Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Wo ist die Exit-Strategie?

Innenpolitik Wo ist die Exit-Strategie?

olga64
olga64
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RE: Wo ist die Exit-Strategie?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Via vom 17.04.2020, 17:15:18

So ist es Via und so wünsche ich Ihnen das, solange Sie dort sind in dieser schönen Gegend.
Ich unterhielt mich kürzlich mit meinem Nachbarn darüber, der ebenfalls (wie auch ich) die deutschen Zahlen versucht, zu analysieren. Demzufolge bekommen die allermeisten von uns diese Krankheit nicht - aber für den, zumal im höheren Alter, der sie bekommt, ist es vermutlich ein Drama auch deshalb, weil wir seit Wochen gierig in uns aufsaugen, was Virologen, Epidemiologen, Mediziner dann berichten, wenn sie z.B. in Talkshows von "gierigen" Moderatoren getrieben werden, es zu tun. Olga

carlos1
carlos1
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RE: Wo ist die Exit-Strategie?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf olga64 vom 17.04.2020, 15:50:02
"Ein wichtiger Punkt ist aber die Reproduktionszahl, die aussagt, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. Die soll jetzt laut RKI bei etwas unter 1 liegen." olga

" Auch glaube ich nicht an ein ominöses Hoffnungsdatum 31.8.20 - für mich gilt,dass die Pandemie erst richtig eingedämmt ist, wenn es einen Impfstoff plus wirksame Medikamente gibt und dies nicht nur für Deutschland, sondern weltweit für mindestens 7 Milliarden Menschen.


Wir sollten uns keinen Illusionen hingeben: Das Coronavirus ist gekommen, um zu bleiben. Exitstrategie kann nicht heißen, dass es einen Zustand geben kann, in dem das Virus verschwindet und alles wird wie vorher auch. Diese Krise wird uns verändern.

In einer seit langer Zeit globalisierten Welt ist es erstaunlich, wie mit existierenden Epidemiendurch Viren in Europa und Nordamerika umgegangen wird. Sie sind weit weg und das Vertrauen in unsere Medizintechik ist so groß, dass wir Warnungen überhörten. Im Unterschied zu Taiwan, Südkorea etwa haben wir auch in Dtld nicht schnell genug gehandelt, nicht präventiv Maßnahmen eingeleitet, als die ersten Infektionen in Wuhan gemeldet wurden. Gamz anders als etwa Taiwan, wo die ersten Maßnahmen zur eindämmung anliefen, ehe überhaupt ein Infizierter feststellbar war. In Island und Norwegen war Alarmstufe 1, als infizierte Skifahrer aus Österreich heimkehrten. Die Warnungen in Richtung Österreich gingen zunächst ins Leere. Die Behörden sahen keinen Anlss die  Après-Skiparties zu stoppen. Eine Woche dauerte es, bis Vernunft einkehrte. Ende März wollten Kletterkünstlerinnen aus dem Bekanntenkreis trotz Warnungen noch nach Südtirol zum Bergsteigen etc . Die Region Mittlerer Neckar wurde durch Skifahrerund Urlauber  in ÖSt und It flächendeckend infiziert. Deren Kinder verbreiteten das Virus in den Schulen. das war die erste Welle:,also überwiegend junge Infizierte. Ganze Flugzeugladungen von Chinesen landeten weiterhin völlig unkntrolliert in Stuttgart.und viele von ihnen wunderten sich über die deutsche Sorglosigkeit. Das konnte man in der Zeitung lesen. China war weit weg.

Am 6. März war ich zur Behandlung in einer Stuttgarter Augenklinik. Ca 40 Leute eng gepackt in einem Raum. Eine Frau machte sich über eine Maskenträgerin unter dem Personal lustig. Am 8.4. erneuter Termin. Diesmal strenge Kontrolle, Fiebermessung, Auskünfte über Gesundheitszustand, Reiseverhalten, Bestätigung mit Unterschrift. Security überwacht den Ablauf der Überrprüfung. Der Warteraum bis auf einen Patienten leer. Keine fremden Personen durften die Klinik betreten. Auf der Heimfahrt mit dem Taxi ein Anruf für den Fahrer, Chef des Taxiunternehmen:Todesfall in Familie eines Mitarbeiters. Coronafall. Junger Mann tot. Von 7 Fahrzeugen des Unternehmens fährt noch eines. Keine Kunden mehr. Die Grippewelle, mit verursacht durch Faschingsveranstaltungen, traf zusammen mit der neuen Coronawelle. Der Zeitpunkt schnell zu handeln wurde verpasst.

Wer über eine Exitstrategie spricht, sollte sich darüber klar sein, dass jederzeit eine Pandemie mit neuem Erreger wieder ausbrechen oder ein bekanntes Virus sich ähnlich  ausbreiten kann. Es gibt dazu viele Beispiele. Das neue Coronavirus ist gekommen, um zu bleiben.

Exitstrategie und Eindämmung des Coronavirus gehören zusammen. Es ging zunächst einmal darum die steil ansteigende Kurve der Erkrankungen (flattening the curve) abflachen zu lassen, um das Gesundhetissystem nichht zu überfordern. Das scheint jetzt zu gelingen. Im Fall Taiwans brauchte man keine Abflachung der Kurve, weil es nur kleine Zacken gab. Trotzdem steht Dtld mit seinen Maßnahmen gut da im Vergleich mit anderen Nationen, vor allem weil die Sterblichkeit relativ niedrig ist. Sie wird aber jetzt steigen, weil die Infektionen vor allem alte Mensch  nbetreffen und nicht junge und solche mittleren Alters wie bisher.

Im Grunde hat die Regierung jetzt mit ihren wissenschaftlichen Beratern durch die Einführung des Reproduktionsfaktors R (englisch: Rt) eine neue Strategie verkündet. Die Methodik wurde in Singapur und Taiwan bereits getestet. Die Zahl der Neuinfizierten durch einen Kranken sollte statistisch dabei auf keinen Fall über 1,0 steigen, er sollte also auf keinen Fall mehr als einen weiteren Menschen infizieren. Wenn der Wert  Rt gegen Null strebt, geht das Infektionsrisiko zurück. Das ist keine Exitstrategie, sondern dient der Eindämmung der Viruskrankheit, bis ein Impfstoff oder ein Medikament gefunden wird.

Es gibt viele Meldungen über neue (bereits verwendete) Medikamente. Für Ebola verwendete man erfolgreich Remdesivir, das relativgut gegen den erreger bei Ebola wirkt. Neueste Medlungen bestätigen, dass es auch bei Corona wirksam ist. Versuche laufen. Der erste Inpfstoff wird in Dtld erprobt.

Ich bin sehr froh darüber ,dass Städte wie Jena und jetzt auch Sulz am Neckar eine Maskenpflicht obligatorisch machen. Alltagsmasken schützen den Träger nicht gut, aber sie schützen andere davor durch Infizierte angesteckt zu werden. Herr Ramelow hat darauf hingewiesen, dass das was in asiatischen Ländern bei Epidemien üblich ist, von uns doch übernommen werden sollte. Meine Frau und ich tragen Maske.

c



 
schorsch
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RE: Wo ist die Exit-Strategie?
geschrieben von schorsch

Heute Morgen in den Radio-Nachrichten gehört: Ein gewisser Regierender eines südamerikanischen Staates soll gesagt haben, diese Pandemie habe auch etwas Gutes: es habe den Armen zu einem bessere Leben verholfen. Ich denke, er meinte wohl das Jenseits. Und da das Virus ja wohl gerade die Ärmsten treffen wird, also am meisten von ihnen sterben werden, hat er makaber-weise sogar irgendwie recht. Denn würden die Armen alle ausgerottet durch das Virus, wäre die Armut gleich Null!


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JuergenS
JuergenS
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RE: Wo ist die Exit-Strategie?
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf wandersmann vom 17.04.2020, 16:53:59
Ich finde es viel interessanter darüber nachzudenken, wieso Spahn und Gefolge nach Besichtigung der Klinik so fröhlich unbesorgt waren. "Das kann ja mal passieren!" im Bereich der  "Horrorszenarien" ???

Manchmal zweifle ich an meinem Verstand ...
Musst Du nicht.
Vielleicht sind die alle schon immun?

Aufzug.jpg
Der Gerechtigkeit halber möchte ich nachtragen, dass Spahn gestern über sein Missgeschick gesprochen hat, kurz und in seiner Art.

Ich persönlich stelle fest, dass, wenn ich schon mal draussen bin, viel Menschen ihre Erleichterung zeigen, indem sie:

1.in größerer Anzahl unterwegs sind

2.manche den Meterstab vergessen haben

3.die Überängstlichen den Abstand auf 3 meter erhöht haben, dazu keine Kritik von mir.

Man wird sehen, ob es weiterhin gut geht, aber nun melden sich vor allem alle, die mit Geldverdienen und ihren kaputten oder gefährdeten Arbeitsplätzen zu tun haben, das ist eine Riesensorge, die die Entscheider in viele Schwierigkeiten bringt, weil es auch um Gerechtigkeit und Ausgewogenheit geht, der Kreis grüßt das Quadrat. 
JuergenS
JuergenS
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RE: Wo ist die Exit-Strategie?
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf schorsch vom 18.04.2020, 09:29:47

auch der Zynismus feiert derzeit fröhliche Urständ.

Aber kommt nicht jede Art von Humor derzeit als Zynismus rüber, solange man keine Medikamente und Impfstoff gegen c19 hat?

Mareike
Mareike
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RE: Wo ist die Exit-Strategie?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf JuergenS vom 18.04.2020, 09:35:15
Man wird sehen, ob es weiterhin gut geht, aber nun melden sich vor allem alle, die mit Geldverdienen und ihren kaputten oder gefährdeten Arbeitsplätzen zu tun haben, das ist eine Riesensorge, die die Entscheider in viele Schwierigkeiten bringt, weil es auch um Gerechtigkeit und Ausgewogenheit geht, der Kreis grüßt das Quadrat. 
Es wird sich rausstellen, das in einem Kraftakt innerhalb weniger Tage ein Finanzierungsprogramm an den Start gebracht wurde, besser wohl versprochen wurde, welches nicht funktioniert.

Nun heißt es, dass Unklarheiten beseitigt werden, und Auslegungsfragen geklärt.

Im März war von einem 500 Milliarden Programm die Rede.

Man darf gespannt sein ..

"Das Notwendige wird getan. Wir sind gut aufgestellt."

 

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Karl
Karl
Administrator

RE: Wo ist die Exit-Strategie?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Mareike vom 18.04.2020, 10:12:40

Ich werde derzeit wieder etwas pessimistischer, wenn ich mir das Verhalten einiger und die neuesten Zahlen anschaue.

Neu in die Statistik aufgenommen habe ich diese Daten, die die Todesursachen in den USA in der Woche vom 6. - 12. April erfassen:

Hier ist der Link zum Artikel vom 16.4.2020: "Covid-19 is rapidly becoming America’s leading cause of death".  (der Artikel liegt leider hinter einer Bezahlschranke).

Das Ergebnis ist jedoch in dieser Grafik (Bildschirmfoto aus der Washington Post) sehr gut veranschaulicht.

Screenshot 2020-04-17 19.24.11.png
Leider ist zu erwarten, wenn man die Gesamtlage in den USA betrachtet, dass Covid-19 inzwischen auch die Herz-Kreislauftodesursachen bereits "überholt" hat. Ich hoffe sehr, dass wir vor einer ähnlichen Lawine verschont bleiben.

Diese Grafik zeigt auch, dass die ständig wiederholte Behauptung, Covid-19 sei doch "nur" eine Grippe mit Lungenentzündung (Flu, pneumonia) falsch ist. Covid-19 ist viel tödlicher.

Karl

pschroed
pschroed
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RE: Wo ist die Exit-Strategie?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Karl vom 18.04.2020, 10:20:51

Irgendwie kommen mir die Zahlen von China befremdlich vor, ob das so stimmt ?
Es wird eine sehr grosse Herausforderung werden, mit sehr viel Disziplin von uns allen, sonst könnte es schnell zu einem zweiten teueren Shutdown kommen.
 Phil,

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Wo ist die Exit-Strategie?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Karl vom 18.04.2020, 10:20:51

Ganz verstehe ich diese Grafik nicht, denn bei den Covid-19 sind doch all die Vorerkrankungen mit drin, denn es trifft doch am ehesten die Vorerkrankten ???
Ich möchte die Gefährlichkeit von diesem Virus auch nicht kleinreden.
Es bleibt dennoch die Frage, welche Maßnahmen sinnvoll und zielführend sind.
Vor allem dürfen wir nicht übersehen, dass die jetzigen Schutzmaßnahmen für die Ärmsten eher das Gegenteil bewirken.

Karl
Karl
Administrator

RE: Wo ist die Exit-Strategie?
geschrieben von Karl
als Antwort auf pschroed vom 18.04.2020, 10:25:02

@pschroed,

ich höre sehr viel Kritik an den Daten Chinas. Man misstraut ihnen vor allem aus politischen Gründen. Ihr Shutdown von Hubai war aber komplett und m. E. sieht man daran, was solche Maßnahmen bei einer ansteckenden Krankheit bringen. Diktaturen mögen es leichter haben in diesem Fall, aber ich lebe trotzdem lieber hier bei uns und vertraue auf die Vernunft der Mehrheit der Menschen.

Karl


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