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Innenpolitik wider die gleichschaltung der presse

sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: wider der gleichschaltung der presse
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 29.01.2011, 16:11:28
ich hab die TAZ aboniert
geschrieben von gram


herzlichen glückwunsch...
ein weiterer unschlagbarer beweiß für die funktionalität unserer demokratie...
also gräme dich nicht.
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: wider der gleichschaltung der presse
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf sittingbull vom 29.01.2011, 16:53:31
Das hat mit demokratie insofern zu tun, daß ich in der DDR keine gelegenheit hatte auch andere presseorgane zu lesen.
Außerdem informiere ich mich anscheinend etwas allseitiger als viele hier, die nur die "gleichgeschaltete" presse lesen.
Das ist demokratie und individuelle information. Da kannste noch was lernen, soweit Du dazu willens bist.

carlos1
carlos1
Mitglied

Re: wider der gleichschaltung der presse
geschrieben von carlos1
als Antwort auf sittingbull vom 29.01.2011, 13:26:13
" ...natürlich können wir theoretisch alles lesen oder sehen.
aber eben nur theoretisch...
die wahrheit ist , dass z.b. in hamburg drei der vier großen tageszeitungen dem "springer-verlag" gehören...
in den tv-talkshows sitzen immer wieder die selben sogenannten "experten"...
die "großen" nachrichten-magazine "spiegel" und "focus" verhökern auch nur "neo-liberalen" unsinn.
...
jeder ansatz , den "kapitalismus" nicht als "alternativlos" zu sehen , wird geiergleich verfolgt...
damit bloß keiner auf dumme gedanken kommt." sittingbull


Selbst wenn alles gelesen werden kann, ist anzunehmen, dass das Verständnis gering, Geschichtskenntnisse etc. nicht vorhanden sind, vor allem nicht bei dem Schreiber sittingbull. Ich bezweifle, ob Marcuse und die Kritische Theorie hier je verstanden werden können. Hier versucht jemand den Erregungszustand der 68er nachzuempfinden. Zu unterstellen, dass es zum Kapitalismus keine Alternativen gäbe, um unausgesprochen zu suggerieren, dass es einen neuerlich empfohlenen Kommunismus geben sollte, den wir in der Vergangenheit als verunglückten DDR-Staatskapitalismus kennen lernten (Planwirtschaft von Lenin bei Hindenburg und Ludendorff im ersten Weltkrieg abgeguckt; Marx hat keine Hinweise hinterlassen wie Wirtschaftssysteme im Detail funktionieren sollten), das ist leider zu viel an Engstirnigkeit. Geistige Beschränktheit lässt Demokratie auch zur Farce werden.

Eine Auseinandersetzung mit dem "selten dämlichen Buch von Sarrazin" führt man auch nicht durch Beschimpfung.

Selbstverständlich kann jeder nicht nur in der Theorie lesen, was ihm am besten zusagt. Zu behaupten es herrsche hier Gleichschaltung ist Unsinn. Gleichschaltung herrschte im Hitlerreich und in der DDR, wie Sysiphus richtig herausstellte. Es gibt aber auch eine Selbstgleichschaltung, eine Verblendung, die Unfähigkeit oder den Unwillen kritisch (d. h. beurteilend) Fakten und Meinungen zu unterscheiden und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Es gibt keine Garantie dafür, dass breite Teile der Öffentlichkeit immer die richtige Meinung darüber haben werden, was gerecht, richtig, vernünftig und angemessen ist. Deshalb benötigen wir noch lange nicht eine Einheits-
lektüre. Die Vielfalt der Meinungen ist erforderlich.

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mradefeld
mradefeld
Mitglied

Re: wider der gleichschaltung der presse
geschrieben von mradefeld
als Antwort auf sittingbull vom 29.01.2011, 13:26:13
Das war aber mal wieder starker Tobak! Du willst doch nicht etwa behaupten, dass hier irgend jemand GEZWUNGEN wäre, sich aus den Medien nur EINES Konzerns zu bedienen. Allein im TV sind hier über 50 Sender empfangbar, an jedem Zeitungskiosk liegen weit über 20 verschiedene Tageszeitungen aus und dann haben wir auch noch das Internet.
Gleichgeschaltet sind die Medien in Diktaturen. Das ist systembedingt. Sonst wären sie es nicht. Und wenn sie das aufgeben, beschleunigt das nur ihren Untergang. In der Beziehung nahmen sich die beiden in Deutschland des 20.Jh. erlebten Diktaturen gegenseitig nicht viel.
Ich erinnere nur mal an die FDJ-Aktionen der Fünfzigerjahre gegen das Westfernsehen, als FDJ-Aktivisten den Leuten nachts die Antennen absägten. Das war echte GLEICHSCHALTUNG und Meinungsdiktatur!
Übrigens: Allein, dass diese "Nachdenkseiten" existieren, ist doch schon ein Ausdruck wirklich gelebter Meinungsvielfalt. Obwohl gerade denen selbst nicht unbedingt absolute Wertefreiheit zugestanden werden kann. Sie versuchen auch, die Meinung zu bestimmten Dingen zu beeinflussen, gerade das zu tun, was sie den anderen vorwerfen.
Re: wider der gleichschaltung der presse
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 29.01.2011, 14:49:18
"Halte Dich einfach an das, was gesagt wurde und dichte nicht immer noch etwas hinzu. Politisch steht die FAZ der Ausrichtung der Springer Presse sehr nahe. Allein darum ging es."
geschrieben von karl


Alles klar! Bin weg !

Ich sehe keine Gleichschaltung der Presse in der BRD - eher enorme Vielfalt, weil ich selbst erlebt habe, wie Gleichschaltung aussieht.
UND genau das war das Thema in diesem Thread : "wider der gleichschaltung der presse".



Urego
Urego
Mitglied

Re: wider der gleichschaltung der presse
geschrieben von Urego
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.01.2011, 09:24:49


@ Klaus

Es tut mir schon seit Tagen fast körperlich weh, wenn ich die Überschrift "wider der gleichschaltung der presse" des Threads lese.

Hättest Du, wenn Du den Titel nun schon in Fettschrift zitierst, nicht die grammatikalisch richtige Form "wider d i e Gleichschaltung der Presse" verwenden können? Vielleicht wäre dann ja jemandem etwas aufgefallen.


Urego


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Allegra
Allegra
Mitglied

Re: wider der gleichschaltung der presse
geschrieben von Allegra
als Antwort auf Urego vom 30.01.2011, 10:15:55
Wie schön, daß Du es angesprochen hast, Urego, dachte schon, mein Hirn hätte sich in andere Falten gelegt.
Ich schlage für alle Fälle auch noch die vereinfachte Version:
"gegen die Gleichschaltung der Presse" vor.

Sonntägliche Grüße
Allegra
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: wider die gleichschaltung der presse
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.01.2011, 14:15:25
Alle gehören zu den 10 auflagenstärksten Presseerzeugnissen.
Hier gibt es nun wirklich keine regierungstreue Berichterstattung.

(Sorry, ich wähle das mal zum Einstieg, soll aber nicht gegen dich gerichtet sein. Ich muß das aber so schreiben, um nicht wieder den Zorn einiger Mitgliedern auf mich zu ziehen )

Ganz so ist es nicht. Es gibt ein Nachrichtenportal/eine Nachrichtensuchmaschine in der sich jede daran interessierende Online-Zeitung/Zeitschrift und jeder Blog eintragen kann und von dem dann die RSS-Feeds konzentriert zusammengestellt werden. Dieses Portal heißt http://www.wikio.de Dort kann man diese gleich lautenden Formulierungen sehr wohl beobachten. Das geht soweit, das territorial weit voneinander entfernte Presseerzeugnisse sogar die Überschriften 1zu1 übernehmen. Das trifft besonders auf die Zeitungen zu, die zum Springerkonzern gehören. Welche das sind kann in BILD-Familie nachgelesen werden.

Keine regierungstreue Berichterstattung? Mein Gott, wie Weltfremd. Ist dir in den letzten Tagen das Gehabe des Springerhauses in Bezug auf die letzten Bundeswehr-Skandale und Guttenberg entgangen? Aber immerhin ist die Presse die vierte Gewalt im Staat und ich finde es toll, wenn die Bild wiedermal im Namen ihrer verbliebenen 2,9 Mio Leser fordert oder auch nur im Namen einer Redaktion ....

Es ist auch nicht unüblich, das Volontäre einen Artikel nach einer "Fremdvorlage" neu schreiben und oder bis zur Unkenntlichkeit zusammen kürzen, wobei dabei noch größerer Unfug heraus kommt. Das versteht dann dieses seltsame Presseerzeugnis als Qualitätsjournalismus und schreit lautstark nach Urheberrechtsschutz. Dies können wir beim BildBlog.de sehr gut beobachten. Ich erinnere in dem Zusammenhang auch an Bezahl-Apps von der Springer-Familie, enthalte mich aber einer Meinung zu den Abonnenten.

Zu einer tatsächlich freien Presse gehört auch ein demokratisches Umfeld. Dazu haben sich das Wissenschaftszentrum Berlin und der Uni Zürich nach einem gemeinsamen Projekt geäußert: Demokratie-Barometer Dort lesen wir nichts über Deutschland. Dessen Platzierung können wir auf einer Liste aus Luxemburg nachlesen: Demokratiebarometer Luxemburg auf Platz 8 Man kann davon halten was man will. Mich stimmte das sehr nachdenklich, auch das die deutsche Presse darüber kein Wort verliert. Lediglich ein Blog aus Österreich äußerte sich dazu mit: Wer im Glashaus sitzt

Bei Wikio sind also nicht nur Presseerzeugnisse gelistet, sondern auch Blogs unabhängiger Journalisten. Diese sind oft lesenswerter als die Presse und besser recherchiert. Sie unterscheiden sich wesentlich von den offiziellen Verlautbarungen. Versucht es selbst einmal.

Der Diskussion um den Begriff "Gleichschaltung der Presse" kann ich übrigens nicht folgen. Sie widerspricht meiner Erfahrung und hat nicht das Geringste mit dem Anliegen des TO zu tun. Wer mit dem ThreadOpener einen persönlichen Streit austragen möchte, sollte dies eben auch privat tun und dazu die PNs nutzen. Auch dazu sind sie gedacht.

Dies ist meine persönliche Meinung.
Karl
Karl
Administrator

Re: wider die gleichschaltung der presse
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.01.2011, 11:47:52
Danke für den Link, hinterwäldler. Ich fand das jetzt sehr lesenswert:
Ein sogenanntes Demokratiebarometer der Universität Zürich und des Wissenschaftszentrums Berlin zeigt die 30 besten Demokratien der Welt. Luxemburg liegt an achter Stelle, Deutschland auf Platz 11.

Die höchste Demokratiequalität haben dem Barometer zufolge Dänemark, Finnland und Belgien. Die niedrigste in Grossbritannien, Frankreich, Polen, Südafrika und Costa Rica. Das Barometer zeigt auch, dass von einer Krise der Demokratie nicht die Rede sein kann.

Wie gut ein Land die drei Prinzipien Freiheit, Gleichheit und Kontrolle und die neun grundlegenden Funktionen der Demokratie erfüllt, misst das Demokratiebarometer mit 100 empirischen Indikatoren.
geschrieben von Hinterwaeldlers Quelle
Bemerkenswert aber auch der Satz; "Das Barometer zeigt auch, dass von einer Krise der Demokratie nicht die Rede sein kann."


Karl
adam
adam
Mitglied

Re: wider der gleichschaltung der presse
geschrieben von adam
als Antwort auf sittingbull vom 28.01.2011, 14:30:33
ich möchte hier nur kurz und zum wiederholten male
auf die "nachdenkseiten" von albrecht müller hinweisen.
absolute pflichtlektüre für alle , die sich nicht auf
den gleichgeschalteten medienquark von springer , spiegel , burda und bertelsmann...
ob im print oder im tv...verlassen möchten.

www.nachdenkseiten.de


@sittingbull,

ich möchte hier nur kurz und zum wiederholten Male auf die Demokratie in der Bundesrepublik hinweisen. Eine absolute Pflichtlektüre gibt es nicht, sie ist nach der garantierten, freien Meinungsbildung verboten und das ist gut so, denn Pflichtlektüre führt nur zu gleichgeschaltetem Medienquark einerseits und zu Bücherverbrennungen andererseits.

Diese Erinnerung soll Dein Nachdenken anregen. Glaubet Du wirklich, ich nehme im Jahr 2011 diesen kämpferischen Spätsechzigerjahrequark aus dem vergangenen Jahrhundert ernst? Die "Nachdenkseiten" sind eine interessante, lesenswerte Lektüre, aber schon der Titel polarisiert die Leserschaft in solche, die nachdenken und solche, die es nicht tun. Das ist abträglich für das Geschäft, es schreckt ab. So werden die Nachdenkseiten an der Meinungsbildung keinen größeren Anteil bekommen.

Auch die Medien vertreten Interessen, die hinter der Politik stecken. Es geht um Macht. Wer immer noch glaubt, daß politisches Machtstreben, gleich welcher politischen Couleur, eine idealisierte Gerechtigkeit zum Ziel hat, hat das menschliche Wesen, nach allen Erfahrungen aus der Geschichte, immer noch nicht begriffen und Demokratie nicht kapiert.

In der Kürze liegt die Würze: Demokratie kappt lediglich die Auswüchse menschlichen Handelns durch die Festlegung der Grundregeln, auch Grundrechte genannt. Innerhalb dieser Bandbreiten ist alles erlaubt. Dabei reagiert die Demokratie, sie agiert nicht. So wird gewährleistet, daß eine Mehrheit Gleichgesinnter friedlich das Gesamte voran bringt, manchmal auch in Sackgassen, aber daraus kann sie eine andere Mehrheit wieder befreien. Einige Grundsätze der Demokratie könnte man auch so ausdrücken:

- Ich bin die demokratische Verfassung, die Dich aus der Diktatur befreit hat -
- Du sollst mir keine Ideologien gleichsetzen -
- Du sollst keine Ideologien idealisieren und sie nicht darstellen als etwas, was sie nicht sein können -
- Du sollst mich nicht mißbrauchen, denn ich werde es bestrafen -
- Du sollst die Erfahrung ehren -
- Du sollst nicht töten -
- Du sollst nicht stehlen -
- Du sollst nicht zum Nachteil anderer Lügen -
- Du sollst das Eigentum anderer bewahren -

Hm, kommt mir bekannt vor. Demokratie scheint altbekannte Regeln zu haben. Da hat jemand schon vor langer Zeit das menschliche Wesen erkannt, es knallhart in ethische Bande gezwungen, die eine friedliche Gesellschaft ermöglichen. Von einer "gesellschaftlichen" Gerechtigkeit ist da keine Rede, wohl weil bekannt war, daß es diese Gerechtigkeit nicht gibt. Sie ist standpunktbezogen und beinhaltet Unterdrückung. Sie anzustreben bringt nur Gewalt.

Also von wegen Pflichtlektüre. Auch die Springermedien unterliegen keinem Pflichtkonsum. Es gibt in der Demokratie lediglich die Verpflichtung des Grundgesetzes darauf zu achten, daß es bei der Meinungsbildung keine Pflicht gibt. Wer andere zum Konsum seiner Meinung zwingen will, macht lediglich deutlich, daß er unfähig ist, sich auf friedliche Weise zu artikulieren, er seine Meinung nicht verfassungskonform mehrheitsfähig machen kann.

Da ich die Nachdenkseiten für durchaus empfehlenswert halte, unten nochmal der Link.

--

adam

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