Sein letzter Weg

Autor: ehemaliges Mitglied

Sein letzter Weg

Ein Kollege meiner Frau
noch nicht fünfzig Jahre alt
ringt seit Jahren mit dem Tod.

Ein schweres Krebsleiden
hat ihn befallen.
Sein Sohn ist gerade mal fünfzehn,
seine Frau im gleichen Alter wie er.

Als ihn das Leiden befallen hatte,
wollte er es nicht wahrhaben,
wollte es schnell abschütteln.

Er kämpfte sich von
Operation zu Operation,
schöpfte immer wieder neue Hoffnung.

Er – ein hilfsbereiter Mensch –
von den Kollegen gut gelitten –
von ihm will er nicht lassen –
der Tod.

Nachdem nichts mehr geht,
hat er ihn in diesen Tagen
angenommen – den Tod.

Die Krankheit hat ihn schwer gezeichnet.
Er kann nicht mehr kämpfen.

Er wird seine Familie verlassen,
seine Kollegen, seine Freunde.

Er verabschiedet sich noch von allen.
Er muss ihn alleine gehen,
seinen letzten Weg:
tapfer, todesmutig, traurig, enttäuscht.

Seine Familie und wir
bleiben ohne ihn zurück.

traumvergessen 22.11.2010

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Kommentare (8)

Ela48 Wir Menschen sind sehr gespalten, wenn es um den TOD überhaupt geht.
Es gibt zwei Kategorien:
- die einen sprechen sehr offen darüber
- die anderen wollen, können nicht, warum auch immer.
Gründe gibt es sehr viele. Wie war z.B.früher die Kommunikation untereinander.
Manche wollen die Angehörigen schützen, ihnen Trost zusprechen, dabei sind sie so sensibel in solchen Situationen.
Manche können nicht los lassen, weil bestimmte Dinge noch zu erledigen sind..
Aber Menschen, die sterben, warten sehr oft auf Signale, aber auch die Angehörigen. Es ist die letzte Möglichkeit einiges zu klären, wenn gewollt.....

Über die Sinne:
Ein alter Mann in die ca 90 Jahre lag im sterben. Seit Jahrzehnten schwersthörig. Er lag im Bett ohne Hörgerät. Seine Angehörigen begleiteten ihn, rund um die Uhr. Ich sagte zu ihm mit in einer leisen flüsternden Stimme - sinngemäß - wie schön es ist, das seine Angehörigen bei ihm sind .
Seine Antwort: Kräftig, laut, freudig "ja das ist es".
Es gibt so vieles zwischen Himmel und Erde, was wir uns nicht erklären können. Aber etwas können wir: Glauben....
Herzliche Grüße, an alle, die sich an diesem scheren Thema beteiligt haben und besonders an Dich, lieber Gerd, es offen ausgesprochen zu haben.
herzlich, ela

ehemaliges Mitglied dir Hade. Du hast Recht, die traurigen Geschichten kommen immer wieder vor. Die Frage nach dem Warum sollte man lieber nicht stellen.

dir Renate: man kann eben nur mitfühlen. Richtig erfassen kann man es nicht. Das trifft die Familie hart. Man selbst baut sich einen Schutzschild auf, lässt es nicht so sehr an sich herankommen. Irgendwann trifft es einen jeden von uns und es ist gut, wenn man nicht genau weiß, wann und wie.

dir Otti: ja, er hinterlässt eine bleibende Erinnerung nicht nur in der Familie sondern auch bei den Kolleginnen und Kollegen. So fährt meine Frau morgen mit einer Kollegin, um ihn zu besuchen. Wie sagte ein junger Kollege, der ihn bereits besucht hatte: Ich bin hingefahren, um einen schwerkranken - nicht einen totkranken zu besuchen. Wir haben gescherzt und gelacht. Ich glaube, einen schöneren Abschied gibt es nicht.

dir Ingrid: Es stimmt. Die Sterbendenden sind oft stärker als die Hinterbliebenen, zumindest hat es so den Eindruck. Dass du es gerade in deinem Freundeskreis erlebst, tut mir leid. Abschied nehmen ist halt schwer. Ich wünsche dir weiterhin, dass du so damit umgehst, dass es dich nicht zu sehr trifft.

dir Anika: für deine guten Wünsche danke ich dir und mit dem Lied von PUR hast du es treffend beschrieben. Wenn Schmerzen einen so weit getrieben haben, dass man nicht mehr kann, wenn man so lange gekämpft hat, dann wird man müde. Der Tod bringt dann wirklich eine Erleichterung. Die Menschheit existiert schon so lange. Immer noch und auch in Zukunft können wir es nicht erwarten, eine Antwort auf die Frage des Sterbens und ob etwas danach kommt zu stellen. Wie hat Hermann Hesse in etwa gesagt: Glaube lässt sich nicht durch Wissen ergründen. Nun ist sterben etwas Natürliches, zumindest dann, wenn die Lebenskraft dahin ist.

dir Carin: auch du erlebst diese Situation im Freundeskreis. Es tut verdammt weh aber loslassen ist in diesem Fall wohl auch die beste Möglichkeit. Denk an das, was ich soeben von dem jungen Kollegen gesagt hatte: Herzlichkeit, Lachen, Spaß haben. Wenn dann der Tod kommt, dann trifft es den Sterbenden nicht so schwer. Aber leichter gesagt, als getan. Ich weiß.
situ ich bin in der gleichen Situation wie Du. Ein langjähriger Freund(53) haben sie vom Krankenhaus zum sterben nach Hause geschickt. Wir alle leiden mit der Familie und wünschen doch, dass er bald erlöst wird von seinem Krebsleiden. Auch Dir viel Kraft und Mut.
Einen sehr lieben Gruß Carin
kedishia ... bei solchen Dingen immer wieder ein Lied der Gruppe "PUR" ein: In Gedanken heißt es. Meine Lieblingszeile daraus: "Doch sie wollte kein Mitleid - mit Löwinnenmut! - lachte sie weiter, als ging es ihr gut". In dem Lied geht es auch über eine Frau & Freundin der Gruppe, die einem Krebsleiden erlegen ist -und die scheinbar so viel stärker war als ihre Umwelt.
Das ist wohl oft so - denn die "Sterbenden" empfinden es zwar als schmerzlich und schlimm, dem Tod so unverblümt ins Gesicht zu sehen - doch eben auch als "Erleichterung". Zumindest viele. Und ich glaube, dass es den Menschen, die sich in einer solchen Situation befinden, sehr hilft, wenn man ihnen sagen kann, dass sie das Recht haben, zu gehen. Alles Recht der Welt. (Auch, wenn das den Hinterbliebenen sehr,sehr schwer fallen mag)....
Ich wünsche allen, die es brauchen, die nötige Kraft: Den Betroffenen und den Zurückbleibenden Wegbegleitern.
indeed ich erlebe es gerade auch - wieder einmal. Es schmerzt... und doch sind diese betroffenen Kranken ihren Lieben gegenüber unheimlich mental stark. Oft stärker als die Hinterbliebenen.
Mit lieben Gruß
Ingrid
tilli der ganzen Familie seinen Bekannten und Freunden die
Worte die sie brauchen.
Jeder muss diesen Weg dann alleine gehen.
Er hinterlässt den Menschen eine gute Erinnerung von sich und seinen TUN.
Danke Tilli
ladybird Lieber Gerd, Deine Geschichte geht sehr nahe, weil es jeden betreffen kann.Du hast es sehr gefühlvoll und doch so geschrieben,wie es ist.Traurig und schlimm,auf das Warum trifft es diese Familie,werden wir hier in diesem Leben keine Antwort bekommen.
Es grüßt Renate
protes traurige geschichte, die leider immer und immer wieder vorkommt
es gibt kein entrinnen, es gibt nur ein annehmen
und ein gedenken an gute zeiten.
einen herzlichen gruß hade

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