Plaudereien Karl May

david
david
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von david
Liebe Margit und Karl May-Begeisterte,

zu diesem schönen Thema möchte ich einen kleinen Auzug aus den autobiografischen Aufzeichnungen meines Vaters zum Besten geben...

» (...) Eine andere, schon sehr viel umfangreichere Quelle des Lesens, war die Pfarrbibliothek, die in der Sakristei untergebracht war und unter Aufsicht zweier alter, reizend schrulliger und mir von Herzen zugetaner Jungfern stand. Dort konnte man nach dem Hochamt am Samstag Bücher ausleihen und nach und nach las ich wohl die gesamte Bibliothek außer der umfangreichen erbaulichen Abteilung. Gewissenhaft achteten beide Frauen darauf, dass nur Bücher in meine Hand kamen, die auch meiner Altersstufe entsprachen.

Als allerdings mein Wissensdurst die literarischen Vorräte für die entsprechende Stufe rasch erschöpft hatte, lockerten sie unter bedeutsamem Wiegen des Kopfes nach und nach ihre Kautelen und ich kam schneller an Scheffel, Ganghofer, Rosegger, Sienkiewicz und vor allem Karl May heran, als ursprünglich vorgesehen. Sage und schreibe zweiundsechzig Bände habe ich von Karl May gelesen. Ich habe mir diese Zahl gemerkt, weil es für mich eine stolze Zahl war und ich mich meinen Kameraden gegenüber in dieser Hinsicht als Kenner gefühlt habe.

Daneben gab es in der Volkshochschule noch eine kleine Bibliothek, die ich ebenfalls lesend plünderte und wo ich Werke fand, die mir wahrhaftig einen unauslöschlichen Eindruck machten: Die Indianerbücher von Fritz Steuben, die Lederstrumpferzählungen oder die großartigen Tierbücher von Thompson-Seton. Nie mehr in meinem Leben, glaube ich, habe ich mit mehr Enthusiasmus gelesen wie damals.

Einige meiner Lieblingsbücher zu dieser Zeit:

• Friedrich Gerstäcker: “Die Regulatoren von Arkansas” und “Die Flußpiraten des Missisippi”
• J. F. Cooper: “Lederstrupferzählungen”
• Johan Bojer: “Die letzte Fahrt der Gumbog”
• Yules Verne: “20.000 Meilen unter den Meer” und “In 80 Tagen um die Welt”
• Paul Sienkiewicz: “Quo Vadis”
• Daniel Dafoe: “Robinson Crusoe” (...) «


(Aus den Aufzeichnungen von Rolf E. Rieder)
Medea
Medea
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von Medea
als Antwort auf david vom 25.03.2012, 23:33:09
Hallo Buchfreund,

dann hatte ich mit Deinem Vater nicht nur die
Vorliebe für die Bücher von Karl May, sondern auch
für die Lederstrumpferzählungen, wo mich ja
besonders "Der letzte Mohikaner" bewegte und auch
den Robinson Cruseo mit dem unvergleichlichen "Diener
und Freund", dem Gefährten Freitag.



Medea.

ehemaligesMitglied35
ehemaligesMitglied35
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von ehemaligesMitglied35
als Antwort auf margit vom 24.03.2012, 08:46:27
Karl May, Winnetou III. Ich habe beim Tod von Nscho-tschi bitterlich geweint .... und damals den Lehrer bitter gehasst. Die ersten beiden Bände von Winnetou habe ich nie gelesen.


Verzeih, beste Margit, wenn ich mit einer Krittelei beginne.

In Winnetou III ist Nscho-tschi schon lange tot; sie wurde zusammen mit ihrem Vater Intschu-tschuna von Santer am Nugget-Tsil ermordet. Das geschieht in Winnetou I.
Dieser Band wurde - anders als Band II und III, die Adaptionen früherer Erzählungen sind - eigens für die Buchedition bei Fehsenfeld geschrieben, was man auch sprachlich, stilistisch und inhaltlich merkt.

Und dieser Santer ist nicht - wie etwa Martin Walser schrieb - der Mörder Winnetous. Der wurde von einem Ogllallah-Sioux erschossen.

Und zur Untermalung seines Todes sangen die deutsche Siedler das von Sharlih May gedichtete und komponierte "Ave Maria", das hier schon angesprochen wurde.

Ich besitze eine Aufnahme mit dem Dresdener Kreuzchor.

Nscho-tschis Tog ging mir nicht nahe; Winnetous schon sehr, aber am meisten Tränen vergoss ich beim Tod Rihs.

Übrigens hat auch Friedrich Nietzsche eine Reihe von Kompositionen hinterlassen. Ich erwähne das hier, weil der Mayster sich in seinem Spätwerk seitenlang mit Nietzsche auseinander setzte. Unter anderem wies jener diesem sprachlich missglückte Textpassagen nach. Maysters "Edelmensch" ist eine Antwort auf Nietzsches "Übermensch".



Den Film durfte ich nicht sehen, Kinogehen galt bei meinen Eltern als unnötiger Luxus.


Mich schmerzt es, wenn ich im Zusammenhang mit Karl May von den Filmen sprechen höre oder lesen muss.
Die Macher dieer Filme hatten von KM soviel Ahnung wie eine Kuh vom Filetstricken, um den Mayster zu zitieren.

Wer von Euch war noch Karl May Fan?


Dazu bald mehr, sonst wird es hier zu lang.

Gruß

Anzeige

schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von schorsch
Karl May, Lederstrumpferzählungen, "Der letzte Mohikaner" Robinson Crusoe, Mark Twain, Wallace und noch viele andere waren in meiner Jugendzeit meine ständigen Begleiter. Aber am meisten beeindruckt haben mich die Bücher von B. Traven, der das Elend der südamerikanischen Carretteros beschrieb.

Karl Mays gesammelte Bände in Neuauflage habe ich mir vor etwa 40 Jahren gekauft - und in die Regale gestellt. Als ich sie zu lesen begann merkte ich, dass ich als Erwachsener keine Beziehung dazu mehr aufbauen konnte. Oder war es einfach nur die Fantasie, die durch die Sorgen des Erwachsenseins gelitten hatte?!
Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von Drachenmutter
Eigentlich wollte ich auch grade etwas zum Thema Karl May schreiben, aber da hier nun wieder die Aussagen der Schreiber bis ins Kleinste seziert und verbessert werden, ist mir die Lust vergangen. Schade, dass selbst solche harmlosen Plaudereien nicht von Schulmeistereien verschont bleiben.

ehemaligesMitglied35
ehemaligesMitglied35
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von ehemaligesMitglied35
als Antwort auf Drachenmutter vom 26.03.2012, 11:24:20
Eigentlich wollte ich auch grade etwas zum Thema Karl May schreiben, aber da hier nun wieder die Aussagen der Schreiber bis ins Kleinste seziert und verbessert werden, ist mir die Lust vergangen. Schade, dass selbst solche harmlosen Plaudereien nicht von Schulmeistereien verschont bleiben.

geschrieben von woelfin


Ach du Ärmste!

Ertägst nicht, dass man offensichtliche Irrtümer und Versehen richtig stellen darf! Und gleich mit der Universalpompfe "Schulmeisterei" wedeln.

Und eigenständige und entschiedene Meinungsäußerungen magst du scheints auch nicht.

So bleib halt in denem Schmollwinkel!

Weißt du, das ist ein Armutszeugnis erster Klasse!

Anzeige

margit
margit
Administrator

Re: Karl May
geschrieben von margit
als Antwort auf ehemaligesMitglied35 vom 26.03.2012, 10:41:00
Lieber FritzR,

danke für die Korrektur.

Inzwischen sind über 40 Jahre vergangen, seit ich Winnetou III gelesen habe.
Da ich mir sicher bin, die ersten beiden Bände nicht gelesen zu haben, muss ich mich mit der Person geirrt haben. Mit Deiner Hilfe meine ich mich auch erinnern zu können, dass es die Todesszene von Winnetou war, die mich so bewegt hatte.

Was den Film betrifft: damals war ich untröstlich, dass ich die Winnetou Filme nicht sehen durfte, wo sie doch in der Klasse das Gesprächsthema waren, auch von Mitschülern, die die Bücher nie gelesen hatten.
Das ist wohl auch der Grund, warum für mich der Winnetou und auch Old Shatterhand heute immer noch anders aussehen als Pierre Brice und Lex Barker.

Margit
Medea
Medea
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaligesMitglied35 vom 26.03.2012, 11:40:37
Zitat Fritz:

"Universalpompfe"

Mein lieber Scholli, was für ein herrliches Wortgebilde.
Nun möchte ich es auch mal ausgesprochen hören und nicht nur
per Bild sehen.

Ich ahne zwar die Bedeutung, aber kennen tue ich sie
nicht.

Universalpompfe - das ist ja zum Beölen -
einfach nur mal auf der Zunge zergehen lassen.
Woher bitte stammt es?
Hier aus dem Norden jedenfalls nicht.

Medea.



ehemaligesMitglied35
ehemaligesMitglied35
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von ehemaligesMitglied35
als Antwort auf margit vom 26.03.2012, 11:52:58

danke für die Korrektur.


Dafür nicht, liebe Margit! Derartiges geht bei mir automatisch, ohne dass ich nachdenken müsste. Und wenn du sehen könntest, dass bei mir ein ganzes Regal mit KM-Büchern steht, und zwar die grünen Bände, die historisch-kritische Ausgabe von Wollschläger und Wiederoth - soweit sie erschienen ist - , sowie Reprints der Münchmeiergeschichten, dazu noch eine nicht wenig umfangreiche Zahl von Sekundärliteratur, darunter das KM-Figurenlexikon und die beiden Fassungen der Wohlgschaftschen Biografie - oh, ich höre schon wieder die Lupine heulen: Welch ein Großmaul!

Kurz - ich habe nicht mit 14 Jahren aufgehört KM zu lesen. Kein wirklicher KM-Fan wird das tun. Vielmehr habe ich stets und immer wieder mich mit diesem faszinierenden und gewaltigstem Erzähler deutscher Sprache befasst.

Ich werde meinen Artikel mit dem Vergleich zwischen Charles May und Karl Dickens auch hier einstellen, wenn ich dazu Zeit finde.

Auch den Link zut Karl-May-Gesellschaft.

Was den Film betrifft: damals war ich untröstlich, dass ich die Winnetou Filme nicht sehen durfte, wo sie doch in der Klasse das Gesprächsthema waren, auch von Mitschülern, die die Bücher nie gelesen hatten.
Das ist wohl auch der Grund, warum für mich der Winnetou und auch Old Shatterhand heute immer noch anders aussehen als Pierre Brice und Lex Barker.


Das ist schön!

Nun ja, damals wars wohl schon eine Beeinträchtigung. Aber inzwischen kommen doch die Fille ällritt im Fernsehen. Doch du hast wirklich nichts versäumt

Ich melde mich wieder.

Gruß Fritz
adam
adam
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaligesMitglied35 vom 26.03.2012, 10:41:00
Nscho-tschis Tog ging mir nicht nahe; Winnetous schon sehr, aber am meisten Tränen vergoss ich beim Tod Rihs.

Mich schmerzt es, wenn ich im Zusammenhang mit Karl May von den Filmen sprechen höre oder lesen muss.
Die Macher dieer Filme hatten von KM soviel Ahnung wie eine Kuh vom Filetstricken, um den Mayster zu zitieren.
geschrieben von FritzR


Du hast natürlich recht Fritz,

mir schien es beim Lesen des Threads auch so, daß einige Informationen eher aus den Verfilmungen der 1960er stammen als aus den Büchern. Da mag sich im Laufe der Jahrzehnte das eine über das andere gelagert haben. Ist ja auch nicht schlimm.

Wo ich Dir ausdrücklich zustimme ist, daß diese Verfilmungen von Karl May mit den Geschichten der Bücher so gut wie nichts zu tun haben. Ich erinnere mich noch an meine maßlose Enttäuschung als ich als Steppke den Schatz im Silbersee im Kino sah und nichts stimmte. Ich fand den Film falsch und albern. Das war nicht mein Karl May und ich habe mir die nachfolgenden Filme im Kino nicht mehr angesehen.

Über Karl Mays Bücher gäbe es auch noch das eine oder andere zu sagen, z.B. daß mir schon als Kind so manche Zwiespältigkeit aufgefallen ist, was aber meinen Lesedrang zu den Abenteuern keinen Abbruch tat. Da war z.B. die Beurteilung der Taten. Was bei Old Shatterhand als raffinierte List geschildert wurde, wurde seinen Gegnern als Verschlagenheit angekreidet. Dann gibt es natürlich einen offenkundigen Rassismus, der mir schon als Kind aufgefallen ist und das Hochhalten des Christentums, obwohl so manche Tat dessen Lehre nicht entsprach. Als Winnetou sich sterbend zum Christentum bekennt, ging mir einiges von seinem "edlen" Charakter verloren.

Rih war mir natürlich besonders ans Herz gewachsen und als Karl May ihn sterben ließ, habe ich Rotz und Wasser geheult und darüber half mir auch nicht weg, daß später ein Sohn von Rih auftaucht. Was passierte eigentlich mit Hatatitla? Ich erinnere mich nur, daß "Charly" ihn in der Obhut Winnetous zurückließ, wenn er gen Heimat reiste.

Interessant ist doch aber, daß schon Kinder über Ungereimtheiten oder üble Inhalte von Büchern stolpern und sie zu klassifizieren verstehen. Deshalb halte ich nichts davon, wenn Erwachsene davor warnen, Karl May sei die falsche Literartur für Kinder oder Jugendliche. Meine Zeit mit Karl May hat mein Verhältnis zu Büchern auf jeden Fall positiv geprägt.

--

adam



Anzeige