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Aktuelle Themen Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?

barbarakary
barbarakary
Mitglied

Re: Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf luchs35 vom 18.05.2014, 14:57:16
Für mich ist 'Heimat' mein Geburtsort, die Region, in der ich meine frühe Kindheit verbrachte und aus der fast alle Vorfahren stammen.

Mein 'Zuhause' ist da, wo ich gerade lebe, weil ich mich da wohlfühle, nette Menschen um mich habe und auch den größten Teil meiner Nachkommen. Mein Zuhause könnte überall dort sein, wo ich mich wohlfühle, ist also nicht an eine bestimmte Region oder ein bestimmtes Land gebunden, während bei dem Wort 'Heimat' vor meinem geistigen Auge nur die ersten 9 Jahre meines Lebens auftauchen...

LG barbarakary
caya
caya
Mitglied

Re: Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?
geschrieben von caya
Meine Heimat Deutschland liebe ich, und möchte in keinem anderen Land der Welt lieber leben.

Meine Seelenheimat ist das Land der dunklen Wälder und kristall'nen Seen, Ostpreußen.
Dort bin ich geboren und von dort mußten wir fort, als ich ein kleines Mädchen war.....

Zeit meines Lebens hatte ich das Gefühl heimatlos zu sein und war immer auf der Suche.
Bin viel in der Welt herum gereist, viele Male umgezogen und immer war da die Sehnsucht nach einem Ort den ich Heimat nennen konnte.
Viele Plätze auf der Welt waren schön und gaben mir für einige Zeit heimatliche Gefühle, aber es fehlte die Geborgenheit und die Verbundenheit.

Nun bin ich so *reif geworden und habe vor zwei Jahren endlich meine Heimat gefunden....
Eine Heimat die mir vertraut ist und die mich irgendwie mit offenen Armen aufgenommen hat.
Ich fühle mich angenommen und angekommen!

Die Birkenalleen, die ich so liebe, sind genau so schön wie in Ostpreußen, nur dass dort eben dazu noch die Ostseewellen rauschen Hier sind es Pfarrer Kneipps Wassergüsse

Caya
ehemaligesMitglied33
ehemaligesMitglied33
Mitglied

Re: Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?
geschrieben von ehemaligesMitglied33
als Antwort auf caya vom 18.05.2014, 19:42:50
hallo luchsi, pagena, omaria, tina, barbara,
und caya, danke für alles, was ihr hier
schreibt, das bringt mich doll in stimmung, gg.
und liebe und gute abendgrüße für euch.

ich danke luchsi für diesen
wunderbaren thread, denn
da kommen erinnerungen,
die schon lange verpackt waren.

meine wahre geschichte: ich kannte
die familie hermann löns, ich glaube,
seine frau hieß lisa und der kranke sohn
dettmer, da bin ich mir ganz sicher.
und herr löns war ja schon tot, der bekannte
heimat- und heidedichter.

wenn ich sie sah, sang ich immer irgendein
heidelied. sie waren glücklich, ich auch, ist es
doch ein leichtes, menschen freude zu bereiten.

manchmal kam meine freundin röse (rosemarie) dazu und
wir sangen gemeinsam im chor:

Jetzt bin ich alt, jetzt bin ich alt,
Aber mein Herz ist noch immer nicht kalt,
Schläft wohl schon bald, schläft wohl schon bald,
Doch bis zuletzt es noch hallt:

Rose Marie, Rose Marie,
Sieben Jahre Mein Herz nach dir schrie,
Rose Marie, Rose Marie,
Aber du hörtest es nie.

da waren sie ganz gerührt und

dettmer hat einmal geweint.

es gibt viele begnadete heimatdichter

auch in der schweiz. ich denke an ernst

zahn, der weitgehend in vergessenheit

geriet.

und singe jetzt mit dem kosakenchor

russische seele heimatlieder - grüße euch
mit den abendglocken,

witta

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luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf caya vom 18.05.2014, 19:42:50
Mir ist zufällig gerade eine Definition des Begriffs Heimat in die Hände gefallen - stammt also nicht von mir, aber auch wenn es sentimental klingt, finde ich das ,was hier ausgedrückt wurde, nachdenkenswert:

Mit Heimat verbindet fast Jeder von uns Kindheitserinnerungen, Geschmack, Erde, Landschaft, Gipfel, das Rauschen eines Baches und die Erinnerungen an Menschen, die uns freundlich gesonnen waren, vielleicht schon fortgegangen sind, und daher idealisiert werden. Selten verbindet man sie mit einem Staat, viel eher mit seiner eigenen näheren Umgebung, Landschaft, Tal, Küstenabschnitt oder was auch immer. Aber es ist viel mehr. Ein Dialekt, Gerüche, Geschmäcker, Schnee, der Wandel der Jahreszeiten ecc..
Er ist nicht leicht zu fassen.
Auch Menschen die fortgehen um ihr Glück andernorts zu suchen, bewahren eine 'Erinnerung', ihre Heimat im Herzen. Kann aber auch zu persönlichen Problemen führen. Heimat wird immer dann besonders wichtig wenn sie bedroht wird, ganz gleich ob durch bsw. durch Umweltverschmutzung oder weil sie Einem aus politischen, ethnischen, sozialen Gründen genommen werden soll. Wohl auch der Grund wieso Regionen mit einer wechselvollen Geschichte ein besonderes Heimatgefühl entwickeln. Angst vor "Verlust" und das immerfortwährende Streben nach "Erhalt" lässt ein besonders starkes Gefühl entstehen...


Kann man das so gelten lassen? Ich denke, dass viele Menschen allein schon gegen das Wort "Heimat" eine Aversion haben, weil sie es überholt, schwülstig, zu emotional oder altmodisch halten.

Vielleicht sind es aber auch nur ältere Menschen, die darüber sich Gedanken machen, weil sie ihre Jugend damit verbinden?

Luchs
chris
chris
Mitglied

Re: Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?
geschrieben von chris
als Antwort auf omaria vom 18.05.2014, 18:36:54
Die Heimat

An meinen Bruder

Denkst du des Schlosses noch auf stiller Höh?
Das Horn lockt nächtlich dort, als obs dich riefe,
Am Abgrund grast das Reh,
Es rauscht der Wald verwirrend aus der Tiefe –
O stille, wecke nicht, es war als schliefe
Da drunten ein unnennbar Weh.

Kennst du den Garten? – Wenn sich Lenz erneut,
Geht dort ein Mädchen auf den kühlen Gängen
Still durch die Einsamkeit,
Und weckt den leisen Strom von Zauberklängen,
Als ob die Blumen und die Bäume sängen
Rings von der alten schönen Zeit.

Ihr Wipfel und ihr Bronnen rauscht nur zu!
Wohin du auch in wilder Lust magst dringen,
Du findest nirgends Ruh,
Erreichen wird dich das geheime Singen, –
Ach, dieses Bannes zauberischen Ringen
Entfliehn wir nimmer, ich und du!

Joseph Freiherr von Eichendorff

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich bin auch hier geboren und hiergeblieben.

Die Schönheiten anderer Städte und Länder schau ich
mir gerne an, aber genau so gerne kehre ich wieder
in meine Heimat zurück und sehe dann dort auch manche
Schönheiten, an der man oft achtlos vorbei läuft..

Ich erinnere mich aber auch an viele Heimatvertriebene,
die nach 1945 in meinen Heimatort kamen, wieviel sie
von ihrer alten Heimat erzählt haben und die Sehnsucht
noch einmal dorthin zu gehen, war sicher bei vielen gross.

Und ich erinnere mich auch an Kriegsgefangene, die von
ihrer Angst erzählten, nie mehr die Heimat wieder zu
sehen.

So bedeutend wohl Heimat für jeden etwas anderes.

Chris
chris33
chris33
Mitglied

Re: Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?
geschrieben von chris33
als Antwort auf caya vom 18.05.2014, 19:42:50
im hinblick auf die nazizeit wohl, kenne ich wenige deutsche, die je einen besonderen stolz auf ihr deutschsein äusserten oder zu schau stellten. ich glaube viele deutsche sind heimatbewusst, indem sie stolz auf die region sind, in der sie geboren wurden, als berliner, bayer, preusse, schwabe etc.

ähnlich wie du caya, denke ich auch: heimat ist etwas vetrautes, menschen, die mich akzeptieren, wo ich meine muttersprache spechen kann, aber vor allen dingen ist für mich heimat ein gefühl und mein refugium.

so sein, wie ich möchte, gleichgesinnte finden, mich als angekommen fühlen, in einer region leben, die mir gefällt: das kann ich fast überall auf der welt.

heimat ist für mich kein ort (sang h.grönemeyer), sondern heimat ist ein Gefühl. wie recht er doch hat..

chris33

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xenia
xenia
Mitglied

Re: Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?
geschrieben von xenia
als Antwort auf luchs35 vom 18.05.2014, 14:57:16
Heimat ist das, was ich verloren habe und ein Ort, an den ich mich zurücksehne. Leider ist er für mich unerreichbar.

Der Ort an dem ich jetzt lebe, ist nur mein Wohnort. Empfunden, als Bleibe auf Zeit. Wie ich mich sowieso nur als Gast auf dieser Erde empfinde.

Gewünscht hatte ich mir, auf meine alten Tage in einer Stadt im Norden leben zu dürfen. Auch dies blieb leider nur ein Traum.

Wohlgemerkt, das ist mein "Bauchgefühl".
Adoma
Adoma
Mitglied

Re: Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?
geschrieben von Adoma
Die Heimat meiner Eltern ist auch meine Heimat.
Sie gehört zu mir.
Das habe ich ganz deutlich gespürt, als ich auf der Suche nach den Ahnen in den verlorenen Heimaten meines Vaters (geb. 1908) angekommen war. Ich stand an seinem Geburtshaus in Westpreußen, - im "polnischen Korridor" und hatte das Gefühl in mir etwas zur Ruhe zu bringen.
Die Familie siedelte 1918 nach Pommern aus, und verlor auch die neue Heimat nach dem 2.Weltkrieg.
Mit diesen Heimaten im Bauch oder in der Seele, kann ich meine Heimat hier in NRW und besonders in dem Wahlort, in dem ich schon so lange lebe intensiver annehmen.
Ich fühlte: "endlich angekommen".
Im Fernsehen sah ich einmal einen Bericht über Kinder des Lebensborns. Jemand, dessen Herkunft noch viele Fragen offen ließ, saß in Norwegen im Gras - dort, wo er geboren wurde und streichelte den Rasen mit einem Gefühl angekommen zu sein. Es fiel das Wort: Heimat.
Diese Gefühle sind möglicherweise, für jemanden, dessen Familie "die Scholle" nie verlassen hat, kaum vorstellbar.

Adoma, die gerade festgestellt hat, 3mal das Wort "angekommen" gebraucht zu haben
Edita
Edita
Mitglied

Re: Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?
geschrieben von Edita
als Antwort auf chris vom 18.05.2014, 20:16:56
Gerüche.........

bei meiner Großmutter in der Küche wurde mit Holz geheizt und gekocht, zum Frühstück dann der Duft von frischem Bohnenkaffee handgefiltert, frischem Strudel und aber die vom Bäcker, frischen Brötchen.......
es war ein Bauernhaus, im Sommer standen alle Fenster und Türen offen, das frische Gras, der Duft von den Blumen im Garten direkt an die Küche anschließend, wie die Gurken und Tomaten damals gerochen haben, das gibt es heute nicht mehr, dieses Aroma, wenn die in der Küche lagen und auf die Zubereitung warteten, das war ein Duft!
Und dann abends nach Sonnenuntergang der Sternenhimmel........, dazu muß man wissen, daß es dort in der Ecke, an der Grenze zu Ungarn und Slowenien, keine großen STädte gibt, und damals sowieso keine Reklamelichter, dieser Sternenhimmel war, (ist heute auch noch fast so) nur mit einem auf See zu vergleichen, einfach fantastisch und soowas von romantisch!
Es war ein rundum geborgen und eingebettet sein, das ist für mich Heimat! Später dann, können andere Orte mit diesem Ursprungsgefühl nicht mehr " mithalten ", und wenn man dann seinen eigenen Kindern
" Heimat " einrichtet, dann ist es zwar für die Kinder die Heimat, aber die eigene Heimat liegt woanders, meiner Kinder Heimat ist mein Zuhause!
Meine Güte noch mal, muß ich das aber auch kompliziert haben!

Edita
weserstern
weserstern
Mitglied

Re: Was geht euch bei dem Wort "Heimat" durch den Kopf?
geschrieben von weserstern
Ein sehr schönes Thema Luchs,

Heimat ist für mich aus dem Fenster zu schauen, all die vertrauten Dinge zu sehn, durch unsere Felder und Wiesen zu laufen .
Die Altstadt zu besuchen und dann die Plätze der Jugend, mit all den Erinnerungen im Kopf zu haben.

Heimat sind auch meine alten Freunde, dazu all die Geschichten und Erlebnisse der Jugend.

Heimat ist auch wieder ankommen, nach einer langen Fahrt und die sanften Hügel und das Wesertal sehen in der Abendsonne, bei der letzten Abfahrt von der Autobahn . Dann sagen wir uns.. ach hier ist es doch auch sehr schön, da muss man nicht immer in die weite Welt reisen.

So haben wir alle hier unseren Mittelpunkt gefunden, denn die alte Heimat meiner Mutter liegt weit entfernt, sie hat uns mit vielen, kleinen Geschichten über IHR Westpreußen berichtet, die Vertreibung und den langen Treck zu Fuß.
Doch hat sie auch diese kleine Gegend liebgewonnen, da sich die ganze Familie hier wieder treffen konnte, dank einem altem Freund der Familie.
So ist sie im Weserbergland gestrandet hat meinen Vater kennengelernt, der mit uns kleinen Kindern auf allen sonntäglichen Ausflügen allerhand Geschichten aus der ganzen Region berichten konnte.

Deshalb liebe ich so diese alten Freundschaften aus Kindertagen, die auch heute immer noch Bestand haben..

Ganz einfach vertraut... und Heimat.

weserstern

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