Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?

Religionen-Weltanschauungen Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?

Karl
Karl
Administrator

Re: Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Sirona vom 08.04.2015, 13:17:32
Gewalt und Kriminalität nehmen in beängstigender Weise zu, selbst Jugendliche und Kinder werden immer gewaltbereiter. Man achtet das Gut anderer nicht mehr, Häuser und Wohnungen gleichen oft einer Festung. Die Gefängnisse sind überfüllt und kosten dem Steuerzahler viel Geld. Und Mobbing scheint an den Arbeitsplätzen alltäglich geworden zu sein, viele Menschen leiden an dem Burnout-Syndrom. Die Alten- und Pflegeheime sind überfüllt und die Voraussetzung für eine Aufnahme erfordert oft eine langjährige Anmeldung. Die menschliche Versorgung in den Krankenhäusern lässt zu wünschen übrig. Massentierhaltungen und unmögliche Tierquälerei in den Forschungslabors werden von gewissenlosen Menschen durchgeführt, zudem wird die Umwelt verpestet und verschmutzt. Überall sieht man nur noch das Streben nach Wohlstand und die Gier nach Reichtum, Reiche werden immer reicher und Arme immer ärmer. Die freie Sexualität hat auch keinen Fortschritt gebracht bzw. die Menschen glücklicher gemacht, im Gegenteil, es gibt immer mehr alleinerziehende Mütter, die an den Belastungen oft zerbrechen.

Ähnliches könnte meine Schwiegermutter erzählen, die als Kind im Dritten Reich groß geworden ist. Sie versteht auch nicht, dass wir ihr mit Sokrates antworten:
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
geschrieben von Sokrates

Es ist nicht richtig, dass Jugendliche und Kinder immer gewaltbereiter werden. In unserer Gesellschaft ist heutzutage Gewalt wesentlich eindeutiger geächtet als im "tausendjährigen Reich" oder zu Zeiten als in den "christlichen" Kinderverwahranstalten noch "Zucht und Ordnung" geherrscht hat.

Karl
Re: Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 08.04.2015, 14:08:47
Wir verdanken den Klöstern die schreibkundigen Gelehrten, welche den Kosmos erforschten, Kranke pflegten und es verstanden, Heilkräuter gegen Krankheiten zu verwenden. Daher dürfte auch noch das Latein unserer Ärzte und Apotheker stammen.
Hast Du dich auch schon mit dem Einfluß islamischer Gelehrter auf die Wissenschaft beschäftigt? Das könnte dazu beitragen, die Sicht auf die Entwicklung der Wissenschaften der Realität anzupassen. Die kath. Kirche hat ihre Wissenschaftsfeindlichkeit lange genug bewiesen und auch das sollte in die Bewertung des Einflusses mit einfließen.

@sirona:
Angesichts deiner irrationalen Sicht der Bedeutung des Christentums für Moral und Ethik solltest du dich nicht wundern, wenn dir entgegengehalten wird, wo überall das Christentum durch seine fanatischen Anhänger einen negativen Einfluß auf die Gesellschaft hatte und noch heute hat.

det
justus39
justus39
Mitglied

Re: Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.04.2015, 14:44:17
Die kath. Kirche hat ihre Wissenschaftsfeindlichkeit lange genug bewiesen und auch das sollte in die Bewertung des Einflusses mit einfließen.

det
geschrieben von det

Es waren christliche Mönche und Gelehrte, welche den Kosmos erforschten und es waren religiöse Dogmatiker, die sie dafür zum Widerruf zwangen.
ÊS waren kräuterkundige Nonnen denen wir pharmazeutische Heilmittel verdanken und es war die Inquisition, welche sie dafür auf den Scheiterhaufen brachte.

Das alles Ändert nichts an der Aussage meines Beitrages.

justus

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dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf justus39 vom 08.04.2015, 15:07:31
Da sitzt Du aber einem Irrtum auf justus. Die Mönche und Nonnen haben nur solange Wissen bewahrt und verbreitet, wie es zu den christlichen Dogmen passte.

Sobald eine Forschung diesen widersprach, wurden fast zweitausend Jahre lang Autor, Forschung und die Schriften auf den Index gesetzt, verboten, vernichtet und totgeschwiegen.

Es gibt nichts konservativeres, fortschrittsfeindlicheres und reaktionäreres als die Wissensvermittlung der Kirchen. Denk allein nur an das sinnlose Verbot von Obduktionen durch Ärzte.

Nicht die Priester, Mönche und Nonnen waren Basis des Schulsystems in Europa, sondern die Griechen und Römer. Sogar das Wort schola ist ein römisches. Dort gab es keine religiösen Zwänge und Dogmen. Das Wissen der Völker im imperium romanum wurde nicht unterworfen oder vernichtet, sondern assimiliert.

Die Priester, Mönche und Nonnen haben dann aber jahrhundertelang allen antiken und modernen Fortschritt "vergessen" und bekämpft und durch ihr mit aller Macht behauptetes Bildungsmonopol nur noch christliche Dogmen und Gesetze verbreitet.
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf justus39 vom 08.04.2015, 14:08:47

Die Zehn Gebote wurden zur Grundlage unserer Gesetzbücher, und die ersten Bildungsanstalten waren wohl christliche Klöster.
Nicht zuletzt verdanke ich dem Christentum auch meine Freude an den Orgelwerken, Requiems und Chorgesängen und an der klerikalen Architektur.

justus

Da widerspreche ich in 2 Punkten:
Die Grundlage unserer Gesetzgebung ist der sog. "Code Napoléon", das Öffentliche und das Zivilrecht, das Napoleon in Frankreich eingeführt hat.

Die sakrale Musik ist zu einem erheblichen Teil im Auftrag von Bischöfen und Fürstbischöfen oder stramm der katholischen Geistlichkeit ergebenen Fürsten komponiert worden. Die Komponisten waren Günstlinge dieser Herrschaften und verdienten mit diesen Aufträgen ihren Lebensunterhalt. Eine Ausnahme scheint das Requiem von Mozart zu sein, da gibt es angeblich von ihm einen Brief, dass ihm dieses Werk ein rein poersönliches Anliegen war. Andere sprechen von einer geheimen Gestalt, von der er diesen Auftrag erhalten haben will.
Re: Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 08.04.2015, 15:07:31

Es waren christliche Mönche und Gelehrte, welche den Kosmos erforschten und es waren religiöse Dogmatiker, die sie dafür zum Widerruf zwangen.
ÊS waren kräuterkundige Nonnen denen wir pharmazeutische Heilmittel verdanken und es war die Inquisition, welche sie dafür auf den Scheiterhaufen brachte.
Herzlichen Dank dafür, daß du selbst die Unterdrückung von Wissen durch die Kirche anführtest. Mir wäre es ja doch nur so ausgelegt worden, daß ich nur das Negative sehen wolle.

Und ein weiteres Mal läßt Du außer Acht, daß zahllose wissenschaftliche Fortschritte christlicher Mönche und Nonnen auf dem aufbauten, was islamische Gelehrte überliefert hatten. Führen wir zum Beispiel die Astronomie an, dann waren es griechische und später islamische Gelehrte, die die Grundlagen dieser Wissenschaft legten, als im Rest Europas noch "Finsternis" herrschte. Warum wohl haben die hellsten, mit bloßem Auge sichtbaren Sterne alle arabische Namen und keine "christlichen"? Daß die Erde eine Kugel ist und sich um die Sonne bewegt, das war schon zur Zeit der "alten Griechen" bekannt. Die christlichen Länder verharrten nur deswegen in Unwissenheit, weil die Forschung, das Monopol kirchlicher Institutionen, alles außer dem geozentrischen Weltbild zur Ketzerei erklärte. Hätten sie auch andere griechische Gelehrte studiert, dann wäre das heliozentrische Weltbild schon tausend Jahre früher Lehrinhalt gewesen.

Wenn ich mal Langeweile habe, dann kann ich die noch weitere Beispiele dafür liefern, daß in den Naturwissenschaften die christliche Kirche für lange Zeit jeden Fortschritt unterdrückte. Einstweilen kannst Du ruhig mal dem link folgen, den ich dir weiter oben geliefert habe.

det

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adam
adam
Mitglied

Re: Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?
geschrieben von adam
als Antwort auf dutchweepee vom 08.04.2015, 15:33:04
Das Wissen der Völker im imperium romanum wurde nicht unterworfen oder vernichtet, sondern assimiliert.


"Wir sind die Römer. Sie werden assimiliert werden. Widerstand ist zwecklos!"

Sorry, aber als Treky konnte ich nicht widerstehen.

--

adam
justus39
justus39
Mitglied

Re: Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?
geschrieben von justus39
als Antwort auf dutchweepee vom 08.04.2015, 15:33:04
Nicht die Priester, Mönche und Nonnen waren Basis des Schulsystems in Europa, sondern die Griechen und Römer.

Warum sprechen die Ärzte dann nicht griechisch sondern Latein?
Warum nennt man Krankenpflegerinnen Schwestern?
Warum nennt man den Vorsteher und Sprecher einer Fakultät oder eines Fachbereichs an einer Hochschule Dekan, so wie man auch in der römisch-katholischen und anglikanischen Kirche der Vorsteher einer regionalen Gruppe als Dekan bezeichnet?
Die Priester, Mönche und Nonnen haben dann aber jahrhundertelang allen antiken und modernen Fortschritt "vergessen" und bekämpft und durch ihr mit aller Macht behauptetes Bildungsmonopol nur noch christliche Dogmen und Gesetze verbreitet.

Zu der Rolle der Klöster im Mittelalter gibt es jetzt im Rahmen eines Akademieprojektes sehr gründliche und umfangreiche Forschungsarbeiten.

Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle

Im Rahmen des Akademieprojekts „Klöster im Hoch¬mittelalter. Innovationsla¬bore europäischer Lebens-Entwürfe und Ordnungsmodelle“ wird die klösterliche Welt des Mittelalters als eine Wegbereiterin der Moderne analysiert. Im sozialen und religiösen Wandel des 11. bis 13. Jahrhunderts entwickelten mittelalterliche Klöster eine bislang unerreichte Rationalität der Lebensgestaltung. Damals entstanden Modelle jenes gesellschaftlichen wie kulturellen Aufbruchs, aus denen sich spezifische Ordnungskonfigurationen der europäischen Moderne ausformten. Diesen Forschungszielen widmen sich zwei Arbeitsstellen in enger Vernetzung, die an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie der Sächsischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt sind. Die Arbeitsfelder der Teilprojekte ergänzen sich gegenseitig: Während die Arbeitsstelle in Dresden sich mit innermonastischen Ordnungen und dem innermonastischen Leben beschäftigt, stellen die Forschungen in Heidelberg sinnstiftende Texte der Weltdeutung und Entwürfe von exemplarischen Ordnungen in den Mittelpunkt.

Innovationslabore im Mittelalter

Klösterliche Gemeinschaften prägten in jener Zeit die europäischen Vorstellungen von Gemeinschaftsbildung und Indivi¬dualisierung wesentlich mit. Sie lehrten Europa die Rationalisierung der Pla¬nung, der Normsetzung, der formell gere¬gelten Verfahrensabläufe, des Einsatzes pragmatischer Schriftlichkeit, des Gebrauchs von Symbolen, des Umgangs mit Eigentum und Besitzlosigkeit, der Arbeitsteilung, der Güterzuweisung, der ökonomi¬schen Betriebseffizienz. Sie erprobten bei sich erfolgreich die Gestaltung gesell¬schaftlicher Systeme und eröffneten da¬durch der europäischen Gesellschaft den Weg zu neuen Konstruktionen von Staat¬lichkeit. Damals entstanden in Klöstern und Orden Modelle jenes gesellschaftlichen wie kulturellen Aufbruchs, aus denen sich spezifische Ordnungskonfigurationen der europäischen Moderne ausformten. Klöster testeten aber auch die Grenzen der rationalen Erkenntnis durch die Technik der scho¬lastischen Dialektik aus und sprengten sie auf durch die individuellen Erfahrungen der Mystik. Sie lehrten den Menschen eine verinnerlichte Ethik der Lebensführung und vermittelten ihnen damit ein entscheidendes Orientierungswissen im Umgang mit sich selbst und den Anderen; sie deuteten ihnen programmatisch die Natur, das Leben und das Jenseits.
geschrieben von Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle

Das beantwortet doch auch sehr gut die Frage der Themenüberschrift

justus
justus39
justus39
Mitglied

Re: Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?
geschrieben von justus39
als Antwort auf silhouette vom 08.04.2015, 15:57:07

Da widerspreche ich in 2 Punkten:
Die Grundlage unserer Gesetzgebung ist der sog. "Code Napoléon", das Öffentliche und das Zivilrecht, das Napoleon in Frankreich eingeführt hat.

Die sakrale Musik ist zu einem erheblichen Teil im Auftrag von Bischöfen und Fürstbischöfen oder stramm der katholischen Geistlichkeit ergebenen Fürsten komponiert worden.

Wo ist denn da ein Widerspruch?
Die Zehn Gebote gab es ja im Judentum von dessen Religionsgründer Moses schon lange vor Christus und sie wurden vom Christentum und damit auch lange vor Napoleon übernommen.
Dass dann von Napoleon Fünf Gesetzbücher und später noch viele mehr geschrieben wurden, in denen noch viel mehr präzisiert wurde, ist doch auch selbstverständlich.
Auch dass sich Schütz, Bach, Händel, Telemann, Brahms und viele andere mit der Kirchenmusik ihren Lebensunterhalt verdienten, ist doch ganz natürlich.
Nur ohne das Christentum hätte es keinen Grund gegeben, diese zu komponieren, wahrscheinlich hätte dann auch ein Silbermann keinen Grund gehabt, Orgeln zu bauen.

justus
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Hat das Christentum nur Schlechtes gebracht?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf justus39 vom 08.04.2015, 16:23:53
@justus ...deine Fragen bestätigen wiederum das römische Imperium als Ursprung der Zivilisation Europas. Die Kirche hat sich lediglich dieser erprobten Strukturen bedient und ihre Dogmen damit transportiert.

Der "Dekan" kommt aus dem römischen Militär. Der decen war Unteroffizier einer Einheit von zehn Mann. Die Mönche machten viel später daraus den Vorsteher über zehn Mönche. ...und übrigens: Ärzte sprechen latein, weil die ersten Fachbücher in griechisch und latein geschrieben wurden - von weit vorchristlichen Griechen und Römern.

@adam ...ich bin auch Trekker und habe den Begriff "assimilieren" bewusst genutzt, da die Römer wie die Borg alle positiven und nützlichen Eigenschaften eines unterworfenen Volkes angenommen und ihrer Zivilisation einverleibt haben.

Religionen vernichteten hingegen alles was anders denkt und glaubt als sie selbst. Das würden sie auch Heute noch bei uns machen, wenn man ihnen die Macht dazu gäbe.

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