Innenpolitik Just-in-time-Produktion

freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: Just-in-time-Produktion
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf ingo vom 20.02.2021, 20:25:46
@ freddy-2015 und @ Moira: Nachtrag: VW verlangt übrigens, dass (Klein)Lieferanten mit VW's auf das Werksgelände fahren!
geschrieben von ingo
Hallo Ingo, ich habe für eine Firma gearbeitet die innerhalb von grossen Unternehmen die Warenversorgung logistisch abwickelte und dem Unternehmen Zeit und Geld ersparte.
Wir stellten Personal und Ware im C Teile Bereich und ersetzten Firmen eigenes Personal
im Lager und Einkaufsbereich. Wer heute zurück will, muss viel Geld investieren, denn die Räumlichkeiten sind ja nicht mehr vorhanden. Das kleine Ausgabebüro mit Minilager spiegelt
nicht das Standard Lager wieder wenn eine Firma langfristig selber planen muss.
Bei VW haben schon lange Fremdarbeiter ihre Finger drinn und alles fängt ja bei den Leiharbeitern an und hört bei eingesparten Einkäufern sowie Lagerräumen auf.
RE: Just-in-time-Produktion
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Dieses Prinzip "Just in time" kenne ich auch noch von vor 25 Jahren.
Teile vor Ort ? Never.
Kunden zahlen aber dafür mit ihren Wartungsverträgen.

Ich als Techniker habe im Fall von "System down"  sowieso Stress .
Besonders dann, wenn es eine Komponente ist, die mehrere Systeme "down hält".

Teilebeschaffung ist nur soweit mein Job, bis ich die Teile identifiziert habe.
Was dann kommt , spottet jeder nur möglichen Beschreibung.
Alle Lagerfuzzies zucken die Schultern, bis ich eine Direkttaxe vom Hersteller orderte.
Freitags nachmittags, weil eine Sekräterin vom Hersteller noch den Fehler machte,
das Telefon abzunehmen.

Der Kunde ist voll des Lobes.
Der Chef wischt sich den Schweiß von der Stirn.
Die Krümelk...er haben ein Highlight.
Es folgt, "wir sind zu teuer".

Wir sind aber nicht zu teuer, wir sind zu blöd.
Die "unteren level" retten das Ansehen,
statt es einmal knallen zu lassen.

So geht "just in time" und ich weiß, wovon ich rede.

aixois
aixois
Mitglied

RE: Just-in-time-Produktion
geschrieben von aixois
als Antwort auf ingo vom 20.02.2021, 15:22:05

Nennen wir die Dinge doch beim Namen : die Kosten der Lagerhaltung zahlt der Steuerzahler, mit allen Folgekosten (Umwelt, Staus, Unfälle, Menschenschäden ....). Quasi eine Enteignung mal andersherum, ganz ohne Entschädigung.

Dabei bestimmt der Privatunternehmer auch noch, wie die uns allen gehörende Bundesautobahn genutzt werden soll. In jedem Fall hat 'just in time' Vorrang, sonst würden die  Systeme eng getakteter Lieferketten  ja zusammenbrechen.  Und wer will schon einen Unternehmer ärgern, am Ende müssen wir womöglich auf unser neues Auto ein paar Tage länger warten ...

Vorbei sind die Zeiten, wo ein Unternehmen mindestens einen Gleissanschluss, Lagerhallen und ein eigenes Lagermanagement  brauchte. Ich erinnere mich an den Vorläufer von 'just in time': die Lagerhaltung in den (gemieteten) Güterwaggons, die auf dem Firmengelände auf ihre Entladung warteten. Da konnte es schon mal zu tagelangen Verspätungen oder Wintereinbrüchen kommen ohne dass einem gleich das Material ausging.

Problematisch waren und bleiben aber die Transporte mit dem Schiff, entweder es ist zu wenig oder zuviel oder Eis oder eine Havarie, da geht es ohne ein Minimum an Lagerhaltung (Öl, Baustoffe, usw.) dann doch nicht.


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pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Just-in-time-Produktion
geschrieben von pschroed

Interessant die verschiedenen Sichtweisen auf Just in time zu lesen.😉
Anfang der 90ziger wurde just in time im früheren Konzern  mit einer grossen Kampagne in Bezug der damals 1300 Mitarbeiter eingeführt.

Das Ziel waren von der Produktionslinie mit dem Gabelstapler oder Handtransporter das Produkt sofort in die bereitstehende LKW´s zu laden. Schnelligkeit und Null Fehler war die Devise,

Die Mitarbeiter wurden so trainiert, getestet, demtentsprechend gut bezahlt daß sie selbst für die Qualität korrekte Verladung, vorbereiteten Papiere der Fracht verantwortlich waren und wurden auch für einen negativen feedback von dem Kunden mit einbezogen.

Es war uns wichtig den Arbeitnehmer die Angst zu nehmen, nicht um eine Schuldigen zu suchen bei einer Reklamation, sondern um das System weiter zu verbessern  und  auszubauen was nur intern mit gut ausgebildeten sowie einem gesunden Verhalten der Mitarbeiter  möglich war.

Moderne Lieferketten müssen einandergreifen, Produktionsumstellungen können bei grossen Anlagen Tage in Anspruch stellen.

Schon Ausgang der 80ziger kam ein Fax oder ein Telefonanruf von irgendeinem Kunden welche dem Mitarbeiter in dem Kontrollraum der Produktionslinie fragte ob es möglich wäre, sofort 50 000 m2 oder mehr Film-Folie zu erhalten ?

Nach interner Absprache gab es meistens ein Ja, man mußte sicher stellen daß genügend Rohmaterialen Verpackung bzw. die Produktionsumstellung am Wochende oder sogar Nachts möglich war

Flexible Hersteller profitierten von sehr vielen Kunden auch ein höherer Preis wurde in diesen Situation meisten vom Käufer angenommen, ehe das Produkt bei den Endverbraucher landete.
Viele teuere starre interne Büro-Arbeiten fielen mit der Einführung von just in time weg.

Alte Analoge Kommunikationswege Wege wo heute ausser dem Transport die Software Programme erledigen.😉 Meine kleine Erfahrung mit just in time wo in vielen möglichen Facetten funktioniert, abhängig von der Art und Weise wie und was produziert wird.  Phil.

 

RE: Just-in-time-Produktion
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Resilienz und Just in Time schließen sich aus

„Solange alles gutgeht, scheint Just in Time ein Zaubermittel. Wenn es schiefgeht, führt es ins Desaster.“ 


Prof. Ronald Bogaschewsky von der Uni Würzburg bezieht im eingesetzten Link zu den 5 Thesen Stellung. 

These 1: Durch die Coronakrise wird sich der Trend hin zu globalen, weit verzweigten Wertschöpfungsketten nicht umkehren. 

These 2: Die Just-in-Time-Produktion bleibt alternativlos.

These 3: Kostensenkungen sowie Effizienzsteigerungen werden auch nach dieser Krise das Handeln in den Beschaffungsabteilungen der großen Produzenten bestimmen.

These 4: Die Investitionen in die Widerstandsfähigkeit von Lieferketten werden zunehmen.

These 5: Langfristig werden der Klimawandel beziehungsweise die weltweiten Klimaschutzziele einen deutlich größeren Einfluss auf die Gestaltung von Lieferketten haben als die Corona-Pandemie
.

Das trifft so etwa meine Gedanken, die mir zum Thema im Kopf herumschwirren...  Und wenn ich mir die japanische Entstehungsgeschichte von just in time vor Augen führe, resultierte sie aus einer total anderen Ausgangssituation als diejenige, welche bspw. bei uns im Land vorherrschte.
Wie auch immer, diese logistischen "Meisterleistungen" in Sachen Lieferketten haben über die Jahre hinweg Ausmaße angenommen, die nach meinem Dafürhalten nicht mehr tragfähig sind.  
freddy-2015
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RE: Just-in-time-Produktion
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.02.2021, 12:54:23
Wie auch immer, diese logistischen "Meisterleistungen" in Sachen Lieferketten haben über die Jahre hinweg Ausmaße angenommen, die nach meinem Dafürhalten nicht mehr tragfähig sind.  
Das wird sich bald ändern Moira, ich denke so in 10-20 Jahren.
Den Anfang macht das Nachtfahren, also eine Nutzung der Fahrzeuge 24 Stunden am Tag.
Was sollte das denn ändern.???
Alles, angefangen damit das der Verkehr und die Staus enzerrt werden.
Auch eine Autobahn Leitsteuerzentrale also ein Steuercomp. wird alles so einteilen,
wer wann los fährt um dann dort einzutreffen etc.
Das die Autos in 10 Jahren alle einen Comp. an Bord haben ist ja wohl vorstellbar, oder.???

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olga64
olga64
Mitglied

RE: Just-in-time-Produktion
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 22.02.2021, 09:08:00

Lieber Phil,

ich kenne das genau so mit Just-in-Time und wundere mich ein wenig darüber, dass eine jahrzehntelange, geübte Praxis hier nun zum Thema werden soll. Möchte man wirklich den Schritt zurück in eineVergangenheit gehen, die nicht so gut war, wie manche es vielleich im Gedächtnis haben?
In meiner früheren Firma kauften wir viele Rohstoffe (z.B. Sand, Zement, Gips  usw.) just-in-time. Die Anlieferung erfolgte in Silowagen; selbst hatten wir einige Lagersilos, in die die WAre dann reingekippt wurde, nachdem der LKW vorher über eine automatische Waage fuhr.
DAzu hatten wir auch schon lange automatische Hochregal-Lager; die Entnahmen erfolgten mit hochtechnisisierten Gabelstaplern; darauf sass ein Mitarbeiter, der digital die Entnahmen steuerte. Das hatte auch den grossen Vorteil, dass parallel der Bedarf an Neuware automatisch ermittelt wurde und die Meldung dann im Computer für die Beschaffungsabteilung abbildete.
Innerhalb des Betriebsgeländes hatten wir für den internen Transport einen fahrerlosen Lkw,der nach dem ähnlichen Prinzip die Bedarfsrohstoffe aufsammelte und in die Produktion fuhr.
All das diente der Fehlerminimierung; denn es ist nun mal so: wo Menschen arbeiten, geschehen auch Fehler. Früher dort beschäftigte z.B. Lagerarbeiter wurden, wenn sie dies wollen, geschult und konnten sukzessive andere, interessantere Jobs in der Firma erhalten (und auch mehr Geld verdienen). Olga

schorsch
schorsch
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RE: Just-in-time-Produktion
geschrieben von schorsch

 Just-in-time-Produktion ist so lange gut und recht, als sämtliche Zulieferer zur richtigen Zeit anliefern. Wenn aber ein Teil z.B. aus 50 Teilen besteht, der Betrieb selber aber nur die Hälfte herstellt, sind Verzögerungen der Endproduktion vorprogrammiert.

rose42
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RE: Just-in-time-Produktion
geschrieben von rose42
als Antwort auf olga64 vom 22.02.2021, 17:17:32

Wir haben bei MAN und BMW, beides München, jeweils eine Betriebsführung mitgemacht. Es war wirklich hochinteressant. Der Produktionsablauf funktionierte genau, wie Olga es beschrieben hat. Die Arbeiter waren bloß noch zur Überwachung da. Alle Abläufe waren zuvor von Ingenieuren einprogrammiert.
Ich bin ein begeisterter Technik-Fan.

pschroed
pschroed
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RE: Just-in-time-Produktion
geschrieben von pschroed
als Antwort auf olga64 vom 22.02.2021, 17:17:32

Liebe Olga.   @Rose42
Da gibt es kein zurück mehr.
Das war alles schon zu unserer Zeit sehr weit fortgeschritten, es ging ja nicht nur um die Reduzierung der Lager es wurden paralell sehr viele Arbeitstellen in Bezug der Verlagerung der Verantwortung bzw. Modernisierung von oben nach unten eingespart, was zusätzlich noch die Fixkosten senkte. 
Man schaue nur was ein VW bzw. BMW, Chemie Konzerne Mitarbeiter heute auf Schicht verdient, es ist wie Rose es beschreibt, fast alles wird über ein Mausklick gesteuert, umso mehr ist enormes Fachwissen gefragt, um die automatischen Abläufe genauesten zu verstehen, da ging auch manches besonders am Anfang der 2000 Jahre in die Hose.  😉
Phil.

Der DE Maschinenbauer Brückner war in dieser Zeit unser Lieferant, wo wir jahrelang mit ihnen zusammen arbeiteten. Da werden Erinnerungen wach  😉
1980 -1989

QUELLE https://www.brueckner-maschinenbau.com/de/Technologie-Innovationen#collapse-6033e30ba0f50_3
 

  • 1989 | Produktprogrammakquisition von Proctor und Schwartz Ltd.
  • 1988 | BOPET-Fabrik für Audio-/Videofolie
  • 1986 | Erste komplette Anlage für das simultane Strecken mit Pantograph System
               Weltweit erste 8-m-BOPP-Anlage
  • 1985 | Vierte Pilotanlage
  • 1984 | Einführung der SPS-Technik
  • 1980 | Erste Anlage mit automatischer Dickenprofilregelung

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