Freundschaft - der Versuch einer Definition (für mich)

Autor: ehemaliges Mitglied

Freundschaft

ich trinke einen Kaffee
und denke darüber nach
was Freundschaft ist.
Ach, wie ist sie bestimmt
von Gefühlen, die sich
nicht immer definieren lassen.

Ach ich bin ein denkbar ungeeignetes
Objekt der Freundschaft -
absolut sensibel, verletzlich,
viel zu oft ein Einsiedler.

Dabei gehe ich doch häufig
auf die Menschen zu,
aber oh weh, wie schnell
ziehe ich mich in mein
Schneckenhaus zurück.

Aber - so denke ich -
wie lange bin ich schon so?
Dann denke ich,
ich bin einfach ich,
bin so wie ich bin,
wenn ich anders wäre,
wäre ich nicht ich.

Ich glaube es geht
manchem so:

Dann bin ich aber froh,
dass es Begegnungen gibt,
die halten -
einfach so -
absolute und unbedingte Freundschaft


dass es Begegnungen gibt,
die noch nicht einmal
durch Freundschaft geprägt -
aber einfach nur freundlich sind.
Das gibt es auch und
ist auch Balsam für die Seele.

Dann bin ich froh,
dass es mir gut geht,
auch wenn ich manchmal
in meinem Schneckenhaus sitze.


traumvergessen
Gedanken zur Freundschaft
26.06.2012

Anzeige

Kommentare (16)

ehemaliges Mitglied danke für Deine Gedanken zur Freundschaft, die ich nachfühlen kann.

Ich denke oft ähnlich, aber seit einiger Zeit, seit meinem 60. Geburtstag, hat sich etwas geändert: Das Bewusstsein, dass man nicht mehr so lange leben wird wie man schon gelebt hat, ist nun ausgeprägt. Daher überlege ich mir gut, womit und mit wem ich meine Zeit verbringen möchte.

So habe ich auch hier im ST einige sog. "Freundschaften" (die mit dem Klick) beendet. Die Worte von Albert Schweitzer passen oft sehr gut, wenn man kürzer oder länger dauernde Freundschaften loslässt:

DANKE meine Freundin, mein Freund,
dass Du Teil meines Lebens bist, egal aus welchem
Grund, ob für einen Zeitabschnitt oder für das ganze Leben.
Das einzig Wichtige sind die Spuren der Liebe,
die wir hinterlassen, wenn wir gehen.


Da ich, seit ich 60 bin, bewusst das Ziel der heiteren Gelassenheit anstrebe, verzichte ich auf oberflächliche Konflikte, die mir nur Ungemach bringen und meiner Gesundheit schaden. Das Erstaunliche: Kaum hat man irgendwo das Band vergangener Freundschaft losgelassen, zeigt sich bereits jemand anders, von dem man nie gedacht hätte, dass er ein Freund sein könnte.

Und da ich kein Schneckenhaus habe, gehe ich einfach an den Strand. Das hilft auch.

Liebe Grüße von der Ostsee nach Köln
Beate
ehemaliges Mitglied in der Tat ist auch bei mir echte Freundschaft dünn gesät, genau wie bei dir. Wenn die Spiegelneuronen Gedankengleichheit und Gefühlsgleichheit wiedergeben, wenn man sich im anderen/ in der anderen wiederfindet, dann ist das Freundschaft, die ideale Freundschaft, die sich sogar in ihrer idealsten Form zur Liebe entwickel(n) kann.
Ja nachdenken bei einem Kaffee kann sehr erhellend sein, liebes Immergrün. Danke.
traumvergessen
henryk ....wer kleinlich ist,er kann nie einem guten Freund sein.......ueberlegst das noch einmal.....wir wissen alle gut was die Freundschaft braucht.....1. ob du mit anderen Menschen ehrlich sprechen willst..2.ob du andere Meinungen schaetzen willst ...3 ..ob du auch anderen Menschen gut wuenscht....und so weiter....hier im ST sind viele Menschen.....die diese drei Punkte gut ohne Kant verstanden haben...und das freut mich.....kennst du diese Menschen? Am besten es wird...wenn andere Menschen von dir so sagen wollen werden.....Alles Gute...HenrykJuni(henryk)


ehemaliges Mitglied schön, dass es dir manchmal auch so geht wie mir. Ja sensibel und leicht verletzlich kann schon zutreffen. Aber du hast Recht mit deinem Spruch von Morales: "Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen. Ich musste den Spruch noch einmal schreiben, um ihn gut verinnerlichen zu können. Ja, wenn die Freundschaft tief und fest ist, trifft das zu.

Ich danke dir.
Liebe Grüße
Gerd
ehemaliges Mitglied du hast unsere Freundschaft so gut beschrieben, dass ich dem nichts hinzufügen kann außer: schön eine Freundin wie dich zu haben.

Ich danke dir
dein Freund Gerd
ehemaliges Mitglied Enttäuschungen machen einen vorsichtig. In der Tat ist das Schneckenhaus nicht auf Dauer geeignet, ein gutes Leben zu führen. Der Versuch neue Freundschaften zu schließen ist sicher richtig.

Ich danke dir.
Liebe Grüße
Gerd
ehemaliges Mitglied in der Tat kommt es auf die Gegenseitigkeit der freundschaftlichen Empfindungen an. Auch ein Kind muss freundlich behandelt werden fernab von jeder Bevormundung, erst recht ein Erwachsener. Und so hast du dein Glück in einer Nische gefunden. Diese Nische heißt Kunst und über die Kunst kannst du dich gut definieren.

Ich danke dir für deinen Kommentar.
Liebe Grüße
Gerd
ehemaliges Mitglied in der Tat habe ich bei meinen Ausführungen zur Freundlichkeit an dich gedacht, du, die immer in ihren Anreden hier schreibt " mit freundlichen Grüßen", die die Anrede liebe/lieber umgeht, du die den Menschen überaus freundlich zugetan ist. Deine Ausführungen zur Freundschaft, wie sie von dir auch hier im Forum gepflegt wird, kann ich nur unterstreichen. Du bist freundlich, Adjektiv: freundlich - wie ein Freund - zu allen. Das ist eine wohltuende Charaktereigenschaft, die ich sehr schätze. Deshalb schreibe ich jetzt an dieser Stelle entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten:

mit freundlichen Grüßen
traumvergessen - Gerd

Ich danke dir sehr für deine Ausführungen.
ehemaliges Mitglied Du meintest, ich sollte lieber Kant befragen. Das habe ich getan. Bei folgendem Link die Meinung Kant zur Freundschaft nachzulesen. Dort steht:
Immanuel Kant, der im Denken stets nüchtern blieb, hielt solche Reden für übertrieben. In ihrer „Reinigkeit und Vollständigkeit“ sei die Freundschaft letztlich unerreichbar, eine bloße Idee und als diese vor allem das „Steckenpferd der Romanschreiber“. Trotzdem tue es Not nach ihr zu streben, als eine „ehrenvolle Pflicht“. Ihr moralischer Kern sei „das völlige Vertrauen zweier Personen in wechselseitiger Eröffnung ihrer geheimen Urteile und Empfindungen, soweit sie mit beiderseitiger Achtung gegeneinander bestehen kann“.
geschrieben von Eugen Maria Schulak


Eugen Maria Schulak zur Freundschaft

Du hast aber auch die Eule gezeichnet und gemeint, sie stehe für eigene Klugheit. Die besitze ich zwar nicht, setze aber meine eigene Meinung, die ich oben geäußert habe dagegen, bin aber mit Kant der Meinung, dass die völlig ideale Freundschaft in ihrer reinsten Form fast nicht zu erreichen ist, ich betone fast. Es gibt da Ausnahmen...

Ich danke dir für deinen Kommentar und deine schöne Illustration.
Liebe Grüße an dich
Gerd
immergruen sind mir sehr nah. Auch ich bin ein Mensch im Schneckenhaus oder eine alte Schildkröte, empfindlich, verletzbar und dann doch auch wieder neugierig und immer auf dem Weg.
Freundschaft, das habe ich hier in diesem Forum schon oft kommentiert, ist für mich etwas ganz Besonderes und man erlebt sie in der idealen Form nicht sehr oft im Leben.
ich kann von einer(!) Freundin sagen, dass sie die Freundin ist, von der ich noch niemals enttäuscht wurde, die meine Gedanken kennt und meine Gefühle spiegelt. Wir leben weit voneinander entfernt, aber wenn wir miteinander sprechen, dann sind wir uns sehr nah.
Gibt es etwas schöneres?
Es gibt natürlich auch andere Freundschaften, von denen man glaubt, es seien welche. Aber mit der Zeit wird sich herausstellen,dass sie den Anspruch nicht erfüllen können und dann trennt man sich wieder.
Nachdenken bei einem Kaffee kann sehr erhellend sein, lieber traumvergessen.
das immergruen
omaria *Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen.
Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen,
aber sie ist nie verschlossen.*
Baltasar Gracián y Morales, (1601 - 1658), spanischer Jesuit, Moralphilosoph und Schriftsteller

Lieber traumvergessener Gerd!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass du zu Freundschaft nicht geeignet wärest!
Du bist kein *Objekt*, sondern ein "sensibler, leicht (???) verletzlicher" Mensch,
der auch gerne mal "ein Einsiedler" ist, was ich gut verstehen kann!
Deine Gedanken haben mich *angesprochen*,
denn häufig empfinde ich ebenso wie du!
"Undefinierbare Gefühle" begleiten uns lebenslänglich,
und es ist gut, darüber einmal oder öfter nachzudenken!
LG Maria

ehemaliges Mitglied Es ist immer gut wenn man sich zurückziehen kann, egal ob in ein Schneckenhaus oder in eine Höhle oder einfach im schönen gemütlichen zu Hause.
Mir ging's es im letzen halben Jahr so, ich habe mich von allem zurück gezogen und siehe da, es ging mir besser.
Jeder Mensch zieht sich zwischendurch im Leben zurück, ich denke, jeder braucht Moment für sich. Sei es zum nachdenken oder einfach um Stille zu geniessen.
Sei wie Du bist, jeder Mensch soll so sein wie er ist, ändern sollte man niemanden wollen, es käme nicht gut heraus.

Lieber Gerd, ich mag Dich so wie Du bist und ich mag Dich ganz dolle gern, ich denke wir haben uns schon so viel geholfen und einander unterstützt, dass wir uns gegenseitig recht gut kennen.

Weisst Du, dass unser Freundschaft schon bald vier Jahre dauert, eine lange lange Zeit. Wir gingen über Berge und Täler und haben alles zusammen geschafft. Wir schaffen noch viel mehr.

Es umarmt Dich lieb
Deine Freundin
Silvy


minu Da bin ich froh, dass es nicht nur mir so geht, das mit dem
Schneckenhaus.
Echte Freundschaft hatte ich mit meiner Mutter, die war tief
und schön, doch erst als sie schwer krank war. So etwas schönes habe ich nicht mehr erlebt.
Ich habe viele Frauen gekannt, mit denen ich befreundet war, doch alle wollten mich belehren, mir Vorschriften machen, oder sie sind gestorben.
Jetzt habe ich keine wirklichen Freundschaften mehr.
Schade, doch lieber so, als wie ein Kind behandelt zu werden.
Gruss Emy
Bruno32 Ich kann dich gut verstehen.Ich bin schon zweimal von echt gemeinten Freundschaften bitter enttäuscht worden.Jetzt traue ich mich nur noch vorsichtig aus meinen Schneckenhaus heraus.Trotzdem muss man immer wieder versuchen neue Freundschaften zu finden.

Grüße Bruno
Traute Eine bestimmte Art von Freundschaft, schließen wir hier im Forum.
Wie viele Poeten sind mir hier schon so vertraut und ich bin ihnen freundlich gesonnen.
Wie viele Erzähler und Erzählerinnen haben mich schon in ihren Bann geschlagen und mit ihren Geschichten eingewickelt und ein-gesponnen.
Selbst die Satiriker sind mir vertraut und ich vermute in ihnen die Gleichen Ursachen mit Schmunzelversen auf Veränderbares hin zu weisen.
Hier sind die Freundschaften ein wenig anders, als in der Firma im Haus oder Hobby. Hier sind die Köpfe und Herzen die einander begegnen und sich miteinander bekannt machen.
Manches scheint einem so vertraut, das es von einem selbst zu kommen scheint. Anderes ist neu und man muss sich sachte vorsichtig hin-einfühlen, um nicht zu verletzen.
So denke ich, wie sind hier eine Menge Freunde, auch wenn wir einander nicht alle die Forumsfreundschaft antragen, sind wir vertraut und wenn jemand fehlt, fehlt er uns.
Mal ein kleines Streiflicht auf eine Form der Freundschaft.
Mit freundlicher Neugier auf all die Antworten auf Traumvergessens poetische Grübelei,
grüßt Traute
henryk ..er kann das am besten definieren.....besser bestimmt als wir!Juni(henryk)


Die Eule bedeutet eigene Klugheit! Henryk

Anzeige