Literatur F o n t a ne feiern!
Manchmal kann man sich schon die Frage stellen, ob Fontane selbst solch ein Hokospokus um seine Person gewollt hätte, schließlich war er ja anfangs "nur" ein bescheidener Apotheker, erst später bereiste er u.a. Brandenburgische Wiesen, Wälder und Städtchen...fragen kann man ihn ja nicht mehr...
Das ist eine tolle Frage unter all den Lobpreisungen, die hier zu finden sind.
Kristine
Ich denke aber, dass jeder, der sich in Schrift und/oder Bild (oder als Schauspieler usw.) an die Öffentlichkeit wendet, auch erfreut über Applaus ist. Sonst ginge er oder sie diesen Weg ja nicht. DA hat sich nie was geändert, nur heutzutage übertreiben es völlig talentfreie Menschen, die eigentlich gar nichts zu sagen haben, mit ihren Selbstinszenierungen im Netz. Olga
RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Clematis
Ich denke aber, dass jeder, der sich in Schrift und/oder Bild (oder als Schauspieler usw.) an die Öffentlichkeit wendet, auch erfreut über Applaus ist. Sonst ginge er oder sie diesen Weg ja nicht. DA hat sich nie was geändert, nur heutzutage übertreiben es völlig talentfreie Menschen, die eigentlich gar nichts zu sagen haben, mit ihren Selbstinszenierungen im Netz. Olga
Fontane war nicht nur einfach ein Apotheker (den Beruf hat er ohne Not aufgegeben - er hat Menschen (besonders die Hoch-zu-Gelobt-werden-Wollenden) und politische Omnipotenzen (Bismarck, kaiserliche Wilhelms-Vertreter) einzuordnen besucht ...
"Jedes Tierchen sein Manierchen- wenn nur die Manier nicht einfach als Unnmanier auftritt." - Th. Fontane an seinen Freund Georg Friedlaender 19.9.1886.
F o n t a ne am 100. Geburtstag - von "Simplicissmus" als Titelbild -
*
Über das Poetische in zwei Stufen, dem Treibelschen oder dem Schmidtschen:
So "herzlich" gedacht von Jenny Treibel:
"Das Poetische hat immer recht, es wächst weit über das Historische hinaus." - Frau Jenny Treibel. Aus: Romane und Erzählungen. hg. von Peter Goldammer, Gotthard Erler, Anita Golz und Jürgen Jahn, 2. Auflage, Berlin und Weimar: Aufbau, 1973. Band 6. 7. Kapitel, Seite 335
Und nochmals: Frau Jenny Teibel: „Aber, Gott sei Dank, ich habe mich an Gedichten herangebildet, und wenn man viele davon auswendig weiß, so weiß man doch manches. Und daß es so ist, das verdanke ich nächst Gott, der es in meine Seele pflanzte, deinem Vater. Der hat das Blümlein großgezogen, das sonst drüben in dem Ladengeschäft unter all den prosaischen Menschen - und du glaubst gar nicht, wie prosaische Menschen es gibt - verkümmert wäre..
Und wie Willibald Schmidt (als Erzählfigur, die Th. Fontane sich nach seinem Bild geformt hat) das P o e t i s c h e denkt:
„Das Poetische – vorausgesetzt, daß man etwas anderes darunter versteht als meine Freundin Jenny Treibel -, das Poetische hat immer recht; es wächst weiter über das Historische hinaus...“ Es war dies ein Schmidt'sches Lieblingsthema, drin der alte Romantiker, der er eigentlich mehr als alles andere war, jedesmal so recht zur Geltung kam (...) (Die Romanfigur Willibald Schmidt in „Frau JennyTreibel“)
Zum Treibel'schen Missverständnis in Sachen des Poetischen, weil sie sich es zu einfach macht in ihrem bürgerlichen Verständnis:
https://epub.ub.uni-muenchen.de/5343/1/5343.pdf
Darin:
Rolf Selbmann, München: „Das Poetische hat immer recht" - Zur Bedeutung der Poesie in Fontanes Roman Frau Jenny Treibet Zu Jenny Treibels 100. Geburtstag -
*
Über das Poetische in zwei Stufen, dem Treibelschen oder dem Schmidtschen:
So "herzlich" gedacht von Jenny Treibel:
"Das Poetische hat immer recht, es wächst weit über das Historische hinaus." - Frau Jenny Treibel. Aus: Romane und Erzählungen. hg. von Peter Goldammer, Gotthard Erler, Anita Golz und Jürgen Jahn, 2. Auflage, Berlin und Weimar: Aufbau, 1973. Band 6. 7. Kapitel, Seite 335
Und nochmals: Frau Jenny Teibel: „Aber, Gott sei Dank, ich habe mich an Gedichten herangebildet, und wenn man viele davon auswendig weiß, so weiß man doch manches. Und daß es so ist, das verdanke ich nächst Gott, der es in meine Seele pflanzte, deinem Vater. Der hat das Blümlein großgezogen, das sonst drüben in dem Ladengeschäft unter all den prosaischen Menschen - und du glaubst gar nicht, wie prosaische Menschen es gibt - verkümmert wäre..
Und wie Willibald Schmidt (als Erzählfigur, die Th. Fontane sich nach seinem Bild geformt hat) das P o e t i s c h e denkt:
„Das Poetische – vorausgesetzt, daß man etwas anderes darunter versteht als meine Freundin Jenny Treibel -, das Poetische hat immer recht; es wächst weiter über das Historische hinaus...“ Es war dies ein Schmidt'sches Lieblingsthema, drin der alte Romantiker, der er eigentlich mehr als alles andere war, jedesmal so recht zur Geltung kam (...) (Die Romanfigur Willibald Schmidt in „Frau JennyTreibel“)
Zum Treibel'schen Missverständnis in Sachen des Poetischen, weil sie sich es zu einfach macht in ihrem bürgerlichen Verständnis:
https://epub.ub.uni-muenchen.de/5343/1/5343.pdf
Darin:
Rolf Selbmann, München: „Das Poetische hat immer recht" - Zur Bedeutung der Poesie in Fontanes Roman Frau Jenny Treibet Zu Jenny Treibels 100. Geburtstag -
Ja, so sehe ich das auch, Olga...Fontane würde heute wohl aber vielleicht auch die Medienwelt für sich nutzen..., nur "damals" wollte er ja nur erkunden , wandern und so manches in dichterischer Form "von sich geben".
Wir hatten vor ca. 2 Jahren mal eine erlebnsireiche Radtour nach Ribbeck unternommen und es war wirklich schön und zum Glück auch leer.
Da wird wirklich alles vermarktet, selbst der nicht mehr existente , berühmte Birnenbaum wurde durch eine Attrappe des Baumstumpfes ersetzt, um den Menschen damaliges Bäumchen vorzugaukeln.
Das dies heute so einen Hype auslöst, würde er sicherlich belächeln...denke ich...wer weiß das schon...
Kristine
Wir hatten vor ca. 2 Jahren mal eine erlebnsireiche Radtour nach Ribbeck unternommen und es war wirklich schön und zum Glück auch leer.
Da wird wirklich alles vermarktet, selbst der nicht mehr existente , berühmte Birnenbaum wurde durch eine Attrappe des Baumstumpfes ersetzt, um den Menschen damaliges Bäumchen vorzugaukeln.
Das dies heute so einen Hype auslöst, würde er sicherlich belächeln...denke ich...wer weiß das schon...
Kristine
Manchmal kann man sich schon die Frage stellen, ob Fontane selbst solch ein Hokospokus um seine Person gewollt hätte, schließlich war er ja anfangs "nur" ein bescheidener Apotheker, erst später bereiste er u.a. Brandenburgische Wiesen, Wälder und Städtchen...fragen kann man ihn ja nicht mehr...Liebe Kristine,
Kristine
geschrieben von werderanerin
zu dieser Frage wäre Fontanes Biographie aufschlussreich.
Nur seine frühen Jahre verbrachte er (ein Nachkomme von Hugenotten)
in Neuruppin. Was dort die "Fontane-Gesellschaft" veranstaltet
ist m.E. seine Vermarktung.
Allegra
RE: F o n t a ne feiern!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Die Menschen lassen vieles gelten:
vor allem lieben sie dich stumm,
doch willst du klagen, willst du schelten, -
auch das, man kümmert sich nicht drum.
Nur, willst du rasch die Gunst verscherzen,
so zeig ein Fünkchen Seligkeit, -
man wünscht dir Glück "von ganzem Herzen"
und birst vor rückgestautem Neid.
Theodor Fontane
Clematis
Die Zeilen unter dem Titelbild von Wilhelm Schulz, im 'Simplicissmus“ # 1. Januar 1920 lauten:
Theodor Fontane:
Die Menschen kümmerten mich nicht viel,
Eigen war mein Weg und Ziel.
Ich mied den Markt, ich mied den Schwarm,
Andre sind reich, ich bin arm.
Andre regierten (regieren noch),
Ich stand unten und ging durch’s Joch.
Entsagen und lächeln bei Demüthigungen,
Das ist die Kunst, die mir gelungen.
Und doch, wär’s in die Wahl mir gegeben,
Ich führte noch einmal dasselbe Leben.
Und sollt‘ ich noch einmal die Tage beginnen,
Ich würde denselben Faden spinnen.
(Aus. Gedichte. Große Brandenburger Ausgabe. Gedichte. Bd. I. S. 32; Anm. S. 452: E. 1885 – 1888; Zur guten Stunde. Bd. 2. September 1888)
*
Wer nach eigenem Gusto "Fontane" in seinem Wert und in seinem Werk - ob in seinen Briefen, in den gedruckten Werken - interpretieren w i ll - ohne ihn zu kennen - prima, prima... - das ist in allerwelt Werk angelegt!
Ein NEUER F O N T A N E; ein Buch, dass seine Bilder und Ideen wachruft::
Christoph Wegmann:
Der Bilderfex. Im imaginären Museum Theodor Fontanes.
Theodor Fontane war von Kindheit an ein Bildernarr. Und so sind auch seine Romane großzügig mit Bildern ausgestattet, und zwar wortwörtlich: in Sprache übertragen und in Literatur verwandelt. Manchmal ist es nur eine Anspielung, zuweilen bloß ein Werktitel oder Künstlername, dann wiederum werden mit wenigen Sätzen Gemälde gleichsam reproduziert. Von Sternbildern bis Briefmarken, von Meißner Nippes bis zu Deckengemälden reichen die Bildbeispiele, die in den Romanen genannt, vom Erzähler und seinen Figuren erinnert, diskutiert, gekauft, vererbt, geschaffen und zerstört werden. Alle wichtigen Geschehnisse und Themen spiegeln sich in Bildern, mit Bildern lernen sich Figuren kennen und lieben, wegen Bildern zerstreiten und trennen sie sich. Fontane hat in seinen Romanen an über 1 500 Textstellen Bildmotive eingearbeitet: Porträts, Wappen, Orden, Ornamente, Denkmäler oder Heiligenbilder schimmern wie Wasserzeichen durch seine Texte hindurch. Viele dieser Bilder sind jedoch für heutige Leserinnen und Leser "verblasst", ihr ikonografischer Gehalt ist kaum noch gegenwärtig. Die Erkundungen des Lese- und Bilderbuches führen insofern oftmals durch Terra incognita. Dabei ist es nicht nötig, Fontanes Werke zu kennen, um der Tour durch sein Musée imaginaire folgen zu können. Diese navigiert durch den gesamten Raum seiner Geschichten wie durch einen einzigen Riesenroman und geht den Motivlinien und Mustern nach, die der Autor gesetzt hat, etwa den Bildern der Liebe, der Macht und des Todes, den Bildern des Wissens und den neuen Bildmedien des 19. Jahrhunderts.Im Quintus Verlag. 60 €. - Eien Parade-Anschaffung!
Christoph Wegmann, 1948 geboren, studierte Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft, Geschichte und Philosophie und unterrichtete an Gymnasien und in der Erwachsenenbildung.
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https://theodorfontane.de/2019/06/12/fontanes-imaginaeres-museum-von-christoph-wegmann
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Und noch eine Neuerscheinung:
Fontane in Brandenburg. Bilder und Geschichten. - Ein Begleitband zur Ausstellung in Brandenburg. - Im Verlag für Berlin-Brandenburg. - 28 Euro.