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Literatur Frühlingsgedichte

eleonore
eleonore
Mitglied

Frühlingsgedichte
geschrieben von eleonore
lang ist der winter, gestern hat es in berlin noch wie doof geschneit.
wir haben allmögliche gedichte threads, warum nicht eins zum frühling???
alle warten sehnsüchtig auf sonne, grün und ein wenig blüten.

ich mach den anfang mit eine meine lieblings gedichte.
aber bitte auf copyright achten, der ja 70 jahre nach dem tod des jeweilige dichter oder dichterin gültig ist.

A little madness in the Spring
Is wholesome even for the King,
But God be with the Clown,
Who ponders this tremendous scene
This whole experiment of green,
As if it were his own!
Emily Dickinson

Ein leichter Frühlingswahnsinn tut
Sogar dem König selber gut,
Doch gnade Gott dem Clown,
Der die gewalt´gen Szenerien -
Experiment aus lauter Grün -
Als eigenes Werk bestaunt!
Emily Dickinson, übersetzt von Gunhild Kübler

Medea
Medea
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Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von Medea
als Antwort auf eleonore vom 22.02.2012, 09:03:59
Frühling

Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt' der Bach:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!"

Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht' es im Hain:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!"

Was klinget, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
"Der Frühling, der Frühling!" - Da wußt' ich genug!

Heinrich Seidel - (1811 - 1861)
myrja
myrja
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von myrja
Frühling

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!


Eduard Mörike
8.9.1804 in Ludwigsburg; † 4.6.1875 in Stuttgart

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hema
hema
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von hema
als Antwort auf myrja vom 22.02.2012, 09:31:58
Und dräut der Winter noch so sehr

Und dräut der Winter noch so sehr
mit trotzigen Gebärden,
und streut er Eis und Schnee umher,
es muss doch Frühling werden.

Und drängen die Nebel noch so dicht
sich vor dem Blick der Sonne,
sie wecket doch mit ihrem Licht
einmal die Welt zur Wonne.

Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht!
mir soll darob nicht bangen,
auf leise Sohlen über Nacht
kommt doch der Lenz gegangen.

Da wacht die Erde grünend auf,
weiß nicht, wie ihr geschehen,
und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
und möchte vor Lust vergehen.

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
und schmückt sich mit Rosen und Ähren
und lässt die Brünnlein rieseln klar,
als wären es Freudenzähren.

Drum Still! Und wie es frieren mag,
o Herz, gibt dich zufrieden!
Es ist ein großer Maientag
der ganzen Welt beschieden.

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
als sei die Höll´ auf Erden,
nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muss doch Frühling werden.

Emanuel Geibel


isabelle
isabelle
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von isabelle
als Antwort auf hema vom 22.02.2012, 10:39:07
Frühling

Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
„Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!"

Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
„Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!"

Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
„Der Frühling, der Frühling!" - Da wusst' ich genug!

Heinrich Seidel
myrja
myrja
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von myrja
Der Frühling ist die schönste Zeit

Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
Im goldnen Sonnenschein.

Am Berghang schmilzt der letzte Schnee,
Das Bächlein rauscht zu Tal,
Es grünt die Saat, es blinkt der See
Im Frühlingssonnenstrahl.

Die Lerchen singen überall,
Die Amsel schlägt im Wald!
Nun kommt die liebe Nachtigall
Und auch der Kuckuck bald.

Nun jauchzet alles weit und breit,
Da stimmen froh wir ein:
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?


Annette von Droste-Hülshoff, 1797-1848

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omaria
omaria
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Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von omaria
Das Veilchen
Friedrich Rückert

Veilchen, habt ihr euch versteckt?
Immerhin, ich wird euch finden;
Hab ich einmal euch entdeckt,
will ich mir ein Sträußchen binden.

Wo am Zaun im frischen Grün
Dunkle Blätter glänzend stehen,
werden wohl die Veilchen blühn,
und ich will sie suchen gehen.

Birgt euch gleich der Blätter Schoß,
wird der Duft euch schon verraten.
Leicht durchsuch ich Gras und Moos,
wo im Tau sich Knospen baden.

Seht, gefunden seid ihr nun;
Freudig will ich euch jetzt pflücken,
duften sollt ihr bei mir ruhn,
das kleine Tischchen schmücken.




omaria
isabelle
isabelle
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von isabelle
als Antwort auf omaria vom 22.02.2012, 13:17:13
Frühling

Wir wollen wie der Mondenschein
Die stille Frühlingsnacht durchwachen,
Wir wollen wie zwei Kinder sein.
Du hüllst mich in dein Leben ein
Und lehrst mich so wie du zu lachen.

Ich sehne mich nach Mutterlieb
Und Vaterwort und Frühlingsspielen,
Den Fluch ,der mich durchs Leben trieb,
Begann ich, da er bei mir blieb,
Wie einen treuen Feind zu lieben.

Nun blühn die Bäume seidenfein
Und Liebe duftet von den Zweigen.
Du mußt mir Mutter und Vater sein
Und Frühlingsspiel und Schätzelein
Und ganz mein eigen.

Else Lasker-Schüler
Blaustrumpf
Blaustrumpf
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von Blaustrumpf
Beschreibung des Frühlings
In dem sich alles erfrischt, nur der Liebende nicht


Die süße Zeit, die Blatt und Blumen bringt,
Hat Berg und Tal mit Grünschmuck ausgeschlagen.
Die Nachtigall, aufs neu gefiedert, singt;
Die Turteltaub' hat Täubrich viel zu sagen.

Der Sommer naht, denn jedes Reis entspringt;
Der Hirsch hat sein Geweih nun abgeschlagen;
Der Bock im Busch sein Winterkleid abschwingt;
Die Fischlein frische Schuppenhäute tragen-

Die Natter sich aus ihren Hüllen schlingt;
Die schnellen Schwalben nach den Mücken jagen;
Die Biene bald mit Honig sich durchdringt;
Der Winter wich: Die Blumen nicht mehr klagen.

So seh ich, wie, von Freuden ganz umringt,
Die Not entflieht, und doch mein Gram aufspringt. [/indent]
[i]
Henry Howard, Earl of Surrey - 1516-1547

(war er nicht ein elender Jammerlappen, der kleine Henry?)
Medea
Medea
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Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von Medea
als Antwort auf Blaustrumpf vom 22.02.2012, 16:59:23
Schneeglöckchen

Wenn starr im Froste noch ruht der See,
Noch am Fenster die Blumen von Eis,
Dann blüht schon ein Blümchen aus kaltem Schnee,
Grünfarbig und silberweiß.

Und wenn ein Herz auf den Frühling hofft,
Darin es Winter zur Stund',
So bringt Schneeglöckchen ihm unverhofft
Zuerst vom Frühling die Kund'.

O, du mein Herz, laß das Klagen sein!
Ob dein Winter auch töten dich will,
Schneeglöckchen läutet den Frühling ein:
Sei still! sei still! sei still!

Und der Frühling weckt Lieder und Blumen zumal,
Und der Frühling kennt keinen Schmerz!
Der hat auch wohl einen Sonnenstrahl
Für ein armes winterlich Herz!

Johann Meyer

1829-1904


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