sind das Volk!", nickte zustimmend mit dem Kopf, legte sich zu Bett und verschlief die Öffnung der Mauer.

--

adam

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Medea
Medea
Mitglied

Re: DDR-Deutsch - noch in Erinnerung?
geschrieben von Medea
als Antwort auf longtime vom 08.11.2009, 08:19:24
--
Winkelement für Fähnchen
Sättigungsbeilage für Gemüse
andenken für durch den Kopf gehen lassen

Letzteres habe ich in meinen Sprachgebrauch übernommen.

M.

loretta
loretta
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Re: DDR-Deutsch - noch in Erinnerung?
geschrieben von loretta
als Antwort auf Medea vom 08.11.2009, 09:40:53
Heute hinzu gelernt, weil bei google gefunden:

Erdmöbel = Sarg ......... lustig oder makaber ?????

ach ja und dann hörte man immer noch von dieser legendären

Jahresendzeitfigur = Engel ))
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loretta
longtime
longtime
Mitglied

Re: DDR-Deutsch - noch in Erinnerung?
geschrieben von longtime
als Antwort auf loretta vom 08.11.2009, 09:46:51
Danke für die Beispiele!

*

Innerhalb der „Erziehungsdiktatur“ zur "Entwicklung der sozialistischen Persönlichkeit..." - gab es keine öffentlichen oder gedruckten Kritikmöglichkeiten; keine Auseinandersetzungen mit dem planen oder dem Plan-Denken. Das lief über Dissidenten, Dichter, dem "großen, nicht klein zu kriegenden Lümmel" (dem mündigen Volk) und rückfießende Westinformationen und wurde begierig konsumiert und weiterentwickelt; wie Adam es beschreibt.

Offiziell aber wurde so gedruckt und gesperrt:




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longtime

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: DDR-Deutsch - noch in Erinnerung?
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf loretta vom 08.11.2009, 09:46:51
Liebe Loratta, das war eine jahresendflügelfigur.
Spruch der woche:
Der sozialismus siecht.
Asphaltblase, rennpappe, plastikbomber, war alles der trabbi.
Wer bitte war der STARAVOSI?
Und aus der rede des Parteisektetärs:
Genossen, gestern noch standen wir direkt vorm abgrund, aber heute sind wir schon einen schritt weiter.

--
gram
loretta
loretta
Mitglied

Re: DDR-Deutsch - noch in Erinnerung?
geschrieben von loretta
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 08.11.2009, 09:55:51
Eine kleine Episode, an die ich mich heute belustigt erinnere, ist jene:

Nachdem ich, wie fast alle "Transit- oder Einreisende" gefragt wurde:
Führen sie Funkgeräte oder Waffen mit sich? antwortete ich wahrheitsgemäß: nein. Daraufhin wurde ich von dem Grepo angeherrscht: Nehmen sie gefälligst den Kaugummi aus dem Mund, wenn sie mit den Staatsorganen der DDR reden. - .......... ups, ich dachte, ich spinne

Gerüchten zufolge, beantworteten einige Mutige die Fragen nach Waffen und Funkgeräten mit: Nö, braucht man die hier ???

Aber die hat man dann lange nicht wieder gesehen, grins.

--
loretta
marianne
marianne
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Re: DDR-Deutsch - noch in Erinnerung?
geschrieben von marianne
als Antwort auf Medea vom 08.11.2009, 09:40:53
" Sättigungsbeilage",
liebe Freundin, waren das nicht Klöße, Teigwaren oder Kartoffeln?

Ich habe in Thüringen gelernt( vor dem Mauerfall):
" malern" für das Streichen der Wände.

Diesen Ausdruck finde ich gar nicht so verkehrt :)

marianne
Medea
Medea
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Re: DDR-Deutsch - noch in Erinnerung?
geschrieben von Medea
als Antwort auf marianne vom 08.11.2009, 11:07:23
Das ist auch möglich, Marianne, daß mit der
Sättigungsbeilage die Klöße oder Nudeln gemeint
waren, offensichtlich jedoch nicht der Braten.
- gg -

der wurde dann anderswo "gerochen" - *zwinker*
--
M.

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